189.Wie ist das...Jemandem im Sterben zu sehen?

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Die Person möchte anonym bleiben

Wen hast du denn im Sterben gesehen?
-Es war jemand aus meiner Verwandtschaft.

Weißt du, woran die Person gestorben ist?
-An Gehirnblutung, also Schlaganfall, es kam ganz plötzlich. Sie hatte Kopfschmerzen und hat sich im Sessel ein bisschen ausgeruht.
Irgendwann wollte mein Opa mit ihr reden, sie hat sich aber nur noch übergeben und sie war einfach nicht mehr ansprechbar.

Was habt ihr dann gemacht?
-Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und wir wurden benachrichtigt, da war es mitten in der Nacht.
Erst sollte sie noch operiert werden, wobei sie vielleicht hätte sterben können, aber dann hieß es, dass es so viele Blutungen gibt, dass es unmöglich ist, sie noch zu retten.

Wie hast du dich dabei gefühlt?
-Ich habe da nicht wirklich was gefühlt, weil es ziemlich schnell gehen musste, wenn wir sie noch "lebend", bzw. fast tot sehen wollten.
Auf der Autofahrt hatte ich Angst, dass es einen Unfall gibt und ich habe es da auch noch nicht wirklich realisiert, weil ich sie noch nie so "fast tot" gesehen hatte.

Was hast du bei ihr am Bett gemacht?
-Ich habe schon öfters meine Verwandten im Sterben gesehen, aber meistens ohne, dass die Person auch beatmet werden musste oder so. Es hat niemand aus meiner Verwandschaft etwas gesagt.
Ich habe dann nochmal ihre Hand genommen und sowas wie "Auf Wiedersehen" gesagt.

Konnte die Person euch noch verstehen/reden etc.?
-Nein, sie konnte nichts mehr machen. Ich weiß nicht, ob sie uns noch wirklich verstehen konnte, weil sie halt gar keine richtige Gehirnfunktion mehr hatte.
Selbst die Atmung hat ja nicht mehr richtig funktioniert.

Wie lange konntest du noch bei der Verwandten bleiben?
-Das an dem Abend war nicht das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe, weil sie da ja noch nicht tot war. Am nächsten Tag war Schule.
Also sind wir maximal eineinhalb Stunden dagewesen, danach wurde erstmal Nummern von allen Angehörigen gesammelt.
Damit konnten diese dann benachrichtigt, wenn sie dann wirklich "tot" ist.

Hast du den Tod gut verkraften können?
-Ja. Ich habe mit Freunden darüber gesprochen und wir haben ab und zu als Familie das Grab besucht, das hat mir damm geholfen.
Allgemein ist meine Familie sehr offen damit umgegangen, sodass wir uns gegenseitig unterstützt haben.

Wie geht es dir, wenn du jetzt an die Person denkst?
-Ich frage mich, ob es heute anders wäre, wenn sie noch leben würde, aber ich kann mich noch gut an sie erinnern und hoffe, dass es ihr dort, wo sie jetzt ist, gut geht.
Ab und zu vermisse ich sie auch, wenn ich dort bin, wo sie gelebt hat, weil da auch Bilder von ihr hängen. Aber größtenteils denke ich nichr wirklich mehr an sie.

Gibt es Menschen, die ihr eher hinterhertrauern?
-Ja, eine Person redet mit ihrem Bild, das ist aber mittlerweile zur Gewohnheit geworden.
Ich denke jetzt nicht, dass das normal ist, aber wenn die Person sonst nicht mit dem Verlust zurechtkommt, ist das wahrscheinlich besser so.
Es gibt von der Kirche aus so einen Seelsorger, der die Person unterstützt. Also ich selber kann ihr nicht wirklich helfen, sondern nur die Person in den Arm nehmen, wenn sie mal wieder weint.
Vielleicht wirkt es so, als wenn ich ihr gar nicht hinterhergetrauert hätte, das weiß ich jetzt nicht, in meiner Verwandtschaft sind schon zehn Menschen gestorben.
Manchmal auch zwei in einem Jahr. Für mich ist das also schon fast normal, dass die Menschen in meinem Umfeld irgendwann gehen.
Aber der Unterschied zwischen ihr und den anderen Personen ist, dass sie die erste war, die ich wirklich tot gesehen habe.
Die anderen habe ich teilweise "nur" beim Sterben gesehen oder vom Tod erst kurz vor der Beerdigung erfahren habe.

Was kannst du anderen zur Verarbeitung von Toden raten?
-Eigentlich nichts, weil ich weiß, dass jeder seine eigene Art und Weise, damit umzugehen hat.
Ich denke, offen mit der Familie darüber zu reden, kann helfen, aber das macht ja jetzt auch nicht jeder so gerne.
In jedem Fall sollte man aber darüber reden und das nicht mit sich selbst ausmachen. Mir hilft es immer, sich vorzustellen, dass die Person jetzt an einem besseren Ort ist.
Dort kann sie alle Menschen, die früher gestorben sind, wiedersehen.
Viele behaupten immer, dass man den Menschen vergisst und dass es das schlimmste ist, was passieren kann, weshalb man extra immer irgendwas machen muss, um sich an die Person zu erinnern.
Für mich ist es aber eher so, dass ich weiß, dass ich mich noch an die Menschen erinnern kann und das nicht zusätzlich brauche.
Man findet mit der Zeit auf jeden Fall seinen eigenen Weg.

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