Kapitel 13.3

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„Du siehst nicht aus wie achtzehn", bemerkte auch Jace stirnrunzelnd, der sie ebenfalls musterte. „Du siehst aus wie ein kleines Mädchen", stimmte er mir zu, womit er sie wohl noch mehr ärgerte.

Sie wandte sich zu ihm um und fixierte ihn wütend. „Und du siehst aus wie ein alter Sack, der schon bald ins Gras beißt und doch stehst du noch vor mir", fauchte sie zurück. Da schien sich eine ganze Menge Ärger in ihr angestaut zu haben. Was ich irgendwie verstehen konnte. Wäre ich in ihrer Lage, würde ich mich wohl auch bedrängt fühlen und versuchen zu beißen, so gut ich konnte.

„Sie ist lebhaft", bemerkte Lucius, der sich das Lachen kaum verkneifen konnte. Vermutlich, weil ihre Worte nicht ihn getroffen hatten, sondern Jace. „Kein Wunder, dass Lionel sie hier ausgesetzt hat."

Das Mädchen blickte von Jace zu Lucius, den sie musterte, bevor sie die Augen zusammenkniff und dann zu mir blickte. Irgendwas schien sie zu verwirren. „Wer seid ihr? Was ist das hier für ein Ort und warum bin ich hier?", sprudelten die Fragen aus ihrem Mund, während sie immer wieder zwischen uns hin und her sah. Ich bemerkte sogar den Moment, wo sie zum Zelteingang schielte und abschätzte, ob sie ihn erreichen konnte, bevor wir sie aufhielten. Sie entschied sich wohl dagegen, denn sie lief nicht los.

Schlaues Mädchen. Sie hätte es nicht geschafft.

So gern ich sie auch wieder losgeworden wäre, weil sie mir Kopfschmerzen machte, konnte ich es doch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, sie einfach hier herumrennen zu lassen, ohne auf sie aufzupassen. Die Männer würden sie vielleicht belästigen und die Eingeborenen oder Gefangenen könnten schlimmeres mit ihr anstellen.

„Kleine", sagte ich ernst, wobei ich versuchte, nicht zu schreien. „Das hier ist kein Urlaubsort. Jeder in diesem Raum ist doppelt so alt wie du und du solltest uns Respekt erweisen", wies ich sie zurecht, wie ich es mit einem Kind machen würde. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir jedoch, dass es sie kaum interessierte. Wenn sie so mit Lionel umgegangen war, war es ein Wunder, dass sie noch lebte. Sie sah nicht aus, als würde sie irgendwem Respekt zollen wollen.

Allerdings sollten wir wohl erst einmal dieses Gespräch auf eine gemeinsame Ebene heben, sodass ich sie nicht die ganze Zeit mit Mädchen ansprechen musste. „Wer bist du?", fragte ich deshalb, damit sie wenigstens etwas zum Antworten hatte und nicht gleich wieder herummeckerte.

„Elaine Molova", sagte sie und straffte ihre Schultern, was den schmollenden Ausdruck auf ihrem Gesicht jedoch nicht ganz wegwischen konnte. „Und bis vor kurzen sagte man mir, ich wäre die Königin."

Ich lachte leise. Interessante Formulierung. Man sagte ihr also, dass sie das wäre? „Du bist nicht die Königin", spottete ich. „Bis zur Krönung bist du nur ein Opferlamm", stellte ich fest. Dass die Krönung noch nicht vollzogen war, konnte ich anhand ihrer Aura ausmachen. Sie war noch nicht gewandelt.

Plötzlich entspannte sie sich sichtlich und lächelte sogar. „Dann hört endlich dieser Unsinn auch auf", seufzte sie erleichtert, bevor sie den Kopf schüttelte. Ihre Reaktion verwirrte mich. Es wirkte so, als wäre sie erleichtert, dass sie hier nicht mit diesen Dingen in Verbindung gebracht wurde, doch ich konnte mich auch irren. „Ich weiß, dass ich nur eine Puppe bin. Darum bin ich auch weggerannt", bemerkte sie noch immer eingeschnappt oder war das Verärgerung darüber, dass es nicht geklappt hatte? Ihr schien gar nicht zu gefallen, was Lionel mit ihr plante. „Aber sie haben mich immer wieder erwischt. Aber wenigstens bin ich jetzt frei und muss mich nicht mehr von dieser alten Frau und ihrem unheimlichen Leibwächter foltern lassen."

Ich hob eine Augenbraue. Das war interessant. Man hatte sie scheinbar in gar nichts eingeweiht, aber das war typisch mein Bruder. Vermutlich war es ihm sogar zu anstrengend, jemanden etwas in diese Richtung zu befehlen oder es interessierte ihn nicht genug.

Wie sie selbst sagte, war Elaine für Lionel nur eine Puppe.

„Du meinst die Heilerin?", fragte Jace, der wohl ähnliche Schlüsse zog wie ich.

Elaine zuckte die Schultern. „Ja. Wie auch immer sie heißt", erwiderte sie. „Es geht mich nichts an. Ich verspreche keinen Ärger zu machen, solange ich hier einfach nur in Ruhe mein Leben leben darf, ohne die langweiligen Pflichten, die mir im Schloss auferlegt wurden."

Das war eine deutliche Ansage. Ich tauschte einen kurzen Blick mit Jace aus, doch dieser schien ähnlich verwirrt wie ich. Das Mädchen schien nicht zu ahnen, wie gefährlich ihre Situation war.

„Warum hat Lionel dich als Königin ausgewählt?", fragte Jace, der es wohl nicht glauben konnte. Mir fiel es auch schwer, denn so ein zerbrechliches Mädchen war nicht sein Geschmack. Mit ihr würde er vermutlich nicht einmal eine Nacht verbringen wollen. Trotzdem war nicht abzustreiten, dass sie eine wirklich mächtige Essenz in sich trug. Aber reichte das aus? Es hieß immerhin nicht, dass sie wirklich so stark war.

Ihr Körper machte auf mich eher den Eindruck, als würde er unter ihrer eigenen Macht irgendwann eher zerbrechen.

Elaine zuckte mit den Schultern, als wäre es ihr egal. Sie legte generell eine Art an den Tag, die mir zeigte, dass sie sich kaum um etwas Sorgen machte. Als wäre sie des Lebens müde und wollte nur in Ruhe gelassen werden. Etwas, was mich zwar neugierig machte, doch das ich lieber unergründet ließ. Ich wollte die Antwort darauf nicht wissen und doch erfuhr ich sie. „Mein Dorf wurde von einem Drachen angegriffen und ich war die einzige Überlebende", sagte sie versucht kalt, doch ich konnte die unterdrückte Wut und Trauer in ihrer Stimme vernehmen. Sie versuchte es zu verstecken, doch Gefühle blieben eher selten vor mir verborgen.

„Was genau ist passiert?", fragte ich, auch wenn ich damit vielleicht ihre Wunden aufriss. Mir war so, als würde sie etwas Wichtiges verbergen. Das konnte ich nicht zulassen. Es konnte mir einen Hinweis auf Lionels Beweggründe geben.

Für einen Moment wurde sie blass und blieb stumm. Ich rechnete schon damit, dass sie schweigen würde, doch sie zwang sich dazu, ihre Stimme zu erheben, auch wenn sie leise und brüchig klang. Dennoch erzählte sie uns, was vorgefallen war. Von dem Moment, wo sie sich alle versammelt hatten, bis zu dem Angriff des Drachen und ihrem Aufwachen im Schloss. Sie war wesentlich stärker, als sie aussah.

„Also hat der Drache das gesamte Dorf verbrannt, aber obwohl Ihr zusammen wart, seid Ihr verschont geblieben und habt überlebt?", fragte Lucius ganz der General, auch wenn sein Gesicht durchaus Schock zeigte. Dass er höflich mit ihr sprach, zeigte mir, dass er so etwas wie Achtung für sie entwickelt hatte. Das war interessant.

Ich schielte kurz zu Jace, der ebenfalls geschockt und getroffen wirkte.

Leon hingegen zeigte eher eine Art triumphierendes Lächeln, was ich nicht ganz verstand. War es, weil seine Prophezeiung damit bestätigt wurde? Ich hielt es für absurd, dass er sich am Leid anderer ergötzte.

„Ja", antwortete Elaine, ohne zu wissen, wie viel Einfluss die Neuigkeit im Raum haben würde.

War ihr überhaupt klar, wie stark sie schon jetzt war? Dabei war zu dem Augenblick ihre Drachenessenz noch gar nicht erwacht gewesen und sie hatte den Feuersturm eines Drachen überlebt. Das grenzte schon an ein Wunder.

Wir alle schwiegen, bis ich als erstes meine Stimme wiederfand. Dabei immer den starren Blick des Mädchens auf mir. „Leon", sagte ich mit krächzender Stimme und räusperte mich.

„Ja, Mylord?", fragte er unschlüssig, weil er eher selten von mir persönlich angesprochen wurde. Allerdings hielt ich ihn für die beste Begleitung für Elaine. Nicht, dass ich Jace und Lucius nicht vertraute, doch ich wollte mit ihnen sprechen.

„Such für sie eine Unterkunft", befahl ich ihm und versuchte nicht zu harsch zu klingen. Das alles nahm mich mehr mit, als ich zugeben wollte. Daher wollte ich nicht, dass irgendjemand das bemerkte. Nicht, solange Elaine noch im Raum war.

Sie beobachtete jede Bewegung und ich war mir sicher, dass ihr nachdenklicher Ausdruck deshalb zustande kam, weil mich die Männer so förmlich ansprechen. So, als wäre ich der König.

Sie mochte zwar die Gestalt eines Mädchens haben, doch ihr Blick zeigte Intelligenz, die ich besser nicht unterschätzen sollte.

„Ja, Mylord", erwiderte Leon sofort, verneigte sich leicht und führte Elaine dann aus dem Zelt. Es war überraschend, dass sie protestlos mitging. Ich hatte erwartet, dass sie fliehen würde, aber vielleicht kam das noch. Dann würde sie jedoch in ihren sicheren Tod rennen. Ich hoffte, Leon machte ihr das klar. Wir hatten nicht die Ressourcen, um sie immer wieder einzufangen.

Als beide den Raum verlassen hatten, sah ich zwischen Jace und Lucius hin und her. Ich fühlte mich ein wenig überfordert und hoffte auf Hilfe. „Was denkt ihr?", fragte ich, denn ich war mir unsicher, was ich jetzt mit Elaine tun sollte.

„Das ist definitiv eine Falle", erklärten beide synchron, ohne sich mit Blickkontanten abstimmen zu müssen. Es war interessant, dass sie es genauso sahen. Leider stimmten sie sich in letzter Zeit zu oft zu, was mir Sorgen breitete.

„Erklärt euch", sagte ich, bevor ich mich setzte. Es war seltsam. Der Hocker war recht bequem und das sorgte dafür, dass ich den schiefen Thron vermisste. Vielleicht auch, weil ich mitbekommen hatte, was Lionel so fabrizierte. Ich war absolut nicht damit einverstanden.

Es war Jace, der begann zu sprechen. „So, wie ich das sehe, will Lionel zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", erklärte er nachdenklich. „Das Mädchen überlebte das Drachenfeuer. Das können nur Menschen mit einer sehr großen Menge Drachenessenz. Sie wird der mächtigste Drache sein, der in den letzten drei Jahrtausenden gelebt hat", stellte er fest. Er schätzte also, dass sie nicht stärker als Hodor oder Drogo werden würde. Das hatte ich auch nicht angenommen, aber es war gut, das noch einmal bestätigt zu bekommen. Mit diesem Thema setzte ich mich so ungern auseinander, dass ich nicht so viel darüber wusste. „Auf keinen Fall würde Lionel eine solche Macht nicht begehren." Jeder Drache würde diese Macht begehren. Selbst ich spürte meine Finger kribbeln. Besonders, wenn ich an den Blick aus ihren tiefen, braunen Augen dachte. Allerdings war jetzt nicht die richtige Zeit und ich schüttelte den Gedanken von mir ab.

Jace hatte recht. Lionel sah die Macht, doch nicht die Frau, die diese besaß. Wäre Elaine weniger dominant, könnte er sie vermutlich zu seinem Vorteil nutzen. So zeigte sich jedoch schon jetzt, dass sie sich nicht manipulieren ließ. Damit würde sie irgendwann gefährlich werden, was sicher auch Lionel so sah.

„Das Mädchen glaubt offensichtlich nicht, dass es sich lohnt, beim Wandlungsprozess ihr Leben zu verlieren, nur um danach die Königin zu sein, weshalb sie versucht hat, zu entkommen", bemerkte Lucius, der damit meinen Gedanken aussprach. So hatte ich sie auch eingeschätzt und aus ihren Worten entnommen. Warum aber brachte er sie hierher? Um sie zu töten? Aber wieso auf diese Art?

„Das macht sie zu seinem zweiten Problem", bemerkte Jace. „Wenn er diese Macht nicht haben kann, soll es vermutlich niemand sonst tun, weshalb er sie hier abgeladen hatte." Das klang logisch. Wenn Lionel die Macht nicht kontrollieren konnte, könnte sie jemand anderen in die Hände fallen. Kam er gar nicht darauf, dass ich versuchen würde, sie zu nutzen?

Nein. Elaine war eine Frau und hier gab es niemanden außer mir, der ihre Wandlung beenden würde. Sie war also dem Tod geweiht, wenn ich nicht über meinen Schatten sprang. Lionel wusste, dass das nicht passieren würde.

„Dann bin ich also sein erstes Problem", murmelte ich zu mir selbst. Die Frage war jetzt nur noch, wie er uns beide gleichzeitig vernichten wollte.

„Ja, Mylord", schaltete sich Lucius wieder ein, der mich wohl gehört hatte. Schwer, mich nicht zu hören, wenn er direkt neben mir saß. „Lionel weiß, dass seine Position auf dem Thron nur gesichert ist, wenn Ihr tot seid", bemerkte er und blickte mich ernst an. „Er braucht einen Grund, um hier in Avalon einzudringen. Einen guten Grund", sagte er, wobei er seinen letzten Satz betonte.

Ja, ohne guten Grund würde er sich nur den Ärger des Volkes zuziehen, aber was hatte das mit dem Mädchen zu tun. Mir fiel es schwer, eine Verbindung zu sehen, die logisch war. Was aber vermutlich daran lag, dass ich nicht so durchtrieben war, wie mein Bruder. Ich nutzte andere nicht als meine Schachfiguren.

„Sag nicht, du glaubst ...", setzte ich an, brach aber ab, als Lucius nickte.

„Ich glaube, dass er vorhat, das Mädchen, das seine zukünftige Königin werden soll, hier sterben zu lassen und Euch den Mord an ihr in die Schuhe zu schieben. Das reicht, damit die gesamte Armee von Drogo vor der Tür steht."

„Zwei Fliegen mit einer Klappe", murmelte ich verärgert zu mir selbst. Er würde sie als Köder und Schlachtlamm nutzen. Allerdings war ich nicht so leicht zu ködern. Wenn ich es konnte, würde ich ihren Tod verhindern. Dass das hieß, dass ich mich der Realität einer Wandlung stellen musste, verdrängte ich. Noch war nicht sicher, ob das wirklich nötig war. Vielleicht überlebte sie auch so.

Trotzdem würde ich alles daran setzten, Lionel nicht gewinnen zu lassen. Er konnte nicht einfach jeden zu seiner Schachfigur machen.

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