Kapitel 19 - Von Schlagzeilen zu Spielplänen

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In den nächsten Wochen folgte eine Schlagzeile der anderen. Der Gang, in dem die Kioskinhaber die Zeitung aufhängten, war teilweise so voll mit wissbegierigen Schülern, dass ein Durchkommen kaum möglich war. Jan hatte eigentlich nach wenigen Wochen in Winterfels das Interesse an der täglichen Eule verloren. Zwar waren die sich bewegenden Bilder zuerst etwas Faszinierendes für ihn gewesen, doch mit der Zeit waren sie für ihn so normal geworden, wie die Eulen, die morgens die Post brachten. Und ob nun in Armenien ein Zaubereiministerium gegründet worden war oder ein berühmter britischer Auror in Rente gegangen war, hatte ihn nicht wirklich interessiert. Doch das aktuelle Geschehen nahm auch ihn mit.

Denn es schien ganz so als wäre Thorfinn Rowle keine Ausnahme gewesen. Immer wieder wurden Entkommene aus Askaban in Deutschland entdeckt. Auf Dolohow in Friesland gesichtet folgte die Schlagzeile dunkles Mal über Thüringer Wald, die den Artikel über einen Erkling-Angriff von der Titelseite verdrängte. Mehrere Wochen lang tauchten immer wieder in kurzen Abständen solche Nachrichten auf. Jan musste mit Schrecken feststellen, dass alle sechs ausgebrochenen Verbrecher sich in Deutschland aufzuhalten schienen. Und die Orte, an denen sie sich aufhielten kamen Winterfels immer näher. Dementsprechend besorgter wurden die Schüler von Woche zu Woche, auch wenn die Lehrer ihnen mehrmals am Tag versicherten, dass sie auf Winterfels in Sicherheit waren. Währenddessen warfen die Kioskbesitzer einige Romane aus ihrem Sortiment und ersetzten sie durch Geschichtsbücher über die Zeit des zweiten Zaubererkriegs, welche erstaunlich guten Absatz fanden. Jeder wollte wissen, wer die Menschen waren, die Deutschland unter Schock setzten.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer war lediglich, dass der britische Ministeriumsbeauftragte für Askaban nach Deutschland gereist war, um dort zu helfen, die Kriminellen festzunehmen. Jan war guter Dinge, dass der Mann Erfolg haben würde, auch wenn Filio das vehement abstritt.
»Dunkles Blut, das durch seine Adern fließt«, sagte er immer wieder, wenn der Name Alexander Pettigrew fiel.

Allerdings konnte auch er nicht leugnen, dass der Beauftragte in Deutschland gute Arbeit leistete, wie zum Beispiel die Festnahme einiger dunkler Magier in der Kneipe Schlangenauge. Auch wenn keiner von ihnen einer der gesuchten Ausbrecher war, handelte es sich bei ihnen um lange gesuchte Verbrecher. Das Schlangenauge war vorübergehend geschlossen worden.
Doch die Ausbrecher aus Askaban konnte auch Pettigrew nicht fassen. Sie wurden zwar von Zeit zu Zeit an verschiedensten Orten gesichtet, aber bis Autoren auftauchten, waren sie längst nicht mehr da.
Doch nach drei Wochen sah und hörte man auf einmal nichts mehr von ihnen. Nachdem sie tagelang für furchterregende Schlagzeilen gesorgt hatten, waren die fünf auf einmal wie auf einen anderen Planeten disappariert.

Die furchterregende Nachricht, dass ein gewisser Corban Yaxley in einem Dorf ganz in der Nähe von Jans Schule von einer Aurorin gesehen worden war und sich mit ihr ein heftiges Duell geliefert hatte, war das letzte, was man von den Verbrechern hörte. Danach brodelten in der Gerüchteküche für einige Tage noch wilde Spekulationen, was mit Rowle und den anderen passiert sein konnte, dann aber verloren die entkommenen Verbrecher langsam an Interesse.

Stattdessen kam ein neues Thema in die Munde der Schüler - die Quidditchwochen. Sie würden in den ersten drei Märzwochen stattfinden und nicht wenige waren gespannt, wie der sportliche Wettkampf ausgehen würde. Am Morgen vor den ersten Spielen merkte Jan bereits, dass eine andere Atmosphäre in der Schule herrschte. Viele Schüler hatten bereits zum Frühstück Fankleidung angezogen. Eine ältere Schülerin aus Furho hatte sich ein Stirnband umgezogen und wie bei einem Indianerschmuck einige Eichenblätter hineingesteckt. Eine Gruppe von Zweitklässlern aus Kesten hingegen hatte unter ihren Umhängen T-Shirts angezogen, auf denen ein Schnatz abgebildet war, der in einer Kastanienschale steckte. Einige Ehuras wiederum verzauberten gerade einige Ahornnasen, die sie sich beim Spiel aufsetzten wollten. Jan glaubte zu verstehen, dass sie bei jedem Tor der Ehuras ein lautes Tröten von sich geben sollten.

Die mit Abstand auffälligste Fanbekleidung hatte sich allerdings Filio gebastelt. Er war tagelang durch den Wald gelaufen und hatte Buchenblätter gesammelt. Aus diesen hatte er sich einen ganzen Umhang zusammengezaubert, den er unbedingt bei jedem Spiel von Jan und den anderen anziehen wollte. Noch allerdings hatte er ihn in seinen Schrank gelegt, mit der Begründung der Umhang müsse noch auf seinen großen Augenblick warten. Als die Morgenpost in den Innenhof geflogen kam, sah der Junge mit der Igelfrisur aufgeregt zum Himmel und lächelte zufrieden, als er seine Zwergohreule am Himmel entdeckte. Mit eleganten Flügelschlägen segelte sie auf seinen Platz und reichte ihm einen Brief.
»Meine Oma hat mir geantwortet«, erzählte er Lina. »Ich brauchte ja noch einen Zauber für meinen Haistra-Umhang. Warte, hier steht er. Sphella efago. Wie auch immer man das ausspricht. Und dazu zwei spiralförmige Bewegungen mit dem Zauberstab.«
Er machte eine kurze Pause um den Rest des Briefs zu lesen.
»Nur auf meine zweite Frage hat sie mir nicht geantwortet«, meinte er enttäuscht, »dabei wollte ich doch wissen, ob sie mir etwas über Antonin Dolohow schreiben kann. Ich bin mir so sicher, dass sie mir früher mal von ihm erzählt hat.«
Er schüttelte den Kopf und strich seiner Eule über das Gefieder.

Jan überlegte gerade, ob er sich in ihre Unterhaltung einmischen sollte, als er sah, dass auch Blitz auf seinem Platz gelandet war. Die Schleiereule hielt einen Brief in den Krallen und anhand der Briefmarke oben rechts konnte Jan erkennen, dass er von seinen Eltern kam. Auch wenn er schon über ein halbes Jahr in Winterfels war, vergaßen sie immer wieder, dass Eulenpost auch ohne die Marken funktionierte. Ein Schmunzeln huschte über Jans Gesicht. Es schwand aber, als er Blitz genauer betrachtete. Sein Gefieder sah aus, wie an seinen besten Tagen, ganz anders als bei seinem letzten Erscheinen, wo er wieder struppig und zerzaust gewesen war. Dafür hingegen hüpfte er um Jans Teller herum und krächzte heiser.
»Du siehst zwar wieder normal aus«, murmelte Jan, während er den Brief öffnete. »Aber du verhältst dich ganz schön komisch.«

Er schüttelte den Kopf und begann den Brief zu lesen. Doch bereits die Überschrift machte ihn stutzig. Lieber Sohn, stand da geschrieben. Seine Eltern sagten nie Sohn zu ihm. Sie nannten ihn Jan und wenn seine Mutter einmal vergaß, wie alt er war, auch einmal Janchen oder Janni. Aber Sohn hörte sich eher nach einer Konversation zwischen seinem Vater und seinem Großvater an, wenn letztgenannter Jans Vater davon zu überzeugen versuchte, wieder zu ihnen nach Bayern zu ziehen. Erneut schüttelte er den Kopf und ging zur nächsten Zeile über.

Auch wir können uns nicht erklären, warum dein Blitz so komisch ausgesehen hat. Aber es ist bestimmt nichts Schlimmes und liegt nur an dem stürmischen Wetter der letzten Zeit. Schon wieder stockte Jan. In noch keinem ihrer Briefe hatten seine Eltern versucht, die Phänomene der Zaubererwelt zu erklären. Sie taten sie einfach als faszinierende Geschehnisse ab und freuten sich darüber, dass Jan so viel Tolles erleben konnte oder sorgen sich, über mögliche Gefahren, die die Zauberei mit sich brachte. Auch der Rest des Briefs passte in Jans Augen einfach nicht zum Schreibstil und Charakter seiner Eltern.
»Trinken Eulen von Zeit zu Zeit schonmal ein wenig Schnaps?«, fragte er Levi schließlich, die Augen noch immer auf den Brief gerichtet, »und schreiben dann selbst eine Antwort, anstelle den Brief an die Adressaten zu fliegen?«
Levi drehte verwundert den Kopf zu Jan um und sah seinen Freund fragend an.
»Du hörst dich an, wie Filio«, entgegnete er nach einer Weile, »natürlich trinken Eulen keinen Schnaps und sie können erst recht keine Antworten schreiben.« Er lachte kopfschüttelnd.

»Dann hat mein Vater wohl ein bisschen zu tief ins Glas geschaut«, schlussfolgerte Jan und betrachtete nachdenklich seine Eule, die nun aufgebracht mit den Flügeln schlug.
»Flieg am besten noch eine Runde über das Gelände«, riet er seinem aufgeregten Vogel und klopfte auffordernd auf den Tisch. Blitz drehte sich noch einmal zu ihm um, gab ein schiefes Kreischen von sich und erhob sich dann in die Luft.
»Komischer Vogel«, murmelte Jan kopfschüttelnd.

Nachdem sie fertig gefrühstückt hatten, machten sie sich auf den Weg zu Verteidigung gegen die dunklen Künste. Noch immer wurden sie in diesem Fach von Herrn Egger unterrichtet und Jan wünschte sich mit jeder Stunde mehr, dass Herr König bald zurückkam. Doch so wie sein Unmut über den neuen Lehrer immer mehr wuchs, schwand auch die Hoffnung, dass sein alter Lehrer noch lebte. Es waren nun schon mehrere Monate vergangen, seitdem Herr König war und noch immer hatte niemand etwas von ihm gesehen. Herr Tuplantis machte kein Geheimnis daraus, dass auch er nicht wusste, wie es um seinen Freund und Kollegen stand.

Als er den Innenhof verließ fiel sein Blick auf eine große Gruppe von Schülern, die sich lautstark unterhielten. Der Anblick erinnerte Jan an die vielen wissbegierigen Schüler, die sich vor die Zeitungsartikel gedrängt hatten. Bei genauerem Hinsehen erkannte der Junge allerdings, dass diese Jugendlichen nicht die tägliche Eule lasen, sondern den Spielplan für die Quidditchwochen. Interessiert stellten er und Levi sich zu den anderen und versuchten zu erkennen, wann ihre Spiele waren. Zuerst konnten sie nichts außer den Köpfen der Älteren sehen, doch mit der Zeit lichtete sich die Schülermenge. Jan brauchte eine Weile, um den Plan zu verstehen.

»Schau mal, hier sind wir«, half ihm Levi und deutete auf einige Zeilen oben auf der ersten Seite.
Überrascht las Jan, was dort stand.
»Heute schon?«
Levi nickte. Tatsächlich war das erste Spiel der Haistras auf den 4. März um 17:00 Uhr datiert. Der Gegner war das durchaus starke Team von Kesten. A.Goldenberg war die Angabe für den Schiedsrichter.
»Da haben wir aber Glück gehabt«, atmete Levi erleichtert auf. »Mein Bruder hat erzählt, bei ihm hätte Frau Nauberger zu Beginn des Schuljahres ein Spiel gepfiffen. Er weiß bis heute nicht, wie es dazu gekommen ist, aber es muss schrecklich gewesen sein. Von den Spielregeln hat sie wohl noch weniger Ahnung als von Mathe.«
Beide lachten leise, studierten dann aber weiter den Plan.

»Wir sind scheinbar immer montags dran«, stellte Levi nach einiger Zeit fest. »Scheint so als hätten sie jedem Jahrgang einen Wochentag zugeteilt. Nächste Woche spielen wir dann gegen Ehura.«
Jan hätte den Plan gerne noch länger betrachtet, doch er spürte, wie sein Stundenplan in der Hosentasche langsam wärmer wurde.
»Wir sollten losgehen«, meinte Jan und zeigte Levi seinen Stundenplan, wo das Feld der ersten Stunde bereits hellrot leuchtete.
»Wir san sami«, machte Levi Herrn Eggers Dialekt nach. Er und Jan wandten sich von den Spielplänen ab und die beiden machten sich auf den Weg zum Fachraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

»Aber es ist echt gut, dass uns nicht das Eröffnungsspiel getroffen hat«, meinte Levi, als sie gerade über die Treppen in den Keller hinabgingen. »Bei den ersten Quidditchwochen in der Geschichte von Winterfels wird da ganz schön viel los sein.«
Jan nickte zustimmend. Er hoffte, dass die meisten Zuschauer nach dem ersten Spiel des Tages genug gesehen hatten und die schwebenden Tribünen bei seinem Auftritt etwas weniger besetzt waren.

Als er am Nachmittag allerdings gemeinsam mit den anderen Erstklässlern aus Haistra zum Quidditchplatz aufbrach, merkte er, dass selbst, wenn die Hälfte der Anwesenden nach dem ersten Spiel gehen würde, die Ränge für seinen Geschmack noch immer viel zu voll waren. Für sie war es schwierig überhaupt noch einen Platz zu bekommen. Es schien so, als wäre die ganze Schule auf dem Sportplatz versammelt. Schließlich fanden sie ein paar freie Plätze auf der Haistra-Tribüne, einem hölzernen Konstrukt in Form einer halben, ausgehöhlten Buche, in die einige grüne Sitze eingelassen waren. Jan und die anderen hatten bereits ihre Quidditchumhänge angezogen. Die Zeit zwischen den beiden Spielen wollten sie schließlich dazu nutzen, um sich aufzuwärmen und nicht um sich umzuziehen. Auch Filio hatte sich bereits sein Blattkostüm angezogen und verursachte nun bei jeder seiner Bewegungen ein lautes Rascheln. Anna hingegen hatte sich auf jede Wange ein Buchenblatt gemalt, doch ihre blasse Haut darunter könnten auch diese Bemalungen nicht verbergen. Jan bemerkte, wie sie immer wieder besorgte Blicke nach unten warf. Es war deutlich, dass ihr die luftige Höhe der Tribüne Sorgen bereitete. Doch als Herr Tuplantis seine Eröffnungsrede begann, hob auch sie mutig den Kopf und sah zu dem hölzernen Ahornblatt, auf dem der Schulleiter wie auf einem fliegenden Teppich stand und seinen Zauberstab zur Verstärkung seiner Stimme vor seinen Mund hielt.

»Liebe Schülerinnen und Schüler«, begrüßte der Schulleiter sie feierlich. »Ich freue mich, euch alle zu diesem Ereignis willkommen heißen zu dürfen. Das erste Mal in der Geschichte von Winterfels wollen wir allen Schülern die Chance geben, im Quidditch für ihr Haus zu spielen und ihren Jahresbaum wachsen zu lassen. Da so ein großes Turnier besonders für die jüngeren unter uns allerdings etwas Neues ist, haben wir ein paar Regeländerungen beschlossen. So wird jedes Spiel zeitlich auf maximal eine Stunde begrenzt, auch wenn der Schnatz bis dahin noch nicht gefunden ist. So dauert keines zu lange und wir schaffen auf jeden Fall zwei pro Nachmittag. Außerdem haben wir uns entschieden, die Treiber und mit ihnen auch die Klatscher aus dem Spiel zu lassen. Somit haben wir ein geringeres Verletzungsrisiko und es wird nicht so schwer werden, eine Mannschaft zusammenzustellen. Außerdem bekommt das Team, das den Schnatz fängt, nur 40 Punkte hierfür. Mit dieser Regel wollen wir besonders jungen Suchern den Druck nehmen. Zum Fliegen sind nur Schulbesen erlaubt. Bei den Qudditchwochen soll schließlich euer Einsatz zählen und nicht, wie viel Geld ihr für euren Besen ausgegeben habt. Ansonsten verläuft ein Spiel so, wie ihr es bei Herrn Goldenberg im Flugunterricht gelernt habt. Und genau an diesen Mann übergebe ich jetzt. Auf ein gutes Spiel!«

Jans Blick wanderte zum Boden des Spielfelds, wo der Fluglehrer in einem für ihn typischen himmelblauen Umhang auf den Platz geflogen kam. Er redete kurz mit Leif und Brian, den Kapitänen der beiden Teams, dann ließ er die Spieler auf ihre Besen steigen und gab die Bälle frei.

Es folgte ein interessantes Spiel, bei dem sich allerdings schon früh die Überlegenheit der Ehuras zeigte. Julius Klein, der Junge, neben dem Jan bei seiner ersten Fahrt im Carl gesessen hatte, war ein herausragender Jäger und schon nach wenigen Minuten hatte er das erste Tor für Ehura erzielt. Auch die Furhos hatten mit Brian zwar einen guten Jäger, der allerdings nicht richtig ins Spiel fand. Die anderen beiden Jäger aus Furho verloren oft den Ball, was dazu führte, dass er immer öfters Alleingänge versuchte. Diese jedoch scheiterten oft an der Hüterin Ronja Marell, die vor den Torringen eine herausragende Arbeit leistete. Nach ihren Paraden warf sie den Quaffel meistens zu einer blonden Jägerin, die damit ungefähr bis zur Hälfte des Spielfelds flog, wo sie dann zu Julius abspielte. Dieser wiederum flog damit bis zu den Torringen, wo er entweder selbst warf oder noch einmal zu dem anderen Jäger abspielte, der dann versuchte ein Tor zu erzielen. Bereits nach einer Viertelstunde stand es 30:0 für Ehura. Besonders Hannes jubelte bei jedem Tor für Ehura laut mit. Deren Sucher Leif Nielsen schaffte es auch kurz vor Ende der Spielzeit noch den Schnatz zu fangen, was ihnen einen Endstand von 120:10 Punkten bescherte.

Jan freute sich mit den jubelnden Ehuras, die mit ihren Besen nun zu Boden flogen und stolz den Schnatz in die Höhe reckten. Doch die Freude wich schnell der Aufregung. Und die war um einiges stärker. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet Jan, dass es nur noch 38 Minuten bis zum Beginn seines Spiels waren.
»Lasst uns schonmal zu den Besen gehen und uns etwas aufwärmen«, schlug Levi vor und stand bereits von seinem Platz auf. Mit klopfendem Herzen folgte Jan ihm zur Strickleiter. Seine Hände zitterten unfassbar beim Abstieg und er war sich sicher, dass er heruntergefallen wäre, wenn die Leiter nicht mit ihrer magischen Anziehungskraft versehen wäre. Mit einem Gefühl, dass seine Beine jederzeit der Aufregung nachgeben würden, ging er mit seinem Team zu dem Schuppen, wo die Schulbesen aufbewahrt wurden. Jeder nahm sich einen und sie begannen ein paar Runden über das Gelände zu fliegen. Noch immer musste Jan all seine Konzentration dafür verwenden, sich auf seinem Fluggefährt zu halten und er fragte sich, ob er genauso unbeholfen auf dem Besen aussah, wie die zwei Furhos.

Nach einiger Zeit entschied Lina, dass sie so langsam zum Spielfeld aufbrechen mussten. Jans Armbanduhr zeigte bereits 16:59 an - noch neun Minuten. Jans Herz pochte, als er mit den anderen auf das Feld flog und nicht einmal Filio, der in seinem Blätterkostüm lustige Tänze auf der Tribüne vollführte, konnte ihn aufheitern. Er wollte dieses Spiel unbedingt gewinnen. In seinem Kopf wiederholte er alles, was Levi ihm bei ihrem gemeinsamen Training beigebracht hatte. Sein Herz schlug immer schneller. Dann sah er, wie die Kestens das Spielfeld betraten. Er erkannte Enrico Huber, einen kräftigen Schweizer mit kurzen, braunen Locken. Er zog sich gerade seine Handschuhe an, was bedeutete, dass er vermutlich der Hüter sein würde.

Direkt daneben stand Leonard Zahn, ein hochwüchsiger Junge mit einem schmalen Gesicht. Er hatte ein siegessicheres Grinsen aufgesetzt und an seinem linken Arm war die Kapitänsbinde befestigt. Jan ging davon aus, dass er der Sucher sein würde. Das ganze Schuljahr über hatte Leonard schon erzählt, dass er später einmal Sucher bei den Heidelberger Vandalen werden wollte.

Mehr Zeit um sich das gegnerische Team anzuschauen blieb Jan allerdings nicht. Denn nun kam Herr Goldenberg wieder auf das Spielfeld geflogen, sein himmelblauer Umhang wehte im Wind. »Einmal die Kapitäne zu mir bitte«, rief er, woraufhin Levi und Leonard ein paar Schritte in Richtung des Spielfelds machten. Der Lehrer reichte beiden die Hand und hielt ihnen dann eine Z-Mark hin. Jan konnte zwar nicht genau verstehen, was sie dann besprachen, aber es sah nach einem Kopf-oder-Zahl-Spiel aus. Als Levi zurückkam deutete er auf die Torstangen rechts.
»Das sind unsere«, verkündete er. Jan nickte kurz, wandte seinen Blick dann aber wieder Herrn Goldenberg zu. Der Lehrer nahm die Kiste, in der die Bälle waren, legte sie auf den Boden und öffnete sie. Dann richtete er seinen Zauberstab auf sie und machte eine schnelle Bewegung, woraufhin die Bälle in die Höhe schossen. Das Spiel hatte begonnen.

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