Kapitel 10 - Der Hodag

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Jan duckte seinen Kopf, als ein Holzbalken geradewegs auf ihn zusteuerte. Wie knapp er dem Bruchteil nur entkommen war, merkte er an dem Luftgeräusch, das er über seinem Kopf vernahm. In der Ferne hörte er das Klirren von Glas und das Bersten von Holz. Kurz darauf ertönte ein langer, rauer Schrei.
Doch Jan hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Er und Levi rannten, so schnell ihre Beine es zuließen und hielten erst an, als sie hinter einen steinernen Stall zum Stehen kamen, wo sie sich in Sicherheit glaubten.

»Das war knapp«, keuchte Levi und deutete auf eine hölzerne Stallwand, die vom Aufprall eines Steines völlig zerstört worden war. 
»Das kann man wohl so sagen«, stimmte Jan zu. »Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn so einer uns getroffen hätte.«
»Was machen wir jetzt?«, überlegte Levi. »Gehen wir zurück und sehen nach, ob Herr Jorski noch da ist?«

»Der hat sich bestimmt schon aus dem Staub gemacht«, mutmaßte Jan. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Herr Jorski noch lange an seinem Tatort bleiben würde. Schließlich sollte es doch in seinem Interesse sein, möglichst nicht verdächtigt zu werden. 
»Lass uns lieber schnell gehen«, schlug er daher vor. »Sonst wird uns noch vorgeworfen, wir hätten das gemacht.«
Doch Levi war da anderer Meinung.

»Ich glaube nicht, dass Herr Jorski das war. Er würde doch keinen Stall in die Luft jagen, wenn er uns doch vor kurzem erst getroffen hat und weiß, dass wir ihn beobachten könnten. Außerdem kam die Stimme aus einer ganz anderen Richtung.«
Jan dachte angestrengt nach. Es war für ihn sofort nach dem Erklingen des Zauberspruchs selbstverständlich gewesen, dass Herr Jorski dahintersteckte. Levis Einwand verunsicherte ihn nun. Die Stimme hatte sich wirklich so angehört, als wäre sie aus einer ganz anderen Richtung gekommen. War das eine Täuschung von Herrn Jorski gewesen?

»Lass uns trotzdem gehen«, entschied er schließlich, »Egal wer der Täter war, begegnen möchte ich ihm nicht. Und für ihn gehalten werden schon gar nicht.«
»Kein Lehrer glaubt, dass wir einen Bombarda Maxima hinbekommen«, widersprach Levi hartnäckig, »mein großer Bruder ist im vierten Schuljahr und hat immer noch Probleme mit dem normalen Bombarda. Und dem Täter begegnen wir schon nicht. Ob Herr Jorski oder nicht, inzwischen ist er bestimmt nicht mehr da.«
Und schon wandte sich Levi wieder in Richtung des Tatorts um. Jan folgte ihm zögerlich. Je stärker das Ausmaß der Zerstörung um sie herum wurde, umso größer wurde auch der Drang in ihm, einfach umzudrehen und diesen Ort der Verwüstung bis zur nächsten Stunde magische Tierwesen nicht mehr zu sehen.

Aber Levi schien irgendetwas daran zu liegen, zurück zu der Unglücksstelle zu gehen. Wollte er einfach nur wissen, was passiert war? Oder wollte er möglichen Verletzten helfen? Jan wusste es nicht, aber keines dieser beiden Argumente schien für ihn so überzeugend, um sich in eine solche Gefahr zu bringen. Aber es kam für ihn nicht in Frage, jetzt zu gehen und Levi alleine zu lassen. In Levi hatte er einen Freund gefunden. Jemanden, der ihm half, wenn er nicht weiterkam und der ihn so nahm, wie er war, mit seinen schwierigen Eigenschaften. Wenn Jan es sich richtig überlegte, dann war Levi der beste Freund, den er in seinem Leben jemals getroffen hatte. Und seine Freunde ließ man nicht im Stich. Gemeinsam gingen sie an zerborstenen Stallwänden vorbei und gelangten schließlich an die Stelle, an der sie gewesen waren, als die Explosion passiert war. 
»Ganz schön kaputt hier«, kommentiere Levi mit Blick auf die Stallwände, »gleich sollten wir am Tatort angekommen sein.«

Doch viel weiter kamen sie nicht. Auf einmal hörte Jan ganz in seiner Nähe ein Fauchen. Als er seinen Kopf Richtung Boden wandte, erkannte er auch, wo das Geräusch herkam. Auf dem Boden hockte ein ungefähr hundsgroßes, grünes Wesen. Sein Körperbau erinnerte Jan an ein Reptil, wobei der Kopf des Wesens mehr einem Frosch ähnelte. Zudem hatte es scharf aussehende Zähne. Was Jan allerdings am meisten erschrak, waren die rot glühenden Augen und das spitze Horn auf seiner Stirn.

»Ein Hodag«, keuchte Levi fassungslos und starrte, wie versteinert auf das Tier.
»Keine plötzlichen Bewegungen«, flüsterte er Jan zu, wobei er den Blick nicht von dem Wesen abwandte. Jan hatte zwar noch nie etwas von einem Hodag gehört, aber Levis Reaktion zufolge war er so gefährlich, wie er aussah. Vorsichtig machte Jan einen langsamen Schritt zurück. Sofort wanderten die roten Augen des Tiers zu ihm hinüber und schienen seinen Körper zu durchbohren. Ganz langsam tat es schließlich einen Schritt auf Jan zu. Es züngelte und offenbarte dabei erneut seine messerscharfen Zähne. Jans Herz klopfte immer schneller. In seinem Kopf wirbelten die verschiedenen Möglichkeiten umher. Sollte er einfach weglaufen? Obwohl Levi stark davon abgeraten hatte und er keine Ahnung hatte, wie schnell dieser Hodag war? Sollte er sich lieber weiter vorsichtig wegbewegen und damit rechnen, dass das Wesen bald auf ihn losgehen würde? Oder sollte einfach stehenbleiben und hoffen, dass der Hodag das Interesse an ihm verlieren würde?

Er drehte seinen Kopf langsam zu Levi, dessen Blick zeigte, dass er sich das gleiche fragte. Mit einer ruhigen Handbewegung signalisierte er Jan schließlich stehen zu bleiben. Der sah furchterfüllt auf den Hodag und stellte mit Schrecken fest, dass das Tierwesen sich weiterhin mit langsamen Schritten züngelnd auf sie zubewegte. Der Abstand zwischen ihnen wurde kleiner und kleiner bis sie schließlich nur noch ein halber Meter trennte. 

»Ruhig bleiben«, sagte Levi weiterhin, doch das Zittern in seiner Stimme zeigte, dass er damit auch sich selbst Mut machen wollte. Denn wirklich aussichtsreich schien seine Strategie nicht zu sein, das Tierwesen hatte sie nun fast schon erreicht. Ganz vorsichtig setzte es seinen rechten Vorderfuß auf Jans Schuh. Er konnte den Atem des Hodags deutlich hören. Es war ein kratziges, unheilverkündendes Geräusch und Jan fragte sich, ob dies das Letzte sein würde, was er in seinem Leben gehört hätte. Doch da ertönten plötzlich laute Schritte und Stimmen. Auch der Hodag hob den Kopf und drehte ihn in die Richtung aus der die Geräusche kamen. Er hielt einen Moment inne und schien zu überlegen, was nun zu tun war. Als dann erneut Worte erklangen, die Jan als Herrn Königs Stimme erkannte, sprang das Tierwesen von Jans Fuß und eilte dorthin zurück, von wo es gekommen war. Der Hodag verschwand zwischen den Ruinen von zwei hölzernen Ställen.

Erleichtert atmete Jan auf. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was hätte passieren können.
»Was war das für ein Ding?«, fragte er, noch immer starr vor Schreck.
»Ein Hodag«, wiederholte Levi. »Ich habe mal einen im Magizoo von Hamburg einen gesehen. Nur dass da eine doppeltverzauberte Glasscheibe mich von dem Tier getrennt hat...«
Er schüttelte den Kopf und schien noch immer nicht glauben zu können, was gerade passiert war. 
»Lass uns jetzt gehen«, meinte er dann, »ich will nicht noch einem Tierwesen begegnen.«
Jan konnte seinen Freund nur zu gut verstehen und auch wenn er im Schutz der Anwesenheit von Herrn König und den wahrscheinlich auch anderen Lehrern sich gerne weiter umgesehen hätte, überwog auch bei ihm die Furcht vor weiteren Ungetümen und er löste sich aus seiner Schockstarre, um Levi zu folgen. 

Doch sie kamen wieder nicht weit, denn an der nächsten Wegbiegung wären sie fast gegen den stämmigen Körper des Hausmeisters Florian Jeffer gelaufen. 
»Was macht ihr denn hier?«, fragte er verwundert, und hielt schützend seine Arme vor den Bauch. 
»Wir...«, begann Jan und sah hilfesuchend zu Levi, doch auch der hatte keine passende Ausrede auf die Schnelle parat.
»Ist auch egal«, meinte Herr Jeffer und zuckte mit den Achseln. Seinen Mund verzog er unter seinem zerzausten, hellbraunen Vollbart zu einer merkwürdigen Grimasse. »Aber kommt lieber mal mit mir. Bis die Lage unter Kontrolle ist, sollten besser keine Schüler alleine draußen herumlaufen.«

Jan öffnete den Mund, um zu widersprechen, besann sich dann aber eines Besseren. Er konnte von Glück reden, dass der Hausmeister so freundlich reagiert hatte und wollte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie gegen Herrn Egger gelaufen wären. Und so folgten er und Levi Herrn Jeffer zu der Stelle, wo der Stall explodiert war. Unterwegs sah Jan begeistert dem Hausmeister dabei zu, wie er mit schnellen Bewegungen seines Zauberstabs einige Holzbretter wieder an den passenden Platz in den Ställen bewegte, als wären es bloß Teile eines Puzzles und keine schweren Balken.

Als sie an den Tatort gelangten, verstand Jan zuerst nicht, was dort los war. Herr König hatte sich über etwas am Boden gebeugt, das Jan nickt erkennen konnte, während Herr Lurcus mit einem panischen Gesichtsausdruck, wie Jan ihn bei seinem Hauslehrer noch nie gesehen hatte, durch die zerstörten Ställe lief. In seiner Hand hielt er einen Eimer, aus dem eine regungslose, fellbedeckte Pfote herauslugte. Jan wurde schlecht bei der Vorstellung, was dort wohl drin war. Als Herr Lurcus den Hausmeister erblickte, hellte sich sein Gesicht ein wenig aus.

»Gut, dass du da bist, Florian«, seufzte er erleichtert. »Kannst du vielleicht schonmal das hier wegbringen?«
Er deutete auf den Eimer in seiner Hand. Dann jedoch fiel sein Blick auf Jan und Levi.
»Was machen die Schüler hier?«, fragte er verwundert und warf einen besorgten Blick in Richtung eines besonders mitgenommenen Stalls.

»Sie sind hier in der Nähe herumgeirrt«, erklärte Herr Jeffer und zauberte mit einem kurzen Spruch den Eimer in seine Hand, »ich dachte, es wäre besser, sie bei dieser Lage nicht alleine zu lassen.«
Bei diesen Worten drehte auch Herr König seinen Kopf zu Jan und Levi und zum ersten Mal konnte Jan sehen, worüber er sich gebeugt hatte. Es war der Körper eines Mannes. Er hatte ein kantiges Gesicht und eine dicke Nase, sowie eine unordentliche schwarze Frisur. Auf seiner großen Stirn klaffte eine blutende Wunde.
»Herr Jorski«, hauchte Jan fassungslos. War der Lehrer wirklich nicht der Täter sondern ebenfalls ein Opfer des Anschlags gewesen?

In diesem Momenterschien Herr Tuplantis zwischen zwei Ställen. Seinevöllig zerzausten Locken zeigten, wie schnell er hierhergeeilt sein musste. Er warf einen besorgten Blick auf auf das Schauspiel, das sich ihm bot. Neben ihm trat eine kleine, blonde Frau aus den Schatten heraus, Frau Elverhøj. Die Ärztin stieß einen kurzen Schrei aus, als sie sah, wie Herr Jorski zugerichtet war. Ihr folgte Frau Relting, die mit ihrer aufrechten Körperhaltung und ihrem prüfenden Blick wie immer so wirkte, als hätte sie alles unter Kontrolle. Doch ihr besorgter Blick verriet, dass auch ihr die Situation Unbehagen bereitete.
»Was ist hier passiert?«, fragte Herr Tuplantis und wandte nun seinen Blick von Herrn Jorski ab, um den anderen Beteiligten tief in die Augen sehen zu können.

Eine Weile herrschte Stille. Die Lehrer warfen sich ratlose Blicke zu und keiner von ihnen schien zu wissen, was er sagen sollte. Jan sah, wie Levi ihm einen auffordernden Blick zuwarf. Normalerweise hätte er jetzt versucht, seinen Freund zu überreden, dass er sprechen würde, aber hierfür war die Lage zu ernst. Außerdem lagen schon einige interessierte Blicke der Lehrer auf ihnen, weshalb Jan dachte, dass jedes Zögern einen schlechten Eindruck hinterlassen würde und am Ende dazu führen könnte, dass sie verdächtigt wurden.

»Wir waren auf dem Rückweg vom Quidditchtraining und wollten noch einen Abstecher über die Stallungen hier machen«, erzählte er und ließ die Verfolgung von Herrn Jorski lieber einmal außen vor. Jetzt, da der Lehrer verletzt war, hielt Jan nicht mehr ganz so viel von seiner Theorie. »Auf einmal haben wir eine kräftige Stimme gehört, die ›Bombarda Maxima‹ gerufen hat. Und dann ist der Stall hier in die Luft gegangen. Und die umliegenden Gebäude wurden von den fliegenden Trümmern ziemlich beschädigt.«
Er stoppte. Schließlich hatte er das Wichtigste gesagt und der Vorfall mit dem Hodag würde den Lehrern keineswegs weiterhelfen.

Herr Tuplantis hatte einen besorgten Blick aufgesetzt. Sein Blick wanderte von Jan über Levi, die zerstörten Ställe und Herrn Lurcus bis hin zum am Boden liegenden Herrn Jorski.
»Tilde, bitte schau schnell nach dem armen Witold!«, wies er schließlich Frau Elverhøj an, die vorher bereits einige Behandlungsgegenstände aus ihrer erstaunlich kleinen Tasche geholt hatte. Ohne zu zögern lief sie auf den blutenden Herrn Jorski zu, kniete sich neben ihn und strich mit ihrem Zauberstab einen Verband um seinen Kopf.
»Jamie.« Er wandte seinen Blick zu Herrn Lurcus. »Bitte versuche so viele der Tiere wieder einzufangen. Wir wollen weder, dass ihnen, noch dass unseren Schülern etwas passiert.«

Herr Lurcus nickte und ging sofort mit gezücktem Zauberstab in Richtung eines besonders zerstörten Stalles. Jan vermutete, dass er auch ohne die Anweisung von Herrn Tuplantis nicht gezögert hätte, zielstrebig die Tierwesen wieder einzufangen.

»Ihr drei«, fuhr er mit Blick auf Frau Relting, Herrn König und Herrn Jeffer fort. »Sorgt bitte dafür, dass die Ställe wieder repariert werden. Es bringt nichts, wenn die Tiere, die Jamie mühevoll einfängt, gleich wieder ausbrechen. Und bitte seid wachsam, ob ihr irgendetwas Verdächtiges bemerkt. Mein Homenum Revelio konnte zwar keine Menschen hier auf dem Gelände aufspüren, aber wie sagt man so schön? Vorsicht ist besser als Nachsicht. Ich möchte nicht, dass noch einem meiner Kollegen heute etwas zustößt. Oder gar einem der Schüler«

Während Herr Jeffer und Frau Relting bereits ihre Zauberstäbe in die Hand nahmen, sah Herr König den Schulleiter mit einem nachdenklichen Blick an.
»Georg?«, fragte er und seine Stimme hatte einen unüberhörbar besorgten Unterton. »Denkst du nicht, es wäre stur, das alles alleine lösen zu wollen. Das hier grenzt fast schon an einen Terroranschlag. Wir müssen das Ministerium informieren.«

Auf Herrn Tuplantis Stirn traten nachdenkliche Falten.
»Du hast vollkommen recht, Merino«, bestätigte er. »Aber bitte tu uns den Gefallen und halte dich nicht mit irgendwelchen wichtigtuerischen Abgeordneten ohne weitreichende Befugnisse aus. Geh direkt zu Herrn Haas. Sag ihm, sein alter Freund hat eine dringende Angelegenheit.«

»Ja, das werde ich«, bestätigte Herr König. »Soll ich die Schüler mitnehmen? Sie können mir auf dem Weg noch einmal alle Details erzählen, die sie gesehen haben. Außerdem denke ich, dass sie manches hier lieber nicht sehen wollen.«

»Eigentlich wollte ich das übernehmen, aber ich denke, den Weg von der Apparierplattform bis zur Burg schaffen sie auch problemlos alleine«, antwortete Herr Tuplantis. »Dann werde ich versuchen, mich beim Wiederaufbau der Stallungen nützlich zu machen.«
Er warf Jan und Levi einen freundlichen Blick zu, bevor die beiden Herrn König folgten. 

»Wer ist Herr Haas?«, fragte Jan den Lehrer, als sie sich ein Stück entfernt hatten.
»Günther Haas ist der Zaubereiminister Deutschlands«, antwortete Herr König und sah dabei angespannt zwischen den Ställen umher, als sorgte er sich vor weiteren gefährlichen Tierwesen. »Herr Tuplantis und er verstehen sich recht gut und daher hoffe ich, dass er uns helfen wird, indem er ein paar Zauberer zum Einfangen der Tierwesen, aber hauptsächlich einige aus der Abteilung für magische Strafverfolgung schickt. Normalerweise traut sich niemand, Winterfels anzugreifen und es wäre gut, ein paar Fachmänner zu haben, die den Schurken aufspüren.«

Jan hörte interessiert zu. Wäre die Lage nicht so angespannt, hätte er jetzt weitere Fragen über den Zaubereiminister gestellt. Aber er spürte, dass jetzt nicht die Zeit war, um seine Neugier über die Welt der Zauberer zu stillen. Und daher schwieg er lieber stumm und hörte Levi zu, der auf Herrn Königs Nachfrage nochmal ihre Geschichte erzählte, wobei auch er die Verfolgung von Herrn Jorski geschickt ausließ. 

Er endete genau in dem Augenblick, als auch die Apparierplattform in Sichtweite kam. Die drei gingen schnellen Schrittes auf die runde Fläche zu, die Jan an einen Landeplatz für Helikopter erinnerte. Als sie angekommen waren, betrat Herr König den besonderen Platz und verabschiedete sich von Jan und Levi.

»Bitte geht auf dem kürzesten Weg zur Burg«, appellierte der Lehrer an die beiden, »ich weiß nicht, welche und wie viele Tierwesen entkommen sind. Ich weiß nur, dass es am sichersten ist, schnell in die Schule zu kommen, wo euch keine Gefahr drohen sollte.«
Er warf den Schülern noch einen eindringlichen Blick zu.

 »Kann ich mich auf euch verlassen oder muss ich noch mit euch zu Burg kommen?«
»Sie können sich auf uns verlassen«, antwortete Levi bestimmt. »Glauben Sie mir, für heute hatte ich definitiv genug Abenteuer.«
»Das kann ich verstehen«, meinte Herr König und schenkte Levi durch seinen dunkelbraunen Bart hindurch ein mitfühlendes Lächeln. Dann wandte er sich an Jan. »Du kommst aus einer Muggelfamilie, richtig?«

»Ja, das stimmt«, antwortete Jan etwas verwundert. »Wieso?«
»Nun, dann hast du bestimmt noch nie gesehen, wie jemand disappariert, oder?«
Jan nickte.
»Dann ändern wir das doch mal. Wenn man etwas mit den eigenen Sinnen erfahren kann, dann glaubt man es doch noch einmal eher, als wenn man es bloß erzählt bekommt.«
Jan sah Herrn König begeistert an. Auch wenn er mittlerweile einiges aus der Zaubererwelt erlebt hatte, konnte er sich das Disapparieren immer noch nicht vorstellen. Einfach verschwinden und wo anders wieder auftauchen, das klang wie eine Erfindung aus einem übertriebenen Science-Fiction-Film. Konnten Zauberer das wirklich?
Levi neben ihm sah ebenfalls zu Herrn König, aber seine Miene verriet, dass er schon öfters gesehen hatte, wie jemand disapparierte.
»Auf Wiedersehen, ihr beiden!«, verabschiedete sich Herr König.

Dann wandte er ihnen den Rücken zu und senkte den Kopf leicht nach vorne. Im nächsten Moment schossen laut zischende, blaue Flammen aus dem Boden des Apparierkreises und stürzten sich gierig über Herrn König. Sein Körper verwandelte sich zuerst in eine schwarze Rauchsäule, dann war er verschwunden. Die blauen Flammen sanken zu Boden und verschwanden darin, als wären sie bloß versickerndes Wasser.

»Das ist ja beeindruckend!«, staunte Jan.
Als Levi nicht antwortete, drehte er sich zu ihm um. Doch Levis Gesichtsausdruck ließ Jan verstummen. Er hatte den Blick starr auf den Punkt gerichtet, wo Herr König gerade eben noch gestanden hatte, seine Augen waren weit aufgerissen.
»War das... Hast du das auch gesehen?«, fragte er mit zitternder Stimme. »Blaue Flammen? Herr König ist darin verschwunden?«

»Ja«, antwortete Jan etwas zögerlich. »Das ist doch der Sinn vom Disapparieren, oder?«
»Nein«, antwortete Levi bestimmt. »Das hier ist doch keine Flohpulver-Plattform. Hier gibt es keine Flammen und schon gar keine blauen.«
»Flohpulver?«, wiederholte Jan. »Was ist das denn?«
»Erkläre ich dir ein anderes Mal«, entgegnete Levi. »Jetzt müssen wir die Lehrer alarmieren. Hier läuft etwas ganz gewaltig schief.«

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