Interlog - Im Schlangenauge

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Die Sonne ging hinter den Häusern am Horizont unter. Sie färbte den Himmel rot und orange und beleuchtete mit ihrer letzten Kraft die Dächer der Stadt. Diese wiederum warfen tiefe Schatten auf eine Straße, wo ein Mann, aufrecht gehend und in einen schwarzen Umhang gehüllt, mit schnellen Schritten zwischen den Häusern entlanglief. Ein anderer erschien plötzlich am anderen Ende der Straße und kam auf ihn zugelaufen. Er verbarg einen großen Teil seines rabenschwarzen Haars durch die Kapuze seines Umhangs und lief ein wenig gekrümmt. Sie trafen sich in der Mitte der Straße, vor einer brüchigen Hausfassade, auf der mit glänzenden Buchstaben Schlangenauge geschrieben war.

»Guten Abend, Titus«, grüßte der Schwarzhaarige und sein Blick wanderte durch die abgelegene Seitengasse, in der sie sich befanden. Seine Verwunderung über diese Gegend war deutlich anzusehen.
»Hallo Marcos«, entgegnete der andere und sah seinem Gegenüber fest in die Augen. »Wie ich sehe, hast du meine Eule erhalten.«
»Ja, sie hat mir deinen Brief heute Morgen gebracht«, bestätigte er. »Geht es dir mittlerweile besser?«
»Sie haben meine Spur verloren. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, andauernd auf der Flucht zu sein. Manchmal wünschte ich, auch ein ganz normales Leben führen zu können, so wie du.«
»Ich versichere dir, es ist auch kein Vergnügen nur unter Muggeln zu leben und so tun zu müssen, als ob ich mich von der Zauberei abgewandt hätte.«

»Du weißt wofür wir das alles tun«, meinte Titus seufzend. »Eines Tages werden wir dafür belohnt werden. Außerdem ist es nicht wirklich schlimm, dass wir uns jetzt nicht bei mir treffen können. Ich kenne schließlich so manche Orte, an denen man in Ruhe Dinge besprechen kann, die niemand hören sollte.«
Er deutete mit seinem Kopf auf das Schlangenauge.
»Es gehört einem damaligen Bekannten meines Vaters«, erklärte er. »Er wird uns schon einen Ort zuweisen können, wo wir ungestört reden können.«
Er zückte seinen Zauberstab und beschwor damit zwei schwarze Schleier empor, die sich über seine und Marcos' untere Gesichtshälfte wickelten.
»Wir täten aber besser daran, wenn uns niemand erkennen würde«, erklärte er und zog seine Kapuze etwas tiefer über seine Stirn. »Kneipen dieser Art ziehen zwielichtiges Gesindel an. Ich bin mir sicher, einige da drin würden ihre magischen Fähigkeiten verkaufen, wenn sie genügend Z-Mark dafür bekämen. Wir wollen nicht herausfinden, was die Gier sie tun lässt, wenn sie uns entdecken.«

Mit zügigen Schritten näherte er sich der Tür und drückte die Klinke nach unten. Der Raum innen sah um einiges gepflegter aus, als es sein äußeres Erscheinungsbild erwarten ließ. Viele Tische und Stühle waren gleichmäßig darin verteilt und an einigen saßen kleine Gruppen von Hexen und Zauberern. In der rechten Ecke spielten zwei Männer gravitationsbefreites Billiard und daneben schwebte eine Dartscheibe vor der Wand. Von der Decke hingen einige nostalgische Lampen, um deren Schirme sich eiserne Schlangenkörper wanden. In einem Terrarium an der linken Wand des Raums krochen zwei Pythons herum und betrachteten die Gäste mit ihren glänzenden Augen. In die hintere Wand waren einige Türen eingelassen und daneben servierte ein glatzköpfiger Wirt gerade einer jungen Hexe ein merkwürdig schäumendes Getränk.

Titus schritt zielstrebig auf die Theke zu, während Marcos ihm unsicher folgte. Immer wieder huschte sein Blick neugierig zu den verschiedenen Besonderheiten der Kneipe.
Als sie die Theke erreichten, hob der Wirt drohend seinen Zauberstab.
»Offebart euch, Fremde!«
»Der Kasuar zeigt sich nur ungerne, Erwin«, antwortete Titus leise.
Er knickte den Zeigefinger in seine Handfläche und hielt dem Wirt die verbleibenden vier Finger seiner rechten Hand hin.

Erwin, der Wirt, schien das Zeichen zu erkennen und nickte bedächtig.

»Ich gehe davon aus, du wünschst ein ruhiges Zimmer?«, vermutete er leise.
Titus nickte stumm.
»Damit kann ich dienen«, meinte er ernst dreinblickend und kam hinter der Theke hervor. »Kommt mit!«
Er führte sie an einem Tisch vorbei, wo gerade zwei Hexen ein geheimnisvoll aussehendes Artefakt zum Qualmen brachten und geleitete sie dann zu den Türen in der hinteren Wand. Er öffnete eine, auf die ein Messingschild mit der Aufschrift Vipernstube angebracht war und machte eine einladende Geste.
»Hier solltet ihr ungestört reden können«, meinte er leise. »Und wenn ihr etwas zu trinken oder essen braucht, sagt Bescheid!«
»Wir nehmen zwei Butterbier und zwei deiner Schnitzeleintöpfe«, orderte Titus. »Und bring es bitte persönlich zu uns. Ich traue deinem Kellner nicht.« Der Wirt nickte, wenn auch etwas verwirrt und verließ dann die Vipernstube.

Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog Titus den Schleier von seinem Gesicht und holte eine Ausgabe des Zaubererblatts aus seiner Umhangtasche und legte die Zeitung auf den Tisch. Danach setzte er sich auf einen der hölzernen Stühle und blätterte gezielt zur Seite mit den internationalen Nachrichten. Er deutete mit dem Finger auf einen Artikel, der mit der Überschrift Machtwechsel in Askaban versehen war. Mit einem Kopfnicken forderte er Marcos zu Lesen auf.

»Nach dem mysteriösen Tod des Beauftragten für das Hochsicherheitsgefängnis Askaban, Eugene Claude, ist sein Nachfolger bekannt gegeben worden«, murmelte dieser. »Das britische Zaubereiministerium gab gestern bekannt, dass Alexander Pettigrew seine Nachfolge antreten wird. Der zuvor in der Abteilung für magische Strafverfolgung arbeitende Brite habe zuvor schon engen Kontakt zu Claude gehabt und sei laut Experten wie geschaffen für diese Aufgabe.« Erstaunt sah er Titus an.
»Dein Cousin ist Ministeriumsbeauftragter für Askaban geworden?«, wiederholte er ungläubig. »Wie leicht macht es uns das Ministerium eigentlich? Es muss doch wissen, dass Alex auf unserer Seite ist.«
Doch Titus nickte mit dem Kopf nur auf den Artikel.
»Schau mal, was sie noch so alles geschrieben haben!«

»Auf Nachfrage einer britischen Zeitung versicherte Pettigrew, dass er die Ansichten seines Onkels Peter, dem treuen Unterstützer des Dunklen Lords, keineswegs teile«, las Marcos vor. »Er sehe in seiner neuen Aufgabe eine Chance, den Namen seiner Familie wieder reinzuwaschen.«
Marcos lachte hämisch.
»Und das glauben die?«, fragte er kopfschüttelnd. Titus nickte. »Seitdem er mich angeblich aus England vertrieben hat und so getan hat, als hätte er meinen Angriff auf das Ministerium verhindert, halten sie ihn für einen Helden«, bestätigte er. »Und nun haben sie Askaban in seine Hände gelegt. Er hat seine Aufgabe gut ausgeführt, das muss man ihm lassen.«
Er stoppte, als sich die Tür öffnete und der Wirt mit einem Tablett eintrat und jedem der Gäste ein Butterbier und eine Schale mit einer Schnitzel-Gemüse-Füllung reichte.
»Ich danke herzlich«, antwortete Titus und reichte dem Wirt ein paar Münzen. Der zählte mit prüfendem Blick das Geld ab und verließ dann wieder dankend die Vipernstube.

»Alexander hat seine Aufgabe also erfüllt«, fasste Marcos zufrieden zusammen. »Aber unser Plan ist weit komplexer als einfach ein paar Todesser aus Askaban zu befreien, oder?«
»Das ist er«, bestätigte Titus. »Aber wenn es zum Krieg kommt, dann brauchen wir mehr Unterstützer als wir jetzt haben.«
»Und war machen wir so lange bis Alexander unsere Unterstützer befreit hat?«
»Es gibt noch ein paar Aufgaben, die erfüllt werden müssen. Ich muss nach Sachsen aufbrechen, um dort die Erklinge freizulassen. Und du gehst schonmal zu unserem Ziel und bereitest alles vor. Nimm dir ein paar unserer Anhänger mit.«
»Was ist mit unserem anderen Problem in England?«, fragte Marcos weiter.
»Er ist nicht mehr unser Problem.« Titus' Stimme klang leise und geheimnisvoll.
»Du - hast ihn umgebracht?«

»Nein, ich habe ihn nicht umgebracht«, antwortete Titus ruhig. »Das hätte bloß zur Folge gehabt, dass sie uns ein neues Problem an den Posten gesetzt hätten.«
Verwundert sah Marcos ihn an.
»Er ist jetzt auf unserer Seite«, erklärte Titus. »Ein neuer Verbündeter, der sich in den Dienst unseres großen Ziels gestellt hat.«
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Marcos' Gesicht aus. »Du bist genial, Titus«, meinte er begeistert. »Ich habe jetzt schon Mitleid mit den Hexen und Zauberern, die versuchen werden, sich gegen uns zu wehren.«

»Wer nicht hören will, muss fühlen«, meinte Titus mit einem kalten Lächeln auf dem Gesicht. »Das größere Wohl wird siegen.«

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