73.Wie ist das als...Mensch mit Pica-Syndrom?

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Dann stell dich doch mal vor ^-^
-Peace erstmal. Ich heiße GeileTaubenuss69 und bin sechzehn Jahre alt. Ich habe mich gemeldet, da ich über meine Essstörung, das Pica- Syndrom aufklären möchte.
Wer vielleicht weitere Fragen hat, kann sich gern bei mir privat melden, ich bitte aber um Verständnis und Respekt, denn es hört sich im ersten Moment abstoßend an, aber die Betroffenen wissen selbst, dass das, was sie essen "ekelig" ist.

Was ist das Pica-Syndrom?
-Beim Pica-Syndrom handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Bei dieser Essstörung essen Betroffenene wiederholt Substanzen, die als nicht genießbar und ekelhaft gelten.
Im schlimmsten Fall sind diese Substanzen giftig.

Was für Substanzen sind das beispielsweise?
-Ich sage erstmal, welche Substanzen ich esse. Ich esse Papier, es sind auch vollgeschriebene Papiere.
Ich schneide mir außerdem Baumwollgarn zurecht, unbenutztes Toilettenpapier und Küchenpapier, Taschentücher, Styropor, Fussel, Karton und Folien.
Im Allgemeinen nehmen andere Pica-Patienten aber auch häufig Erde, Müll, Haare, Malfarbe, Seife oder auch Sand zu sich.
Man muss aber sagen, dass es immer auch auf den Patienten selbst und auf die Ausprägung der Essstörung ankommt.
Manche essen weniger von diesen Substanzen, andere wiederum mehr. Bei mir sind es hauptsächlich jegliche Papiersorte, wenn ich das mal so sagen kann.

Ist du normal wie jeder Mensch und zusätzlich das Papier?
-Ich sage es mal so: Ja, ich esse wie jeder andere normale Mensch auch, bei mir kommen diese Substanzen zusätzlich hinzu.
Aber wenn ich mal zwischendurch Hunger bekomme, esse ich keine normale Nahrung, wie ein belegtes Brötchen, sondern meistens Papier oder Baumwollgarn.

Sättigt dich das?
-Baumwollgarn nicht, da ich kein ganzes Knäuel auf einmal esse, weil es zu auffällig wäre, meine Mutter benutzt diese Wolle ebenfalls.
Aber wenn ich zum Beispiel zwei DIN A4-Seiten Papier aus einem Collageblock esse, dann sättigt mich das.
Es kommt immer auf die Menge und auf die Substanz selber an.

Ist anderen dein Essverhalten schon aufgefallen?
-Ich hoffe es nicht, denn ich habe Angst, dass ich danach verstoßen werde und man mich nicht versteht.
Ich bemühe mich, das nicht zu zeigen, aber in der Öffentlichkeit ist es schwerer.
Ich glaube, ich wurde mal von einem Jungen aus meiner Klasse erwischt, wie ich unauffällig an meinem Taschentuch geknabbert habe.
Er hat mich mit einem Ekel im Blick angeschaut, sich dann weggedreht und nichts mehr gesagt, es könnte aber auch gewesen sein, dass er etwas anderes gesehen hat.
Aus diesem Grund habe ich Schiss, es meinen Eltern zu sagen.

Schmecken dir diese Dinge?
-Ja, ich bin ehrlich mit euch. Es schmeckt mir gut, deshalb fällt es mir ja auch so schwer, mich davon zu "trennen".
Es hört sich für Außenstehende merkwürdig und komisch an, aber es ist eine Sucht, die leider gut schmeckt.

Schmeckt es dir besser als Schokolade oder so?
-Besser als Schokolade auf jeden Fall, denn ich hasse Schokolade und Süßigkeiten.
Diese Ernährung, wie ich es beschreibe, kann niemals meine richtige Ernährung ersetzen, da mir richtige Nahrung besser schmeckt, z.B. Fleisch und Gemüse.
Aber wenn ich mal alleine bin, mir ein Stück Küchenpapier nehme und es in die Soße tunke oder das Papier vollgeschrieben ist, dann ist es eine Art, wie mir Papier besser schmeckt.

Kann das gefährlich werden?
-Jup, kann es, im schlimmsten Fall stirbt man an der Essstörung. Ich gebe mal ein paar Beispiele:
Wenn ein Pica-Patient Rasierklingen schluckt (ja, manche Pica-Patienten schlucken Rasierklingen), schneiden diese meistens die Luftröhre auf und wenn dieser Person nicht rechtzeitig geholfen wird, erstickt sie.
Oder wenn sich im Magen eines Pica- Patienten genug Haare sammeln, leiden sie oft an Darmverschluss, da der Darms durch die im Magen angesammelten Haarknäuel verstopft ist.
Haare werden nämlich nie komplett ausgeschieden und dadurch bildet sich dann dieses Knäuel im Magen, also ist auch der Darmverschluss eine dieser Folgen.
Andere Folgen sind auch starke Magenkrämpfe und starke, und vor allem schmerzhafte, die bis Stunden andauern können.

Hattest du schon einmal Probleme aufgrund deiner Ernährung?
-Ich habe Probleme mit dieser Ernährung. Die meisten würden sagen: "Hör doch einfach auf damit. Du weißt, dass Essstörungen gefährlich sind", aber es ist schwer.
Ich habe schon so oft versucht, damit aufzuhören, aber am Ende des Tages habe ich mich danach immer im Badezimmer eingesperrt.
Dort habe ich gefühlt eine halbe, oder auch mal eine ganze, Packung mit unbenutzten Taschentücher gegessen.
Es ist eine Sucht, ich würde schon sagen, wie eine Droge.
Wenn man versucht aufzuhören, schafft man es nicht alleine, mein Umfeld würde mir sowieso nicht glauben.
Da mich diese Tatsache deprimiert und wütend macht, esse ich diesen Frust durch diese Ernährung, damit ich mich irgendwie beruhigen kann.
Die Probleme, die ich habe, beziehungsweise die Folgen, die auf mich zutreffen, sind:
Lange Verstopfungen, die manchmal auch schmerzhaft sind und auch mal mehr als eine Stunde andauern können und Magenkrämpfe.

Willst du dir professionelle Hilfe holen?
-Das auf jeden Fall. Mir bleibt keine andere Möglichkeit, denn alleine schaffe ich es nicht wegen den ganzen Rückfällen.
Ich weiß, dass es schwer sein wird, einen richtigen Therapeuten oder eine richtige Therapeutin zu finden, es meinen Eltern zu sagen und die Therapie an sich.
Aber wenn ich die Hürde "Eltern- wissen-Bescheid-sie-glauben-mir-und- wollen-mir-helfen" geschafft habe, schaffe ich den Rest auch.
Ich denke aber eher, dass sie mir nicht glauben werden, da sie sicherlich keine Ahnung haben, dass es diese Essstörung gibt und ich ausgelacht und mir nicht geglaubt wird.
Das versetzt mir einen Stich ins Herz. Wenn mir meine Eltern nicht glauben, werde ich dann höchstwahrscheinlich noch zwei-drei Jahre warten müssen, bis ich ausgezogen bin und mir dann selbst professionelle Hilfe holen.

Was würdest du anderen Menschen mit Pica-Syndrom raten?
-Was ich raten würde? Erstmal genau darüber denken, ob ihr überhaupt am Pica-Syndrom leiden könntet.
Wenn ihr zum Beispiel nur eure Haare täglich ausreißt und an ihnen knabbert und/oder runterschluckt, habt ihr höchstwahrscheinlich das sogenannte Rapunzel-Syndrom.
Wenn ihr euch aber sicher seid, dass ihr an Pica leidet, dann versucht euch mindestens einer Person im echten Leben zu öffnen.
Ich habe diesen Schritt zwar noch nicht geschafft, aber das habe ich auch vor und ich werde mich einer sehr guten Freundin öffnen.
Recherchiert viel, lest ganz genau, was die Folgen sind und was der ursprüngliche Grund für eure Esstörung sein könnte.
Sich einfach mal damit auseinandersetzen. Versucht, so wenig wie möglich von diesen Substanzen zu essen.
Die Gier und der Drang danach ist groß und zu verzichten ist schwer, aber glaubt mir, auch wenn ihr es nur zum Beispiel drei Tage schafft, nicht rückfällig zu werden, habt ihr eine kleine Hürde überstanden.
Macht nicht dieselben Fehler wie ich. Sucht euch direkt einen Ansprechpartner und ihr mpsst euch dafür nicht schämen, denn wir können nichts dafür, dass sich das zu dieser Essstörung entwickelt hat.
Das heißt aber nicht, dass ihr darauf stolz sein sollt, denn auf Essstörungen jeglicher Art sollte man nie stolz sein, da Essstörungen psychische Erkrankungen sind.
Ich meine damit nur, dass ihr euch selbst keine Schuld geben dürft (Fühlt euch bitte nicht angegriffen, ich wusste nicht, wie ich es am besten beschreiben soll).
Ich glaube an euch und daran, dass ihr es da rausschaffen werdet.

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