Kapitel 4

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Sie biss die Zähne fest zusammen, viel fester als es gut gewesen wäre, als ihre drei Freunde sagten, sie solle vorne bei Ice Cube sitzen, weil sie hinten nochmal ein bisschen die Songs durchgehen wollten. Sie sagte nichts dazu, sondern sah sie einer nach dem anderen an, die Botschaft die sie dabei vermittelte war überdeutlich, entschuldigend grinste Big P, sie verdrehte nur die Augen und schloss die Beifahrertür etwas heftiger als nötig gewesen wäre.

Der weißhaarige Volltrottel saß bereits hinterm Steuer und stellte einen neuen Radiosender ein, als er aufblickte wirkte er überrascht.

„Du setzt dich freiwillig zu mir? Bist du krank?" Ein Grinsen stahl sich auf sein kantiges Gesicht und am liebsten wäre sie direkt wieder ausgestiegen, sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah demonstrativ in eine andere Richtung. „Nicht freiwillig. Ich wurde gezwungen."

„Ah." Machte er nur, als sei das die Antwort auf all seine Fragen, dann drehte er weiter am Radio rum, abgehakte Worte, Rauschen und Fetzen von Musik hallten durch das sonst stille Auto, wo blieben die anderen bloß?

„Du musst dir gar nicht die Mühe machen und da was verstellen, die Jungs wollen gleich nochmal die Songs durchgehen." Sagte Cherry um die Situation wenigstens ein bisschen weniger surreal zu machen, es fühlte sich einfach komisch an hier mit Ice Cube zu sitzen. In diesem Moment riss Detroit die Autotüren auf und die anderen stiegen ein.

Ein heiteres Gespräch entstand, an dem Cherry sich allerdings nicht beteiligte. Irgendwann fragte Ice Cube nach der Adresse.

„Cherry hat alles für uns geregelt, sie hat die Adresse." Sagte Big P und wieder seufzte sie. Schnell holte sie ihr Handy raus und tippte ein bisschen darauf herum, eine monotone Frauenstimme erklärte Ice Cube er solle links abbiegen.

Den Rest der Fahrt verbrachten die Jungs mit Singen und aufgeregten Gesprächen über den Gig, Cherry und Ice Cube saßen stumm vorne. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, war Ice ein guter Fahrer, sie hatte nicht mal gewusst, dass er einen Autoführerschein hatte. Von seinem Motorrad hatte sie gewusst, als Gegenleistung für ein Jahr ohne Stress und Prügeleien hatte er die Erlaubnis bekommen einen Motorradführerschein zu machen. Sie atmete tief durch und versuchte sich einzureden, dass dieser Abend ganz schnell vorbei war.

Sie hatte sich so darauf gefreut die drei endlich auf einer Bühne zu sehen und jetzt war alles kaputt. Mit Jeff wäre es lustig geworden, er hätte zusammen mit ihr im Publikum gestanden und Detroit, Drum und P bejubelt, doch mit Ice Cube? Der würde ihre Stimmung spätestens dort total runterziehen.

Ihr Magen knurrte laut und abermals verwünschte sie ihren tiefen Schlaf, hätte sie doch bloß den verdammten Wecker nicht überhört! Dann hätte sie gefrühstückt und würde jetzt nicht mit der Tablette kämpfen, die ihr wie ein Stein im Magen lag. Noch ein Knurren, Ice warf ihr einen belustigten Blick zu, wütend legte sie ihre Arme über den Bauch und lehnte den Kopf an die Scheibe, sie fühlte sich unwohl, war müde und hatte Kopfschmerzen, die Tablette wirkte kaum.

„Hast du Zigaretten mit?" Fragte sie an Big P gewandt, doch der schüttelte bedauernd den Kopf, toll, dann musste sie auch noch die Camels rauchen, die schmeckten nicht mal.

Sie holte sie aus ihrer Jackentasche und drehte das Päckchen in den Händen, Ice deutete mit dem Kinn darauf. „Du weißt aber schon, dass du die nicht hier drin rauchen kannst, oder? Jeff killt mich." Er hatte den Blick wieder auf die Straße gerichtet und ein diabolisches Grinsen legte sich auf Cherrys Lippen. „Ein Versuch wär's ja mal wert."

Er verdrehte die Augen. „Sehr lustig."

Als sie in Olympia ankamen, wurde Cherry mal wieder bewusst, wie klein Greentown eigentlich war, bei all den Menschen und den vielen Autos fühlte sie sich fast bedrängt. Ihr Handy führte sie geschickt durch die viel befahrenen Straßen, inzwischen war es Abend und die Stadt geriet in Feierabendstimmung, alle wollten nach Hause oder nochmal in die Lieblingsbar. Als sie nach zwanzig Minuten Stop and Go endlich vor einem Club Halt machten, atmete Cherry erleichtert aus und sprang als erste aus dem Wagen. 

Sie trat durch die Tür und ging zur Bar, drinnen war es leer und hell, nur zwei Männer von der Technik bastelten an der Bühne rum und der Barkeeper trocknete ein paar Gläser ab.

„Hey, ich möchte zu Mike, ich bin von der Band die heute auftritt." Der Barkeeper, maximal 25, lächelte sie charmant an, sie lächelte mindestens genauso charmant zurück. Er sah gut aus, nur war ihm wohl nicht bewusst wie jung sie war.

„Ich hole ihn für dich." Erwiderte er, immer noch lächelnd, sie dankte ihm und sah zu wie er durch eine Tür hinter dem Tresen verschwand.

Die anderen waren mittlerweile auch da und gesellten sich zu ihr, Ice Cube blieb etwas abseits stehen, gut so. Sie beäugte ihre Freunde, sie waren angespannt, nervös, Drums Hand zitterte ein bisschen, sie lächelte ihm aufmunternd zu.

„Ah! Cherry!" Ihr Kopf wirbelte herum, ein Mann mittleren Alters kam breit lächelnd auf sie zu, sie hatte ihn sich ganz anders vorgestellt, war jedoch angenehm überrascht. Er hatte einen Dreitagebart, schütteres Haar und war durchschnittlich groß, um seine Augen hatten sich Lachfalten gebildet, er kam um den Tresen herum und schüttelte erst Cherry dann den anderen vier die Hand.

„Ich freue mich so, dass ihr kommen konntet! Der Club öffnet in einer Stunde, denkt ihr, ihr schafft es bis dahin alles aufzubauen?"

„Na klar, kein Problem." Sagte Detroit schnell und Mike deutete auf die Bühne. „Die beiden Jungs da drüben erklären euch alle technischen Sachen, macht euch ruhig breit. Wenn ihr alles soweit fertig habt, geht ihr einfach hinter die Bühne, ich kündige euch dann an wenn es soweit ist und du," er sah zu Cherry, „und dein Freund, ihr könnt euch gemütlich hier hinsetzten und zugucken." Er zeigte auf eine Sitzecke in der Nähe der Bar, Cherry verzog das Gesicht. „Er ist nicht mein Freund, nur unser Notfallfahrer." Mike zog eine Augenbraue hoch und lächelte wissend, sie seufzte und begab sich zu der Sitzecke.

Der Club hatte weniger von einem Club als von einer sehr gemütlichen Bar. Es gab viel Holz und warme Farben, an den Wänden hingen Bilder von Bands die hier gespielt hatten und Schallplatten. An der Bar hingen Lichterketten und die Sitzecke war für einen Club zu viel des Guten.

Cherry ließ sich in die Kissen sinken und schaute Detroit, Big P und Drum dabei zu wie sie auf der Bühne umher wuselten und alles aufbauten. Viele Instrumente hatte die Band nicht, lediglich Detroits Gitarre. Mike hatte sich freundlicherweise dazu bereit erklärt ihnen den Rest zu stellen, Drum klickte grade den Banner der Band vorne ans Schlagzeug, beim Anblick des Instruments glänzten seine braunen Augen und sie musste lächeln, obwohl es für sie ein unangenehmer Abend werden würde, freute sie sich für ihre Freunde, sie so glücklich zu sehen war das wichtigste.

Ice Cube war ihr nicht gefolgt, sondern war nochmal raus zum Van gegangen, er sagte er habe sein Handy vergessen, insgeheim hoffte sie, er würde einfach nicht wieder kommen.

Nach über einer Stunde, in der er tatsächlich nicht wieder kam und die ersten Gäste in den mittlerweile dunklen Club kamen, wunderte sie sich doch, grade überlegte sie sich, dass sie besser nach ihm sah, da kam er zwischen einem Pulk junger Studenten durch. Er würdigte sie keines Blickes und steuerte auf die Bar zu, wo er sich schließlich niederließ.

Nach ein paar weiteren Minuten, der Raum war gut gefüllt, trat Mike auf die Bühne.

„Schön das ihr es heute hergeschafft habt, Leute! Begrüßt mit mir die Newcomer Band Lost Souls!" Schnell verließ er die Bühne und nachdem höflich geklatscht wurde, trat Stille ein. Drum kam auf die Bühne und setzte sich ans Schlagzeug, dann kam Big P dazu, lässig nahm er seinen Platz am Keyboard ein und schlussendlich stieß Detroit dazu, der sich mit einem verschmitzten Grinsen ans Mikro stellte und die Gitarre an seiner Hüfte baumelte.

„Hey Leute, wir sind das erste Mal hier, danke fürs Kommen!"

Und damit legten sie los. Cherry hatte sie schon so oft spiele hören, in der Schule, wo sie richtige Instrumente hatten, bei ihnen auf dem Zimmer, mit dem Eimer oder im Aufenthaltsraum vor den anderen Bewohnern Folsters, aber nie hatten sie so gespielt, sie waren so konzentriert und vertieft in ihre Songs wie noch nie, es klang einfach anders. Und das Publikum liebte sie. Cherry lächelte sanft und filmte hin und wieder, damit sie morgen ein Video auf YouTube veröffentlichen konnte, wenn das hier gut lief, bekamen sie vielleicht noch mehr Gigs, sie wusste wie glücklich die Jungs wären.

Nach einer Zeit fühlte sie sich einsam und war froh, als sie ein paar Leute rauchen sah, rausgehen wollte sie nämlich nicht.

Sie holte ihr Päckchen Camel heraus und steckte sich eine in den Mundwinkel, nachdem sie sie angezündet hatte und der Rauch ihre Lungen füllte, fühlte sie sich schon viel besser. Kurz schloss sie die Augen und versuchte sich nur auf die Musik und den Rauch zu konzentrieren, doch Detroit sang wieder dieses traurige Lied vom Vorabend, sie hatte es gestern das erste Mal gehört, es musste neu sein. Es handelte von Träumen die niemals wahr wurden, Liebe die nicht funktionierte und einer düsteren Zukunft, alles in ihr zog sich zusammen, heute war der denkbar schlechteste Tag für irgendwelche Gefühlsausbrüche, sie traute sich nicht die Augen wieder zu öffnen, also ließ sie sie zu bis ihre Zigarette nur noch ein Stummel war und sie sich auf die Suche nach einem Aschenbecher machen musste.

Es stand einer auf einem niedrigen Tisch zwischen den gemütlichen Sofas, sie drückte sie aus und zündete sich direkt die nächste an.

Hätte man sie an diesem Abend gefragt was los war, sie hätte keine Antwort gewusst.

Plötzlich stand jemand vor ihr, sie hatte grade die vierte Zigarette ausgedrückt und wollte schon eine fünfte anzünden, als Ice Cube ihr die Schachtel wegnahm, gestresst seufzte sie, sie war sich nicht sicher, ob er es bei der lauten Musik überhaupt hören konnte, doch er schien ihren Unmut auch so zu verstehen.

„Willst du was trinken?" Er hatte sich zu ihr runter gebeugt, sie zog eine Augenbraue hoch, er sah sie einfach an, kein Spott, keine Arroganz, nichts. Ein neutrales Gesicht, nicht mal seine Augen hatten den üblichen, kalten Ausdruck der Langeweile und Wut ausstrahlte. Er raufte sich die Haare. „Komm schon, ich tu nichts in deinen Drink, versprochen. Willst du jetzt was oder nicht?"

„Du bist minderjährig, wie willst du uns was zu trinken holen?" Fragte sie statt einer Antwort, er grinste nur und ging zurück zur Bar. Sie hatte kein Interesse ihn weiter zu beachten, also sah sie zur Bühne. Mittlerweile sang Detroit von unsterblicher Jugend und dem Gefühl für immer zu leben, es war ein mitreißendes Lied, das einen förmlich dazu zwang zu tanzen. Die meisten taten das auch, nur sie konnte sich nicht dazu motivieren aufzustehen, vielleicht lag es einfach daran, dass sie heute noch nichts gegessen hatte. Nach einigen Minuten kam Ice Cube mit zwei Flaschen Bier zurück und drückte ihr eine in die Hand, sie war überrascht, er lächelte überlegen, sie hätte ihm das verdammte Bier am liebsten ins Gesicht gekippt.

„Ich werde nie nach meinem Ausweis gefragt." Erklärte er ohne auf die Frage zu warten, sie nickte nur leicht und nahm einen Schluck. Sie hatte Bier nie sonderlich gemocht, es schmeckte bitter und irgendwie war es einfach nur ... langweilig. Doch sie trank es ohne eine Miene zu verziehen. „Gib mir meine Zigaretten wieder." Sagte sie nach einer Weile und er seufzte. „Deine Lunge wird rabenschwarz sein, noch bevor zu die Dinger legal kaufen darfst." Er hielt ihr die Schachtel hin und sie zündete sich eine fünfte an, der Rauch übertünchte das Bier, viel besser. „Und? Was interessiert dich meine Lunge?" Sie sah ihn schief von der Seite an, er zuckte ausdruckslos mit den Schultern. „Nichts, wollt's nur gesagt haben."

Danach sagte keiner der beiden mehr etwas, sie sahen einfach nur hoch zur Bühne, während Cherry sich den Kopf darüber zerbrach, warum er zu ihr gekommen war.

„Woher kommst du eigentlich?" Fragte Ice plötzlich, sie lachte vor Überraschung sogar kurz auf, er zog die Stirn in Falten.

„Was ist so lustig?" Sie schüttelte den Kopf. „Nichts, es ist nur, wir kennen uns schon seit 11 Jahren und du weißt nicht mal woher ich komme?"

Er nahm einen Schluck Bier. „Weißt du denn woher ich komme?"

Sie nickte. „Chicago."  

„Na toll." Er trank seine Flasche aus.

„Austin." Sagte sie plötzlich, er runzelte die Stirn. „Ist das nicht ein bisschen klischeehaft? Kam nicht dieser eine Mörder auch aus Texas? Du weißt schon, der war auch Teil dieser Sekte von Charles Manson." Sie schrak fast zurück, als sie in seinem Blick echtes Interesse sah. Dennoch gefiel ihr das Thema nicht. Sie hatte in ihrem Leben schon so oft gehört wie irgendwelche Leute ihren Vater mit Charles Manson verglichen, es war einfach beschissen. Sie antwortete einfach nicht und trank den Rest ihres Biers ohne einmal abzusetzen.

„Redest wohl nicht gern drüber." Ice starrte sie an, sie fühlte sich unbehaglich und wünschte sich, er wäre einfach an der blöden Bar sitzen geblieben.

„Redest du gerne über deine Eltern? Ich denke nicht, lass mich einfach in Ruhe." Wütend stellte sie ihre leere Flasche auf den Boden und steckte sich eine sechste Zigarette in den Mund, er schüttelte den Kopf.

„Denkst du nicht, dass reicht langsam? Es ist ein Wunder das du noch nicht rausgeschmissen wurdest, es ist doch offensichtlich, dass du noch nicht 21 bist."

Sie verdrehte die Augen. „Du bist der letzte der sich darüber aufregen darf, du hast uns immerhin grade Bier geholt und musst noch Fahren."

„Wenn du denkst, dass ich nach einem Bier schon besoffen bin, kennst du mich nicht besonders gut." Er hatte die Arme verschränkt, seine Oberarme waren ziemlich muskulös, darauf hatte sie nie zuvor geachtet.

„Du wusstest nicht mal wo ich herkomme." Brummte sie zur Antwort und er nickte, stand auf und verschwand mit den leeren Bieren in der Hand.

Kurz dachte sie hoffnungsvoll er sei beleidigt, doch er kam wieder und reichte ihr ein weiteres, er hatte keins.

„Stimmt es eigentlich, dass du eine Psychopathin bist?" Er sah sie nicht an, sondern sah Detroit beim Singen zu, sie stöhnte auf. „Für jemanden, der kaum mit mir spricht, hast du plötzlich ganz schön viele Fragen." Er zuckte erneut mit den Schultern.

„Die Fragen habe ich schon ein bisschen länger, grade wirkst du nur weniger aggressiv als sonst, der Zeitpunkt um sie zu stellen erscheint mir gut."

Sie zog lang an ihrer Zigarette und stieß den Rauch dann extra so aus, dass alles direkt in sein Gesicht ging, er seufzte. „Der Zeitpunkt für solche Fragen ist nie gut."

„Also bist du eine?" Er grinste herausfordernd, in seinen eisblauen Augen spiegelte sich wieder die übliche Arroganz, sie sah ihn nur an, alles in ihr wurde plötzlich ganz still und kalt.

„Finde es lieber nicht heraus." Ihre Stimme klang kühl und bedrohlich, sogar Ice wirkte kurz verunsichert, gewann aber sofort seine Fassung wieder, schwieg allerdings.

„Wieso hast du den Jungs geholfen?" Fragte sie schließlich, das fragte sie sich schon die ganze Zeit.

„Big P ist auch mein Freund, schon vergessen?" Stimmt, da war ja was. Cherry liebte Big P mit ihrem ganzen Herzen, doch es gab eine Sache, die sie mehr als alles andere störte: Seine Freundschaft mit Ice Cube. Sie war der festen Überzeugung, dass die Feinde von Freunden auch die eigenen Feinde waren und so ganz verzeihen konnte sie es ihm irgendwie nicht, dass er Ice Cube leiden konnte.

„Nein, nicht vergessen." Erwiderte sie etwas bitter und sagte von da an nichts mehr zu ihm, bis der Abend vorbei war und sie schließlich im Auto saß.

Als die drei Jungs von der Bühne herunter gestürmt waren, hatte sie gelächelt und ihnen gesagt, dass sie toll gewesen waren, doch alles was Cherry über die Lippen kam klang gepresst, doch es schien ihnen gar nicht aufzufallen.

Im Van war es laut, alle sprachen aufgeregt durcheinander und Cherrys Kopf beschwerte sich hämmernd, genauso wie ihr Magen, der immer lauter gegen die Tablette und die Biere rebellierte, genervt schloss sie die Augen und versuchte einfach alles auszublenden, doch ein grober Schlag auf ihren linken Oberarm riss sie zurück ins Hier und Jetzt.

Wütend fuhr sie zu Ice Cube herum und wollte ihn grade anfauchen, als sie erkannte wo sie waren. Er hatte im Drive-In von Burger King Halt gemacht. „Was möchtest du?" Fragte er und grinste arrogant, er hatte ihr Magenknurren also gehört, kurz wollte sie sagen, dass sie keinen Hunger hatte, einfach um ihm zu trotzen, doch ihr wurde bewusst wie albern und kindisch das war. „Fünf Cheeseburger, einen große Portion Pommes mit Ketchup, ein Softeis und eine große Cola." Murmelte sie also und er bekam große Augen, sie rang sich ein leichtes, kühles Lächeln ab und hob die Schultern. „Was? Ich hatte heute noch nichts zu essen!"

Gelächter drang vom Rücksitz. „So ist sie immer, auch wenn sie schon was zu essen hatte." Rief Big P und sie seufzte gequält, hätte sie bloß nichts gesagt.

Doch Ice Cube gab ihre Bestellung weiter, ohne irgendwelchen Kürzungen vorzunehmen und am nächsten Halt bezahlte er, Detroit reichte ihm 30 Dollar. „Wir bezahlen, du hast uns schon deinen Abend gegeben, außerdem wird man arm, wenn man Cherry zum Essen einlädt."

Mit wütend funkelnden Augen drehte sie sich, soweit es mit dem Sicherheitsgurt möglich war, zu ihren Freunden um. „So viel esse ich doch gar nicht! Jetzt übertreib es doch nicht so!"

„Nimm' dein Essen, Cherry." Brummte Ice neben ihr und reichte ihr ihre fünf Cheeseburger rüber, die Cola verschüttete er fast und das Eis war schon ein bisschen angeschmolzen, doch sie wurde bei dem Anblick direkt wieder gut gelaunt.

Ohne sich bei irgendwem zu bedanken verschlang sie das Fast Food innerhalb von einer Viertelstunde und aß dann noch den Rest von Drum, der schon nach der Hälfte seines Whoopers nicht mehr konnte.

„Du isst mehr als man es deiner Figur zutrauen würde." Murmelte Ice, den Blick fest auf der Straße, sie zuckte wieder mit den Schultern, während sie sich Ketchup von den Fingern wischte. „Ich habe einen guten Stoffwechsel."

„Das muss es wohl sein, Sportmachen sehe ich dich nämlich nie." In seiner Stimme schwang schon wieder diese unerträgliche Belustigung mit, Cherry hätte ihm am liebsten einen Kinnhaken verpasst.

„Das habe ich auch nicht nötig, solange ich so aussehe." Wütend stopfte sie das ganze Papier und die Servietten in die riesige Papiertüte zwischen ihren Füßen.

„Ganz schon überheblich, was machst du wenn dieser traumhafte Stoffwechsel zum Erliegen kommt und dein Ehemann dich verlässt, weil du aufgehst wie ein Hefetörtchen?" Er grinste jetzt breit und sie war kurz vorm Ausrasten, der hatte echt Nerven.

„Erstens, werde ich niemals heiraten und zweitens, wirst auch du nicht für immer so sportlich aussehen. Ich wette du wirst zu einem arroganten, alkoholsüchtigen Arschloch, der den ganzen Tag auf der Couch sitzt und sich Football reinzieht, während deine Ehefrau dich mit ihrem Arbeitskollegen betrügt, weil du schon mit 30 keinen mehr hochkriegst!"

„Reiß dich zusammen, Cherry." Kam es von hinten und sie warf Big P einen tödlichen Blick zu, wie konnte er es wagen ihn aber nicht sie zu verteidigen? Ice Cube lachte nur laut auf.

„Rosige Aussichten für uns beide nicht wahr? Das Hefetörtchen und der impotente Alkoholiker. Gefällt mir, lass uns T-Shirts drucken." 

Sie spürte zum wiederholten Male, wie ihr Blut zu Kochen anfing, er sollte das alles nicht lustig finden, er sollte auch wütend werden, doch alles was sie sagte, machte ihn nur noch überheblicher, ihre Hände zitterten vor Zorn, schnell verschränkte sie ihre Arme, damit es keiner sah.

„Du ...", presste sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor, „Du bist so ein Idiot."

Er machte einen Schmollmund. „Autsch, das hat jetzt wirklich wehgetan, direkt ins Herz."

Cherry sah aus dem Fenster und schloss erneut die Augen, entschlossen einfach nichts mehr zu sagen, er würde sich ja doch nur über sie lustig machen, es hatte keinen Sinn.

„Geht ihr eigentlich auf diese riesige Party von dieser Miranda aus der Schule? Die soll ja angeblich richtig gigantisch sein, sie gibt sie jedes Jahr zusammen mit ihrem Bruder. Jeder darf kommen, sogar wir." Das war Big P, das wunderte Cherry allerdings auch nicht sonderlich, immerhin war er sowas wie Folsters Partykönig, das wussten sogar die Leute außerhalb des Heims, er war überall eingeladen, das galt nicht für alle aus Folster. Die meisten normalen Kids hielten sie für Freaks und versuchten nicht einmal sie besser kennenzulernen. Doch Big P liebten sie. Cherry selbst liebte Partys nicht weniger als er und versäumte keine Möglichkeit ungeladen auf einer aufzutauchen, meistens in Big Ps Gesellschaft, was ihr den Rauswurf ersparte.

„Ich gehe hin." Sagte sie also, immer noch mit geschlossenen Augen.

„Das wollte ich hören, keine Party ohne Diet Cherry Coke.!" Jetzt öffnete sie doch die Augen und sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an, er zuckte grinsend mit den Schultern.

„Du weißt schon, dass du so 'ne Art Legende bei den Normalos bist, oder? Du bist das mysteriöse Mädchen, das immer uneingeladen kommt und die Matchos unter den Tisch trinkt. Miranda hat mich sogar gebeten dich zu fragen, ob du nicht vielleicht vorbeischauen könntest, sie sagt es wird nicht legendär ohne dich." Er hatte so ein Schimmern in den Augen, sie runzelte die Stirn.

„Was ist das mit dir und dieser Miranda?" Er grinste immer breiter und sah erst die Jungs und dann wieder sie an. „Naja, ich denke ich könnte sie auf dieser Party endlich flach legen."

Cherry stöhnte laut auf und verdrehte die Augen so heftig, dass es fast wehtat, das war mal wieder typisch für ihn.

„Was denn?" Fragte er mit erhobenen Armen, dieses dämliche Grinsen saß immer noch perfekt auf seinen Lippen, am liebsten hätte sie es ihm aus dem Gesicht gewischt, doch sie zuckte nur mit den Schultern.

„Nichts." Sie beobachtete ihn im Rückspiegel, Detroit sah bemüht uninteressiert aus dem Fenster, Drumstick inspizierte seine Hände, diese Idioten, dachten sie wüsste nicht was das hier sollte? Big P war schon die ganze Zeit hinter dieser blöden Miranda her und hatte es ihr nicht gesagt, weil sie sich ein paar Mal geküsst hatten und er nicht wusste, wie sie reagieren würde.

Und ihre Reaktion war nicht gut, das hatte er gewusst, es schienen alle gewusst zu haben, nur sie nicht.

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