Die Person möchte anonym bleiben

Wss ist eine reformpädagogische Schule?
-Eine reformpädagogische Schule, oder auch "Reformschule", ist eine Schule, die nach Sinnen der Reformpädagogik arbeitet.
Beispiele hierfür wären die Rudolf- Steiner-Schulen/Waldorfschulen oder die Montessori-Schulen.
Meine war aber keine davon, sondern hatte ein eigenes reformpädagogisches Konzept. Kurz gefasst: Man lernte dort anders.
Die persönliche Entwicklung des Kindes und seine individuelle Identitätsbildung stehen hier im Vordergrund.
Mehr kann ich leider noch nicht sagen, da wir das Thema erst noch im Unterricht kriegen (Bin für's Abi auf eine andere Schule gewechselt).

Wie war es aus der Reformschule?
-Es war schon sehr besonders. Zum Einen wiederholte ich gerade das Jahr und hatte vom Gymnasium auf die Stadtteilschule gewechselt (ein Mix aus Haupt-, Real- und Gesamtschule), zum anderen gab es an meiner Schule viele Besonderheiten:
Eine davon waren die jahrgangsgemischten Klassen. So lernten die Stufen 5-7 und die Stufen 8-10 zusammen.
In Klasse 9, wo ich also gerade gewechselt hatte, war es toll, mit Schülern aus anderen Sufen zu lernen, in Klasse 10 war es dann mit den neuen Achtklässlern schon etwas schwieriger.
Noch eine Besonderheit war der Unterricht in den Hauptfächern + Gesellschaft: So gab es pro Woche fünf Blöcke für diese Fächer.
Da durften wir dann selbst entscheiden, wann wir wo hingehen (natürlich mussten wir regelmäßig überall sein.).
So konnten wir uns auch selbstständig aussuchen, wann wir unsere Klausuren schreiben (außer in Mathe da gab es einen festen Termin für alle). Ich fand das super!
So hatte ich z.B. Deutsch schnell erledigt und konnte mich auf die anderen Fächer konzentrieren.
Dieses Prinzip finde ich gut, da man sich so nur auf seine Schwächen konzentrieren kann und nicht wie im normalen Unterricht in manchen Fächern dann vielleicht zu wenig Input bekommt.
Was auch noch an der Schule toll war, war, dass auf den einzelnen und was ee braucht geschaut wurde.
So bekam ich zum Beispiel meinen Nachteilsausgleich, ohne ihn groß zu beantragen, da die Lehrer schnell merkten, was die Schüler brauchten, jedenfalls einige.
Es wurde allgemein viel mehr Rücksicht auf den einzelnen Schüler genommen, was mir sonst an anderen Schulen oft zu kurz kommt.
Das einzige, was wirklich nicht so toll war, war, dass es öfters mal ziemlich chaotisch zuging, was einzelne Fächer betrifft. Ich war übrigens zwei Jahre lang an dieser Schule.

Wieso bist du gewechselt?
-Weil die Profile dort nichts für mich waren. Profile sind Klassen mit gemeinsamen Leistungskursen und Nebenfächern.

Wie war der Schulwechsel für dich?
-Der war am Anfang echt etwas hart. Auf der Reformschule gab es ja weder Hausaufgaben, noch wirklich Frontalunterricht.
Trotz dem, dass ich nur zwei Jahre lang dort an dieser Schule war, hatte ich mich dennoch sehr an das System gewöhnt.
Komisch, dabei war ich vorher die ganze Zeit an "normalen" Schulen gewesen.

Wie ist das dann als Abiturient für dich?
-Oh, im Moment geht's noch, Ruhe vor dem Sturm sozusagen. Es kann ganz schön stressig sein, die Anforderungen steigen natürlich.
So richtig geht der Stress aber dann mit den Vorabi-Prüfungen los. Die erste Prüfung ist im November, soweit ich weiß.
Der Termin für Mathe, was alle schreiben müssen (sofern sie es nicht im Mündlichen haben), steht aber noch nicht fest.
Was mir auch noch auffällt, ist, dass man für's Abitur ordentlich Material selbst beschaffen muss, wie zum Beispiel Wörterbücher, Lektüreschlüssel,usw.
Was ich auf jeden Fall krass finde, ist, dass die Vorabi-Prüfungen ja drei bis fünf Stunden gehen. Für mich mit Nachteilsausgleich auch nochmal länger, also bis zu sechseinhalb Stunden Prüfung.
So lange haben Schüler noch nie zuvor geschrieben. Klar, 3h Klausuren gibt es schon seit S1, aber sonst gingen die noch nie länger.
Ich fühle mich definitiv nicht darauf vorbereitet und frage mich, warum man da so ins kalte Wasser geschmissen wird.
Den Nachteilsausgleich habe ich im Übrigen, weil ich Probleme in der Schule habe. Woran genau das liegt und was ich habe, versuchen Psychologen und co. schon seit ich klein bin herauszufinden.
So stand z.B. mal ADS auf dem Plan. Der Ausgleich liegt aktuell darin, dass ich 30 Minuten/30% länger schreiben darf.

Inwieweit bist du denn ein Lehrerliebling?
-Die Lehrer mögen mich irgendwie, sie sind begeistert von mir, also jedenfalls waren es schon viele. Dies wirkt sich dann auch manchmal auf meine Noten aus:
So bekam ich zum Beispiel in Theater die beste Note der Klasse, die nächstbeste war erst eine Note drunter, was ich nicht verstand.
Also; ich sah andere, die deutlich schlechtere Noten bekamen, obwohl ihre Leistung gleich war.
Auch verzeihen mir die Lehrer öfters Dinge wie Zuspätkommen oder verlangen keine Entschuldigung von mir, wie sie das bei anderen Schülern eben schon machen.
Sie hören auch eher auf mich als auf andere. Das kann schon ganz praktisch sein, aber ich bin ein sehr empathischer Mensch mit großem Gerechtigkeitsbedürfnis.
Natürlich ist das nur meine Meinung, vielleicht sieht das ja ein Außenstehender anders.

Sagst du dann etwas?
-Manchmal, es kommt drauf an, aber das ist eine andere Geschichte. Bei den Noten sag ich aber sofort etwas und frage bei dem Lehrer nach, warum XY eine schlechtere Note hat, obwohl er/sie eine mindestens genausogute Leistung wie ich erbringt.
Es kommt dann immer auf den Lehrer an, aber meistens begründen sie immer ihre Meinung und bleiben dabei.

Was würdest du dir im Bezug auf die Schule wünschen?
-Das ist eine sehr gute Frage, da gibt es viel. Zum Beispiel würde ich mir wünschen, dass die Schule mehr Rücksicht auf den einzelnen Schüler nimmt.
Dazu müsste aber mal das gesamte deutsche Schul- bzw. Bildungssystem überarbeitet werden.
Ein großer Punkt wäre da zum Beispiel der Lehrplan. Vieles stammt da ja noch aus preußischen Zeiten, also im Bezug auf's Schulsystem.
Man lernt zu viel Unnötiges und zu wenig von dem, was man braucht. Das muss dringend verändert werden! Zum Beispiel ist Mathe in der Oberstufe für viele eine Qual, das gilt auch für mich.