Verrat (und meine fünfte Wunderkerze)

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"Du musst nur die Laufrichtung ändern, sagte die Katze zur Maus und fraß sie."- Franz Kafka

9 Tage nach Heiligabend, Liva und Luka sind 13 Jahre alt 

Das süße Gefühl aus Angst und Tatendrang machte sich in meiner Brust breit, als ich das Hauptquartier der Fireflys betrat. Neun Tage war ich Luka aus dem Weg gegangen, denn irgendwie hatte ich Angst vor unserem Treffen. Ich hatte schon immer die Befürchtung, dass es zwischen mir und Luka, wenn wir älter sein würden, komisch werden könnte. Allerdings hatte ich eher damit gerechnet, dass wir nicht mehr miteinander lachen könnten und nicht, dass er mich auf unserem Hügel küssen würde. Doch genau das hatte er getan! Luka hatte mich geküsst!

Ich wusste, dass nicht immer alles so bleiben würde, wie es war. Luka war mittlerweile zwei Köpfe größer als ich, aber es hatte sich trotzdem alles normal angefühlt, eben wie in den Jahren davor.
Wir hatten uns, auf den Weg zum Hügel über den anderen amüsiert und wahrscheinlich mehr gelacht, als in den letzten Jahren, doch ich hatte in Lukas Augen gesehen, dass er etwas vor hatte, ich wusste nur nicht was. 

In meinen Büchern wird das Gefühl bei einem Kuss, als überwältigend und aufregend beschrieben, doch so hatte es sich nicht angefühlt, als wir uns in die Decken gehüllt und die Wunderkerzen in die Erde gesteckt hatten.

Da wir schon seit paar Minuten geschwiegen hatten,  wendete ich meinen Kopf zu ihm um etwas zusagen. Plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Für ein paar Sekunden war ich zu überrascht um etwas zusagen, doch dann wich ich zurück.

Ich war nicht verliebt in Luka und außerdem würde jede weitere Sekunde unsere Freundschaft kaputt machen oder hatte das der Kuss schon getan?

Luka hatte an jenem Abend nicht mehr gesprochen, was sehr untypisch für ihn war, allerdings hatte auch ich geschwiegen, denn ich hatte nichts zu sagen. Wir waren schweigend nachhause gegangen, hatten uns nicht mal verabschiedet. Eine Welle aus schlechtem Gewissen überrollte mich, da ich wusste, dass ich Schuld dran trug, dass er verletzt war.

Ich hatte mich entschieden Luka nicht mehr aus dem Weg zugehen (was sowieso schwierig gewesen wäre, da er gegenüber wohnte), sondern mit ihm zu reden, um meinen Standpunkt klarzumachen. Also war ich eine viertel Stunde vor der "Firefly-Beratungsrunde" gekommen und hatte gehoffte, dass Luka schon da war. 

Die Fireflys bestanden aus sechs Jugendlichen. Es gab immer wieder Wetten und Herausforderungen, welche gelöst werden mussten. Unser Hauptquartier, befand sich in der Garage von Jasmine, welche ebenfalls ein Mitglied der Fireflys war.

Auf einmal hörte ich Stimmen. Ich blieb im Angang stehen und schaute in die Ecke, wo alle Fireflys, mit dem Rücken zu mir, auf Sitzsäcken saßen. Warum hatte mir niemand Bescheid gesagt, dass wir uns früher treffen würden?

Aus dem Geflüster filterte ich die Stimme von Nico. "Hast du es jetzt gemacht?" "Hat er sowieso nicht", hörte ich Jasmin lachen. "Jetzt lass ihn doch mal ausreden!". erklang Jonas Stimme. Schweigen. "Tja, ich habe es geschafft!", Lukas Stimme durchschnitt die Stille. "Nicht dein ernst?", lachte Bella (ich bezeichnete sie heimlich immer als Gaviale) "Du hast sie wirklich geküsst?!" Ich hielt die Luft an. Mein Puls beschleunigte sich.

Luka liebte zwar Herausforderungen, aber so eine würde er niemals annehmen. Ich meine: das hier war immer noch Luka!

"Denkst du ich würde lügen?", fragte er provokant, er erhob sich dramatisch "Ich, Luka Eilers, habe offiziell Liva Thomsen-", sein Blick fiel auf mich, seine Augen weiteten sich. Auch die Anderen hatten mich inzwischen entdeckt. "Liv! Es ist nicht so-", stotterte Jasmin, aber es war mir egal, was sie sagen wollte. Ich drehte mich um und marschierte erhobenen Hauptes aus der Garage, um noch den letzten Funken Würde zu waren.

"Li!", hörte ich Luka entsetzt, beinah ungläubig flüstern. Für eine kurze Sekunde, dachte ich, ich hätte mir seine Stimme nur eingebildet, doch so war es nicht! Ich wirbelte herum: "Wag es ja nicht, mich jemals wieder so zu nennen!", schrie ich und stürmte davon.

Es war eine der schlimmsten Wochen meines Lebens. Das größte Problem war, dass ich (nach ungefähr fünf Bechern Eis und etwa genauso vielen Tränen) gar nichts mehr fühlte. Es war mir egal, ob meine "Freunde" sich über mich lustig machten. Es war mir egal, ob Luka mich benutzt hatte und es war mir sogar egal gewesen, als meine Mutter in mein Zimmer kam und mir mitteilte, dass wir für zwei Jahre zurück an meinen Geburtsort in Dänemark ziehen würden. Ich hatte nur genickt, denn hier waren sowieso nur scheiß Leute.
(Japp, ich bin die Dramatik in Person.) 

Am Tag meiner Abreise hatte ich mich von niemanden verabschiedet. Mit Luka hatte ich nicht mehr gesprochen. Er hatte oft versucht mich anzurufen und auch ein paar mal geklingelt, doch ich hatte nicht geöffnet, denn der Verrat der Fireflys nahm mich mehr mit, als er es sollte. 

Eigentlich war ich sogar froh, dass meine Mutter ihren Traumjob in Dänemark gefunden hatte, denn ich liebte meine zweite Heimat aus ganzem Herzen, außerdem waren es nur zwei Jahre, die ich fort sein würde. Ich hatte keine Lust mehr auf Luka und seine Verräter und irgendwie gelang es mir sie zu vergessen. Oft hatte ich so ein ziehen in der Brust und mir war nach weinen zumute, doch ich schaffte es immer mich davon abzuhalten Luka anzurufen. In Dänemark fand ich neue Freunde zum Beispiel Freya und entdeckte meine Leidenschaft fürs Eislaufen. 

Die Stelle meiner Mutter war nach zwei Jahren auch in Deutschland verfügbar, doch ich liebte meine neuen Freunde, meine neuen Hobbys und meine neue Mythologie. Deswegen blieb ich noch ein weiteres Jahr in Dänemark, während meine Familie, also meine Mutter, mein Vater und mein kleiner Bruder, zurück nach Deutschland zogen. In diesem Jahr wohnte ich bei Freya und es war fantastisch!

Vielleicht lang es daran, dass Luka ein grundlegender Bestandteil meiner gesamten Kindheit war, denn ich spürte immer wieder eine Art Sehnsucht und immer öfter erwischte ich mich dabei, wie ich an Luka dachte und überlegte wie er wohl jetzt war, was er gerade tat oder ob er mich auch vermisste. Solche Gedanken fanden häufig einen Platz in meinem Kopf und auch wenn bei meinem Abschied von Dänemark definitiv mehr Tränen flossen, als bei meinem Abschied aus Deutschland, so freute ich mich trotzdem auf zuhause, die Fireflys und Luka...





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