74.Wie ist das als...Magersüchtige?

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Die Person möchte anonym bleiben

Seit wann bist du schon magersüchtig?
-Hm, das kann ich gar nicht so genau beantworten. Es ist so, dass sich das alles langsam entwickelt hat und erst nach und nach gekommen ist.
Wirklich "schlimm" ist es allerdings erst seit Corona, also seit dem Lockdown, dort hatte ich nämlich eine Phase, in der es mir noch schlechter ging.
Ab da bin ich dann immer tiefer gerutscht und komme nun gar nicht mehr von dieser Krankheit weg.

Hattest du schon immer Probleme mi deinem Gewicht?
-Schon immer ist relativ. Ich war nie übergewichtig, fühle mich aber schon seit der Grundschule nicht wirklich wohl in meinem Körper.
Mir wurde auch in der siebten Klasse eine Selbstwertstörung des Kindesalters diagnostiziert, vielleicht hängt das ja damit zusammen.
Auf jeden Fall war ich nie wirklich dünn, sondern immer normalgewichtig, wenn auch 100-200 Gramm über dem Durchschnitt.
Trotzdem wurde ich mal sarkastisch gefragt, ob ich denn schwanger sei, mein Bauch würde so aussehen oder ein Klassenkamerad hatt mich aus Spaß als "zu fett" bezeichnet, auch wenn ich normalgewichtig war.
Meine Probleme sind irgendwie immer größer geworden, ich habe mich immer unwohler gefühlt, auch, weil ich immer wieder Fressattacken hatte und mich dann schämte.
Abgenommen habe ich aber anfangs nur "zufällig" und nicht, weil ich es bewusst durchs wenig essen wollte, ich konnte dann nur nicht mehr loslassen.

Bist du momentan untergewichtig?
-Laut BMI für Kinder (ich bin unter 18), ja. Meinen genauen Wert will ich lieber nicht sagen, aber ich bin seit einiger Zeit im Untergewicht. Es ist aber noch nicht zu gefährlich, denke ich.

Weiß dein Umfeld davon?
-Nicht wirklich. Ich glaube, niemand weiß sicher, dass ich es bin oder dass essen mir so schwer fällt.
Meinen Vater interessiert es sowieso nicht, was ich mache und meine Geschwister merken es nicht wirklich, ich glaube, sie können es nicht wirklich verstehen.
Die einzige, die sich Sorgen macht, ist meine Mutter. Sie meinte häufiger schon, ich solle mehr essen, ich wäre dünner geworden und sie mache sich Angst um mich.
Und dann wäre da noch eine meiner Freundinnen, sie bemerkte ca. vor einem Monat, dass ich doch dünner geworden wäre.

Wieviel isst du?
-Ich denke, das kann man nicht pauschal sagen. Ich täusche nur Frühstück und Abendessen vor, damit meine Mutter mich nicht zwingt, etwas zu essen.
Da wir aber alle gemeinsam zu Mittag essen, muss ich dort auch etwas nehmen, meistens ist das aber nicht wirklich viel.
Insgesamt nehme ich normalerweise immer unter 500 Kalorien, häufig sogar unter 300 pro Tag zu mir.
Allerdings muss ich bei z.B. Geburtstagen oder "Events" mehr und ungesünder essen, damit den anderen nichts auffällt.

Hast du Mangelerscheinungen?
-Ja, ich glaube schon. Man sieht inzwischen meine Rippen und Hüftknochen deutlich, deshalb habe ich dort immer etwas drüber, um niemanden zu schocken.
Außerdem wird mir sehr schnell und sehr oft schwindelig und schwarz vor Augen, besonders morgens, ich fühle mich auch generell schwach.
Ich weiß nicht, ob das damit zusammenhängt, aber meine Hände sind manchmal taub oder kribbeln und morgens zucken meine Hände und Beine so krampfartig, dass ich einmal sogar umgefallen bin.

Bist du pro-ana?
-Nein, auf keinen Fall. Ich habe mir diese Essstörung nie gewünscht und ich will sie auch nicht, ich weiß, dass mich die Krankheit zerstört.
Zugegebenermaßen war ich schon auf Pro-ana-Seiten im Internet unterwegs und habe auch eine Freundin übers Internet gefunden, die ebenfalls pro-ana ist.
Allerdings ist diese Krankheit wirklich gefährlich und ich rate allen davon ab, jemals eine solche Seite zu öffnen, das schadet nur!

Hast du schon versucht, davon loszukommen?
-Ja, sehr oft sogar. Ich versuche manchmal, mir einzureden, dass es okay ist, wenn ich das jetzt esse und dass ich nicht hungern muss.
Wenn ich dann aber auf die Waage stehe (und das passiert mindestens zehnmal täglich) und sehe, wie ich zugenommen habe, dann bekomme ich einfach Panik.
Ich schaffe es einfach nicht und jedesmal, wenn ich zwei Kilo zunehme, nehme ich danach vier wieder ab.
Oftmals bin ich nach Videos zum Thema "Recovery" oder "Bodypositivity" wieder motiviert zuzunehmen und sage mir, dass es krank ist, abnehmen zu wollen, wenn man untergewichtig ist, doch es funktioniert einfach nicht.

Was sagt dein Arzt dazu?
-Ich habe noch keinen Arzttermin gehabt, seit ich abgenommen habe. Im Oktober ist einer und ich weiß nicht, ob ich auch gewogen werde.
Wenn ja, dann wird das sicher angesprochen werden, vor allem, weil ich beim letzten Besuch angegeben habe, ich sei mit meinem Gewicht eher unzufrieden.
Dazwischen kommt aber ein Urlaub und ich weiß nicht, ob ich es da schaffe zu recovern, zunehmen werde ich aber auf jeden Fall.

Was bereitet dir am meisten Angst?
-Es ist nicht das Essen an sich, denn ich esse sehr gerne. Ich habe nur vor der Zahl auf der Waage Angst und davor, dass ich im Spiegel fetter aussehe als zuvor.
Das wirkt sich dann eben auf das Essen aus und ich habe Angst vor dem Mittagessen, da ich da die Portionen und so wegen meiner Mutter nicht mehr wirklich kontrollieren kann.

Hast du einen Tipp für andere, die wieder genesen wollen?
-Schaut euch vielleicht Videos an wie die von "Linda Sun" ("what I eat a week as a healthy teen" oder mein Favorit: "How I have every day a cheat day" und so) oder andere Videos/Kanäle zum Thema "Bodypositivity".
Ich habe sie als Beispiel genommen, weil sie echt einen mega Körper hat, bei dem man vor allem Muskeln sieht, sie isst aber jeden Tag Pancakes und das, was sie will.
Das ermutigt mich selbst immer sehr. Außerdem kann man sich selbst mit den Folgen konfrontieren:
Deine Haare fallen aus, man fühlt sich selbst ungut, man kann sein Lieblingsessen/Süßigkeiten nicht mehr essen.
Es besteht außerdem Lebensgefahr durch multiples Organversagen, man entspricht nicht mehr dem Schönheitsideal.
Und natürlich, ganz wichtig: Vertraut euch jemandem an! Egal ob es Familie, Freunde, Psychologen oder Andere sind.
Besprecht es auch mit eurem Arzt, da es wirklich gefährlich werden kann und der euch am besten helfen kann.

Möchtest du sonst noch etwas sagen?
-Ja und das geht an alle: Reduziert niemanden auf sein Gewicht! Kommentare wie "Du bist fett haha" oder "Warum bin ich immer so fett haha", wenn man normalgewichtig ist, könenn einen extrem triggern.
Meine Mutter zum Beispiel kritisiert meine Schwestern immer für ihr Gewicht, da sie langsam etwas mehr auf den Hüften haben.
Das an sich ist ja auch wichtig, damit sie nicht ins Übergewichtig abrutschen, allerdings ist ihre Art, ich sage mal "nicht so freundlich".
Wenn ihr euch Sorgen um jemanden macht, weil sein Gewicht ungewöhnlich ist, dann sprecht ihn höchstens vorsichtig darauf an und nicht so, dass es denjenigen verletzt.

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