ELEVEN - Wie oft?

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»If I'm plan B, you're plan bye«
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Mateo POV

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Eine Weile fahre ich mehr oder weniger ziellos in Manhattan herum, während ich bei voll aufgedrehter Musik versuche, meine Gedanken zu ordnen. Der heutige Abend ist definitiv anders als geplant verlaufen, und das stresst mich. Spontanität ist eigentlich eine meiner Stärken, doch heute Abend war auch für mich etwas zu spontan.

Immer wieder lasse ich die Szenen in meinen Kopf Revue passieren, doch ich werde nicht schlau daraus. Um genau zu sein ergibt gerade gar nichts in meinem Kopf Sinn, und das stresst mich noch mehr, als die unerwünschte Wendung des Abends. Ich starre stur geradeaus auf die Straße, die nur von einzelnen Autos befahren ist, ehe ich die bremse voll durchtrete.

Hinter mir hupt jemand, und kurz darauf werde ich sehr knapp überholt, doch mehr als meinen Mittelfinger kriegt der Fahrer des Wagens nicht zu sehen. Ich schüttle den Kopf, ehe ich die Musik leiser stelle, und den Wagen wende. Dann gebe ich Gas, und fahre zielorientiert in eine bestimmte Richtung. Ich weiß, was mir Klarheit verschaffen wird. Oder besser gesagt - wer. Dass diese Person mir jedoch gerade den Kopf abreißen möchte, ist mir herzlich egal.

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Ich durchquere mit großen Schritten die äußerst moderne Lobby des Gebäudes, das ich gerade betreten habe, und nicke dem Portier zu, der mir die Türe aufgehalten hat. So als wäre ich selber nicht dazu fähig, doch der Kerl kann ja auch nichts dafür. Er versucht nur, Geld zu verdienen, also lasse ich ihn in Ruhe. Während ich auf den Lift warte, gehe ich mir in Gedanken schon grob durch, was ich gleich sagen werde. Zwar bin ich mir ziemlich sicher, dass es völlig anders herauskommen wird, doch es gibt mir trotzdem ein Stückchen Sicherheit.

Mit einem leisen "Pling" öffnen sich die Türen des Lifts, und ich fahre ins oberste Stockwerk. Stockwerk Nummer dreißig, um genau zu sein. Eine schöne, glatte, gerade Zahl. Gefällt mir. Da die Fahrt im Lift etwas dauert, richte ich mir vor dem Spiegel etwas die Haare, die heute Abend ziemlich gelitten haben. Nicht, dass ich groß Acht darauf gebe, doch jetzt gerade habe ich ja nichts Besseres zu tun.

Erneut öffnen sich die Lifttüren, und ich betrete den ebenso modernen Flur. Meine Schritte werden vom Teppichboden verschluckt, weshalb die noch junge Sekretärin überrascht aus dem Halbschlaf aufschreckt, als ich mich räuspere. Hektisch richtet sie ihre Haare, und lächelt mich dann etwas schief an. „Bitte entschuldigen Sie... es ist etwas spät." Ich nicke nur, und mache eine wegwerfende Handbewegung. Etwas spät. Was ich nicht lache. Zwei Uhr morgens.

„Ist er noch da?" Die Frau nickt. „Ja, er ist seit zwei Stunden nicht mehr aus seinem Büro gekommen. Es ist gut möglich, dass er schläft." Ich nicke, und schnaube leise. „Es ist gut möglich, dass mir das egal ist", murmle ich leise, und die Sekretärin schmunzelt leicht.

Ich gehe auf die Türe zu, hinter der sich sein Büro verbirgt, und klopfe zweimal, bevor ich eintrete. Der Mann hinter dem großen, schweren Holzschreibtisch sieht mich etwas überrascht an, wobei ich mich frage, wieso er nicht mit meinem Besuch gerechnet hat. Schließlich suche ich Antworten, die er mir geben kann. Ich schließe die Türe wieder, und setze mich in einen der beiden gepolsterten Sessel, die er vor seinem Schreibtisch hingestellt hat. „Mateo", ertönt eine tiefe Stimme, die meiner ähnelt.

„Dad", antworte ich nur, und schaue meinen Vater kühl an. „Was machst du um diese Zeit noch hier? Mom hasst das. Und deine Kinder eigentlich auch." Mein Vater schüttelt nur den Kopf, und lehnt sich etwas in seinem teuren Sessel zurück. „Arbeit, mein Junge. Sie lässt sich nicht einfach so verschieben. Das solltest du wissen." Ich schnaube. „Weißt du, eigentlich habe ich es sogar am eigenen Leib erfahren, als fast eine Kugel auf mich und ein Mädchen abgefeuert wurde."

Ich habe die volle Aufmerksamkeit meines Vaters, und kann den leicht verächtlichen Unterton meiner Stimme nickt ganz verbergen. „Ich habe dir gesagt, du sollst nicht zur Party gehen, Mateo." Ich schüttle den Kopf. „Du hättest mir ruhig sagen dürfen, wieso. Was sollte diese Aktion? Hätte ich es gewusst, wäre ich gar nicht gegangen, oder früh genug abgehauen. Du wusstest, dass ich da war." Mein Vater sieht mich eine Weile nur schweigend an, ehe er sich erhebt, und ein paar Schritte in seinem Büro geht.

„Weißt du", fängt er dann an, und sieht mich kurz kühl wie immer an. „Manche Sachen muss man miterleben, um zu verstehen, wieso man die Finger davon hätte lassen sollen. Du wirst nicht immer jemanden an deiner Seite haben, der dich vor allem warnt und beschützt. Ich werde irgendwann nicht mehr da sein, Mom genauso wenig. Dann bist du mit deinem Bruder auf dich alleine gestellt." Ich reibe mir müde übers Gesicht, da ich diese Konversation verabscheue.

Es ist schon lange nicht mehr das erste Mal, dass wir darüber diskutieren, und jedes Mal muss Dad wieder mit seinen Weisheiten kommen. Ich weiß nicht, wen er glaubt damit zum Schweigen bringen zu können, doch ich bin es sicherlich nicht. „Wer ist das Mädchen?" Mein Vater sieht zu mir, und scheint meine Frage nicht ganz zu verstehen. „Ich meine Kiara. Wer ist sie?" Mein Vater setzt sich wieder, und sieht mich eindringlich an.

„Ihre Familie ist ein Rätsel. Und sie auch. Hüte dich vor ihrem Vater, Mateo. Er wird nichts Gutes für dich wollen." Mein Vater ist todernst, und ich runzle die Stirn. „Wieso? Sehe ich so schlimm aus?" Er schüttelt nur den Kopf, und öffnet dann eine seiner zahlreichen Schubladen, in denen er Akten sammelt. Es dauert eine Weile, bis er eine herauszieht, und sie mir über den Schreibtisch zuschiebt.

Es ist eine Familienakte. Auf dem Umschlag steht groß der Name „Lewis", und ich reime mir in meinem Kopf zusammen, dass Kiara somit Lewis zum Nachnamen heißt. „Was soll ich damit?", frage ich meinen Vater, und deute auf die Akte. „Lies dich zu John Lewis ein." Ich öffne die Akte, und der erste Name, der mir entgegenspringt, lautet John Lewis. Schnell blättere ich um, und fange an, die saubere Handschrift meines Vaters zu lesen.

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Gut eine halbe Stunde später verlasse ich das Büro meines Vaters, mit der Bitte an ihn, dies auch bald zu tun. Erneut hält mir der Portier freundlich lächelnd die Türe auf, und ich nicke ihm knapp zu. Die Informationen, die ich der Akte entnehmen konnte, unterstreichen zwar die Aussage meines Vaters, dass ich mich vor John hüten sollte. Doch was heute Abend passiert ist, und wieso ausgerechnet Kiara gesucht wurde, weiß auch mein Vater nicht.

Ich schließe mein Auto auf, und lasse mich müde auf dem Fahrersitz nieder, ehe ich kurz den Kopf zurücklehne, und die Augen schließe. Dann starte ich den Motor, und mache mich auf den Weg nach Hause. Während der Fahrt wandern meine Gedanken weiterhin nur zu dem gestrigen Abend, und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es schlau war, Dad erstmal nicht zu erzählen, dass ich mich nicht brav rausgehalten habe. Obwohl uns das eigentlich seit klein auf eingetrichtert wurde.

Ich weiß nicht, wieso, doch ich wollte Kiara nicht ins offene Messer laufen lassen. Ich hätte mir Vorwürfe gemacht. Das tue ich jetzt zwar auch, doch deutlich weniger, als ich es sonst getan hätte. Irgendwie war ich es ihr auch schuldig, immerhin hat sie mich schlussendlich an diesem Abend von der Straße geholt. Sobald ich daran denke, wie ich auf der Straße stand, während mein Kopf gleichzeitig so leer und doch so verdammt voll war, das ich dachte, er würde gleich platzen, bildet sich trotz der Hitze eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen.

Die Woche, die vor diesem Abend vergangen war, war mit Abstand die Schlimmste meines Lebens. So schlimm, dass ich jeden Gedanken daran verdränge.

Ich parkiere aufgewühlt meinen Wagen, und betrete dann die Eingangshalle unseres Apartmentgebäudes. Da wir so ziemlich in Geld schwimmen, wohnen wir in einem luxuriösen Penthouse, von dem man einen guten Blick über Manhattan hat. Ich liebe es, hier zu wohnen. Der Lift hält in unserem Stockwerk, und anders als in den unteren Stockwerken, öffnet er sich direkt in unserem Apartment. In diesem brennt immer noch Licht, woraufhin ich davon ausgehe, dass Gian noch wach ist. Meine Mutter geht immer vor Mitternacht ins Bett.

Ich gehe die Treppe hoch in mein Zimmer, doch ich komme nicht weit. „Wo warst du denn so lange?" Gian sieht mich verwirrt an, und ich lasse von meiner Türklinke ab. „Sag bloß, du hast nichts davon mitbekommen", erwidere ich, und mein Bruder hebt eine Augenbraue. „Es ist überall in den Nachrichten, Mateo. Jedoch schon seit einer Stunde." Ich seufze, und reibe mir mit einer Hand übers Gesicht. Dann nicke ich zu meinem Zimmer, und Gian folgt mir in mein Reich. Sofort setzt er sich auf mein Sofa, und ich stelle mich an mein Fenster.

„Schieß los. Was ist passiert?"

Ich schnaube, und schüttle den Kopf. „Zu viel für meine Nerven", murre ich, und drehe mich zu meinem Bruder, der mich interessiert ansieht. „Es waren zwei Typen. Bewaffnet. Normalerweise wäre ich ja wie alle anderen Leute einfach raus, aber das hat nicht so ganz geklappt." Mein Bruder runzelt die Stirn, und sieht mich verwirrt an. „Wer hat dich aufgehalten?"

„Kiara."

„Kiara? Wie- du kannst sie nicht ausstehen."

Ich nicke, und breite mich auf meinem Bett aus. „Ich weiß. Nur waren wir beide die letzten im Haus, die noch nicht rausgegangen sind. Und hätte ich sie nicht zurückgezogen, wäre sie den Typen volle Kanne in die Arme gelaufen. Eigentlich war mein Plan danach, mit ihr zusammen abzuhauen, doch das ging nicht mehr. Schlussendlich musste ich mich mit dem einen Typen prügeln, während ich Kiara gesagt habe, sie soll laufen. Das ging dann auch daneben."

Mein Bruder unterbricht mich, in dem er eine Hand hebt. „Moment mal. Du hast dich mit denen angelegt?" Ich nicke. „Ja. Mir blieb nichts Anderes übrig, Gian. Ich musste." Mein Bruder seufzt, und fährt sich durch die Haare. „Haben sie dich erkannt?" Ich zucke mit den Schultern, und starre die Decke an. „Keine Ahnung. Vielleicht. Der erste Typ hätte mich erkennen können. Der zweite jedoch hat mir den Rücken zugewandt." Erneut runzelt Gian die Stirn, und setzt sich aufrecht hin.

„Mateo, bitte sag mir, dass du nicht auf ihn geschossen hast", bittet er mich dann mit beherrschter, ruhiger Stimme. Doch ich kenne meinen Bruder. Ich weiss, dass er kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Das tut er immer, wenn er in dieser Tonlage mit jemandem spricht. Wäre ich nicht sein Bruder, würde ich jetzt davonlaufen. „Nur angeschossen", murmle ich leise, und mein Bruder springt von meinem Sofa auf.

„Wie oft, verdammt, wie oft muss Dad dir einprägen, Quatsch, wie oft müssen wir dir einprägen, dass du niemals auf jemanden schießen sollst, den wir nicht kennen? Wie oft, huh?"

Ich schlucke trocken, und setze mich auch wieder auf. „Es ging nicht anders", zische ich Wort für Wort, und mein Bruder schnaubt. „Es geht immer anders", erwidert er nur, und tigert in meinem Zimmer auf und ab. Ich wusste, dass er so reagieren würde. „Was war denn so dringend, dass du ausgerechnet diese Regel brechen musstest?" Ich seufze, und kratze mich am Hinterkopf.

„Er sass auf Kiara, verdammt. Sie haben sie gesucht. Ihretwegen waren sie überhaupt hier. Ich will nicht wissen, was mit ihr geschehen wäre, wenn ich nicht geschossen hätte, okay? Und außerdem ist er nicht tot." Gian nickt langsam, und reibt sich die Schläfen. „Was sagt Dad dazu?" Ich sage nichts, und Gian bleibt stehen. „Warte", murmelt er dann, und dreht sich zu mir um. „Hast du's ihm überhaupt schon gesagt?" Ertappt schüttle ich den Kopf, und sehe förmlich, wie mein Bruder innerlich explodiert.

„Du schießt jemanden an, brichst eine unserer Regeln, und verschweigst es dann ausgerechnet Dad?!" Ich nicke, und Gian lässt sich fassungslos wieder auf das Sofa sinken. Eine Weile sagt keiner was, und ich gebe meinen Bruder die Zeit, sich etwas zu beruhigen. Obwohl er jünger ist als ich, könnte man oft meinen, er wäre reifer. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er in der Situation auch so gehandelt hätte. Er hat sein Herz am rechten Fleck. Gian räuspert sich, und sieht mich dann ernst an. „Du steckst ziemlich in der Scheisse, das ist dir klar, oder?"

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Wieso glaubt ihr, dass Mateo jetzt in der Scheisse steckt?

- Xo, Zebisthoughts

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