Kapitel 22 - Zweite Chance

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»Aber du brichst mir nicht den Oberarm, ja?«, fragte Hannes Leif, den Sucher der Ehuras.
»Sollte ich das machen, dann fliege ich persönlich zu Herrn Goldenberg und bitte ihn darum, die Fortsetzung das Spiels auf einen anderen Tag zu verschieben«, entgegnete der, reichte Hannes die Hand und schüttelte sie kräftig. »Das verspreche ich dir.«

Jan musste schmunzeln. Er war gerade mit den Haistras und Ehuras auf dem Weg zum Quidditchstadion, wo ihr Spiel in wenigen Minuten beginnen würde. Doch die Atmosphäre bei seinen Mitschülern war eher so, als gingen sie gerade zu einer Stunde Flugunterricht und nicht zu einem Spiel, das über den Ausgang der Quidditchwochen entscheiden würde. Die Stimmung war ausgelassen und ganz anders als vor der Partie gegen Kesten, wo man deutlich die Rivalität zwischen einigen Spielern gespürt hatte.

Mit ihren Besen in den Händen betraten sie das Spielfeld und die Teams stellten sich einander gegenüber auf, um sich viel Erfolg zu wünschen. In Augenwinkel sah Jan, wie Marina Leif eine Umarmung schenkte. Der blonde Ehura flüsterte ihr etwas zu, woraufhin die beiden in lautes Gelächter ausbrachen. Jan spürte, wie sich seine Gesichtsmuskeln bei diesem Augenblick unwillentlich verspannten.

»Auf ein gutes Spiel!«, riss ihn Julius' Stimme aus seinen Gedanken. Der Ehura, neben dem er bei seinem ersten Flug im Carl gesessen hatte, klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.
»Dir auch viel Erfolg«, erwiderte Jan und versuchte seinen Kopf frei von allem zu bekommen, was ihn ablenken konnte. Er musste sich jetzt voll und ganz auf das Spiel konzentrieren. Es war jetzt egal, mit wem Marina redete, es war egal, was er im letzten Spiel gemacht hatte und er durfte sich auch nicht von Filio ablenken lassen, der in seinem Blätterumhang bereits seine selbstgeschriebene Haistra-Hymne anstimmte. Er musste jetzt ein gutes Spiel abliefern. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die 15:29 anzeigte. Das Spiel sollte in einer Minute beginnen. Von einem Schiedsrichter fehlte allerdings noch jede Spur. Jan sah sich auf den Tribünen um und stellte fest, dass allgemein fast keine Lehrer anwesend waren. Er konnte nur Herrn Egger entdecken, der auf der besonders tief schwebenden Wellentribüne Platz genommen hatte.

»Alles gut bei dir, Jan?«, fragte Levi und folgte seinem Blick.
»Alles gut«, bestätigte Jan, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Die Aufregung in ihm nahm immer mehr Überhand. 15:31 Uhr. »Komisch, dass Herr Goldenberg noch nicht da ist, oder?«
Levi nickte.
»Normalerweise ist er pünktlich, wie ein Schweizer Portschlüssel«, meinte er. »Und auch, dass Herr Tuplantis schon wieder ein Ehura-Spiel verpasst, wundert mich.«

»Herr Lurcus ist auch nicht da«, mischte sich Marina ein. »Er hatte Filio eigentlich versprochen, dass er sich zu ihm und Anna stellen würde.«
Ein ratloses Schweigen trat ein. Jan überlegte, ob es ihm vielleicht sogar lieber wäre, wenn das Spiel ausfallen würde. Eine zweite Blamage würde er kaum ertragen können. Andernfalls wollte er aber auch endlich seine Fehler widergutmachen. Heute war die Chance, sein Bild von Quidditch und das Bild der anderen von ihm wieder aufzubessern. Und wenn er ehrlich war, dann wollte er diese Gelegenheit auch gerne wahrnehmen.
Nur schwand seine Hoffnung, dass er dafür eine Gelegenheiterhalten würde, immer mehr. Die Minuten verstrichen und langsam machte sich Unsicherheit im Stadion breit. Filio hatte nach dem dritten Durchlauf aufgehört, seine Haistra-Hyme zu singen und mittlerweile hatten auch die Spieler von Ehura bemerkt, dass sich der Spielbeginn verzögerte.

»Soll ich mal zurück zur Schule fliegen und schauen, was los ist?«, bot sich Levi an, als Jans Armbanduhr bereits 15:42 Uhr anzeigte.
»Lass uns noch fünf Minuten warten«, entgegnete Henry, ein Jäger der Ehuras. »Vielleicht haben wir uns einfach vertan und das Spiel fängt erst um Viertel nach an.«
Wirklich überzeugt hörte er sich dabei allerdings nicht an. Und auch Jan zweifelte stark an dieser Vermutung. Denn selbst wenn man das Spiel um eine Viertelstunde nach hinten verschoben hätte, wären die Lehrer immer noch ziemlich spät dran. Jeder wusste, dass die Plätze auf den besten Tribünen wie dem fliegenden Schiff schon zwanzig Minuten vor Spielbeginn besetzt waren.

Doch das Warten lohnte sich. Kurz nachdem Levi sich angeboten hatte, zur Burg zu fliegen, landete Frau Braun mit ihrem Rauchschweif C2 auf dem Quidditchfeld. Ihre schulterlangen Haare sahen zerzaust aus und nachdem die junge Lehrerin gelandet war, entfernte sie mit ein paar Bewegungen ihres Zauberstabs einige Erdreste von ihrer Kleidung.
»Bitte entschuldigt die Verspätung«, rief sie mit verstärkter Stimme über das Quidditchfeld, während sie die Kiste mit den Bällen auf dem Boden abstellte. »Die Lehrer müssen noch etwas Wichtiges am Bannzauber prüfen und benötigen Herrn Goldenberg dafür.«
Während sie sprach, kam auf den Rängen Gemurmel auf. Der Bannzauber war ein sehr sensibles Thema. Auch Jan beunruhigte dieser komplizierte Zauber. Er wusste zwar, dass der Bann nur zu seinem Besten war, aber trotzdem konnte er das Gefühl nicht loswerden, dadurch auf dem Schulgelände eingesperrt zu sein.

»Ich werde als Ersatz für ihn einspringen und die Partien heute genau beobachten«, fuhr Frau Braun fort. »Ich habe selbst früher in der Hausmannschaft von Kesten gespielt, glaubt also nicht, ihr könnt euch jetzt alles erlauben und ich merke es nicht.«
Die Stimme der Lehrerin klang angespannt und passte gar nicht zu ihrer sonst so lockeren Art und Weise. Dennoch setzte sie ein möglichst zuversichtliches Lächeln auf, als sie wie Herr Goldenberg die beiden Kapitäne zu sich rief, um mit ihnen die Seitenwahl zu besprechen. Wie auch er warf sie eine Z-Mark in die Luft und als Levi zurückkam, verkündete er, dass sie wieder die rechte Seite hatten.

Jan schluckte. Seine Nachbarin würde das als schlechtes Omen deuten, genauso wie den starken Wind, der blies, als Frau Braun die Kiste öffnete.
Jan schob all diesen Unfug bei Seite. Er musste seine Konzentration auf das Spiel lenken. Er atmete tief ein und aus, klopfte sich noch einmal auf die Oberschenkel, wie sein Handballtrainer es ihm zur besseren Durchblutung beigebracht hatte, dann stieg er auf seinen Besen.
Frau Braun richtete ihren Zauberstab auf die Kiste, machte eine schwungvolle Bewegung und der Quaffel und der Schnatz flogen in die Höhe. So kraftvoll wie möglich stieß sich Jan von Boden ab und versuchte, seinen Besen gerade in der Luft zu halten. Er suchte mit seinen Augen den Himmel nach dem Quaffel ab.

Zu seiner Überraschung entdeckte er ihn direkt über ihm in der Luft. Er fiel ihm praktisch in die Hände. Das war seine Chance. Seine Chance, alles wieder gut zu machen und ein wichtiges Tor für sein Team zu erzielen. Er fing den Ball geschickt auf, balancierte das zusätzlich Gewicht aus und flog dann nach vorne. In seinem rechten Augenwinkel entdeckte er Lina, die parallel zu ihm nach vorne stürmte. Hannes machte er ganz rechts aus. Als er merkte, dass Henry, ein Jäger von Ehura, ihm bedrohlich nahekam, entschied er sich, abzuspielen. Er wollte gerade schon den Ball zu Lina spielen, als er plötzlich innehielt. Er durfte nicht denselben Fehler machen, wie beim letzten Spiel. Aufmerksam sah er sich um und entdeckte Julius in unmittelbarer Nähe zu der Jägerin seines Teams. Jans Blick fiel zu Hannes. Um ihn herum war kein Gegenspieler zu sehen. Jan holte mit seinem Arm weit aus und warf den Ball mit aller Kraft quer über das Spielfeld zu seinem Mitspieler hin.

Ob Hannes ihn tatsächlich fing, bekam er allerdings nicht mehr mit, denn wegen des Werfens hatte er seine Kontrolle über den Besen verloren und legte eine unelegante Drehung hin, die ihn völlig ausbremste. Als er seinen Blick wieder auf das Spielgeschehen richtete, sah er, wie Hannes von weiter Entfernung aus den Quaffel abwarf und Ronja, die Hüterin der Ehuras vollkommen überraschte. Der Ball flog durch den rechten Torring. Es stand 10:0.

Doch Jan musste schnell feststellen, dass dies noch lange nicht bedeutete, dass dieses Spiel ein sicherer Sieg würde. Die Ehuras reagierten schnell und nur dank einer herausragenden Parade von Levi konnte der Gleichstand verhindert werden. Sie verfolgten eine ganz andere Taktik als das Team der Haistras. Julius und Henry spielten sehr offensiv und flogen nicht bei allen Gegenangriffen zurück, während die blonde Jägerin, deren Namen Jan einfach nicht einfallen wollte, auch bei den Angriffen der anderen zwei weiter hinten blieb und ihr Team vor Konterangriffen der Haistras schützte. Dies brachte für die Ehuras den Vorteil, dass niemand der Jäger über das ganze Spielfeld fliegen musste und sie daher gut bei Kräften blieben. Wenn die Haistras allerdings einen Angriff starteten, waren Jan, Lina und Hannes dadurch in der Überzahl und konnten sich somit besser den Quaffel zuspielen. Allerdings leisteten Ronja und Levi als Hüter beide unfassbar gute Arbeit, sodass der Spielstand lange gleichblieb.

Während Julius auf der rechten Seite einen Angriff startete, sah Jan besorgt in die Höhe. Wenn das Spiel weiter so torlos blieb, würde der Schnatzfang über den Sieger entscheiden. Marina und Leif kreisten allerdings noch ruhig durch die Lüfte, es schien noch keiner den Schnatz entdeckt zu haben.
Also lenkte Jan seine Konzentration wieder auf das Spielgeschehen. Seine Aufgabe war es, den Ball abzufangen, sollte Julius zu Henry abspielen. Allerdings war Henry durch das taktische Spiel der Ehuras noch nicht so erschöpft wie Jan und daher fiel es dem Jungen schwer, mit dem Ehura mitzuhalten. Als schließlich der Pass von Julius kam, schaffte Jan es nur noch, den Ball leicht abzufälschen, aber bekam ihn nicht zu fangen. Dennoch musste Henry nun seinen Kurs leicht ändern, was den Haistras wichtige Zeit gab, denn auch Hannes und Lina hatten den Anschluss an die beiden Gegner verloren.
Henry gewann allerdings erstaunlich schnell wieder an Geschwindigkeit und ohne, dass Jan etwas dagegen machen konnte, warf er den Ball schnell wieder zu Julius auf die rechte Seite, der sofort auf den Torring ganz außen abwarf. Levi warf noch zu sehr auf Henry fokussiert gewesen und war beim Abwurf noch zu weit links gewesen. Er erreichte den Ball nicht mehr rechtzeitig. Das Spiel stand nun 10:10.

»Nicht aufgeben, ihr macht das großartig!«, feuerte Levi seine Mannschaft an, während er den Ball zu Jan abspielte. Der Junge bewunderte den Hüter für seinen unermüdlichen Optimismus und seinen Sportsgeist. Allerdings hatten auch die Ehuras eine ähnlich große Motivation. Nachdem Jan zu Hannes gespielt hatte und der wiederum an Ronja gescheitert war, starteten die Ehuras einen schnellen Konterangriff mit einem Torwurf von Julius, der nicht zu halten war. In kurzer Zeit hatten die Spieler mit dem Ahornblatt auf ihren Umhängen das Spiel gedreht.

Jan spürte, wie in ihm Resignation gegen Kampfgeist ankämpfte. Die Hoffnung wollte ihn verlassen, aber er wollte sie nicht gehen lassen. Er musste jetzt noch einmal alles geben. Er flog mit dem Besen auf die gegnerischen Torringe zu, immer bereit, einen Pass von Hannes anzunehmen, auch wenn er merkte, dass er auf dem Besen zu schwanken begann, wenn er zu lange zu seinem Mitspieler sah.
Doch auch dieser Angriff scheiterte, diesmal an der blonden Jägerin der Ehuras.

Der weitere Spielverlauf war Jans Meinung nach eineziemlich ausgeglichene und faire Partie. Allerdings schaffte es sein Team einfach nicht, das zweite Tor zu erzielen. Als Jan auf die Uhr schaute, stellte er fest, dass mittlerweile schon 20 Minuten gespielt worden waren und es noch immer 10:20 stand. Sie hatten noch vierzig Minuten Zeit, um den Sieg zu holen. Er drehte sich nach links, als er seinen Namen hörte und sah, wie ein Pass von Lina auf ihn zugeflogen kam. In letzter Sekunde fing er den Quaffel auf und bemühte sich, das Gleichgewicht zu halten. Nachdem er den Schwung des Balls wieder ausbalanciert hatte, steuerte er auf die Torringe der Gegner zu, sah aber, dass sich Henry und die Jägerin ihm bereits näherten. Jan überlegte hastig, was er tun sollte. Ein guter Flieger hätte jetzt mit einem geschickten Wendemanöver den beiden Gegenspielern ausweichen können. Aber er musste sich eingestehen, dass er einfach kein guter Flieger war. Dafür war er aber ein ganz passabler Handballspieler. Er ging das durch, was sein Trainer ihm immer gesagt hatte. »Wenn du den Ballbesitz nicht mehr halten kannst, verschaff dir einen Überblick über das Feld und wirf zu jemandem, der frei steht.«

In der Mitte des Spielfeldes entdeckte Jan Lina, die relativ frei flog, da zwei der Gegenspieler auf ihn zusteuerten und Julius in der Nähe von Hannes flog. Mit einem kräftigen Wurf beförderte Jan den Quaffel zu Lina, die ihn geschickt auffing und auf den rechten Torring warf.
Die Hüterin der Ehuras schaffte es nicht mehr, ihn abzufangen, der Gleichstand warf wieder hergestellt.

Doch nun musste Jan aufpassen, dass die Ehuras nicht wieder einen schnellen Gegenangriff starteten. Er flog dicht neben Henry zurück zu den Torringen der Haistras und bekam nur im Augenwinkel mit, wie Ronja zu der blonden Jägerin spielte. Die wiederum warf den Quaffel auf Henry, als sie von Lina bedrängt wurde. Doch Jan sah, dass der Ball nicht ganz so flog, wie die Ehura es geplant hatte. Er kam etwas zu kurz und flog statt auf Henry direkt auf Jan zu. Das war seine Chance. Der Junge fing den Ball auf, taumelte ein wenig, aber fing sich wieder. Durch den Fehlpass war jetzt die Möglichkeit für ihn da, selbst ein Tor zu erzielen. Henry und Julius waren schon zu weit vorne, um ihn noch aufhalten zu können, er musste also nur an einer Spielerin vorbeikommen um zum Abwurf kommen zu können. Und diesmal würde er ihn nicht verfehlen, da war er sich auf einmal ganz sicher. Auch wenn er nicht wusste, woher er seine Kraft und Motivation nahm, steuerte er so schnell wie möglich auf die Ringe der Gegner zu.

Doch plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Pfiff. Ehe Jan irgendetwas tun konnte, löste sich der Quaffel aus seinen Händen und schwebte zum Boden des Spielfelds. Mit weit aufgerissenen Augen sah er hinter dem Ball her. Was war los? Wieso wurde ihm seine große Chance genommen?
Am Boden entdeckte Jan Herrn Tuplantis, der gerade auf den Quidditchfeld gelandet war und seinen Zauberstab genau auf die Kiste gerichtet hatte, wo nun der Quaffel hineinflog. Auch der Schnatz musste sich bereits dorthin bewegt haben, denn die Kiste schloss sich, sobald der Quaffel am für ihn vorgesehenen Platz gelandet war. Tuplantis richtete den Zauberstab von der Kiste weg und hielt ihn stattdessen nun an seinen Mund.

»Das Spiel ist beendet!«, verkündete in einer Tonlage, die keinen Widerstand duldete. »Alle Schüler müssen auf der Stelle im Innenhof zusammenkommen.«

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