Mein Job und der Kaffee-Typ

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"Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht "-William Shakespear

Am Sonntagmorgen mache ich mich auf den Weg zu einer Ausstellung, welche in der Innenstadt stattfindet.

Das mache ich öfters, nicht unbedingt, weil mich die Ausstellungen so interesieren, sondern eher, weil ich es genieße auch Mal alleine zu sein.
Wie Kelly Clarkson bereits gesungen hat: Nur weil man alleine ist, muss das nicht gleich einsam sein.

Ich gebe mir Mühe nicht die ganze Zeit an Lukas Worte zu denken. Zumal ich mir ziemlich sicher bin, dass er mit seinen Behauptungen falsch liegt. Nicht alles im Leben muss wie in einem schlechten Highschool-Film sein.

Da ich schon Mal in der Innenstadt bin, kaufe ich einige Mappen und Hefte, die ich für die Schule benötige. Ich laufe eine Weile, bis ich einen besonders aussehenden Laden am Ende der Straße finde.

Ein Türschild mit der Aufschrift „Das Schicksal in meinen Rosenblätten" hängt an der Tür. Leise betrete ich den alten, abgelegenen Buchladen. Sofort umgibt mich eine bestimmte Atmosphäre.
Die Bücher sind bis an die Decke gestapelt, der Laden wird nur vom Tageslicht und ein paar schwachen gelb flackernden Glühbirnen beleuchtet.
Erfürchtig sehe ich mich um und fahre mit einem Finger über die Einbände, der alten Bücher.

Ich überlege etwas zu sagen, doch ich traue mich nicht die Stille zu brechen. Mal wieder wird mir bewusst, dass ich viel zu selten lese und ich das eigentlich öfter tun sollte. Als ich um eine Ecke biege entdecke ich eine alte Frau, welche mit dem Rücken zu mir steht und gerade ein Buch zurück ins Regal schiebt. Ihre langen, weißen Haare hat sie zu einem Zopf geflochten und sie ich ungefähr so klein, wie ich.
Als sie sich umdreht, blicke ich in ihre beinah türkisenden Augen.

Sie sieht mich erwartungsvolle an. Ich strecke ihr die Hand entgegen.
"Liva Thompsen!", stelle ich mich mit gesenkter Stimme vor.
Die Frau sieht mich zufrieden an.
"Rose Clark! Mir gehört dieser Laden."
"Kann man die Bücher hier kaufen?", frage ich, auch wenn ich glaube, die Antwort bereits zu kennen.
"Glaub mir, Schätzen, mit deinem gesamten Geld, wirst du dir nicht Mal eins dieser Meisterwerke leisten können!"
Das hatte ich mir bereits gedacht. 

Sie sieht mich nachdenklich an. "Magst du Bücher?"
"Ich glaube schon!", antworte ich leicht verwirrt.
"Glauben kannst du in der Religion, bei so einer wichtigen Frage musst du wissen!"
"Ähm? Okay, dann weiß ich, dass ich Bücher mag!"
"Also willst du den Job haben?!"

Ich sehe sie verwirrt an.
"Ich werde mein Angebot nicht noch einmal wiederholen!"
Ich gehe schnell meine Möglichkeiten durch und komme zu dem Schluss, dass ich sowieso einen Job brauche, also warum dann nicht hier?
"Okay, ich nehme den Job!"
"Schön, deine Arbeitszeit ist am Freitag von 18-20 Uhr. Hier wird alles mit mündlichen Verträgen geklärt, das hat für mich den Vorteil, dass ich Geld spare und für dich, dass du einfach anrufen kannst, wenn du krank bist. Außerdem brauchst du keine Verträge unterzeichnen, wenn du Kündigung willst"

Ich bin mir leider immernoch nicht ganz so sicher, bis sie mir mein Gehalt zeigt, was circa vierzig Euro pro Stunde beträgt.

Rose erinnert mich irgendwie an eine strenge Lehrerin und ich hoffe ganz fest, dass sie trotzdem faire Noten vergibt, denn sonst weiß ich nicht wie lange ich hier bleiben werde.

Wir gehen durch die Reihen aus Büchern. Irgendwie hat der Laden etwas von Harry Potter.

Rose erklärt mir gefühlt tausend Dinge, die ich nach wenigen Sekunden wieder vergessen habe. Und immer öfter stelle ich mir die Frage, wer diese Bücher überhaupt kauft? Sie sehen alle beinah historisch aus und jedes einzelne ist sicher ein Vermögen wert. Dabei sind es so viele!

Als ich "Das Schicksal in meinen Rosenblättern" (kurz: dsimr) verlasse, beschleicht mich ein seltsames Gefühl und ich weiß noch nicht, ob es gut oder schlecht ist.

Aus Prinzip laufe ich am Mcdonalds vorbei und betrete einen Cup Cake Laden.

Kurz überlege ich, ob ich nicht lieber hier arbeiten sollte, doch dann entscheide ich, dass ein mysteriöser Buchladen viel besser zu mir passt.

Ich bestelle einen pinken Muffin und beginne dann, irgendwelche Begriffe bei Ecosia einzugeben, um zu schauen, was für Vorschläge angezeigt werden.
Auf irgendeine Art ist das Spiel witzig und hobbylos zugleich. 

Nachdem ich es fünf Minuten spiele (und ich jetzt weiß, was eine Homologation ist), suche ich nach Eislaufvereinen in der Nähe, kann aber kein gutes Angebot finden.

Ich verlasse auch diesen Laden.
Plötzlich passieren ganz viele Dinge hintereinander: Ein Typ rennt in mich hinein, ich stolpere nach hinten und muss schreien, als ich den heißen Kaffee ins Gesicht bekomme.

"Oh Gott, das tut mir so leid!", versucht sich der junge Mann zu entschuldigen. Der heiße Kaffee brennt auf meiner Haut und läuft langsam meinen Hals hinunter.

Der Kaffee-Typ hält mir ein Taschentuch hin, womit ich mir durchs Gesicht wische. Er gibt mir auch noch ein zweites, wofür ich mich allerdings nicht bedanke.

"Das tut mir wirklich unfassbar leid! Ich bin nur gerannt, weil meine Bahn-" er bricht mitten im Satz ab "Na ja, ist ja auch egal! Ich bin Simon!"
"Man spricht deinen Namen Englisch aus?!", frage ich mit zusammengebissenen Zähnen, während ich immer noch versuche den Kaffee weitestgehend zu entfernen.
"Ja, mein Vater kommt aus der USA!" Er kratzt sich am Hinterkopf.
"Meine Bahn ist sowieso weg! Also hast du vielleicht Lust mit mir noch einen Kaffee trinken zu gehen?"

Eigentlich will ich nur noch nach Hause, aber Simon tut mir leid, weil er mich so schuldig anguckt.
"Okay, aber ich kann nicht lange. Meine Bahn kommt in", ich schaue auf die Uhr. "acht Minuten."

Wir trinken beide schweigend unseren Kaffee. Ich unterbreche die Stille: "Also wohin wolltest du fahren?"
"Ich wollte zu einem Vortrag über Werbung und wie sie unsre Wahrnehmung beeinflusst.", erzählt er.
"Wo finden diese Vorträge statt?"
"Ist nur eine Viertelstunde von hier entfernt. Sie sind immer Sonntag Nachmittags! Wenn du willst kannst du Mal mitkommen?!"
"Gerne!"

Simon schreibt mir eine Internetadresse und seine Handynummer auf.

Als ich in meine Bahn steige, sehe ich mir, das erste Mal an diesem Tag, meine Nachrichten und meine verpassten Anrufe an:

2 Verpasste Anrufe von Nico
3 Nachrichten von Jasmin
1 Nachricht von Bella
2 Verpasste Anrufe von Freya

Mein Herz bleibt kurz stehen.
1 verpasster Anruf von Luka

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