Kapitel 4: Rätsel um Luisa

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(Erneuter kleiner Warnhinweis: In diesem, sowie weiteren Kapiteln kommen immer mal wieder türkische Sätze vor, die sehr wahrscheinlich gar nicht richtig türkisch oder grammatikalisch richtig sind. Bitte, fühlt euch nicht zu sehr getriggert :/ Mein Teenager-Ich wollte kulturell vielfältig sein :/ )


(erzählt von Jasmin)


Ich hatte wundervoll geschlafen, hatte von Luisa und mir geträumt und als ich aufgewacht war, fühlte ich mich großartig. Doch wie sollte mich Felix beschützen, wenn er mich gar nicht richtig kannte? Na ja, immerhin verstanden wir uns und dass war die Hauptsache.

Meine Eltern ahnten wirklich nicht, wo ich letzten Abend war und sie fragten mich auch nicht danach.

Schließlich stieg ich in den Bus ein und setzte mich wie jeden Morgen neben Nina. Wir redeten über Fantasytia und stellten fest, dass wir tatsächlich nicht geträumt hatten. Und ich dachte wirklich, ich hätte alles nur geträumt.

Nun saßen Nina und ich wieder mal nebeneinander in Mathe. Nur dieses Mal war Luisa still und sagte auch nichts, als uns Frau Simon wieder als dumm beschimpft hatte. Ich nenne es jetzt mal beschimpft. Ich fand es ja schon komisch, wie sie das Klassenzimmer betreten hatte. Eigentlich lächelte sie immer und kam mit schwungvollem Gang in unsere Reihe, doch heute sah sie auf den Boden und ging zwar immer noch viel schneller als Sandra in den Raum, aber irgendwas stimmte nicht mit ihr. Nina schien davon nichts zu bemerken. Luisa hatte Recht: Ninas Beobachtungsgabe war nicht wirklich ausgeprägt. Auch Frau Simon wunderte sich über Luisas ungewohnte Stille und hakte (so unsensibel sie nun mal war) nach. Okay, vielleicht wollte sie ja auch nur Anteilnahme zeigen.

„Na Luisa, was ist denn los mit dir, dass du heute gar nichts sagst und mir auch nicht die Meinung sagst?", fragte sie sehr spöttisch.

Okay, sie wollte womöglich doch keine Anteilnahme zeigen. Hätte mich auch gewundert.

„Nichts. Ich habe nur gestern etwas erfahren, was ich nicht wissen wollte", erklärte sie megatraurig, so sehr dass ich Angst hatte, mir selbst würden die Tränen kommen.

„Du meinst aber nicht das mit mir und...", fing Sandra unsicher an.

„Nein, das ist es nicht. Das ist vergleichsweise leicht", meinte Luisa.

„Ist es wegen Fantasytia?", flüsterte ich zu ihr herüber, damit es niemand aus ihr, mir und vielleicht Nina hören konnte.

„Nein, ich erzähl es euch irgendwann oder vielleicht erfährt ihr es anders"

„Na dann, wenn du das meinst. Ich finde es zwar nicht schön, dass du so deprimiert bist, aber... man kann nicht immer gut drauf sein"

„Genau und deswegen vergiss dein Problemchen und arbeite mit!", zerstörte Frau Simon meinen Versuch Luisa zu helfen.

Anscheinend genoss sie Luisas Tiefgang richtig und am liebsten hätte ICH ihr die Meinung gesagt. Ich streckte mich um Luisa behutsam an der Schulter zu streicheln und dachte mir, was Frau Simon eigentlich für eine unerwachsene, unsensible, sonderbare, tussige, blöde Schnepfe war. Nur das konnte ich ihr natürlich nicht sagen. Ich wollte ja keinen Verweis.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr mir Luisa an diesen Tag leid tat. Ich hatte zwar keine Ahnung, was passiert war, doch es musste so schwerwiegend gewesen sein, dass es sogar Luisa seelisch hinunterzog. Immer diese Lehrer...

Schweren Herzens fuhr ich nach dem Unterricht mit Nina und Nicole in Richtung Engelsberg. Ich wollte Luisa jetzt nicht allein lassen und ich hoffte sehr, dass sie das auch wusste. Während ich so im Bus saß und mir türkische Lieder anhörte und in Gedanken mitsang, fiel mir plötzlich ein, dass Luisa als Letzte von uns Fantasytia verlassen hatte. Vielleicht war ja, als wir anderen schon weg waren, irgendwas passiert? Nur was? Ich war mir sicher, dass es meiner Freundin irgendwann rausrutschen würde, was passiert war. Sie versuchte immer, Dinge für sich zu behalten, doch in den meisten Fällen vergaß sie es sowieso wieder.

Seni zaman sevecegîm, seni salak"? Ich werde dich immer lieben, du Trottel? Tja ja, dieses Lied hatte echt einen komischen Text (aber vielleicht war das ja auch der Grund, warum ich es so liebe). Hm...

Neben mir formte Nina den Text zu einem Lied mit und ihr schien es herzlich egal zu sein, dass unser Leben auf dem Kopf stehen wird und dass Luisa, eine ihrer Freundinnen, irgendein Problem hatte.

„Du, Nina", meinte ich zaghaft und stupste sie an, woraufhin sie mich anblickte. „Hm?"

„Wunderst du dich nicht, was mit Luisa los ist?"

„Doch schon, aber sie wird es uns noch sagen, da bin ich mir sicher" Jetzt lächelte mich Nina (wie ich finde) frech an und ich fand das gerade recht unpassend. Seufz.

„Meinst du nicht?"

„Ja schon, aber ich will nicht, dass sie unglücklich ist"

„Oooh, wie süß"

„Willst du denn nicht, dass sie glücklich ist?"

Nina überlegte. Was gab es denn da zu überlegen? Häääää?

„Nein natürlich nicht. Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir das ja auch nicht. Aber wie du selbst schon gesagt hast: Man kann nicht immer fröhlich sein und außerdem hab ich neulich davon gelesen, dass es gar nicht gesund ist, wenn man immer gut drauf ist"

„Wie bitte?", fragte ich sie ungläubig. Was redete sie da nur? Wäre anscheinend besser, wenn ich dieses Gespräch für beendet erklären würde, denn irgendwie kam ich mit Nina gerade nicht zurecht. Im Gegenteil: ich war entsetzt, wie gleichgültig es ihr anscheinend war, wie es unserer Freundin geht!

Ich seufzte und begann wieder intensiv mitzusingen (natürlich in Gedanken). Okay, Luisa sagte mir ständig, dass sie meine Stimme echt geil fand und ich wusste auch, dass Luisa nicht gern und viel log. Da konnte ich mir sicher sein, sie tat es auch nicht wegen meiner Stimme.

Heute war Samstag, das heißt, ich konnte meinen Plan nach Fantasytia zu reisen, endlich in die Tat umsetzen. Anscheinend hatte Luisa irgendetwas erfahren, was sie megatraurig machte. Ich berührte mein Göttersymbol und wünschte mich nach Fantasytia ins Schloss. Direkt ins Schloss kam ich zwar nicht, aber das lag daran, dass man sich in das Schloss nicht einfach reinzaubern konnte, wie uns die Königin vorgestern noch erzählt hatte. Na ja, ich würde auch nicht wollen, das jeder mein Zuhause betreten könnte. Die Wachen kontrollierten mich( was ich schön gerecht fand), obwohl ich eine Göttin war und so durfte ich das große Gebäude passieren.

„Geh einfach, Illona. Okay?", hörte ich die Königin ungewöhnlich reden. „Es passt gerade nicht"

Jetzt konnte ich sie sehen- die Königin. Sie war allerdings nicht allein. Eine wunderschöne Frau mit weißblonden Haaren wie Nicole folgte ihr. Was war denn hier schon wieder los? Jetzt wo ich die Königin so sah, fiel mir auf, das Luisa ihr sehr ähnlich war- nicht nur vom Äußeren her. Luisa war wie die Königin, gerecht, nett, sie interessierte sich für andere( nicht wie Nina) und sie hatte blonde Haare mit einem Pony vorne. Seeehr eigenartig!

„Ich seh schon: Du willst mit deiner Tochter alleine sein", meinte die Frau mit den weißblonden Haaren.

Die Königin hatte eine Tochter?

„Oh, noch eine Göttin. Hallo, mein Name ist Illona", stellte sich die sonderbare Frau vor. Ich bemerkte, dass sie mir zuerst auf den Hals gesehen hatte. Nur so konnte sie herausfinden, dass ich eine Göttin war. Allerdings hatte ich nicht den Eindruck, dass diese Illona recht beliebt war.

„Ähm, ja hallo, ich bin Jasmin, die Göttin der Toleranz. Freut mich", lächelte ich künstlich und hoffte der Frau fiel es nicht auf.

„Oh Jasmin. Schön dich zusehen. Ähm..."

„Hallo Königin. Komm ich Ihnen auch Ungelegen? Soll ich wieder gehen?", fragte ich die Königin.

„Nein, nein, nein. Ist schon in Ordnung"

„Wirklich? Auch wenn sie mit ihrer... Tochter alleine sein wollen?"

Sie nickte und ich blickte sie skeptisch an. „Ich wusste gar nicht, dass sie eine Tochter haben. Das freut mich für Sie"

Die Königin sah mich verwirrt und schuldbewusst an. „Ja ähm, folge mir. Ich muss dir allerdings sagen, dass du meine Tochter kennst. Du kennst sie sogar sehr gut"

„Wirklich?"

Dann kamen wir in den Raum, in dem wir vorgestern auch schon waren- dem Thornsaal. Heute stand wieder eine Person darin. Es war Luisa!

„Luisa? Hi. Aber Königin, ich dachte sie wollten mit ihrer Tochter alleine sein. Wo... hä? Was läuft hier?" Krass, so verwirrt war ich im meinem ganzen Leben noch nicht gewesen.

„Hi Jas-Jas, wie geht's dir so?", fragte sie mich beschämt. What the hell, war hier los???

Zur Erklärung: Von meinen Freunden wurde ich nur Jas-Jas genannt. Nicht das ihr euch wundert.

„Ich komm doch Ungelegen", beharrte ich.

„Nein, ähm. Jas-Jas, der Grund warum ich seit zwei Tagen so anders bin ist, dass ich vorgestern, als wir hier das erste mal waren, habe ich per Zufall erfahren, dass meine Kindheit eine einzige Lüge ist oder war. Was auch immer", klärte mich Luisa auf.

Inzwischen stand ich vor ihr und konnte sehen, das ihr Tränen in die Augen standen. Ich umarmte sie woraufhin Luisa zum Weinen anfing.

„Sorry, ich will grad nicht weinen"

„No problem", flüsterte ich ihr zu. Anscheinend war ich wirklich die einzige, die sich richtig für Luisa interessierte. Oh nein, das hatte sie nicht verdient.

„Es ist wahr: Luisa, die Göttin der Gerechtigkeit und des Wachstums, ist meine Tochter. Ich habe viele Jahre gebraucht um sie zu finden. Zwischen durch habe ich aufgehört. Und es tut mir Leid, dass alles so gekommen ist. Bitte, glaube mir, Luisa-Schatz"

Sie strich Luisa übers Haar, doch die ließ es nicht zu. Sie sah auf und unsere Umarmung löste sich auf.

„Nennt mich nicht Schatz, Königin" Dann verkroch sie ihr Gesicht wieder in meine Schulter.

„Deswegen warst du so anders. Ich verstehe. War nur gut, dass ich hier her gekommen bin, um mich bei der Königin zu erkundigen, was mit dir los sein könnte"

Nun sah mich Luisa mit großen Augen an und fragte: „Was? Das hättest du getan?"

„Sicher, ich hab dich echt gern, Lui. Und mir hat es gar nicht gefallen, dass du so traurig warst", entgegnete ich.

Und wieder begann Luisa an zu weinen, wahrscheinlich weil sie mir gerade so dankbar war. Ich wusste es nicht, ich konnte es nur ahnen.

Luisa löste sich wieder von der Umarmung und ging zirka einen Schritt weiter nach vorne und sagte an die Königin gewandt: „Schön, jetzt wo es Jasmin weiß, können Sie nicht von mir verlangen, es noch länger zu verschweigen. Außerdem würden mich die anderen Göttinnen nur für pubertär halten, wenn sie den Grund für meine Traurigkeit nicht wissen"

Die Königin seufzte. „Ja du hast Recht. Sie sollten es erfahren, um dich und mich zu verstehen"

„Sie kann man nicht verstehen, Königin. Sie haben aufgehört nach mir- ihrer Tochter- zu suchen und jetzt haben Sie wahrscheinlich Angst, dass ich meinen Pflichten als Göttin der Gerechtigkeit und des Wachstums nicht mehr nachkomme, richtig?", sagte Luisa ernst und vollkommen ungewöhnlich. „ Daran kann man erkennen, dass Sie mich nicht kennen"

Der Königin standen nun ebenfalls die Tränen in den Augen und ich war mir sicher, dass Luisa sie auch sehen konnte, deswegen verschränkte sie die Arme für ein paar Sekunden und ging dann ignorierend an der Königin vorbei. Die sah ihr seufzend nach. Wie würde Luisa jetzt sagen? „Eieiei, wo sind wir denn hier? Im Kindergarten?"

„Also Jas-Jas, ich weiß zwar nicht, was du jetzt vorhast. Ich hab nicht vor hier in der nächsten Zeit noch mal herzukommen", meinte Luisa und drehte sich noch mal um. „und selbst wenn ich es doch noch tun würde, würde ich es nicht für Sie tun, Königin"

Den letzten Teil des Satzes sagte sie so arrogant, dass ich schon befürchtete, die alte Luisa sei gestorben. Mit diesen Worten ging sie nun endgültig fort. Ich seufzte und wischte meine Tränen weg und ging zur Königin hin. „Sie wird sich schon daran gewöhnen. Sie ist viel zu neugierig, um diesen Ort hier nie wieder zu betreten. Spätestens nächste Woche wird sie wieder das Gespräch mit Ihnen suchen. Das versprech ich Ihnen, Königin" Ich lächelte ihr aufmunternd zu und hatte keine Ahnung, ob es mir gelang, sie aufzubauen.

Na ja, immerhin brachte sie ein gequältes Lächeln hervor: „Ich hoffe es"

Ich umarmte die Königin noch schnell und ging dann meiner Freundin hinterher. Ich hatte gewusst, dass sie noch vor dem Schloss stand um sich zu beruhigen. Doch als ich das schloss verlassen hatte, sah ich dass diese Illona noch bei Luisa dabei war.

„Auf Wiedersehen, Göttin", verabschiedeten sich die Wachen von mir.

„Oh ja, auf Wiedersehen", sagte ich völlig überrascht. Ich ging weiter zu meiner Freundin und der komischen Fremden hin und konnte schon Bruchstücke ihres Gespräches hören.

„Tja ja, du kannst von Glück reden, dass die Freundinnen deiner Mutter, sie überredet haben, dich weiter zu suchen, Kind", meinte die Fremde zu Luisa.

„Oh, Sie sind ja immer noch hier, Illona", sagte ich und versuchte damit Luisa vor dieser Person (Fee oder was auch immer) zu retten.

„Ja, ich bin immer noch hier. Hast du ein Problem damit, Göttin der Toleranz? Denn sonst würdest du, meiner Meinung nach, nicht deinem Göttertitel entsprechen, wenn du meine Anwesenheit und das Gespräch mit der Göttin nicht tolerieren kannst" Sie blickte mich total beängstigend an, doch ich versuchte standhaft zu bleiben.

„Illona, bitte hören Sie auf, Jasmin anzugiften. Sie ist sehr wichtig für mich und ich glaube nicht, dass Sie mich gegen sich haben wollen", half Luisa so selbstverständlich zu mir. Ach, ich liebte sie für ihre Treue und ihre Ehrlichkeit!

Illona drehte sich mit einem selbstgefälligen „Hm, nun denn" um und breitete ihre Flügel aus und flog davon.

„Komische Frau", kommentierte Luisa, während wir der Fee nachsahen.

„Woher hat sie denn auf einmal ihre Flügel her gezaubert?", wunderte ich mich.

„Die Königin hat mir gerade erzählt, dass Feen ihre Flügel einfach so herzaubern können ohne dass man sie davor gesehen hat. Sie kommen dann einfach", erklärte mir meine jetzt-nicht-mehr-traurige Freundin. „Hört sich echt absurd und verrückt an, richtig?"

Ich nickte. Dann hatte ich das dringende Bedürfnis, Luisa zu umarmen. „Meinst du, du kannst ihr irgendwann vertrauen und sie als Mutter akzeptieren?"

„Ich denke schon", antwortete sie und ich war sehr froh darüber, dass es ihr jetzt wieder besser ging. „Ich glaube sogar, ich fange langsam an, sie wieder zu mögen, Jas-Jas!"

„Echt? Das wär ja toll!", freute ich mich ehrlich und knuddelte sie noch intensiver.

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