Interlog - Gespräche

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Eine Uhr an der Wand tickte. Langsam bewegten sich ihre mindestens zehn Zeiger in unterschiedlicher Richtung über das Ziffernblatt. Sie war zeitweilen das einzige Geräusch, das den Raum von totaler Stille trennte. Erhellt wurde er von einer Lampe, die ohne sichtbare Befestigung unter der Decke schwebte. Sie beleuchtete einen großen Schreibtisch, auf dem sich Papiere, Ordner und Kartons stapelten. Ein Mann saß dahinter auf einem Stuhl, spähte müde in seine fast leere Kaffeetasse und seufzte leise. Er ließ seinen Blick über das Chaos auf dem Schreibtisch schweifen. Lustlos schob er ein paar Papiere aufeinander, bevor er sie in einen dünnen, grauen Ordner abheftete. Auf einmal fiel sein Blick jedoch auf ein Heft, das unter den Dokumenten zum Vorschein gekommen war. Auf seinem Titelblatt waren kreuzworträtselartige Gitter zu sehen, wobei die Felder in unregelmäßigen Abständen ihre Plätze tauschten und sich somit immer wieder neu anordneten. Über ihnen prangte in schnörkeligen Buchstaben die Aufschrift Clearwater's Original – Neue knifflige Sprungfeld-Gitterrätsel. Zufrieden nahm der Mann das Heft in die Hand und ließ sich damit wieder in seinen Stuhl zurücksinken.

Doch kaum hatte er ein paar Felder ausgefüllt, klopfte es an der Tür. Es war kein lautes Klopfen, aber der schnelle Rhythmus, in dem es ausgeführt wurde, zeigte, dass es etwas Bedeutsames ankündigte. Nicht ohne seinem Rätselheft noch einen wehmütigen Blick zuzuwerfen, ließ er es in einer Schublade des Schreibtischs verschwinden, richtete seinen Hemdkragen ordentlich und sah mit aufmerksamem Blick zur Tür.
»Herein!«, sprach er dann mit gebieterischer Stimme.

Der Mann, der in der Tür erschien war nicht weniger vornehm gekleidet, als der hinter dem Schreibtisch. Unter seinem himmelblauen Umhang trug er ein weißes Hemd, seine lockigen Haare waren ordentlich zur Seite gerichtet.
»Arnold Goltig, guten Abend«, stellte er sich eilig vor und trat vor den Schreibtisch, um dem Mann dahinter die Hand zu reichen.

»Ja, Stefan Röhler, Nachtbesetzung im Sekretariat des deutschen Zaubereiministeriums und, ja, Ansprechpartner für dringende Angelegenheiten«, stellte dieser sich förmlich vor. »Ich begrüße Sie.«
Dabei versetzte er der Schublade, in der er eben in der Eile das Rätselheft hatte verschwinden lassen, einen unauffälligen Schubs, sodass sie sich langsam schloss und das Magazin in ihrem Inneren versteckt hielt.

»Da bin ich hier vollkommen richtig«, erwiderte der andere mit einem höflichen Lächeln. »In der Tat ist meine Angelegenheit so dringend, dass ich Sie bitten würde, mir einen Gesprächsraum zur Verfügung zur stellen. Außerdem wäre es gut, wenn Sie mir bei ein paar Kontakten helfen könnten. Bitte verzeihen Sie, falls ich zu fordernd klinge. Die letzten Stunden haben mich zu sehr mitgenommen, um jeden meiner Sätze auf die Koboldwaage zu legen.«

Wie zum Beweis zog er seinen linken Umhangärmel nach oben, womit er eine fleischige Verletzung offenbarte. Der andere betrachtete seinen Gast etwas skeptisch.
»Das kann ich bestimmt einrichten, ja«, meinte er dann. »Aber ja, gestatten Sie mir die Frage, worum genau geht es überhaupt?«

Der andere zog den Ärmel seines himmelblauen Umhangs wieder nach vorne. Er seufzte tief, setzte schließlich aber ein Lächeln auf.
»Es geht um Pettigrew. Die Welt muss informiert werden.«

Stefan Röhler kratzte sich verwundert am Kinn, warf einen suchenden Blick zu seinen Dokumenten und sah dann wieder zu seinem Gast.
»Also ja, darüber wurden wir tatsächlich schon informiert. Alexander Pettigrew hat ein Erkling-Lager in Sachsen gefunden, ja genau. Ja, es ist wirklich toll, was dieser Mann hier leistet. Erst die Sache mit dem Schlangenauge, jetzt das hier, ja...«

Nun war es der Mann im himmelblauen Umhang, der seinen Gesprächspartner verwundert ansah.
»Es geht um Titus Pettigrew«, antwortete er dann.

Der Name wirkte wie ein Schockzauber. Das eben noch freundlich lächelnde Gesicht Röhlers verfinsterte sich.
»Titus Pettigrew?«, wiederholte er dann. »Ja, ich verstehe. Wir sollten vielleicht wirklich ein Gespräch einberufen, ja.«

Mit einem leisen Geräusch erschien vor dem hölzernen Zaun eines weiträumigen Grundstücks ein älterer Herr. Er war in einen vornehmen Anzug gekleidet, wobei eine Hälfe im Mondlicht grün leuchtete und die andere trotz eines Lichts, das der Mann nun erscheinen ließ, schwarz blieb. Konzentriert hielt er seinen Zauberstab an eine der Holzlatten und murmelte ein paar leise Worte. Im nächsten Augenblick löste sich das Teil vom Zaun. Es schwebte einen Moment lang in die Luft und faltete sich dort so oft auseinander bis es sich zu einem Stuhl geformt hatte. In dieser Gestalt kam es wieder zu Boden und blieb einladend vor dem Herrn stehen.

Das Licht seines Stabs offenbarte ein Schmunzeln auf seinem Gesicht. Ruhig nahm er auf dem hölzernen Gegenstand Platz. Sobald seine Hände die Lehnen berührten, erhob sich der Stuhl erneut in die Lüfte und beförderte den Mann so durch den Garten. Zum Stehen kam er erst vor der Tür eines großen, villenartigen Hauses. Rechts der Tür waren einige Tasten angebracht und erinnerten an einen Zahlencode der Muggel. Allerdings waren die kleinen Knöpfe in unterschiedlichen Abständen voneinander angebracht und zeigten statt Ziffern außergewöhnliche Runenzeichen. Auf der linken Seite der Tür wucherte ein efeuartiges Gewächs von oben herunter, dessen längste Triebe so weit nach unten reichten, dass sie den Boden knapp berührten. Mit den Händen auf den Lehnen abgestützt stand der Mann auf und fuhr sich einmal durch die kurzen Haare. Während er den Eingangsbereich des Hauses betrachtete, flog der Stuhl zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.

Der Mann zückte unterdessen wieder seinen Zauberstab und tippte damit auf einige der Tasten auf der Hauswand und sprach dann einen Zauber. Augenblicklich trat roter Rauch aus den Knöpfen und erweckte den Eindruck, sie würden gleich brennend auf den Gast stürzen. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen schwächte die Reaktion langsam ab, bis irgendwann nur noch kleine graue Wölkchen die Spalten zwischen den Tasten verließen.

Der Mann murmelte etwas Unverständliches und richtete die grüne Seite seines Umhangs zurecht bevor er sich erneut an den Knöpfen versuchte. Die Falten auf seiner Stirn und der nachdenkliche Blick zeigten seine Konzentration.
Dennoch trat die gleiche Reaktion auf wie beim ersten Versuch, diesmal sprühten dazu noch kleine Funken zwischen den Tasten hervor.

»Er muss die Kombination geändert haben«, flüsterte der Mann und strich mit seiner Hand über die Hauswand, fast schon, als wollte er sie beruhigen, so wie einen ärgerlichen Hippogreif. Als sich allerdings in diesem Moment ein Fenster im zweiten Stock öffnete und zeitgleich einige Lichter an der Außenfassade aufleuchteten, zog er die Hand schnell wieder zurück. Aus dem Fenster sah der Kopf eines Mannes, dessen Frisur mutmaßen ließ, dass er bis gerade eben noch im Bett gelegen hatte. Seine Haare fielen ungleichmäßig auf die relativ schmale Stirn. Auch seine Augen waren nur halb geöffnet. Dennoch lag in seiner Stimme Klarheit, die manch ein anderer selbst an seinen besten Stunden nicht an den Tag brachte.
»Guten Abend dort unten. Wer ist... Georg, bist du es?«

»Ja ich bin es, Günther. Ich entschuldige mich in höchster Form, dich zu dieser Nachtzeit zu stören, aber die aktuellen Umstände haben mir keine Alternative gelassen. Nur muss ich vergessen haben, wie die Kombination deines Türschlosses war.«

Ein Schmunzeln trat auf das Gesicht des Mannes im Fenster.
»Und dabei hast du mir doch gestern erst eine Nachricht zukommen lassen, dass du die neue bereits auswendig gelernt hättest«, erwiderte er lachend, während er seinen Arm mitsamt Zauberstab aus dem Fenster hielt und mit schwungvollen Bewegungen auf die Tür richtete.

Im nächsten Moment glühten die Tasten grün auf und der Efeu links der Tür rollte sich nach oben. Dort wo eben noch die Kletterpflanze gewesen war, entstand nun eine Öffnung in der Wand, die schließlich auf Menschengröße heranwuchs. Die Tür neben dem neu entstandenen Eingang veränderte sich kein Stück.

Der Besucher trat ein. Doch statt eines staunenden Blickes zierte eine Sorgenfalte sein Gesicht, während er im Haus verschwand. Hinter ihm schloss sich die Mauer und selbst der Efeu fiel wie ein Wandteppich herunter, als alle Steine wieder ihren Platz eingenommen hatten. Nichts deutete mehr daraufhin, dass hinter diesen Steinen vor wenigen Sekunden ein Mann verschwunden war.

Kurz darauf trafen sich Günther Haas und Georg Tuplantis im weiträumigen Wohnzimmer des vornehmen Hauses. Der unfreiwillige Gastgeber musste sich auf dem Weg seines Äußeren erbarmt haben, denn seine Haare waren mittlerweile ordentlich hergerichtet und sein Gesicht von Falten befreit. Zudem trug er ein einfarbig graues Hemd, mit dem er wohl kaum im Bett gelegen hatte. Einige Getränkekannen und -flaschen schwebten auf den Tisch, während die Männer Platz nahmen.

»Als wäre mein schlechtes Gewissen nicht schon groß genug, weil ich dich mitten in der Nacht aufsuche, deckst du auch noch den Tisch für mich, als wäre ich der Zaubereiminister von Amerika«, meinte Herr Tuplantis schmunzelnd und betrachtete die verschiedenen Getränke.

»Ich versichere dir, dass ich dich bei weitem lieber als Gast habe als Herrn Quohag und da ist es eine Kleinigkeit, meinen überschaubaren Vorrat zu Tisch zu bringen«, erwiderte Herr Haas. »Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass du allein der Getränke wegen zu mir gekommen bist. Was führt dich zu mir, so spät in der Nacht?«

»Sagen wir mal, die Ereignisse an meiner Schule haben sich in den letzten Wochen überschlagen«, antwortete der andere. »Ein Schüler ist gestorben. Und mich hat seit geraumer Zeit weder ein Brief von dir erreicht, noch habe ich irgendeine Ahnung, was ich dir geschrieben habe.«

Ein Schatten legte sich über das Gesicht seines Gesprächspartners.
»Der Tod deines Schülers ist höchst bedauernswert. In seinem Alter hatte man noch nicht genug vom Leben um die Erde bereits zu verlassen. Ich wünsche mir sehnlichst eine Welt, in der solche Traurigkeiten nicht mehr passieren. Aber um ehrlich zu sein verstehe von dem Rest ungefähr so viel, als hättest du es in Koboldgack gesagt. Wie kannst du keinen Brief von mit erhalten haben, wo du mir doch geantwortet hast?«

Herr Tuplantis blinzelte einmal, um dem Mann auf der anderen Seite des Tisches danach tief in die Augen zu sehen. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Weil er noch nach einer Antwort suchte oder ob er Herrn Haas Zeit zum Überlegen lassen wollte, konnte man nicht sagen.

»Unsere Schule ist den größten Teil dieses Schuljahres von einer Gruppe Wahnsinniger um Titus Pettigrew belagert worden. Unsere Briefe wurden abgefangen und scheinbar haben sie sich erlaubt, stellvertretend für uns zu antworten. Ich hatte so wenig Ahnung von der Außenwelt wie du von mir wusstest. Es ist zu viel passiert, um es nur dir zu erzählen. Ein Kollege von mir organisiert zur Stunde eine Sitzung im Ministerium. Ich halte ein solches Treffen heute Nacht für wichtiger als Schlaf. Die Lage ist angespannt, auch wenn sie gestern um einiges hätte schlimmer werden können.«

Herr Haas zog einen Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche und drehte diesen unruhig in der Hand umher. Sein Blick wanderte über die magischen Artefakte in seinem Vitrinenschrank bis er wieder bei Herrn Tuplantis hängenblieb.

»Georg, ich weiß nicht wirklich was ich darauf sagen soll, auch wenn ich mir auf meine Wortgewandtheit eigentlich viel einbilde«, antwortete er schließlich. »Natürlich komme ich mit zu dem Treffen. Aber ich fürchte, ich will gar nicht hören, was dort gesagt wird. Die wenigen Informationen, die ich gerade gehört habe, waren eigentlich schon Grund genug zur Sorge. Ich hatte gehofft, dass Titus ... Nun, es ist wohl nicht von großer Bedeutung, was ich gehofft habe. Es ist ohnehin nicht eingetreten. Jetzt müssen wir in die Zukunft schauen und unsere Ziele in Realität verwandeln.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich gehe noch schnell zu Simone und melde mich bei ihr ab. Sie soll sich nicht auch noch Sorgen um mich machen.«

Ein quietschendes Geräusch ertönte, als die Anwesenden ihre Stühle nach hinten rückten, um anschließend am langen Tisch Platz zu nehmen. Von den gut zwanzig verfügbaren Sitzen benötigten sie nur ungefähr die Hälfe. Sobald jemand sich setzte, faltete sich vor der Person ein weißes Papier zu einem beschrifteten Namensschild auf. Neben jedem dieser aufgeklappten Zettel erschien ein Glas Wasser auf dem Tisch.

Der Raum, in dem die Menschen sich versammelt hatten, war relativ leer. Keine Schränke oder Sideboards standen an den Wänden, lediglich ein Bild mit einem Phönix und einem Augurey trennte den Raum von noch größerer Leere. Die Gesichtsausdrücke der Versammelten deuteten darauf hin, dass die Agenda hingegen entweder sehr voll oder mit sehr schwerwiegenden Themen gefüllt war.

Ein älterer Herr, der in einen grün-schwarzen Anzug gekleidet war, ergriff zuerst das Wort.
»Ich danke Ihnen allen, dass Sie zu dieser ungewöhnlichen Zeit erschienen sind«, begann er. »Sicher fragen Sie sich...«

Er stoppte, als die Tür des Raumes aufgestoßen wurde. Ein kleinerer, leicht korpulenter Mann mit Karohemd betrat den Raum.
»Bitte entschuldigt die Verspätung. In meinem Land hält man solche Termine für gewöhnlich zu einer anderen Tageszeit ab.«

Er richtete seine Brille und setzte sich an den Tisch, woraufhin sich vor ihm ein Schild mit der Aufschrift O. Obermeier aufstellte. Die Frau neben ihm sah kurz zu ihm auf, bevor sie den Kugelschreiber, der vor ihr auf dem Tisch lag, leicht mit dem Zauberstab antippte. Daraufhin erhob er sich in die Luft und begann zügig auf einem Schreibblock einige Wörter zu hinterlassen.

»Besser spät als nie, Herr Obermeier«, erwiderte ein Mann gegenüber des Neuankömmlings freundlich. »Wir freuen uns, dass Sie überhaupt erscheinen konnten. Welch glückliche Fügung, dass Sie Ihren Staatsbesuch um zwei Tage verlängert haben.«
Herr Obermeier nickte lediglich kurz und versetzte den Raum somit kurzweilig in eine Stille, in der nur die gleichmäßigen Bewegungen des Kugelschreibers zu hören waren.

»Dann ist es wohl das Beste, wenn ich noch einmal von vorne anfange«, meinte der Mann im grün-schwarzen Umhang. »Sicher wundern Sie sich, warum ich Sie mitten in der Nacht zu dieser Besprechung hergebeten habe.
Leider haben sich an meiner Schule in den letzten Monaten einige Tatsachen ereignet, die ich Ihnen erst jetzt mitteilen kann. Aber jetzt möchte ich es auch tun, so früh, wie möglich. Denn es geht eine Gefahr für unser Land aus, die wir nicht ignorieren dürfen.«

Er machte eine kurze Redepause und sah den anderen im Raum eindringlich ins Gesicht. Selbst die beiden Vögel im Bild hatten mittlerweile aufgehört, ihre Gesänge zum Besten zugeben und sahen fast so aus, als würden sie dem Herrn zuhören.

»Das Unheil begann schon kurz nach den Herbstferien. Wir waren zutiefst besorgt nach einem Angriff auf unser Schulgelände und brauchten Hilfe, für die Sicherheit unserer Schüler zu sorgen. Durch einen unglücklichen Zufall – oder durch geschicktes Taktieren anderer – war das Ministerium zu diesem Zeitpunkt allerdings vollkommen überarbeitet, wir mussten den britischen Bannzauberexperten Ray Grimmson um Hilfe bitten. Der hat uns zwar vor weiteren Angriffen bewahrt, indem er einen starken Bann über unser Schulgelände gelegt hat, der es Menschen unmöglich gemacht hat, es zu betreten. Er hat uns aber auch betrogen. Anfang dieses Jahres haben wir festgestellt, dass der Bann umgewandelt wurde. Der Zauber, mit dem ich ihn eigentlich auflösen konnte, funktionierte nicht mehr. Der Bann hingegen war auf Eulen ausgeweitet und an einer Stelle entfernt worden.

Dies hatte zur Folge, dass unsere Eulen auf dem Weg zu ihren Adressanten diese Stelle passieren mussten, wo sie abgefangen und ihre Nachrichten verändert wurden. Dieses Verbrechen geschah in beide Richtungen, sodass weder wir etwas von der Außenwelt mitbekamen, noch die Außenwelt von unserer Lage erfuhr. Die Negativspirale an Ereignissen ging weiter bis wir gestern Abend unsere Schüler mit strengen Zaubern in der Burg einsperren mussten. Wir haben unsere Schüler in den letzten Monaten viel zugemutet, und dass, weil wir zu spät gehandelt haben. Ein Schüler ist wegen diesem Zögern ums Leben gekommen. Ich möchte nicht, dass sich dieser Fehler wiederholt. Deswegen habe ich euch jetzt zusammengerufen. Um keine Zeit mehr zu verlieren. Der Kopf der Belagerer, die uns eingesperrt und die Briefe abgefangen haben, war Titus Pettigrew. Wir müssen ihn aufhalten.«

Jeder Satz des Schulleiters hatte die Atmosphäre im Raum verändert. Die eben noch verwunderten Gesichter der Anwesenden spiegelten jetzt Betroffenheit und Sorge wider.
»Ist die Situation an Ihrer Schule mittlerweile wieder im Griff?«, erkundigte sich eine Frau mittleren Alters, auf deren Schild C. Ellerby stand.

»Es ist einer Mischung aus Wahnsinn und Mut einiger Schüler zu verdanken, dass wir uns schließlich der Gefahr gestellt haben«, antwortete der Mann mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen. »In einem erbitterten Kampf haben wir unsere Belagerer vertrieben. Nicht aber die Gefahr, die von ihnen ausgeht. Titus hat namhafte Kriminelle wie Antonin Dolohow, Celia Ivyng und Maddox Rogers um sich gesammelt. Und er hat gesagt, dass er nicht aufgeben wird, für seine Werte zu kämpfen.«

Als nächstes ergriff ein Mann das Wort, der rechts von dem Schulleiter saß. Er hatte zuvor mit Aufmerksamkeit und Interesse zugehört und sich dabei einige Notizen gemacht.
»Ich danke Ihnen ganz herzlich im Namen des Deutschen Zaubereiministeriums für Ihre Transparenz. Es ist in unserem größten Interesse, Pettigrew und seine Komplizen von weiteren Verbrechen abzuhalten. Die Auroren werden bereits in der Frühe in Kenntnis gesetzt.«

Frau Ellerby nickte bestätigend.
»Die Nachrichten hören sich nach einer schwerwiegenden Bedrohung an«, sagte sie mit einer klaren und selbstsicheren Stimme. »Minister Shacklebolt ist schon immer strikt gegen internationalen Terrorismus vorgegangen. Ich werde ihn schnellstmöglich informieren. Besonders da scheinbar sein Beauftragter für Mitteleuropa in den Vorfall involviert ist, sollte er höchstes Interesse haben.«

»Wir wären Herrn Shacklebolt zutiefst dankbar, wenn sein Land uns helfen würde«, erwiderte der Mann, auf dessen Schild G. Haas stand. »Wenn ich das richtig verstanden habe, verfügt unser Feind über gute internationale Verknüpfungen. Um ihn aufzuhalten, brauchen wir das gleiche.«

Herr Obermeier, der leicht verspätete Gast, räusperte sich.
»Die Unterstützung meines Landes ist auch nicht ausgeschlossen«, meinte er. »Allerdings kann ich das Ausmaß der Bedrohung noch nicht ganz einsehen. Ihre Kurzzusammenfassung hat uns allen einen guten Überblick verschaffen. Aber ich denke für einen wirklichen Plan müssen wir mehr wissen. Was wollen die Leute um Pettigrew? Wen habt ihr erkannt? Zu welchem Maßnahmen greifen sie? Wir müssen vorbereitet sein, gut vorbereitet.«

Die Frau neben Herrn Obermeier klappte ihren Schreibblock zu und ließ den Kugelschreiber darin verschwinden bevor sie ihn zu Taschengröße zauberte. Stühle quietschten erneut, als sie an den Tisch geschoben wurden. Der Raum leerte sich langsam, nach langen Stunden voller komplizierter, strategischer Gespräche. Nur zwei Personen blieben im Raum sitzen. Nebeneinander saßen sie genau gegenüber des Vogel-Bilds, auf dem sich die beiden Tierwesen gerade das Gefieder putzten.

»Dich treibt etwas um, Georg, nicht wahr?«
Herr Haas sah dem Schulleiter tief in die Augen.
»Du kennst mich zu gut, um dir eine Lügengeschichte aufzutischen«, erwiderte der. »Das Gespräch ist gut verlaufen, keine Frage. Die Unterstützung Großbritanniens wäre ein historischer Triumph, selbst Herr Obermeier hatte heute einen seiner guten Tage. Aber mich besorgt die Zukunft meiner Schule. Pettigrew hat sie sich dieses Jahr als Ziel ausgesucht. Er hofft, aus meinen Schülern eine Armee bilden zu können, mit der er erst Deutschland und dann immer mehr Länder nach seinem Willen umformen kann. Obwohl ich mittlerweile nicht einmal mehr glaube, dass er wirklich überzeugt ist von den Werten, die er anpreist. Er ist geblendet von dem Gefühl, seinen Vater rächen zu müssen und vereint Grindelwalds und Riddles Ideale, um möglichst viele Anhänger zu finden mit denen er irgendwas bewegen kann, um die Ehre seiner Familie in dunklen Kreisen ins Unendliche zu erhöhen.

Aber darum geht es jetzt gar nicht. Ich befürchte einfach, dass er nächstes Jahr wieder etwas unternimmt um meine Schule einzunehmen. Witold ist dann nicht mehr da. Er will zurück zu seiner Familie, das weiß ich. Und das ist sein gutes Recht. Nur fühle ich mich ohne die Anwesenheit eines Aurors doch ehrlich gesagt recht unwohl, besonders wo es zunehmend schlecht aussieht, dass Merino noch lebt.«

»Ich verstehe«, meinte Herr Haas und schenkte dem Schulleiter ein aufmunterndes Lächeln. Es war ein wenig wie zu Schulzeiten. Schon damals hatte der eine den anderen im Leid so gut es ging getröstet. Und dann hatten sie gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Das Alter mochte Falten in ihren Gesichtern hinterlassen haben, aber an ihrem Verhältnis zueinander hatte es nichts geändert. »Aber ich habe auch schon eine Idee. Ich kenne da jemanden. Eine Art Geheimtipp.«

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