Kapitel 9 - Bombarda Maxima

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Der Brief seiner Eltern begleitete Jan noch einige Wochen. Zum einen freute er sich natürlich, von ihnen zu hören, aber was bei ihm hängenblieb, war vor allem der letzte Teil des Briefs. Zaubererschulen wurden oft das Ziel von dunklen Magiern. War Winterfels vielleicht schon in großer Gefahr? Schließlich war dieser Herr Jürgens noch immer nicht aufgetaucht und der geheimnisvolle Fremde war weiterhin auf freiem Fuß.

»Denkst du eigentlich, wir sind hier sicher?«, fragte er Levi am nächsten Tag, während sie im Zaubertrankunterricht saßen und darauf warteten, dass sich die zerstückelte Ingwerwurzel im Reagenzglas vor ihnen durch die Wärmezufuhr veränderte.
»Sicher?«, wiederholte Levi. »Hast du Angst, dass die Wurzel gleich explodiert? Dafür haben wir doch die Schutzbrillen. Wenn ich richtig verstanden habe, was Herr Jorski in der ersten Woche gesagt hat, dann sind die mit besonderen Schutzzaubern versehen.«

»Und diese wunderschönen Kittel haben wir auch noch«, ergänzte Jan lachend und zupfte sich die weiße Laborjacke zurecht, die sie im Zaubertrankunterricht bei Experimenten tragen mussten. Auch bei solchen, die erschreckend langweilig waren, wie zum Beispiel der Borage-Ingwer-Versuch. Herr Jorski hatte den alten Zaubertrankmeister Libatius Borage zwar als außerordentliches Genie gelobt, aber die zerstückelte Wurzel sah immer noch aus, wie vor fünf Minuten. »Aber ich meine gar nicht die Sicherheit hier im Zaubertrankunterricht. Ich meine mehr, ob wir hier allgemein an der Schule sicher sind.«

»Klar sind wir das«, meinte Levi. »Meinem Bruder ist in seinen drei Jahren hier noch nichts Gefährliches passiert, was ihm irgendwo anders nicht auch passieren könnte. Wieso fragst du?«
Jan wandte seinen Blick von Levi ab und sah ausweichend auf das Reagenzglas.
»Ich...«, begann er zögerlich. Sein Kopf arbeitete langsamer an einer Ausrede als die Ingwerwurzel an ihrer Veränderung. Ihm fiel beim besten Willen kein Grund ein, warum er so eine Frage stellen sollte. Warum hatte er darüber nicht nachgedacht, bevor er Levi gefragt hatte. Er seufzte kaum hörbar. Es hatte keinen Zweck, den Briefwechsel mit seinen Eltern geheim zu halten. Sollten seine Freunde ihn doch dafür auslachen, er vermisste die Personen, die ihn zwölf Jahre lang großgezogen hatte. Und er stand dazu.

»Meine Eltern haben mir gestern einen Brief geschrieben. Sie... sie sind immer sehr schnell sehr besorgt und... sie haben ein paar Bücher über Zauberei gelesen. Darin stand zum Beispiel, dass Zaubererschulen ein beliebtes Ziel von bösen Zauberern sind. Glaubst du das stimmt?«

»Grundsätzlich stimmt das schon. Die Lehrer dort gehören schließlich zu den besten Zauberern des Landes. Außer vielleicht dem Gründer von MuggelMag gibt es in Deutschland niemanden, der besser ist als Herr Tuplantis oder Herr König. Wenn man die erstmal auf seine Seite gebracht hat...« Als Levi Jans besorgten Blick sah, beendete er seinen Satz schnell.
»Aber die dunklen Magier vergessen bei ihren Gedanken immer einen wichtigen Punkt«, ergänzte er. »Um unsere Lehrer, auf ihre Seite zu bringen, müssen die dunklen Magier sie auch erstmal besiegen und das bekommen sie natürlich nicht hin.«

»Jan! Lefi!«, riss Herr Jorski sie aus ihren Gedanken, der plötzlich vor ihnen stand. »Schaut doch! Die Ingwerwurzeln!«
Eilig sahen die beiden auf ihr Reagenzglas. Die Wurzelstücke hatten einen leichten Rosastich angenommen.
»Temperatur notirren, Farbe notirren!«, meine der Lehrer und klopfte mit einem aufmunternden Lachen auf ihren Tisch. »Wenn Libatius Borage chätte so viel geredet während seine Versuche, dann er chätte nicht so viele begeisternde Entdeckungen gemacht.«

Jan nahm schnell seinen Kugelschreiber in die Hand und schrieb auf das Arbeitsblatt von Herrn Jorski die entsprechenden Werte. Der Lehrer sagte etwas, das Jan nicht verstehen konnte und ging dann summend weiter.
»Wir sollten uns wieder auf den Versuch konzentrieren«, stellte Levi fest und drehte sich prüfend nach hinten, um sicherzugehen, dass Herr Jorski ihnen nicht zuhörte. »Aber ich kann dir nochmal versichern, dass du dir keine Sorgen machen musst. Meine Eltern haben meinen großen Bruder in seinem ersten Schuljahr auch mit besorgten Briefen überflutet - und das obwohl sie Zauberer sind. So sind Eltern eben. Aber wir sind hier sicher, davon bin ich überzeugt.«

Und je mehr Zeit verging, umso mehr glaubte Jan, dass Levi recht hatte. Zwar hielt er die Augen offen, nach allem was ihm verdächtig vorkam, aber nachdem er in den nächsten Wochen nichts neues Verdächtiges bemerkte und auch in der Zeitung nichts mehr über den Einbruch bei MuggelMag berichtet wurde, verlor der Junge langsam den Biss. Besonders in der Arbeitsphase schwirrte sein Kopf voller Informationen zu Zaubersprüchen und Eigenschaften von Zaubertrankzutaten, dass dort kein Platz für ungepflegt aussehende Verbrecher mehr war. Und als in den Ferien Filios Geburtstag war und der Junge zu diesem Anlass einen Zaubereikasten für Fortgeschrittene bekam, entschloss Jan sich, lieber mit den anderen aus seinem Jahrgang damit zu experimentieren, als nach einem Verbrechen zu forschen, dass möglicherweise gar nicht existierte. Vielleicht hatte Herr Lurcus ja recht und seine ganzen Ideen waren bloß ein kindisches Detektivspiel gewesen. Und so vergingen die Ferien schneller als Jan glauben konnte und schon bald ging der Unterricht wieder los.

Wie auch bereits vor den Ferien staunte Jan über all die faszinierenden Möglichkeiten, die Magie bot. Er hörte gespannt den Geschichten über die Gründung der ersten Zaubererschulen, übte eifrig die Zauber Periculum und Alohomora und staunte über Flitterblumen und Bowtruckles.
Was allerdings die ganze Schule in Aufregung versetzte, war eine Ankündigung, die Schulleiter Tuplantis an einem Dienstagabend während des Essens machte. 

»Wir mögen alle verschieden sein«, begann er seine Rede nach einem ausführlichen Gruß. »Und doch gibt es Eigenschaften, die in jedem von uns schlummern. Die Neugier auf das Unbekannte, der Ehrgeiz auf unsere Ziele und natürlich die Loyalität zu unserem Haus. Und wo wird die deutlicher als beim Quidditch auf der Tribüne? Ich selbst erinnere mich noch gut daran, auf dem hölzernen Schiff der Tribüne gestanden zu haben und der Mannschaft von Ehura zugejubelt zu haben.« Seine Rede wurde von lautem Applaus am Tisch der Ehuras und vereinzelten Buhrufen von den übrigen Häusern unterbrochen. »Wir alle wollen, dass unser Haus gewinnt«, fuhr er schließlich mit erhabener Stimme fort. »Doch nur sieben aus jedem Haus haben einen Einfluss darauf. Aber wie viele andere würden gerne einmal selbst auf den Besen steigen und allen ihr Talent beweisen? Um all diesen eine Chance zu geben, wird es dieses Jahr die Quidditchwochen geben. Drei Wochen lang finden am Nachmittag jedes Schultags zwei Quidditchspiele statt. Hierbei wird jedes Haus für alle fünf Jahrgänge ein Team aufstellen, das gegen alle Mannschaften gleichen Alters der anderen Häuser spielen wird. Jedes Team hat also drei Spiele, jede Woche eins. Für die Sieger jedes Spiels warten Zentimeter für den Jahresbaum, sagen wir ungefähr 15. Und der Sieger einer Jahrgangsstufe bekommt sogar einen halben Meter.«

Kaum hatte er geendet, brach im Innenhof großes Gemurmel aus. Levi und Marina, die beiden besten Flieger der jungen Haistras sahen sich begeistert an. Danach blickte Levi erwartungsvoll zu seinen Klassenkameraden.  »Habt ihr das gehört?«, fragte er begeistert. »Drei Quidditchspiele für uns!«
An den anderen Häusern herrschte ähnlich große Begeisterung.  »Danach reicht unser Baum in den Himmel«, prahlte ein Schüler am Tisch ganz rechts.
»Das ist die beste Idee seit Jahren«, freute sich ein Mädchen von Ehura-Tisch.

Doch Herrn Tuplantis' Plan stieß nicht nur auf Zustimmung.  »So ein Quidditchspiel dauert aber zu lange, um zwei an einen Tag zu machen«, warf ein älterer Haistra ein. Und von Tisch der Furhos kam das Bedenken, ob man in den kleineren Jahrgängen überhaupt genug Spieler für eine Mannschaft fand.
»Das sind alles berechtigte Einwände«, stimmte Herr Tuplantis zu, nachdem der Tumult sich gelegt hatte. »Aber darüber haben wir uns schon Gedanken gemacht. Jedes Spiel wird zeitlich auf maximal eine Stunde begrenzt, auch wenn der Schnatz bis dahin noch nicht gefunden ist. So dauert keines zu lange und wir schaffen auf jeden Fall zwei pro Nachmittag. Was die Teamgröße angeht, haben wir uns entschieden, die Treiber und mit ihnen auch die Klatscher aus dem Spiel zu lassen. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass auch niemand ernsthaft verletzt werden wird. Daher können wir uns alle auf interessante und aufregende Quidditchwochen freuen.«

Erneut erhöhte sich der Gesprächspegel im Innenhof extrem. Jeder wollte seine Meinung zu den Quidditchwochen bekannt geben und vielleicht sogar schon mal ein Team zusammenstellen.  »Wer von euch ist dabei?«, fragte Levi in die Runde der Erstklässler. Marina und Lina warfen sich kurz einen bestätigenden Blick zu, dann nickten sie. Hannes hingegen sah vorher unsicher zum Tisch der Ehuras. Jan hatte in den letzten Wochen bemerkt, dass der Junge seine Zeit lieber mit den Leuten aus dem Haus des Ahorns verbrachte und so überlegte er jetzt sicher, ob er wirklich gegen seine Freunde spielen wollte. 

»Ich bin dabei«, versicherte er jedoch schließlich. Nun blieben also noch Anna, Filio und Jan. Einen Spieler brauchten sie noch. Anna lehnte jedoch das Angebot dankend ab. Aufgrund ihrer Höhenangst war jede Flugstunde für sie ein Graus, freiwillig würde sie nicht ihre Freizeit nutzen, um auf einem Besen durch die Gegend zu fliegen. Doch zu Jans Überraschung sagte auch Filio ab.

»Wenn es irgendwann mal einen Tüftlerwettbewerb gibt, bei dem wir irgendeine tolle Erfindung bauen sollen, bin ich dabei«, meinte er lachend. »Aber beim Quidditch bevorzuge ich es, zuzuschauen. Und zur größten Not kann ich mich als Auswechselspieler bereiterklären.«
Levi schmunzelte kurz und sah dann zu Jan.
»Das heißt, dass du noch mitspielst«, schlussfolgerte er und sah ihn aufmunternd an. »Was denkst du?« 

Jan sah etwas verlegen auf den vielfältig gedeckten Tisch. Nachdem Herr Tuplantis die Ankündigung gemacht hatte, hatte Jan sich schon fest darauf eingestellt, seinen Platz auf der Tribüne einzunehmen und von dort aus seinem Team zuzujubeln. Dass er mitspielen sollte, hatte er nie wirklich gedacht. 
»Ihr wisst doch, dass ich nicht gerade der beste Quidditchspieler bin«, begann er zögernd, doch er wurde unterbrochen.

»Das sind wir alle nicht«, meinte Marina aufmunternd. »Außerdem ist es noch eine lange Zeit bis zu den Quidditchwochen. Bis dahin können wir noch ganz viel üben.«
»Ja, es gibt neben dem Quidditchfeld einen kleinen Übungsplatz«, stimmte Levi zu,  »und im Kiosk kann man sich Trainingssets ausleihen. Lasst uns das direkt morgen nach der Schule machen.«

Levi hielt sein Wort. Nachdem am Mittwochnachmittag die letzte Doppelstunde, Verteidigung gegen die dunklen Künste, vorbei war, brachten sie nur schnell ihre Schulsachen in ihr Schlafzimmer und machten sich dann auf den Weg zum Kiosk, wo sie sich ein Trainingsset ausleihen wollten. Sie gingen nur zu zweit, weil alle anderen mit irgendetwas beschäftigt waren. Anna wollte zuerst ihre Englischaufsätze für Herrn Egger schreiben. Marina und Lina waren in Englisch nicht die besten und wollten die Hausaufgaben daher mit Anna zusammen machen. Filio hatte sich spontan entschieden, ebenfalls bei ihnen zu bleiben. In der heutigen Englischstunde hatte Herr Egger ihn aufgrund seines mangelhaften Textes verärgert angeschrien und auch wenn der Junge wegen des starken österreichischen Dialekts des Lehrers nicht wirklich verstanden hatte, was er falsch gemacht hatte, wollte er doch unbedingt vermeiden, dass sich diese unangenehme Situation wiederholte. Hannes wiederum war nach Unterrichtsende in Richtung des Bibliothekflügels verschwunden, vermutlich um sich dort mit seinen Freunden aus Ehura zu treffen. 

Daher gingen Levi und Jan nun zu zweit die steinernen Treppen der Burg hinunter in das Erdgeschoss, wo sie in den mit Zeitungen geschmückten Gang einbogen. Dort lag auch der Kiosk. Die Besitzer hatten ihr Sortiment bereits der Rede von Herrn Tuplantis angepasst und das Schaufenster mit Umhängen und Fahnen von Haistra geschmückt, vereinzelt waren auch Fanartikel der anderen Häuser zu sehen.

»Man merkt, dass die beiden Schüler, denen der Kiosk gehört, Haistras sind«, schmunzelte Levi, während sie den Raum betraten. Drinnen herrschte ein reges Treiben und nicht wenige Schüler wollten an diesem Nachmittag Schreibutensilien, magisches Schulzubehör oder sonstige Kleinigkeiten kaufen. Erleichterung durchströmte Jan und Levi, als sie feststellten, dass noch eines der zwei Trainingssets im entsprechenden Regal stand. Sie schnappten es sich und gingen damit zur Kasse, wo der Drittklässler, der den Kiosk gemeinsam mit seiner besten Freundin betrieb, gerade mit einem blondhaarigen, älteren Schüler scherzhaft diskutierte.

»Nein Derik, du bekommst keinen Rabatt und schon gar nicht auf so etwas«, lachte er und deutete auf die Fahne in den Händen des Kunden, die eine große Kastanie zeigte. »Du kannst froh sein, dass wir das überhaupt ins Sortiment genommen haben.«
Der Smiley auf seinem knallgrünen Pullover streckte bei den letzten Worten frech die Zunge heraus. Dann fiel der Blick des Kassierers auf Jan und Levi.

»Nora!«, rief er in Richtung der Tür zur Vorratskammer, woraufhin ein dunkelhäutiges Mädchen mit auffällig gelockten Haaren herauskam, »kannst du mal ein paar Kunden übernehmen?«
Das Mädchen nickte und nahm freundlich lächelnd das Trainingsset entgegen.
»Für einen Tag?«, fragte sie, woraufhin Levi nickte.
»Dann macht das zwei Z-Mark«, verlangte sie und händigte ihnen die Kiste wieder aus, nachdem Levi bezahlt hatte. »Die Hinweise zur Benutzung findet ihr in der Kiste. Viel Spaß damit.«
Jan und Levi bedankten sich und verließen dann wieder den Kiosk.

Auf dem schnellsten Weg begaben sie sich aus der Burg, liefen an den Gewächhäusern und den Stallungen vorbei und schließlich vom Schulgelände herab auf das Quidditchfeld. Schon von weitem konnten sie dort drei ältere Mädchen aus Furho entdecken, die bereits eifrig durch die Luft peitschten. Jan und Levi steuerten zielstrebig den Übungsplatz, wo sie sich je einen Schulbesen aus dem Schuppen holten. Danach öffneten sie das Trainingsset und holten den Quaffel heraus. Jan hatte darauf bestanden, keinesfalls Sucher oder Hüter zu sein und da es Herrn Tuplantis nach keine Treiber geben sollte, blieb nur noch die Rolle eines Jägers übrig. In ihrer Besprechung am Abend vorher hatten sie entschieden, dass Lina und Hannes die beiden anderen Jäger sein sollten, während Levi sich als Hüter versuchen wollte. Marina hatte die Verantwortung der Sucherin auf sich genommen. 

Levi und Jan begannen ihr Training mit ein paar Runden Warmfliegen, wobei Jan merkte, dass er sich noch immer nicht ganz sicher auf dem Besen fühlte und mehrmals beinahe herunterfiel.

»Der Boden ist mit einem speziellen Zauber belegt«, erklärte Levi jedes Mal, wenn Jan fragte, ob es nicht doch etwas gefährlich sei, ohne Aufsicht zu üben. »Der Aufprall tut daher kaum weh und verletzen tätest du dich schon gar nicht. Ansonsten würden die Lehrer uns niemals hier üben lassen.«
Und ehe Jan etwas erwidern konnte, war Levi bereits wieder davongeflogen. 

Als nächstes übten sie das Werfen, und zu Jans großer Freude, fiel ihm das deutlich leichter. In der Muggelwelt hatte er drei Jahre lang Handball gespielt und daher schaffte er es einige Male, den Ball in einem der drei Torringe zu versenken, auch wenn Levi ein wirklich guter Hüter war.
Nach einer Weile merkte Jan allerdings, wie seine Kräfte nachließen und auch Levi schien nichts dagegen zu haben aufzuhören.

»Gutes Spiel«, meinte er als sie am Boden gelandet waren und klatschte mit Jan ab. Diesem war nach dem vielen Fliegen etwas schwindelig zumute und erneut fragte er sich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, Filio ins Team zu setzen. Doch der Gedanke wurde schnell verdrängt, denn Levi erzählte ihm während des Rückwegs von seinem Lieblingsverein, den Stuttgarter Snallygastern, und von seinem Lieblingsspieler, einem gewissen Oliver Wood, der als Hüter in einem englischen Verein tätig war.
»Du glaubst gar nicht, wie gut der ist«, erzählte er begeistert. »Letztes Jahr hat mein Vater mir zum Geburtstag Eintrittskarten für ein Spiel geschenkt, wir sind dafür bis nach England gereist, aber es hat sich echt gelohnt.«

Die beiden folgten einer Biegung des Pfades und stiegen die Treppen hinauf, die wieder aufs Schulgelände führten. Während sie an den Stallungen vorbeiliefen, erzählte Levi alles über das Quidditchspiel und Jan bemühte sich, dem Gesagten so gut es ging zu folgen. 

Als sie allerdings an den Gewächshäusern und Hochbeeten vorbeiliefen, legte er seinen linken Zeigefinger auf die Lippen und deutete mit seinem rechten auf einen Mann, der gerade aus dem Eingangstor der Burg trat, sich einmal kurz umsah, als wollte er von niemandem gesehen werden, und schließlich in die Richtung von Jan und Levi ging. Es war niemand anderes als ihr Lehrer für Zaubertränke - Herr Jorski. Er betrachtete leise murmelnd einen Brief in seinen Händen und zuckte erschrocken zusammen, als er Jan und Levi bemerkte. »Jan! Lefi!«, begrüßte er sie freundlich und steckte schnell den Brief in seine Umhangtasche. 

»Ihr wart Quidditch spielen«, erkannte er mit Blick auf das Trainingsset in Levis Händen, »Chat Spaß gemacht?«
Die beiden Jungen nickten.
»Und wo wollen Sie hin?«, fragte Jan neugierig. Er wusste, dass man so eigentlich nicht mit Lehrern sprach, aber er fand Herr Jorskis Verhalten auffällig. Der Lehrer behielt seine Hand in der Tasche seines schwarzen Umhangs, als wollte er krampfhaft vermeiden, dass der Brief hinausfallen und jemanden in die Finger gelangen konnte. Und schon stiegen die merkwürdigen Ereignisse des Schuljahres wieder in Jans Kopf. Was wenn Herr Jorski damit etwas zu tun hatte? Wenn er nicht aus Zufall der neue Lehrer in Winterfels geworden war?

»Ich bringe Brief weg in das ... Eulenturm«, antwortete Herr Jorski und zog dann doch den Brief aus seiner Tasche, wobei Jan auffiel, dass er seinen Daumen genau über das Feld mit dem Adressaten hielt. »Ist Brief an meine Familie. Sie vermissen mich.« 
»Das ist aber nett von Ihnen«, antwortete Jan, nachdem er eine Weile unsicher überlegt hatte, was er sagen sollte. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
Ein fröhliches Lächeln füllte Herrn Jorskis kastenförmiges Gesicht.
»Das wünsche ich euch ebenso«, sagte er und setzte dann seinen Weg in Richtung des Eulenturms fort.

Sobald er außer Hörweite war, drehte sich Levi verwundert zu Jan um.
»Seit wann führst du denn Privatgespräche mit Lehrern?«, fragte er lachend. »In der letzten Stunde hast du dich doch nicht einmal getraut, ihn nach einem Tipp für unseren Ingwer-Versuch zu fragen.«
Bevor Jan antwortete, drehte er sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass der Lehrer sie nicht mehr hören konnte.
»Findest du das alles nicht ein bisschen merkwürdig?«, fragte er dann. »Herr Jorski wird hier als Lehrer angestellt, obwohl er nicht mal richtig Deutsch kann, und geht jetzt mit irgendwelchen geheimen Briefen übers Schulgelände. Hast du nicht gesehen, wie er versucht hat, zu verbergen, an wen er geht?«
»Doch schon, aber...«

»Sieh nur, wo er hingeht«, fuhr Jan fort und deutete auf Herrn Jorski, der gerade hinter dem letzten Gewächshaus verschwand. »Das ist nicht der Weg zum Eulenturm. Er will zu den Stallungen. Da wo der merkwürdige Fremde aufgetaucht ist. Was wenn sie beide unter einer Decke stecken? Wenn Jorski sich jetzt mit ihm treffen will? Lass und ihm folgen und nachsehen, um das stimmt.«
»Gibt es bei den Muggeln auch solche Krimigeschichten über ganz merkwürdige Verbrechen?«, witzelte Levi. »Wenn ja, hast du definitiv zu viele davon gelesen.«

Sein Blick wanderte zum Himmel, wo die Sonne bereits in einem Meer aus orangefarbenen Wolken am Horizont unterging. »Und willst du nicht lieber pünktlich zum Abendessen kommen?«, fragte er zweifelnd, »also ich habe nach unserem Training ganz schön Hunger.«
Doch Jan schüttelte bestimmt den Kopf. Er dachte an den Brief seiner Eltern. An die Gefahr, die ihm möglicherweise drohte. Und die Chance, die er jetzt hatte, sich ihr entgegenzustellen.
»Lass und nur mal kurz nachsehen«, bat er schließlich.
»Nur mal kurz nachsehen«, willigte Levi ein. Und so drehten sie wieder um und gingen in die Richtung, in die Herr Jorski verschwunden war.

Schon bald fanden sie sich zwischen den Ställen und Gehegen von Herrn Lurcus' Geschöpfen wieder. »Wo ist er nur hin?«, fragte Levi verwundert und spähte in eine kleine Gasse, die sich zwischen zwei hölzernen Ställen bildete. Jan zuckte verwundert mit den Achseln. Er ging ein paar Schritte in die andere Richtung und sah durch das Fenster eines aus Stein gebauten Stalls in einen anderen Gang. Und genau dort lief Herr Jorski im Schein der untergehenden Sonne entlang. Jan winkte Levi leise zu sich. »Von wegen Eulenturm«, flüsterte dieser. Jan wollte gerade etwas erwidern, doch bevor er etwas von sich geben konnte, ertönte plötzlich eine laute Stimme. 

»Bombarda Maxima!«, hallte es zwischen den Wänden der Ställe zurück. Wenige Sekunden später sah Jan, wie ein steinernes Gebäude in seine Einzelteile zersprang und Backsteine in alle Richtungen flogen. »Nichts wie weg hier!«, rief er Levi panisch zu, während ein Ziegelstein seinen Kopf nur knapp verfehlte.

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