Kapitel 14

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Elaine

Als Lionel mich in die Kutsche gesteckt hatte, hatte ich die leise Hoffnung gehabt, dass er mir vielleicht doch erlauben würde, ein Grab für meine Eltern zu machen. Das war immerhin das Einzige, was ich wollte. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass er mich hier absetzte.

Laut Leon, dem Mann, der mir zugeteilt wurde, um auf mich aufzupassen, war ich hier auf einer Insel, die Avalon hieß.

Von dieser hatte ich noch nie gehört. Nicht einmal mein Vater hatte darüber gesprochen. Auch die Händler, die gelegentlich in unserem Dorf Rast gemacht hatten, bevor sie weitergereist waren, hatten diese Insel nicht erwähnt.

Ich hatte immer gern ihren Geschichten gelauscht, auch wenn Mutter es mir eigentlich streng untersagt hatte.

An Regeln hatte ich mich noch nie gehalten, was auch der Grund war, warum ich durch die Insel streifte, wie es mir gefiel.

Der mürrische General hatte zwar zwei Soldaten abgestellt, die mich beobachteten, doch das interessierte mich kaum. Im Grunde ignorierte ich sie.

Bisher hatten sie mich auch in Frieden gelassen, nachdem wir einmal aneinandergeraten waren.

Am Morgen nach dem Aufstehen hatte ein bekannter, schmerzhafter Krampf meinen Körper heimgesucht und sie waren förmlich auf mich gestürzt, um mir zu helfen. Es hatte eine Ewigkeit gedauert ihnen zu erklären, dass das normal war. Zumindest glaubte ich das. Es kam von den Tränken, die mir diese alte Schachtel immer verabreicht hatte. Das musste Nachwirkungen sein oder so. Das würde schon vorbeigehen. Ich jedenfalls hatte mich daran gewohnt.

Hatte mich ein Krampf gepackt, kam in der Regel erst am nächsten Tag wieder einer. Daher konnte ich die Tage meist sogar genießen, da die Krämpfe eher morgens, nach dem Aufstehen auftraten.

Ich konnte es jedoch nicht ertragen, wenn ständig jemand bei mir war, während ich mich zusammenrollte und versuchte, meinen Körper zu beruhigen. Panische Männer, die mich nervten, machten es nur schlimmer, auch wenn ich wusste, dass sie es gut meinten.

Heute hatte ich mich zu den Ruinen begeben, die in der Nähe des Lagers waren. Eigentlich war das Lager auf diesen Überresten erbaut, doch diese waren so weitläufig, dass ich sie bisher noch nicht ganz erkundet hatte.

Neben den beiden Soldaten war auch Leon an meiner Seite. Er schlenderte neben mir her und schwieg. Eigentlich sprach er nicht sehr viel, was mir gut gefiel. Mit ihm kam ich recht gut klar, obwohl mir bewusst war, dass auch er auf mich aufpassen sollte.

Anders, als im Palast, hatte ich hier jedoch nicht das Gefühl in einem Käfig zu stecken. Ich konnte hingehen, wo ich wollte und wurde nur darauf hingewiesen, dass es gefährlich war. Trotzdem hielt man mich nicht mit denselben Mitteln auf, wie im Schloss. Dabei könnte mich die Wachen einfach packen und wegbringen. Gegen sie könnte ich mich nicht wehren.

„Diesen Ort solltest du meiden", bemerkte Leon plötzlich, als ich einer alten, zugewucherten Straße zu einem Gebäude folgen wollte, das sehr groß war.

Ich blieb stehen und legte meinen Kopf schief. „Warum?", wollte ich wissen. Eigentlich war es mir egal, was der mürrische Mann sagte, den hier alle so viel Respekt entgegenbrachten. Ich war nicht einer seiner Männer und daher hörte ich auch nicht auf ihn. Allerdings kannte Leon die Insel besser und wusste sicher, wann etwas gefährlich war. Daher wollte ich mir zumindest seinen Grund anhören und dann entscheiden.

Leon musste mir also gute Argumente vorbringen. „Weil es gefährlich ist", bemerkte er, als wüsste er, dass er mich damit nicht davon abhalten konnte, dort entlangzugehen.

Ich hob lediglich eine Augenbraue und setzte meinen Weg fort. Leon folgte sofort. Seine Argumente waren definitiv zu schwach, das musste er noch üben. Wen sollte er denn damit überzeugen? „Das wird sich zeigen", sagte ich, fest entschlossen, diesem Weg zu folgen. Vielleicht auch, weil ich diesen Mann ärgern wollte, der hier herrschte.

Es war nicht so, dass ich mich hier auf Avalon gefangen fühlte. Eher im Gegenteil. Ich fühlte mich sogar sehr frei. Trotzdem mochte ich es nicht, dass er mich ständig beobachten ließ. Es konnte ihm doch egal sein, was ich hier tat. Andererseits waren sie alle auch so lieb ihr Essen mit mir zu teilen und mir ein Zelt zur Verfügung zu stellen.

Wenn ich daran dachte, dass ich mir vielleicht beides selbst organisieren musste, schauderte es mich. Nicht, weil ich es nicht konnte, doch es würde anstrengend werden, daher genoss ich es im Moment so, wie es war.

Lionel hatte zwar gesagt, dass sie mich wie ihre Königin behandeln sollten, doch ich war recht dankbar, dass sie es nicht taten. Sie behandelten mich weder gut noch schlecht. Im Grunde ignorierten sie mich die meiste Zeit. Etwas, was ich willkommen hieß, denn das bedeutete, dass ich tun konnte, was ich wollte, ohne, dass sich jemand daran störte. Bis auf den General, den alle hier viel zu höflich ansprachen. War er vielleicht so etwas wie der König auf der Insel? Wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte Lionel ihn sogar Bruder genannt.

Ich dachte kurz darüber nach und entschied dann für mich, dass es mir eigentlich egal war, wer er war, solange er mich in Ruhe ließ. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Umgebung.

Als ich dem großen Gebäude näherkam, hörte ich ein vertrautes Geräusch. Ich blieb stehen und lauschte, bis sich Freude in meinem Herzen breit machte. Damit, dass das Rauschen von Wasser mir solche Freude verschaffen würde, hatte ich nicht gerechnet. Trotzdem gab es mir sofort ein Gefühl von Heimat, da es mich an mein altes Dorf erinnerte. Dieses war auch in der Nähe eines Flusses gelegen.

„Ist das da hinten ein Fluss?", fragte ich atemlos an Leon gerichtet. Die Vorstellung die Kleider von mir zu reißen und ins Wasser zu springen, war unglaublich verlockend.

Dass Leon in meiner Nähe sein würde, machte mir nicht so viel aus. Er war zwar ein Mann, doch es war unschwer zu erkennen, dass er Lucius mochte. Ich traute mich noch nicht, danach zu fragen, da wir uns noch nicht so lange kannten, aber ich würde es vielleicht irgendwann erfahren.

Beziehungen unter Männern waren zwar nicht gern gesehen, doch sie kamen vor und ich störte mich nicht daran.

„Ja. Darum ist es dort so gefährlich", bemerkte er, wobei es schwer war aus seiner Stimme Gefühle herauszufiltern.

Kaum hatte er mir meine Vermutung bestätigt, rannte ich auch schon los. Dass es gefährlich sein sollte, hatte ich schon wieder vergessen. So lange, bis sich hinter den Ruinen etwas erhob.

Ich blieb wie versteinert stehen und starrte auf die dunkelgrünen Schuppen, während sich das majestätische, wenn auch eher kleine Wesen, zum Trinken hinabbeugte.

Mein Atem setzte kurz aus und ich schnappte nach Luft, während mein Blut in meinen Adern zu rauschen begann.

Einen Moment hatte ich das Gefühl, mein Blick würde zu einem Tunnel werden und mein Körper drohte aufzugeben. Bilder von Feuer tauchte vor meinen Augen auf, doch ich drängte es mit aller Kraft zurück. Ich war hier nicht in meinem Dorf und dieses Wesen griff mich nicht an!

„E-Ein Drache", hauchte ich, wobei es mir schwerfiel auch nur einen einzigen Satz zu formen. Mein Kopf war wie leergefegt, während ich den Drachen dabei beobachtete, wie er das Wasser aufschleckte.

Sofort hatte ich den beißenden Gestand von verbranntem Fleisch in der Nase und die Erinnerungen an mein Dorf schlugen förmlich auf mich ein. Ein Zittern ging durch meinen Körper, als das Wesen aufsah. Seine gelben Augen trafen mich und dann schoben sich seltsame Häute davor, als würde er blinzeln. Das hatte ich schon einmal bei Schlangen gesehen und seltsamerweise gab es mir ein beruhigendes Gefühl. Als würde mir der Drache damit zu verstehen geben, dass er nicht gefährlich war oder mich zumindest nicht angreifen würde.

Es war dumm das zu glauben, doch die Angst legte sich ganz langsam wieder. Stattdessen spürte ich da etwas in mir, das mich zu dem Tier hinzog. Trotzdem blieb ich, wo ich war, denn der Respekt vor dem Drachen war einfach viel zu groß.

Leon kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter, was mich heftig zucken ließ. Warum rannte er nicht weg? Hatte er keine Angst, dass der Drache uns angriff?

Ich wollte ihn danach fragen, doch ich bekam einfach keinen Ton heraus. Meine Stimme war wie weggefegt und meine Zunge fühlte sich so trocken an, dass ich nicht einmal schlucken konnte.

„Das ist einer der Eingeborenen", erklärte Leon leise, doch der Drache hörte uns. Er breitete die Flügel aus, was bei mir dazu führte, dass mir die Beine wegknickten. Leon hielt mich, damit ich nicht fiel, doch ich konnte nur den Drachen anstarren, der einfach so abhob.

Der Wind, den er dabei erzeugte, wehte mir die Haare aus dem Gesicht und wenn ich noch gestanden hätte, dann wäre er stark genug gewesen, um mich umzuwerfen. Selbst die Büsche und kleineren Bäume bogen sich unter der Wucht.

Dabei bemerkte ich, dass er wirklich klein war. Vielleicht ein ... Jungtier? Wenn Drachen so etwas hatten.

„E-Eingeborener?", fragte ich, als Leons Worte endlich bei mir ankamen. Damit versuchte ich, mich aus meiner Schockstarre zu befreien. Es brachte nicht viel. Ich blieb einfach zitternd am Boden sitzen.

Ich war doch erst seit einigen Tagen hier. Musste ich da schon auf Drachen treffen? Meinte der General das mit Gefahr? Gab es hier vielleicht noch mehr?

In meinem Dorf war das Auftauchen eines Drachens ein Phänomen gewesen, das man nicht erwartet hatte. Hier hingegen schien es fast schon alltäglich, wenn ich Leons Reaktion auf das Geradeeben richtig einschätzte.

„Ja. Früher war dieser Ort ein Versteck für Drachen", erklärte mir Leon, der sich einfach zu mir zu Boden setzte, als wäre an meinem Verhalten nichts Ungewöhnliches. Er sprach auch nicht an, dass ich noch immer zitterte. Immerhin wusste er, warum. Als ich von meinem Dorf erzählt hatte, war er dabei gewesen.

Seine stille Akzeptanz meiner Lage hatte etwas so Ungezwungenes, dass ich mich tatsächlich langsam wieder fing. Er sah keine Gefahr in diesem Drachen und er musste es wissen. Glaubte ich.

Die Geschichte meines Vaters kam mir wieder in den Sinn und ich nutzte dies als Aufhänger, um mich abzulenken. „Aber warum?", wollte ich wissen. „Hat das was mit dem Krieg zu tun, den es früher gab?", wollte ich wissen. Das war zumindest die Verbindung, die ich sah.

„Genau", stimmte Leon zu und erzählte mir dann die Geschichte von Avalon. Wie diese Insel von einem Versteck zu einem Gefängnis geworden war.

Wirklich unglaublich. Er sprach von diesen Dingen mit so ruhiger Stimme, dass ich ihm einfach glauben musste. Irgendwie erinnerte er mich damit sehr an meinen Vater. Statt ihn dadurch jedoch noch mehr zu vermissen, bekam ich eher ein Gefühl von Geborgenheit.

Allerdings blieb ich skeptisch, was die Drachen betraf. Ich kannte sie als gefährliche Bestien. Hier einen zu erleben, machte mir Angst und doch regte sich Neugier. Wenn es wirklich gute und böse Drachen gab, unterschieden sie sich kaum von den Menschen. Ich sollte also nicht sofort davon ausgehen, dass sie mich fressen wollte.

Der Drache in meinem Dorf hatte auch nicht speziell uns angegriffen, sondern war verfolgt worden. Es war also nichts ... Persönliches. Eher ein Unfall. Trotzdem saß die Angst tief.

Da half es auch nicht, dass Leon mir erzählte, dass Drachen sich nicht am Leid anderer ergötzten oder wahllos mordeten.

„Wir sollten jetzt zurückkehren, es wird bald Essen geben", bemerkte Leon irgendwann und erst jetzt wurde mir klar, wie spät es eigentlich war.

Ich nickte und erhob mich zittrig. Irgendwie freute ich mich auf Morgen. Würde ich dann wieder einen Drachen sehen?

Die Neugier hatte mich in ihrem Griff und ich wollte herausfinden, ob Leon recht hatte. Vielleicht wurde ich ein wenig leichtsinnig oder suchte die Gefahr, doch das war mir egal. Es gab mir ein Kribbeln im Bauch, das mir ein gutes Gefühl gab.

Diese Insel bot ein ganz besonderes Maß an Abenteuern.

Schon jetzt fühlte ich mich hier pudelwohl.

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