2. Vielleicht etwas sonderbar

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Je älter ich wurde, desto mehr begriff ich, wenn auch nur langsam. Ich wuchs, du jedoch nicht.

Ich war vielleicht vier oder fünf Jahre als, als ich zum ersten Mal mit dir sprach, weil nur ich dich sehen konnte und kein anderer. Du hattest ein weißes Shirt, Jeans und keine Schuhe an. Du warst barfuß. Das warst du immer. Deine Haare waren braun und zerzaust. Deine Augen waren klar wie der Himmel an einem mit Wolken bemalten Tag. Ich kann mich noch genau an dich erinnern. Alles an dir hat sich eingeprägt.

Es war Winter und du saßt neben mir. Ich glaube, das war die Zeit, in der man anfing, sich Sorgen um mich zu machen, weil ich anfing, mit Luft zu reden. Ich habe dich gefragt, warum du keine Schuhe trägst. Eigentlich ein kindischer Gedanke, weil du auch keine Jacke hattest. Ich wollte dir Schuhe bringen, aber du hast nur gelacht. Nicht, weil du es lustig fandest, sondern vor Überraschung. Du hattest nicht damit gerechnet, dass ich mit dir spreche.

Damals hast du gesagt, dass du keine Schuhe brauchst. »Die Sonne wärmt mich«, hast du gesagt. Aber du hast nicht auf den Himmel gezeigt, sondern auf dich selbst. Ich habe nicht verstanden, was du meinst. Kein Wunder, ich war vielleicht fünf Jahre alt.

Aber Du warst da und ich nahm es einfach hin, weil du so lebendig wirktest, als sich deine Wangen rosa färbten. Die Augen schmal vor Freude und Verwunderung.

Danach sagtest du nichts. Oder eigentlich sprach keiner. Ich sah zum Boden und ließ meine Beine an der Bank baumeln. Manchmal warf ich einen Blick zu dir. Du warst älter als ich. Vielleicht viermal so alt wie ich. Und trotzdem warst du bei mir. Du warst mir nicht fremd, denn ich kannte dich ein Leben lang.


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