Zeit sich auszusprechen

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>Sam's Sicht<

Penny war in die Dusche gegangen, kaum dass ich aus dem Bad gekommen war. Da ich wusste, dass sie jeden Tag duschte, hatte ich mir einen nassen Waschlappen mitgebracht, um mein Kinn und meine Lippe noch etwas zu kühlen, wo Gavin mich getroffen hatte. Ich blutete zum Glück nicht, aber es tat trotzdem weh, von meinem verkaterten Schädel gar nicht erst zu reden!

Ich machte das Bett, auch wenn ich nicht darin geschlafen hatte, ehe ich mich darauf setzte. Immerhin konnte ich das Bettzeug nicht auf der Couch liegen lassen - die Reinigungsfrau würde ziemlich verwirrt darüber sein und Melinda nur noch mehr zum Spekulieren geben, wenn sie ihr davon erzählte. Kaum fertig, setzte ich mich aufs Bett, als ich mir den letzten Abend und was heute morgen passiert war noch einmal durch den Kopf gehen ließ.

Ich war nicht überrascht, dass Melinda so etwas getan und die Familie gegen mich aufzuhetzen versucht hatte. Sie war schon immer unberechenbar gewesen, wenn sie nicht bekommen hatte, was sie wollte. Es war ihre Art mit Zurückweisungen umzugehen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie bisher viele bekommen hatte.

Was ich aber gar nicht aus dem Kopf kriegte, war Eira's Ermahnung an Penny, dass sie lernen sollte die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Was sie wohl damit gemeint hatte? Ich seufzte und ließ mich zurückfallen, während ich darauf wartete, dass die Kopfschmerztablette endlich wirkte und die Gedanken um diese Frage kreisen ließ. Ich fand aber beim besten Willen keine Antwort darauf.

Penny's Gesicht tauchte irgendwann über mir auf und sie legte den Kopf zur Seite, als ich fragend zu ihr aufsah.

"Geht's dir nicht gut?", fragte sie und die Besorgnis in ihrer Stimme ließ mein Herz anschwellen vor Freude.

"Doch, klar", erwiderte ich sofort und richtete mich auf. Zufrieden stellte ich fest, dass die Kopfschmerzen tatsächlich ein wenig besser geworden waren."Ich hab mir nur das ein oder andere nochmal durch den Kopf gehen lassen."

"Ach?", war alles, was sie sagte, als sie zum Schrank ging, um ihre getragenen Klamotten zu verstauen."Möchtest du drüber reden?", fragte sie mich dann und ich konnte hören, dass sie es nicht so gerne wollen würde. Ich hatte vorhin gemerkt, wie unangenehm ihr das alles gewesen war, als sie sich bei mir entschuldigt hatte. Aber ich wollte ja auch nicht darauf rumhacken, was sie mir vorgeworfen hatte. 

"Mir geht nicht aus dem Kopf, dass deine Mutter davon gesprochen hat, dass du die Vergangenheit hinter dir lassen sollst. Was hat sie damit gemeint?"

Penny seufzte leise, ehe sie sich vom Schrank abwandte und sich neben mir auf die Bettkante setzte. Sie sah auf ihre Hände in ihrem Schoß hinab, deren Finger ein wenig nervös miteinander zu spielen begannen.

Ich wollte ihr grade sagen, dass sie es nicht erzählen musste, wenn sie nicht wollte, als sie schon anfing:"Ich hatte Zwei Freunde, also feste Freunde. Einen mit 18 und einen mit 21. Es hat immer nur ein paar Monate gedauert. Der erste ist mit der nächstbesten durchgebrannt, kaum dass er...du weißt schon...gekriegt hat, was er wollte und der zweite hatte einiges nebenbei am laufen, bis ich es rausgekriegt hatte und ihn abserviert habe. Seitdem habe ich ein kleines Problem, mich intensiver auf etwas einzulassen aus Angst, wieder verletzt zu werden", erklärte sie mir mit leiser Stimme. Es war sicher nichts, an das sie sich gerne erinnerte und ich konnte sie verstehen. Ich wollte diesen Kerlen am liebsten eine rein hauen, für das, was sie ihr angetan hatten. 

"Das verstehe ich. Geht mir genau so," gab ich stattdessen zu, nicht nur um ihr ein Gefühl der Sicherheit zu geben, als auch um Klarheit zwischen uns zu schaffen.

"Wirklich?", fragte sie überrascht und ich nickte nur nachdenklich.

"Melinda war meine erste richtige Freundin und nur Gott allein weiß warum, aber ich mochte sie wirklich gern. Sie war sehr aufmerksam und lieb anfangs."

"Hat sich das später geändert?"

"Allerdings. Ich habe mich auf meine Ausbildung konzentriert und sie ist halt viel feiern gegangen. Während ich versucht habe jede freie Minute für sie zu entbehren, ging sie immer wieder allein auf Achse, weil ich halt niemand bin, der ständig in Kneipen oder in Diskos abhängt. Ich sah langsam ein, dass wir zu verschieden waren, aber da hatte ich sie schon in meinen Freundeskreis auf der Akademie eingebracht und sie ist ziemlich schnell mit einem aus einer höheren Stufe ins Bett gesprungen. Anfangs waren es nur Gerüchte und, was soll ich sagen, ich war jung und dumm, und hab mich auf die einfachste Art immer wieder von ihr besänftigen lassen, bis ich die beiden dann mal am Klo in der Akademie erwischt habe."

"Melinda hat wirklich...auf der Toilette einer Akademie?", fragte sie und ich schaute sie an. Sie konnte es nicht fassen und auch ich war heute noch genau so verwirrt und angeekelt zugleich darüber.

"Ich weiß, ein Gebüsch am Campus wäre sicher hygienischer und privater gewesen, was?", wandte ich schmunzelnd ein und entdeckte zu meiner Freude auch eines in ihrem Gesicht.

"Was hast du damals gemacht?", fragte sie mich dann wieder ernst.

"Ich bin raus gestürmt und habe nie wieder ein Wort mit ihr geredet. Musste ich auch nicht, weil ich sie nie wieder gesehen habe. Bis gestern nicht."

"Hast du...hast du viel an sie gedacht? An das, was hätte sein können, wenn...", sagte sie, brach aber ab, nachdem sie so leise gesprochen hatte, fast so, als wollte sie, trotz ihrer Neugierde, die Antwort nicht wirklich hören.

"Nein, Melinda war für mich von dem Moment an gestorben und tief in mir hatte ich es lange vorher schon gewusst, was sie für eine war. Ich bin ein paar Tage später zum Arzt gegangen, um zu kontrollieren, dass sie mir keine Krankheiten verpasst hatte mit ihrem Lebenswandel und habe mich danach nie wieder auf irgendwas festes eingelassen."

"Melinda war also deine einzige?", fragte sie mich verwundert und ich konnte nicht anders und lachte leise über ihre Verwunderung.

"Nein, in gewissem Sinne war sie das nicht. Ich hatte schon noch zwei oder drei...Partnerschaften, aber wir hatten von Anfang an darüber gesprochen und waren uns einig, dass wir nicht mehr als sowas wie Freunde mit gewissen Vorzügen waren und es beenden würden, bevor jemand was mit einem anderen anfing. Es hat funktioniert."

"Okay, das hätte ich nicht von dir gedacht, wenn ich ehrlich sein soll", wandte sie dann ein und schaute wieder auf ihre Hände hinab, als überlegte sie, was sie mit dem Wissen anfangen sollte."Hattest du nie den Wunsch nach einer festen Beziehung? Also so richtig?"

"Oh natürlich hatte ich das immer, aber nach Melinda habe ich mir geschworen, dass ich nie wieder so hintergangen werden möchte. Ich habe mich ja auch auf die anderen eingelassen und das hätte nie funktioniert, wenn wir uns nicht erst kennengelernt und einander vertraut hätten, aber ich hatte bei keiner von ihnen das Gefühl, dass es die eine ist. Ich mochte sie sehr gerne, aber mehr war da nicht und ist auch nie mehr draus geworden. Daher war es mir wichtig, mit ihnen vorher darüber zu reden und alle Karten offen auf den Tisch zu legen. Es erschien mir fair. Wir konnten uns auch danach immer noch in die Augen sehen und waren befreundet. Das war alles was für mich zählte."

"Du bist ein erstaunlicher Mann, Sam Jones!", sagte sie dann schmunzelnd und ich zuckte nur lächelnd mit den Schultern. Innerlich atmete ich erleichtert auf, dass sie mich dafür nicht verurteilte.

"Was ist mit dir? Hast du danach keinen Mann mehr gehabt? Keinen One-Night Stand so ganz ohne Gefühle? Nicht mal ein Date? Irgendwas?", fragte ich sie dann grade raus. Die Neugier brachte mich um. Ich wollte nichts so sehr, wie herauszufinden, ob ich trotz ihrer schlechten Erfahrungen eine Chance bei ihr haben würde oder ich gleich aufgeben konnte.

"Intimer? Nein. Date? Das ein oder andere Mal. Es ist nicht so, als hätte nicht der eine oder der andere meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, aber ich war zu vorsichtig geworden. Irgendetwas war immer falsch. Entweder hatten sie es zu eilig oder wurden zu forsch oder verhielten sich irgendwann komisch, so dass meine Alarmglocken in meinem Kopf schrillten und ich schnell wieder auf Abstand ging. Das ist wohl auch der Grund, warum ich letzte Nacht so überrannt von dem Anblick von dir und Melinda war. Von allen Männern auf dieser Erde, hatte ich so etwas von dir am wenigsten erwartet. Jetzt weiß ich, dass mich mein Gefühl nicht betrogen hat. Aber es war trotzdem bescheuert von mir, so über zu reagieren, zumal du ja nur meinen Freund spielst. Bei mir ist einfach wieder die alte Sicherung durchgeknallt. Entschuldige."

"Ich wollte dir nie weh tun, Pen", erwiderte ich ihr sanft und legte eine Hand auf ihre."Ich habe sie wirklich versucht loszuwerden. Ich kann halt einfach nicht forsch gegenüber Frauen werden, sie schubsen oder grob anpacken. Alles in mir sträubt sich dagegen einer Frau mit irgendeiner Form von Gewalt zu begegnen", erklärte ich ihr, warum ich Melinda gegenüber nicht mehr durchgegriffen hatte. Bis zu dem Punkt, als ich gemerkt hatte, dass es Auswirkungen auf Penny's und mein Miteinander hatte, hatte ich sie lediglich versucht wegzudrücken. Erst dann hatte ich ohne nachzudenken wirklich fester zugegriffen, um sie endlich los zu werden.

"Ich weiß, Sam. Auch wenn sie es wirklich mal verdient hätte", wandte sie mit einem Schmunzeln ein."Vielleicht sollte ich ihr eine verpassen, dafür dass sie sich an dich ran gemacht hat? Ich meine, ich hätte doch jetzt die perfekte Ausrede, ihr mal verdient eine runter zu hauen", überlegte sie dann und ich wusste nicht, ob sie das grade ernst meinte oder nicht.

"Sie ist ein Teil deiner Familie. Du solltest nicht mit ihr brechen, nur wegen mir. Familie steht über allem."

"Sie ist meine Cousine, aber das habe ich mir nicht ausgesucht. Wir haben uns nie verstanden. Sie hat mich immer nur gegängelt. Dafür, dass ich so ruhig war, dass ich lieber las, als mit Freunden dauernd ins Kino zu gehen oder später in Bars. Dafür dass ich einen Männerberuf gewählt habe und selbst keinen abkriegte. Dafür, dass ich nicht so hübsch bin wie sie. Ihr fiel immer etwas ein, um mich runter zu ziehen. Ich konnte damit umgehen. Mir war es egal, was sie über mich dachte. Leiden konnte ich sie trotzdem nie, weil sie schon immer so war, wie sie ist."

"Weißt du, jemand der andere Leute so runterzieht, kompensiert meist seine eigenen Minderwertigkeitskomplexe damit. Ich denke, insgeheim ist sie neidisch auf dich, weil du so eine starke und unabhängige Frau bist, so viel Selbstbewusstsein, Mut und Courage hast und unter uns, ich finde dich tausendmal schöner und attraktiver, als sie", erwiderte ich ihr lächelnd und drückte ihre Hand ein wenig unter meiner. Sie schaute lächelnd zu mir auf und es war wundervoll verlegen.

"Ich...danke, Sam. Das ist...sehr lieb von dir", stellte sie mit dem verlegenen Lächeln fest und senkte den Blick zu Boden.

"Gibt es für dich keine Chance irgendwann doch das wahre Glück zu finden?", fragte ich sie dann, immer noch in der stillen Hoffnung, herauszufinden, was sie sich von einem Mann am meisten wünschte, damit ich dieser Mann werden konnte.

"Es gibt immer eine Chance. Wenn es der Richtige ist." Das half mir nicht wirklich weiter."Was ist mit dir?"

"Wie gesagt, nur mit der einen!", erwiderte ich ihr lächelnd, während ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Sollte ich es wirklich weiter probieren, sie für mich zu gewinnen oder war hier der Punkt erreicht, einzusehen, dass Aufgeben besser war?

"Was macht deine Lippe?", riss sie mich aus meinen Gedanken und ich fasste kurz unwillkürlich an die Stelle, wo Gavin's Faust mich getroffen hatte.

"Der Schmerz lässt nach, auch wenn ich das Gefühl habe, dass sie etwas geschwollen ist. Ich hoffe, ich bin immer noch vorzeigbar?", wandte ich scherzhaft ein, um sie aufzuheitern, doch zu meiner Überraschung legte sie die Hand an meine Wange und drehte mein Gesicht ihrem zu, so dass sie es sich genauer ansehen konnte. Als dann noch ihr Daumen sanft über meine Lippe strich war ich vollkommen in einen Bann geschlagen und wie gelähmt, während mein Herzschlag sich beschleunigte, als würde ich einen Marathon laufen.

"Man sieht nichts. Du siehst wie immer sehr gut aus." Das überraschte mich beinahe mehr, als ihre Berührung. Hieß das, dass ich ihr gefiel? Machte sie nur einen Witz? Ihre Augen trafen meine und ihr Lächeln verschwand. Ich spürte, dass etwas in ihr vorging, sie ebenso überwältig war, vom Moment, wie ich auch. Ihre Hand lag noch immer an meiner Wange. Sie wich nicht zurück. Sollte ich den Moment nutzen oder würde ich heute tatsächlich eine gepfeffert bekommen, nach der Warnung, die sie gestern ausgesprochen hatte? 

Wir zuckten zusammen, als das Telefon klingelte und Penny zog die Hand so schnell weg, als hätte sie sich verbrannt. Sofort fühlte sich die Stelle in meinem Gesicht kalt und leer an. Sie ging ans Telefon und lauschte dem Anrufer einen Moment, ehe sie wieder auflegte."Das war die Rezeption. Meine Mutter lässt ausrichten, dass wir uns verspäten."

"Dann sollten wir besser gehen", erwiderte ich ihr, nachdem ich mich kurz geräuspert hatte. Ich stand auf und bot ihr meinen Arm an."Darf ich also bitten, meine Liebste?", fragte ich sie neckend und wirklich hakte sie sich bei mir ein, wenn auch mit einem noch wundervolleren und unglaublich süßen verlegenerem Lächeln, als zuvor.

"Vielen Dank, Liebling", erwiderte sie mir neckend - sicher um ihre Verlegenheit zu überspielen. Dass sie damit mein Herz zum Rasen brachte, konnte sie nicht einmal ahnen."Was habt ihr gestern auf Roger's Juggesellenabend getrieben?", fragte sie mich dann auf unserem Weg zum Aufzug und ich drückte die Taste nach unten.

"Der Trauzeuge hat uns tatsächlich in eine Stripbar geschleppt. Ich werde in Zukunft in der Wache definitiv die Treppen nehmen, bis ich den Anblick von halbnackten Frauen, die an der Stange tanzen, verarbeitet habe", seufzte ich nur. Jetzt erst fiel mir auf, wie sehr das Bild von Penny daran sich in mein Gehirn eingebrannt hatte. Ich musste dem erst einmal aus dem Weg gehen, damit ich es vergaß.

"Oh." Etwas an ihrem Tonfall ließ mich aufhorchen und ich schaute sie fragend an, als wir den Aufzug betraten. Ich entdeckte eine verlegene Röte auf ihren Wangen und trotzdem ein Schmunzeln auf ihren Lippen."Du solltest dann keine Überraschungsbesuche auf der Wache machen, wenn Ellie und ich Nachtschicht haben." Mehr sagte sie nicht und trotzdem fiel mir alles aus dem Gesicht.

"Ihr macht...Ihr tanzt...Nachts?", stammelte ich, weil ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Sie zuckte hingegen nur mit den Schulter.

"Ellie wollte tanzen lernen, nach der Diskonacht, aber das ist nicht so ihre Stärke. Sie muss noch lockerer werden. Also gab ich ihr Nachhilfe. Die Stange kam dann irgendwann dazu, weil Ellie neugierig drauf war."

"Was? Nackt? Du?"

"Natürlich nicht, Sam!", erwiderte sie mir schockiert und schlug mir sanft aber mahnend vor den Bauch. Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Penny ging hinaus und zog mich mit sich - ansonsten hätte ich sicher noch Stunden in dem Fahrstuhl gestanden, weil mich die Gedanken nun nicht mehr los ließen, sie an der Stange tanzen zu sehen. Ich war eben doch nur ein Mann.

"Macht...macht ihr das...immer noch?"

"Nein, mittlerweile sind wir beim Tango", wandte sie schulterzuckend ein, aber ich wusste anhand ihres frechen Lächelns, dass sie sich sehr darüber amüsierte, wie sehr mich das umhaute. Ich räusperte mich kurz, um meine Fassung wieder zu erlangen.

"Habt ihr Nachts nichts zu tun? Kaum ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch?", versuchte ich in einem mahnenden Tonfall anzumerken.

"Du weißt so gut wie ich, dass es nie Arbeit genug für die ganze Nacht gibt", erwiderte sie mir und drückte die Schwingtür zum Speisesaal auf."Es wird Ellie helfen, lockerer zu werden und im nächsten Jahr zu gewinnen. Tabledance hat ja nicht wirklich geholfen," sagte sie dann, als sie hindurch ging. Wäre ich ihr gefolgt, wäre nichts geschehen, aber da ich von ihren Worten so geschockt war, blieb ich stocksteif stehen und mir knallte die Tür an die Stirn."Um Himmels Willen, Sam!", hörte ich Penny aufgeregt sagen, als ich mir an den Kopf fasste und laut stöhnte."Es tut mir so leid. Ich dachte..."

"Schon gut. Es war nicht deine Schuld. Ich war unachtsam", erwiderte ich, als sie mich zum Tisch führte und nebenbei registrierte, dass all uns schmunzelnd oder verwirrt ansahen. Hatte das jeder mitgekriegt? Ich setzte mich, nachdem wir kurz in die Runde gegrüßt hatten und schnappte mir sofort ein Päckchen vom kalten Saft, um meine Stirn zu kühlen.

"Mum? Wo ist Dad?", fragte Penny dann und jetzt erst fiel mir auf, dass Owen wirklich nicht da war.

"Oh, der ist oben und macht sich frisch. Ist eben erst wieder gekommen. Ich habe ihn nach dem Aufstehen nochmal nach Hause geschickt, weil ich was wichtiges vergessen hatte", winkte sie nur ab.

"Du hast ihn den ganzen Weg nach Hause geschickt, um etwas zu holen, was du vergessen hast? Du vergisst nie etwas, weil du alles drei Mal checkst. Was kann so wichtig gewesen sein?", fragte Penny sie verwirrt und nun wusste ich auch woher sie ihre Genauigkeit bei solchen Dingen hatte.

"Ach das werdet ihr noch sehen. Jetzt macht euch mal keine Gedanken mehr darüber. Lasst uns frühstücken!"

"Ich hol dir was Sam. Bleib du sitzen und schön weiter kühlen, okay?", gab Penny nach und wandte sich an mich und ich akzeptierte es nur zu gern. Der Schlag vor den Kopf hatte meine Kopfschmerzen wieder aufleben lassen.

"Gavin. Arwen. Helft eurer Schwester! Sie hat keine drei Arme!", forderte Eira die beiden auf und Gavin ging stöhnend hinter Penny her.

"Sie braucht aber auch keine Sechs dafür!", protestierte Arwen, verschwand aber sofort, als ihre Mutter ihr einen bösen Blick zuwarf.

"Pst, Sam", lenkte sie dann meine Aufmerksamkeit auf sich und auf etwas, dass sie aus der Tasche holte und mir entgegen streckte."Ich hab jetzt nur Gutes von dir gehört und erlebt, deswegen möchte ich dir diesen Ring überlassen. Er ist ein altes Familienerbstück."

"Oh, ähm, er ist sehr schön und ich fühle mich sehr geehrt Eira, aber ich glaube nicht, dass er mir passt, also...", begann ich verwirrt über diese Geste. Der Ring war ein wunderschöner und zierlicher Ring mit einem kleinen Saphir darin. Trotzdem verstand ich grade nicht den Sinn hinter ihrer Geste. Ob saß wohl an den Schlägen lag, die mein verkaterter Kopf heute noch hatte einstecken müssen?

"Oh Sam, du Dummerchen. Penny schwärmt in den höchsten Tönen von dir. Stell dir vor, sie hat gestern Abend zu Melinda gesagt, dass sie ihr Leben für dich geben würde, so sehr liebt sie dich."

"Oh hat sie?" Sicher hatte sie das. Wir hatten ja unsere Rollen zu spielen."Die Aussage finde ich aber eher erschreckend", stellte ich dann für mich fest.

"Oh, richtig. Wenn man bedenkt welchen Job ihr beide habt ist es das wohl. Aber dafür ist ja auch dieser Ring. Ich weiß, dass du sie immer beschützen und nicht zulassen wirst, dass ihr etwas geschieht", wiegelte sie alle Argumente ab und das erstaunte mich nun doch sehr.

"So lange ich lebe werde ich das tun. Das Verspreche ich dir. Dafür musst du mich nicht bezahlen und vor allem nicht mit einem so wertvollen Ring."

"Oh Sam, du stehst wirklich auf dem Schlauch oder?", stellte sie amüsiert fest und lachte leise, als ich nur ratlos mit den Schultern zuckte."Das hier ist der Verlobungsring von Penny's Urgroßmutter. 3 weibliche Generationen haben in unserer Familie bereits diesen Ring bekommen, als sie die eine Frage gestellt kriegt haben und da Penny wahrscheinlich das einzige meiner Kinder ist, das wirklich Chancen darauf hat, unter die Haube zu kommen und den emotionalen Wert dieses Ringes zu schätzen weiß, außerdem als älteste Tochter dafür auserkoren ist, möchte ich, dass du ihr damit deinen Antrag machst. Er passt auch noch so schön zu deinen Augen, als wäre es Bestimmung. Er wird Penny immer zeigen, von wem sie ihn hat." Mir klappte der Mund auf, während sie in ihrem Redefluss vor lauter Eifer gar nicht mehr zu stoppen war.

"Oh, Eira, ich...Penny und ich haben nie darüber geredet. Wir...", stammelte ich verlegen. Penny würde mich umbringen, wenn ich mich darauf einließe und das Spiel soweit treiben würde. Aber wie sollte ich ablehnen, ohne dass ihre Mutter was merkte?

"Ihr liebt euch und du hast selbst gesagt, dass du sie heiraten willst. Was braucht es mehr?"

"Vielleicht etwas Sicherheit, dass sie wirklich ja sagen würde?", murmelte ich betreten, aber nicht leise genug.

"Das wird sie. Glaub mir!", sagte sie und tätschelte aufmunternd meine Hand."Warte nicht, Sam! Mach es, sobald du den Augenblick als richtig empfindest und nicht weil dir der Ring fehlt oder dir unbegründete Zweifel im Kopf herum gehen. Wo könnte es schöner, besser oder romantischer sein, als auf einer Hochzeit? Das ist so perfekt und ihr verdient es euer Glück zu finden." Eira erschrak sichtlich und drückte mir fast schon panisch den Ring in die Hand."Verdirb ja nicht die Überraschung! Los, los! Steck den Ring weg", forderte sie mich hektisch auf und ich verbarg ihn schnell in meiner Faust, die ich in der Hosentasche verschwinden ließ.

"Worüber unterhaltet ihr beide euch?", fragte Penny uns lächelnd, als sie sich wieder neben mich setzte und mir einen Teller vorsetzte. Ich legte den Arm um sie, um sie ein wenig zu besänftigen, dass wir uns so lange festgequatscht hatten - und vielleicht tat mein schlechtes Gewissen, dass ihre Mutter einen Plan ausgeheckt hatte, von dem ich ihr nichts erzählen durfte - nicht konnte, ohne dass sie eine Panikattacke kriegte, sein übriges dazu.

"Deine Mutter wollte nur wissen, ob wir alles geklärt und uns wieder ausgesöhnt haben, mein Herz."

"Genau, mehr wollte ich gar nicht", sagte sie lächelnd, bevor sie auf die Uhr an ihrem Handgelenk schaute."Oh schon so spät. Wir sollten essen und uns fertig machen. Die Hochzeit fängt in einer Stunde an. Wir nehmen euch natürlich mit zur Kirche!", rief sie noch fröhlich, als sie auch schon begann zu essen.

Das würde definitiv ein langer Tag werden, aber vielleicht hatte ich ja Glück und konnte das Wochenende rum kriegen, ohne dass Eira mich auf meine Worte, Penny heiraten zu wollen, festnageln würde.

Fortsetzung folgt...

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