Kapitel 8: Zweisamkeit

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(Bevor das Kapitel anfängt: Dank meinem Freund Mujo hab ich endlich ein Buchcover <3 <3 Wupp, wupp.Danke, mein Süßer für deine Mühe und Unterstützung <3 <3 )


 (erzählt von Nicole)


Oh mann, schon seit Ewigkeiten stapften Lorenz und ich in dieser komischen, leicht beängstigenden Gegend herum. Ich stöhnte bestimmt schon zum fünften Mal und trotzdem fühlte ich mich noch nicht besser. Mir fehlte Alexandras Humor- meine beste Freundin fehlte mir im Allgemeinen. Oh man, ich hoffte echt, diese Prüfung schnell zu Ende ging. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Lorenz die ganze Zeit nachgelatscht war. Er drehte sich nicht um und redete gar nicht mit mir. Und ich machte auch gar keine Anstalten, Kommunikation mit ihm aufzubauen, doch langsam hielt ich's nicht mehr aus. Abrupt blieb ich stehen. Endlich drehte er sich zu mir um und verzog keine Miene. Nichts, an dem ich sehen konnte, was er dachte.

„Äh" Toll, man sollte davor schon überlegen, was man sagen wollte! „Weißt du eigentlich, wo du hingehst?"

Er kam näher an mich ran und antwortete: „Na ja, nicht wirklich. Du könntest ja aufhören, mir nachzulaufen"

„Du hast mir ja keine Gelegenheit gegeben, irgendwie ein Gespräch mit dir anzufangen", sagte ich vorwurfsvoll.

Er drehte sich wieder weg, drehte sich anschließend wieder zu mir und verwirrte mich dadurch total. „Na schön, Fräulein Ich-weiß-alles-besser-Blondie, wo würdest DU denn hingehen?"

„Sag mal. Willst du mich etwa beleidigen?" So sauer wie ich in dem Moment war, ging ich einen Schritt näher auf ihn zu und schon standen wir nur weniger Zenitmeter voneinander entfernt. Das war zwar ein bisschen komisch, aber irgendwie auch cool, weil ich ihn böse ansah. „Blondie? Du hast mich echt Blondie genannt?"

„Ja, hab ich. Und?", provozierte er mich.

„Es kommt öfters vor, dass ich meinen älteren Bruder mit einer Pfanne verfolge, also würde ich es dir nicht empfehlen, mich irgendwie groß zu reizen" Sein Blick wurde weniger provozierend und er zog sich ein paar Millimeter zurück. „Was? Hast du jetzt Angst vor mir?"

„Ne ne"

Ich versuchte mich zu beruhigen. Schließlich gelang mir das und ich erwiderte: „Okay, egal. Wir sind doch für den Frieden zuständig, richtig?" Er seufzte extra laut. „Das heißt, wir müssen sozusagen die Personifikationen des Friedens sein, oder meinst du nicht?"

„Ich will sowieso nicht irgendein Prinz sein!", kommentiere er nur. Genau das, wollte ich eigentlich nicht hören. „Wenn mein Kumpel Max erfährt, dass es meine Aufgabe ist, ein Mädchen zu beschützen und dass ich auch noch ein Prinz des Friedens bin, wird er mich verstoßen!" Schon wieder wandte er sich von mir ab, nur dieses Mal viiel resignierter als vorher. Ich kam näher an ihn heran und legte(ohne darauf zu achten, was er jetzt von mir denken konnte) meine Hand auf seine Schulter. Irritiert sah er nach rechts und so mir direkt ins Gesicht.

„Wenn du befürchten musst, dass er dich verstößt, ist er kein guter Freund", erklärte ich und fügte nach wenigen Sekunden hinzu: „Nein, eigentlich ist er dann gar kein Freund. Außerdem dürfen wir niemanden von unserer Mission erzählen, aber das weißt du. Zumindest solltest du das"

Er drehte sich wieder ganz zu mir und plötzlich stand er so dich vor mir, dass ich leicht nervös wurde( Hallo??? Warum wurde ich nervös?). „Du hast Recht"

Eigentlich wollte ich mich ironisch dafür bedanken, dass er mir Recht gab, aber irgendwie bekam ich meinen Mund nicht auf, was mich irgendwie verwirrte. War ich gerade dabei mich in ihn zu verlieben? Okay, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, fand ich ihn schon die ganze Zeit süß. Oh-oh, nein, das war durch und durch schlecht.

Ich ging einen Schritt zurück und senkte den Blick. Was lief hier eigentlich? Doch genau wie ich, senkte auch der sonst so coole und lässige Lorenz, den Blick. „Wow, wenn er das auch mitbekommen würde, würde er mich auslachen"

„Er ist nicht hier und das ist auch gut so", sagte ich leise, aber verständlich. „Wieso um alles in der Welt, hängst du mit solchen Leuten rum? Ich meine, nur weil ich n Mädchen bin, heißt das noch lange nicht, dass meine Anwesenheit peinlich wäre oder so. Denkt man nicht so in der Grundschule?"

Oh ja, dieses alte Thema. Im Kindergarten versteht man sich noch. In der Grundschule trennt man sich dann, weil das andere Geschlecht schlicht und einfach als nervig und bescheuert empfunden wird und in unserem Alter fängt man an, sich in das andere Geschlecht zu verlieben. In den meisten Fällen zumindest.

„Ja, eigentlich schon. Wir sind zwar mit ein paar Mädels befreundet, aber na ja..." Er setzte sich auf den Boden und ich beschloss, mich neben ihn zu setzen. Genau, das erste was wir tun mussten, war, uns erstmal kennen zu lernen.

„Die magst du nicht oder?", vollendete ich und er sah mich so ungewohnt an. „Du bist jetzt so anders. Offener, sensibler und..." Nein, ich konnte doch jetzt nicht sagen „und schnuckeliger"!

„Und?", fragte er mich mit romantischem Unterton. Neeein, ich wollte darauf keine Antwort geben!

„Äh, netter" Genau, als ob das jetzt glaubwürdig war!

Er seufzte: „Weißt du, genau das ist das Problem. Na ja, wenn ich so wäre wie Max und die anderen aus meiner Clique würde ich sie auch mögen. Aber ich bin nicht wie sie. Ich bin..." Er seufzte erneut. „schüchterner, glaube ich"

„Also, willst du damit sagen, den Lorenz, den wir kennen gelernt haben vor zwei Wochen, ist gar nicht so cool und locker, sondern schüchtern und zurückhaltend?", fragte ich ihn. Ich hoffte echt, ich rückte ihn nicht zu sehr auf die Pelle.

Er nickte: „So ist es"

„Und warum bist du dann bei diesem Max dabei, wenn du dich nicht wohl fühlst?"

„Weil... weil... ach, ich hab keine Ahnung", versuchte er mir zu antworten. „Vielleicht weil es nicht anders ging. Vielleicht hätte ich keine anderen Freunde gefunden"

„Doch, das hättest du sicher", widersprach ich. „Du willst mir doch nicht erklären, dass dieser Max und die Anderen wirkliche Freunde sind. Also ich definiere Freunde so: sie sind für dich da, sagen dir ehrlich ihre Meinung, lügen dich nicht an, lachen mit dir, helfen dir und vieles mehr"

„Oh man, du hast schon wieder Recht. Hör auf ständig, recht zu haben!"

Ich lachte und brachte ihn dazu mit mir zu lachen. Das schaffte ich, glaube ich, bei jedem, der mich lachen hörte. Zumindest behauptete Luisa immer, dass mein Lachen so was von ansteckend sei, aber ich konnte das ja leider nicht beurteilen. „Krass, du hast mich innerhalb von wenigen Minuten dazu gebracht hast, dir meine Seele zu zeigen"

„Scheint so", lächelte ich.

„Danke", entgegnete er mit so einem ungewöhnlichen Ton, dass mir nichts einfiel, was ich erwidern konnte. Ich nickte einfach nur. Und so saßen wir hier, allein, in voller Stille und das einzige, was ich hörte war der Wind und irgendwelche Schritte. Ich schreckte auf. Wind? Schritte?

„Was ist?", fragte mich Lorenz leicht besorgt. Ich stand auf und sah mich um. „Also, was ist los? Ist dir schlecht?" Er stand ebenfalls auf. „Gut, du siehst nicht so aus, als wär dir schlecht, aber irgendwas ist doch!"

Ich sah ihn an und er blinzelte verwirrt: „Hörst du den Wind und die Schritte nicht? Wie kann in diesen Tunneln hier Wind seien und was sind das für gruselige Schritte?" Ich sah mich wieder um.

„Siehst du, du hast schon wieder Recht. Jetzt hör ich's auch"

Ich erwiderte schon wieder nichts und die Schritte kamen näher. Immer näher und ich bekam ne Gänsehaut.

„Brr", machte ich und Lorenz kam zu mir, legte seinen Arm um mich und sah grimmig in die Richtung, in der die Schritte und der Wind kamen. Ich blickte leicht zu ihm hoch, obwohl ich meiner Meinung nach, nicht klein war. Ich war auch eine der wenigen Menschen, die Luisa, die ungefähr so groß war wie ich, nicht für klein hielten. Hach, Luisa und Al... was ihr wohl grad so macht?


(erzählt von Luisa)

„Gott!", rief ich augenblicklich und sprang auf. „Ich halt das nicht mehr aus! Zarina, wie konntest du das nur tun?"

Zarina wollte gerade etwas antworten, aber Nina kam ihr dazwischen: „Ach komm, reg dich doch nicht immer so auf!"

Ich setzte mich wieder und seufzte theatralisch: „Ja, einmal in deinem verkorksten Leben hast du Recht"

„Aha, jetzt ist mein Leben nicht nur verdorben, sondern auch verkorkst", sagte Nina sarkastisch und grinste mich total bescheuert an, woraufhin ich noch mal laut aufstöhnte und Jasmin zum Lachen anfing. „Was? Was ist denn?", fragte Nina Jasmin, doch die lachte einfach weiter. „Okay, du spinnst"

Nina sah so verwirrt aus und Jasmins Lachen steckte mich an, dass ich einfach mitlachen musste und sogar Al, die sich gerade mehr Sorgen um Nicole machte, als ich, lachte so typisch sie mit und ich glaube, Michael war froh darüber, dass Al weniger traurig aussah. Oh man, Nicole und Lorenz waren vielleicht gerade dabei zu sterben und wir lachten hier! Als mir dies klar wurde, hörte ich sofort auf.

„Was ist, Lui?", fragte mich Jasmin sofort. Also, manchmal machte mir das echt ein bisschen Angst.

„Äh. Na ja ich finds nur ein bisschen komisch, dass wir hier rumlachen, obwohl Nicole und Lorenz gerade vielleicht... na ja..."

„Sie werden schon nicht sterben", unterbrach mich Jasmin schnell. „Oder Zarina?"

„Genau. Vertrau mir doch wieder so, wie du es vor fünfzehn Jahren auch getan hast", antwortete die Meerjungfrauenfee mit der pinken Flosse.

Alexandra haute mir eine rein: „Denk doch nicht immer so negativ!"

„Jaa, ihr habt ja Recht!", gab ich zu.

„Sicher haben wir das, Pessimistin", half Nina zu Alexandra.

Ich seufzte. „Ich bin ja schon still" Doch dann lachte ich doch.

„Du solltest nicht immer wegen jeder Kleinigkeit ein schlechtes Gewissen haben", sagte Jasmin in ihrem verständnisvollen Mutter-Unterton. „Ich kenne sie zwar nicht so gut wie ihr, aber ich glaube, Nicole würde wollen, dass ihr lacht und nicht Trübsal blast"

Ich nickte: „Wahrscheinlich"


(erzählt von Nicole)

Ich fröstelte schon wieder und wenn man es genau nahm, fand ich es ein bisschen komisch, so neben einen eigentlich fremden zu stehen. Ich sah noch mal leicht zu ihm hinauf, doch Lorenz stand nur neben mir, hatte den Arm immer noch um mich gelegt und starrte in die Richtung, von der die Schritte und der Wind kamen. Niemand von uns Beiden sagte etwas; bis ich einen Vorschlag machte: „Wie wärs, wenn wir uns verstecken und erstmal schauen, wer da kommt" Lorenz antwortete nicht. „Lorenz?"

„Hm? Was?"

„Ich habe grad den Vorschlag gemacht, uns zu verstecken", wiederholte ich und musste ihn wie einen Verrückten angesehen haben.

Er entfernte seinen Arm von mir (was ich eigentlich schade fand. Oh mein Gott, war ich grad dabei mich in ihn zu verlieben??) und antwortete mir endlich: „ Ja, das können wir tun"

Ich nickte. Gerade als wir uns verstecken wollten, kamen schwarze, geisterhafte Ritter auf ihren ebenfalls geisterhaften Pferden herbei geritten und Lorenz zog mich mit und suchte uns das erstbeste Versteck. „Komm! Los!"

Ich war total perplex, weil ich mich fragte, was das nur für Gestalten waren. Aber Lorenz behielt zum Glück einen kühlen Kopf. Wir versteckten uns in einer Ecke, aber jetzt glaube ich, wir hätten uns meinen Plan sonst wo reinstecken können. Die Typen (waren das überhaupt Typen oder Menschen?) fanden uns wenige Sekunden später. Oh man.

„Ihr könnt euch nicht verstecken. Wir können das Göttersymbol des Friedens spüren", erklärte einer dieser Gebilde, die uns suchten. Oh je, ICH war eindeutig die Trägerin des Göttersymbols des Friedens!

„Keine Sorge", flüsterte Lorenz mir zu. „Wir schleichen uns einfach rückwärts hier davon"

„Erstens: Wie willst du rückwärts gehen, wenn du Bahnhof siehst?", versuchte ich normal und leise zu sprechen. „Und zweitens: Hier ist ne Wand hinter mir. Da kommen wir nicht weg"

„Was? Ne Wand? Scheiße", kommentierte Lorenz und schob mich wieder weiter hinter ihn. Das hatte irgendwas. Erinnerte fast an Twilight oder sonst irgendwelche dramatischen Szenen von Filmen. „Okay, das ist schlecht. Was machen wir jetzt?", fragte er mich besorgt.

Ich dachte kurz nach und mir fiel nichts ein. Ich war mir sicher, wenn wir Alexandra oder Luisa oder sogar beide dabei gehabt hätten, würden wir jetzt nicht hier voller Angst und Verzweiflung an der Wand lehnen und hoffen, dass uns diese geisterähnlichen Gestalten nicht finden- nein, ihnen wäre wahrscheinlich was eingefallen. Schon wieder dachte ich an die Beiden. Wow! Sie fehlten mir- und wie! „Ich weiß es nicht", antwortete ich ihn in normaler Lautstärke, weil mir vollkommen klar war, dass uns diese Ritter sowieso gleich entdeckt hätten. Und so war es auch. Bevor Lorenz meine nicht-vorhandenen Ideen kommentieren wollte, wurde er schon von einem weg gezogen, noch bevor ich die andere Hand nehmen konnte.

„Lorenz!", rief ich ein bisschen hysterisch und versuchte, seinen Arm zu packen. Doch ich sah nichts. Nur Dunkelheit.

„Verschwinde, Nicole!", entgegnete er und ich konnte hören, dass er schon sehr weit von mir entfernt war. Seltsam, eigentlich. Zuerst haben wir uns richtig gedisst, dann hab ich ihm meine Meinung über seine „Freunde" gesagt und jetzt sind wir schon ein richtiges Team. Verrückt. Echt.

„Aaah!", schrie ich, als sie mich auch von der Wand wegzogen. Wow, das war echt ne verkorkste Prüfung! Diese Typen schlugen mir eine rein und ich schrie nur erneut.

„Hör gefälligst auf, hier ständig rum zu schreien wie ein kleines Mädchen!", befehlte einer der Geister.

Ich biss ihn einfach in sein Handgelenk. Er schrie. „Ha! Wer schreit hier wie ein kleines Mädchen?", fragte ich ihn spöttisch, holte mit meinem Fuß aus und haute ihm so eine unten rein(na ja, in sein bestes Stück halt).

„Aaah"

„Nicole, was machst du denn? Nicole!" Lorenz Stimme verstummte endgültig. Er war weg. Das spürte ich- warum auch immer. Vielleicht hatten Lorenz und ich jetzt so ne Art Verbindung wie im Film. Gott, diese ganze Mission war wie ein Film! Wie denn auch sei, ich lief auf alle Fälle weg. Dann blick ich stehen, blickte mich um und lief anschließend in die Richtung, von der ich Lorenz rumbrüllen hörte. Dort lang lief ich. Er hatte zwar gesagt, ich solle verschwinden, also weglaufen, aber das tat ich nicht. Wahrscheinlich waren diese Prüfungen auch dazu da, dass wir unsere Prinzen besser kennen lernten und gut mit ihnen zusammenarbeiteten. Ich wusste ja eigentlich, dass Zarina uns nicht verrecken lassen würde. Aber mittlerweile fragte ich mich, ob nicht irgendjemand gepfuscht hatte. Nee, das konnte nicht sein. Niemand konnte Zarina in die Prüfung pfuschen, oder? Oh Gott! Das wär ausgesprochen schlecht... Ich lief und lief und schon bald konnte ich Lorenz hören. Er lag auf dem Boden und beschwerte sich( obwohl niemand der Ritter da war. Hm komisch).

Ich ging zu ihm hin, half ihn auf und fragte ihn perplex: „Mit wem redest du denn? Hier war doch niemand"

„Genau und so sollte es auch bleiben", entgegnete er nur.

„Hä?"

„Ja, du solltest doch abhauen"

„Das hab ich nie mit Ja beantwortet"

Er wirbelte herum. „Toll, wir sind vielleicht erstmal seit einer Stunde in dieser Prüfung und geraten schon das zweite Mal aneinander"

„Tja"

„Tja? Was gibt's da zu tjaen?"

„Tjaen? Was ist das denn für ein Wort?"

„Himmel hilf!", entfuhr es Lorenz und ich kicherte.

„Lorenz, sei doch mal ehrlich", begann ich. „Du wärst sicher enttäuscht von mir gewesen und dein Vertrauen in mich wäre wahrscheinlich auch im Keller, wenn ich nicht zu dir gekommen wäre und dir helfen wollte. Oder? Gib's doch zu!"

Er stöhnte. „Vielleicht. Aber dann hätte ich mir klargemacht, dass du nur meinen Befehl als deinen Beschützer ausgeführt hast"

„Ja, aber du wärst trotzdem enttäuscht gewesen. Das garantiere ich dir" Ich lachte in mich hinein. Ja, ich weiß, wie sollte ich ihn schon so was garantieren? Aber es ging einfach nur ums Prinzip. „Ich hätte dich nicht verrecken lassen. Vielleicht hat Luisa Recht und du bist nicht so ein... na ja wie soll ich sagen?" Ich überlegte kurz. „Arschloch"

Lorenz sah mich verwundert an. „Wie wer?" Doch dann sah er meinen alles sagenden Blick und antwortete von selbst. „Okay, ja ich weiß, nicht so ein Arschloch wie meine Kumpels..."

„... die streng genommen nicht wirklich deine Kumpels sind", ergänzte ich und er seufzte resigniert.

„Was soll ich denn machen?"

„Gott Lorenz, bei dem Thema waren wir doch erst! Such dir einfach Neue, wenn sie dich verstoßen sollten. Aber wenn sie das tun, sind sie sehr, sehr unreif", erklärte ich.

„Ja, manchmal können sie das sein. Ja"

„Eben", sagte ich tief. Dann setzte ich mich auf den Boden in Schneidersitz und sah meinen Prinz an. „Tja, was sollen wir jetzt tun?"

„Hoffen, dass uns Zarina hier bald raus lässt", antwortete er prompt und sichtlich ohne groß nach zu denken.

„Ich denke, wir müssen, bevor sie uns raus lässt, gegen irgendwen kämpfen" Ich senkte leicht den Blick. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere ersten Gegner diese geisterhaften Typen sein werden" Oh man, das gefiel mir gar nicht, was ich selbst gesagt habe. Am liebsten hätte ich noch hinzugefügt: „Auch wenn ich nicht gegen sie kämpfen will. Ich will einfach nur hier raus" Aber das konnte ich ja schlecht sagen. Okay, rein theoretisch schon. Es war nur Lorenz, der dies hören könnte. Nur Lorenz? Was sollte das denn? Er war mein Prinz, also mein Beschützer und ich glaube( auch wenn mir das nicht wirklich gefiel) ich war gerade dabei, mich in ihn zu verlieben. Wow, genau das wollte ich eigentlich nicht? So was würde nur von der Mission ablenken! Ja genau, die Mission. Das war das Einzige, was in dem Moment zählte. Ich wollte Alexandra und Luisa, meine Familie und einfach mein altes Leben auf der Erde zurück! Ich stöhnte abgrundtief.

„Mir gefällt das auch nicht. Glaubs mir, Nicole", unterbrach Lorenz meine Gedankengänge.

„Ich will..." Ich wusste nicht, ob ich es sagen sollte, denn mir kamen die Tränen.

„Du willst?"

„Ich will... einfach nur hier raus. Ich will Al und Lui in den Arm nehmen und ihnen erzählen, was passiert ist. Ich will keine Göttin des Friedens sein! So ein friedlicher Mensch bin ich auch wieder nicht! Ich meine, klar friedlicher als Lui manchmal, aber ich bin... für so was einfach nicht geeignet! Ne ne, nicht ich nein" Krass, was für ein Wortschwall!

„Ach, ich glaub, wir müssen uns nur in unsere Aufgaben hineinfühlen", meinte Lorenz und sah mich an. Dann kam sein Gesicht meinem verdammt nahe und dann fragte er mich genau das, was er nicht fragen sollte: „Sag mal, weinst du?"

Schnell wandte ich den Kopf. „Ne, spinnst du?" Er nahm meinen Kopf und drehte ihn wieder zu ihm: „Du hast ja echt keine Berührungsängste", schimpfte ich.

„Nicht wirklich", lachte er. Was war denn daran so komisch? Ach, wahrscheinlich hatte seine Clique ihn, was das betraf, ziemlich verdorben( wie Luisa sagen würde).

„Schön, wenn du die Wahrheit hören willst", sagte ich laut und stand auf. Lorenz war sichtlich gespannt, was jetzt wohl kam. „ja, mir kamen die Tränen, aber auch nur, weil ich meine Freunde vermisse"

Darauf sagte er nichts. Und ich auch nicht. Ich setzte mich nur wieder und so schwiegen wir uns an, bis... Ja, bis zwei von diesen Typen( ich nenn sie jetzt einfach so) vorbei kamen und uns störten.

„Na, seit ihr schön beim turteln?", fragte der Schwarze uns.

„Ach, du weißt doch gar nicht was turtelt ist! Du existierst wahrscheinlich nicht mal!", schrie ich. Himmel, war ich heute temperamentvoll! „Siehst du, ich bin nicht friedlich!", sagte ich an Lorenz gewandt.

„Sicher weiß ich das, du Tussi", sagte der schwarze Geisterritter und der Andere, der leicht Gräuliche, kicherte.

Ich knurrte den Schwarzen an, doch dem war das anscheinend so egal wie Paris Hilten Intelligenz. Beide lachten sogar nur. Hilfesuchend sah ich zu Lorenz, aber der zuckte nur mit den Schultern. Das wars. Mehr Kommunikation machten wir auch nicht mehr mit diesen komischen Typen, denn der Gräuliche packte mich grob und zog mich weg. Lorenz schrie uns noch was hinterher, aber es half nichts. Unsanft warf mich der Geisttyp in einen Kerker. Ich fühlte mich einsam und allein. Allerdings nicht lange; Lorenz wurde nämlich genauso unsanft wie ich in den Kerker geworfen. Ich stand auf und wollte ihm gerade aufhelfen als er dem Gräulichen nachrief: „Arschloch!"

„Beruhig dich gefälligst! Es bringt uns nichts wenn du die beleidigst, weil sie dann nur noch fieser zu uns sind. Kapierst du das?" Er nickte. „Gut. Hast du ne Idee, wie wir hier rauskommen?"

„Nicht wirklich"

„Ich seh schon, wir Zwei haben die Gemeinsamkeit, dass wir gerne gruselige Typen beleidigen", lachte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. „Okay, lass uns Freunde werden. Spätestens wenn's ernst wird, müssen wir auf Freunde machen. Also, warum nicht gleich ganz Freunde sein"

Er nahm meine Hand, die bestimmt eiskalt war. „Gute Idee. Freunde?"

„Freunde", grinste ich. Okay, eigentlich waren wir doch mehr als Freunde, denn schließlich war ich- glaube ich- gerade dabei, mich in ihn zu verlieben und er musste mich beschützen und ich war mir nicht sicher, ob das „normale" Freunde auch tun würden. Vielleicht. Kam auf den Charakter des Freundes drauf an. Aber Lorenz musste mich beschützen. Das wusste nicht nur ich- auch er wusste es.

„Schön, wir brauchen einen Plan", beendete Lorenz meine Gedankengänge.

„Das sag ich ja"

„Okay, hast du ne Idee"

„Sonst hätte ich dich ja vorhin nicht gefragt, oder?"

„Stimmt. Das leuchtet ein" Er seufzte. „So hab ich mir die Freundschaft mir dir nicht vorgestellt"

Ich grinste. „Aha. Das heißt, du hast sie dir vorgestellt"

„Sicher", gab er so locker wie immer zurück. „Du nicht?"

Ich wusste zuerst nicht was ich jetzt sagen sollte. Ich war sogar einen Schritt weiter gewesen: Wie wäre eine Beziehung mit Lorenz? Aber das konnte ich ihm ja jetzt nicht so einfach unter die Nase binden und ein bisschen anhänglich und unemanzipiert würde ich auch herüber kommen. Deswegen sagte ich einfach: „Ja, das schon. Ja" Dann hatte ich plötzlich doch eine Idee. „Du Lorenz"

„Ja?"

Ich kam mir vor wie ein kleines Kind. „Weißt du noch wie du deine Armbrust herbekommst? Ich weiß nicht ob das funktionieren wird, aber wir könnens probieren, find ich"

Er dachte kurz nach. „Ja, ich glaub, das weiß ich noch. Was hast du vor, Nicole?"

„Cola. Du kannst mich Cola nennen, jetzt wo wir befreundet sind" Ich kam mir in dem Moment sehr nett vor und fügte noch hinzu: „Auch wenn ich kein Cola mag. Viel zu ungesund. Der Spitzname ist wenigstens was besonderes" Ich lächelte. Und schon wieder musste ich an Luisa und Al denken und im selben Augenblick musste ich schon seufzen.

„Du denkst schon wieder an die Beiden, richtig?", fragte mich Lorenz behutsam und kam etwas näher. Nicken war das Einzige, was ich schaffen konnte, denn schon wieder standen mir Tränen in den Augen. Himmel, diese Prüfung ging mir anscheinend total an die Psyche! Echt seltsam... Oder lag es an Lorenz? Quatsch!

„Na schön. Dann nenn ich dich Cola, wenn dus unbedingt willst..." Er nahm mich in den Arm und für ein paar Sekunden hatte ich das Gefühl, dass wir einer Beziehung ziemlich nahe kamen und mir fiel auf, dass Lorenz ohne die Anderen (also ich meine nicht seine so genannten Freunde) viel sensibler war. Gut, ich konnte mir auch vorstellen warum, denn Jungs hatten ja immer das Bedürfnis cool rüber zu kommen (wobei ich nicht verstehe warum sie das tun). Dieses Getue ergab für mich einfach keinen Sinn. Okay, ich war ein Mädchen und ich musste das nicht verstehen.

Es war schon irgendwie verrückt, dass wir uns am Anfang so angifteten und jetzt nahm er mich in den Arm! Das war schon crazy, oder?

„Wir... sollten mal mit dem Plan weitermachen oder eher anfangen", löste ich mich und brachte mein Hirn so dazu, Luisa und Al zu vergessen.

Er nickte. „Ja, du hast Recht" Kurz hielt er inne und dachte sichtlich nach. „Friede, erwache!" Auf einmal hatte er eine hölzerne Armbrust mit roten Streifen in der Hand und grinste mich an.

„Sieht echt cool aus", meinte ich und zwinkerte ihn mit einem Auge zu.

Lorenz schien mein Kompliment sehr zu freuen und er kam wieder näher zu mir. „Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber lass es uns probieren" Er schnipste mit den Fingern.

Ich konzentrierte mich und dachte an das, was ich jetzt vorhatte. Dann öffnete ich meine Augen wieder und sagte: „Friede, erwache"

Während meiner Verwandlung füllte ich mich wie das begehrenswerteste Mädchen der Welt. Es war hell, wollig warm und wunderschön. Leider war die Verwandlung meiner Meinung nach zu kurz und so berührten meine Füße wieder den Boden und ich öffnete meine Augen. Sofort sah ich Lorenz an, dessen Mund sich selbstständig gemacht hatte. Er stand da mit offenem Mund und verunsicherte mich damit nur total.

„Ist irgendwas? Seh ich so scheiße aus?" Ich sah an mir herunter. Na ja, ich trug einen hellblauen Pullover mit seltsamen Ausschnitt und kleinen Herzen unten, einen grauen langen Rock, rosarote Ballerinas, die allerdings nicht ganz offen waren. Meine Haare, die ich bevorzugt offen trug, waren zu einer schönen Hochsteckfrisur zusammen gemacht und wurden mit einer Klammer mit Herz drauf, fest gehalten. Dann hatte ich auch noch Engelsflügel (zumindest sahen sie aus wie die Flügel eines Engels). Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich auch wie ein Engel und von Lorenz Hingerissenheit fühlte ich mich, als könnte ich die ganze Welt alleine retten (was ich natürlich nicht konnte).

Lorenz kam zwei Schritte näher, kniete sich vor mich und verdutzte mich so und sagte im Hochzeitsantrag-Ton und Stil: „Sie sehen wunderschön aus, Göttin" Dann sah er hoch zu mir und stand wieder auf.

„Spinner!"

„Jetzt mal im Ernst: Du siehst einfach nur geil aus! Ich glaub, wenn meine Kumpels dich sehen würden, dann würden sie dich auf der Stelle heiraten wollen!"

Ich verschränkte die Arme und sah ihn misstrauisch an. „Und was ist, wenn ich sie nicht heiraten will?" Ich wusste nicht, ob es ernst rüber kam oder belustigt. Ich wusste ja nicht mal selbst, wie es herüber kommen sollte.

„Ja ja, du magst sie nicht. Ich weiß. War ja nur ein Scherz", winkte Lorenz grinsend ab. Gut, ich hatte es nicht verbockt. „Okay, was ist also dein Plan"

Wow, also im Themenwechseln war er echt Profi!

„Also", begann ich und überlegte gleichzeitig, wie ich alles am besten erklären könnte. „ich hab mir gedacht, dass ich versuchen könnte, die Gitterstäbe mit meinem Göttersymbol zu brechen und falls mich jemand dabei stören will, könntest du eingreifen. Na, wie ist das?"

„Hmmm", dachte er nach. „Das könnte klappen! Lass es uns einfach ausprobieren! Ich will hier nämlich genauso schnell weg wie du" Das war mir vollkommen klar. „Okay, los, fangen wir an"

Ja, er hatte Recht. Wir sollten allmählich echt anfangen. Hier die ganze Zeit rum stehen, brachte es nicht wirklich. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf meine neuen Kräfte, versuchte zu verdrängen, dass ich keine Ahnung von diesen Kräften hatte, streckte meine Arme aus, dachte an eine Attacke, öffnete die Augen wieder und ließ meinen Kräften freien Lauf. „Aaaah!", schrie ich noch dazu. Es stimmte wirklich. Wenn man dazu schrie, ging alles, was irgendwie anstrengend war, viiiel besser. Als ich fertig war, sah ich zuerst zu Lorenz, der mich immer noch angrinste und anschließend sah ich zu dem Gitter, das jetzt ein Megaloch drin hatte. Ich lief zu Lorenz, umarmte ihn völlig glücklich und hüpfte in der Gegend herum. „Lorenz! Lorenz! Schau mal, es hat tatsächlich funktioniert!"

Er packte mich sanft an der Schulter und sorgte so dafür, dass ich mit meinem albernen Herumgehopse, aufhörte. „Ja, das ist großartig, aber jetzt müssen wir schauen, dass wir hier rauskommen, oder? Also los"

„Ja"

Wir begannen zu laufen. Wohl eher zu rennen, als ginge es um unser Leben. Wartet, es ging ja um unser Leben, denn allmählich hatte ich das Gefühl, dass Zarina nicht mehr auf uns aufpasste. Oder? Keine Ahnung. Vielleicht tat sie es doch. Das war jetzt sowieso nebensächlich, da die beiden Geister (ich wusste immer noch nicht, wie ich sie nennen, geschweige denn beschreiben soll) um die Ecke kamen. Ich beschloss, sie einfach „Grau" und „Schwarz" zu nennen. Was Besseres viel mir nicht ein.

„Hey!", rief der Graue und blieb stehen. „Die entfliehen einfach!"

„Ich kann diese Tussi nicht ausstehen! Ständig macht die Ärger. Furchtbar!", entgegnete der Schwarze.

Ich wusste genau, dass es nicht schlau von mir war, stehen zu bleiben und ihn an zu zicken, aber manchmal konnte ich mein Temperament nicht unter Kontrolle halten. Und einer dieser Momente war jetzt. Fehlte nur noch, dass ich auf ihn zuging. Das tat ich aber zum Glück nicht. Oh man. Wahrscheinlich war Luisa auch ein bisschen schuld daran, dass ich so temperamentvoll sein konnte. Ich meine, sie konnte auch temperamentvoll sein und vielleicht kam das ein bisschen zu mir herüber sozusagen (wenn das überhaupt möglich war). Himmel, was dachte ich denn da?

„Du Arschloch! Fang uns doch" Dabei drehte ich mich kurz um.

Lorenz sah mich genervt an. „Bist du immer so... na ja, vorlaut?"

„Kommt drauf an, ob du mich reizt", antwortete ich und kam mir ein bisschen seltsam vor. Ich meine, ich war jetzt wirklich keine Megafreche, die ihr Mundwerk nie halten konnte (tja, das Problem hatte Luisa manchmal). Ich war nur bei Leuten, bei denen ich es mir erlaube konnte, frech zu sein, vorlaut. Sonst nicht. Oder doch? Ja, manchmal.

„Okay, ich wird mir Mühe geben, dich nicht zu reizen", lachte Lorenz. „Wir sollten schneller laufen"

„Noch schneller?", fragte ich ihn verdutzt und er begann lauthals an zu lachen. „Was gibt's da zu lachen? Seh ich für dich etwa aus wie ne Sportlerin oder wie? Wir sollten leise sein. Und außerdem hast du vor ein paar Sekunden gesagt, du willst mich nicht reizen. Du kommst dem Reizen grad ziemlich nahe" Er lachte trotzdem weiter. „Ich glaubs nicht, du lachst mich aus!"

„Nein, ich doch nicht", sagte er sarkastisch zwischen Lachanfällen.

Der Graue war uns dicht hinter den Fersen und langsam, aber sicher, ging mir die Puste aus. Doch dann hatte ich einen Einfall. Ich blieb stehen.

„Wieso bleibst du stehen?", fragte mich Lorenz und wollte mich mitziehen.

„Wir Idioten, haben vergessen, dass ich Flügel habe", erklärte ich.

„Ja, stimmt", gab er mir Recht. „Aber das bringt uns auch nichts. Du kannst mich ja schließlich nicht tragen oder? Vor allen nicht, wenn du mit Fliegen noch nicht so geübt bist"

„Ist echt interessant, wie viel zu mir zu traust!", lachte ich und schnappte ihn mir einfach. Ich schlang meine Arme um seinen Bauch und flog los.

„Huch", machte Lorenz. „Du hättest mich ruhig fragen oder wenigstens vorwarnen können"

„Hab ich doch gemacht", bestritt ich.

Er lachte nur weiter.

„Die fliegen weg, Chef!", hörte ich den Grauen leicht verzweifelt rufen. Ich drehte mich kurz um.

„Hey!", meinte Lorenz. „Augen nach vorne, wenn ich bitten darf!"

„Ja ja"

„Ich will nicht runterfallen"

„Ja ja", wiederholte ich.

„Du machst mich fertig!", sagte Lorenz und ich kicherte.

„Das macht echt Spaß mit dir"

„Was?" Er sah zu mir hoch und ich zu ihm runter.

„Ich hätte mir keinen anderen Prinz bzw. Partner für die Prüfung wünschen können. Zuerst war ich mir nicht so sicher, ob das mit uns klappen würde, aber jetzt bin ich davon überzeugt, dass wir ein gutes Team sein werden!" Ich lachte fröhlich.

Lorenz sah nach hinten und seufzte. „ Der läuft uns immer noch nach"

„Und dabei dachte ich immer, Geister können fliegen"

„Ich glaub, das sind keine Geister", wandte Lorenz ein. „Zumindest keine Typischen" Er dachte kurz nach, sah mich unsicher an und fuhr fort: „Sag mal, würde es dich stören, wenn ich meine Armbrust verwende, um ihn loszuwerden?"

„Wenn du das im Flug kannst", antwortete ich.

Er nickte und wandte seinen Blick von mir. Dann zielte er zuerst auf den Grauen, schoss und zielte anschließend auf den Schwarzen, dem Chef, denn er allerdings knapp verfehlte. „Hey Nicole, schau mal. Ich hab den Einen getroffen"

Ich lachte: „Das freut mich. Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Aber ich muss sagen, ich bin stolz auf dich" Er erinnerte mich gerade an ein kleines Kind, das etwas gebaut hatte und nun total stolz seiner Mama sein Werk zeigte. So was Ähnliches war das ja bei uns auch. Nur dass ich nicht Lorenz' Mutter war und er nichts gebaut hatte; er hatte „nur" jemanden mit einer cool aussehenden Armbrust abgeschossen. Ja, ich weiß, nur war das falsche Wort.

Doch der Schwarze kam immer näher- so nahe, dass er Lorenz an den Füßen packte und ihn so von mir trennte. Ich schrie und blieb augenblicklich in der Luft zum stehen. Der Schwarze drückte Lorenz unsanft auf den Boden wie einen Verbrecher, doch trotzdem brachte Lorenz ein paar Wörter heraus: „Nicole... äh Cola, flieh! Los!" Ich flog näher hin. „Geh! Was machst du denn? Verschwinde!", schrie mir Lorenz weiter zu.

Ich stöhnte. „Du bist echt ein hoffnungsloser Held. Wie oft soll ich's dir noch sagen? Ich wird dich nicht in Stich lassen, vergiss es! Lass ihn los, verstanden?"

„Du bist so stur!", krächzte Lorenz. Ich merkte genau, dass er kaum Luft bekam und schrie den Schwarzen erneut an, er solle Lorenz los lassen.

„Warum sollte ich, du Tussi?", fragte mich der schwarze Geistidiot.

„Das frag ich mich auch grad" Schade, dass Lorenz nicht von dem Grauen festgehalten wurde, sonst hätte ich verhandeln können. Aber mit dem Schwarzen ging da nichts, da war ich mir sicher. Ich flog immer noch und sah Lorenz verzweifelt an. Ich wusste in dem Moment echt nicht, wie ich ihm helfen sollte. Aber ich wollte es unbedingt!

„Jetzt flieg endlich weg!", unterbrach Lorenz meine Gedanken.

„Wir müssen diese Prüfung gemeinsam überstehen. Und es ist bescheuert, wenn ich alleine zurückkehre ohne dich! Findest du nicht?", wandte ich ein.

„Ist doch egal"

„Wenn du noch weiter mit deinem Freund hier diskutierst", mischte sich der Schwarze ein. „wird ich dich auch noch fangen und dann werdet ihr beide qualvoll sterben" Er lachte boshaft und am liebsten hätte ich ihn meine neuen Kräfte ins Gesicht geschleudert. Nur, ich konnte Lorenz Leben nicht riskieren, weil mich dieser Vollidiot von Geist oder was auch immer reizen musste. Das ging nicht.

„Du wirst mich nicht fangen und erst recht nicht dein komischer Freund", spottete ich. Ja ja, manchmal sollte ich echt mein Mundwerk halten, ich weiß. „Wie du sicher siehst, habe ich im Gegensatz zu euch Flügel und kann fliegen. Also vergiss es!"

„Oh man, Cola", stöhnte Lorenz ziemlich genervt. „Hör auf zu diskutieren, schwing deinen Hintern hier weg und rette Fantasytia"

„Meine Hintern?", fragte ich mega verwirrt.

„Ja doch. Mach endlich!"

Ich drehte mich noch mal unsicher zu ihm um und er nickte mir zu. Nein, ich fand das immer noch nicht gut. Er wäre sicher auch nicht einfach weggegangen. Das wusste ich, obwohl ich ihn noch nicht recht lang kannte( um ehrlich zu sein, erst seit ein paar Tagen). Ich erschrak. Denn der Graue stand vor mir mit ausgebreiteten Armen, bereit mich ein zu fangen, und grinste mich breit an. Ich ging reflexartig einen Schritt zurück, drehte mich noch mal zu Lorenz um und überlegte fieberhaft, was ich jetzt nur tun sollte. Klar, ich konnte einfach wegfliegen, aber ich wollte Lorenz nicht allein lassen.

„Also echt, dass kann doch alles nicht mehr zu unserer Prüfung gehören!", fiel mir plötzlich auf.

„Welche Prüfung? Ach, ja, die Prüfung, aber ihr werdet nie Gelegenheit haben, euren Freunden in Musica zu helfen, denn davor stirbt ihr nämlich", sagte der Schwarze lachend und drückte Lorenz erneut unsanft auf den Boden.

„Aaah!", schrie Lorenz.

„Nein, Lorenz" Ich machte einen Sprung zu ihm hin, doch als er mir mit Hilfe seines Blickes sagte, ich solle bloß nicht näher kommen und den Grauen aus den Augen lassen, blieb ich dort wo ich war. Wow, das war die wohl bescheuerste Situation in meinem ganzen, bisherigen Leben. Ich dachte erneut nach. Doch weiter kam ich auch schon nicht mehr mit Nachdenken, da mich der Graue nun doch packte und mich wie Lorenz unsanft auf den Boden warf, so dass mein Kopf und meine Haare auf dem eiskalten Boden lagen.

„Siehst du? Ich hab dich doch noch gefangen", triumphierte der Graue und lachte.

„Nein, du konntest mich nur fangen, weil ich mir einen Plan ausdenken wollte. Das heißt, ich habe nicht auf meine Umgebung geachtet", protestierte ich weiter. Obwohl Lorenz schon langsam die Kraft ausging, schaffte er es immer noch tief zu seufzen. Ja, ich hielt jetzt besser meine Klappe! Lorenz' coole Armbrust lag weit weg von ihm, das war klar. Er konnte sie sich also nicht angeln. Das hieß, ich musste aktiv werden und ich wusste auch schon wie. Ich bündelte meine Energie und dachte an alles Positive dieser Welt: Alexandra, Luisa, Fantasytia, die Königin, Lorenz, meine Mutter, mein Bruder, Freundschaft, Musik, Liebe, Zusammenhalt, Fantasie, Toleranz, Friede( beinahe hätte ich den Frieden vergessen!), Familie, Freunde, Spaß, Lachen( ja ja, meine Lachflashs), Glück, Vertrauen, Gleichberechtigung, keine Vorurteile und Jasmin( ja, ich mochte sie). Ja, ich glaubte das reichte allmählich. Denn langsam fiel mir nichts mehr ein. Dann ließ ich sie raus- all das Positive dieser Welt, was mir in wenigen Sekunden eingefallen war. Ich schrie und leuchtete( ich leuchtete wirklich!). Der Graue und der Schwarze schrieen, weil das Licht viel zu hell für sie war. Lorenz zwickte ebenfalls leicht die Augen zusammen und ich ließ mein Licht weiter leuchten, ohne auf die zwei Geister Rücksicht zu nehmen. Warum sollte ich auch? Lorenz und ich konnten fliehen und entfernten uns leicht von den Geistern. Als die bemerkten, dass wir grad auf der Flucht waren, lief der Schwarze los, stürze sich im wahren Sinne des Wortes auf mich und verletzte mich dummerweise. Lorenz schien es zuerst gar nicht zu bemerken, erst als ich zusammengerollt am Boden lag und Schmerzen ausstand.

Er kam zu mir und zog mich etwas vom kalten Boden weg. Eigentlich war ich ja keine Memme, aber das tat echt so höllisch weh, dass ich sogar dachte, ich würde gleich sterben. Unsere „Pose" sah sicher schnuckelig aus, wie Luisa sagen würde. Und ich dachte schon wieder an sie. Eigentlich logisch, wenn man damit rechnete, dass man gleich verrecken wird. Ich weiß, negativ Denke ist schlecht, aber mal ehrlich: Wenn ihr da halb auf dem eiskalten Boden mit schrecklichen Schmerzen im Bauch und in den Beinen, dann würdet ihr auch an den Tod denken. Glaubs mir!

Lorenz strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und versuchte mich wach zu halten: „Nicole... Cola! Oh man, ich werds wohl nie lernen, dich Cola zu nennen. Sorry. Ähm, Hey du darfst jetzt nicht verrecken, verstehst du? Deine Freunde brauchen dich, Fantasytia braucht dich, die Königin... und ich auch. Weil wenn du tot bist..." Er seufzte und tatsächlich brachte er mich dazu, wach zu bleiben. „dann... dann hab ich keine Motivation mehr, um mir neue Freunde zu suchen"

Aus irgendwelchen Gründen musste ich husten. „Ich hab nicht gesagt, dass du dir neue Freunde suchen sollst. Ich hab nur gesagt" Hustanfall. „dass deine Freunde sich nicht wirklich wie echte Freunde benehmen und dass ich sie nicht ausstehen kann, obwohl ich sie noch gar nicht kenne" Schon wieder ein Hustanfall. „Du drehst mir die Worte im Mund um, Lorenz"

„Sogar wenn es dir mega schlecht geht, diskutierst du herum", lächelte Lorenz.

„Eigentlich bin ich nicht ganz so schlimm, aber diese düstere Umgebung raubt mir... den letzten Nerv"

„Hör auf zu reden, Cola", sagte er ruhig und strich mir über den Kopf, als wäre er mein besorgter Ehemann.

„Siehst du, du hast mich Cola genannt"

„Nicht reden!" Ich seufzte. „Danke"

„Die benehmen sich echt wie ein Paar, findest du nicht, Chef?", kicherte der Graue. Am liebsten wär ich diesem unromantischen Trottel an die Gurgel gesprungen, aber erstens war ich nicht mehr in der Lage, mich irgendwie zu bewegen; zweitens war ich es Leid, mich ständig aufregen zu müssen und drittens hatte ich einfach keinen Bock dazu. Die ganze Zeit, in der Lorenz und ich hier waren, musste ich mich schon aufregen. Zuerst über Lorenz, dann über seine Freunde, dann noch mal über seine Freunde und jetzt über diese Geistertypen. Mein Leben war echt grad armselig.


(erzählt von Lorenz)

Okay, Leute, das war wahrscheinlich eine einmalige Sache, das mit dem Erzählen hier. Also, wundert euch nicht, wenn es nicht so gut ist.

„Lorenz?"

„Hm?"

„Ich kann nicht mehr", keuchte Nicole. „Es tut mir Leid. Glaub mir, ich will wirklich nicht sterben, aber irgendwie spür ich langsam meinen Körper nicht mehr" Sie hatte Tränen in den Augen. „Ich hoffe, wenn ich tot bin, rettet dich Zarina hier und wenn sie das getan hat, soll sie dir im Namen von uns beiden erklären, ob diese Geistertypen zu der Prüfung gehört haben. Würdest du das tun?"

„Ja, sicher", flüsterte ich und ich bemerkte, dass ich auch Tränen in den Augen hatte.

„Schon verrückt. Zuerst bin ich dir nur nachgelatscht, dann hab ich dir die Meinung gesagt und jetzt sitzen wir hier und ich bin am Sterben" Nicole versuchte zu lachen, aber das endete in einem Hustanfall. „Sag Luisa und Al bitte, dass ich im Himmel auf sie warten werde. Und sag Jasmin bitte, dass sie echt nett ist und sich bloß nicht verändern soll. Aber das hat ihr Lui sicher schon eingepredigt"

Ich schüttelte sie, obwohl mir vollkommen klar war, dass ich sie dadurch auch nicht am Leben lassen konnte. „Hey Cola, du wirst nicht sterben. Du wirst erst in..." Ich überlegte. „in 70 oder 80 Jahren sterben, okay?"

Der Schwarze, wie Nicole ihn nannte, kam auf uns zu, bückte sich zu mir herunter und grinste mich so frech an, dass ich ihn anknurrte und ihn bitterböse ansah.

„Na, seid ihr jetzt mal fertig? Haha"

„War cool, dich kennen gelernt zu haben, Lorenz...", flüsterte Nicole und war weg. Ich meine, symbolisch gesehen. Ihr Körper war natürlich schon noch da, aber ihre Seele( sozusagen) nicht mehr. Sie verwandelte sich zurück und sah wieder so aus, wie vor ein paar Minuten noch.

„Nicole?" Ich lehnte mich zu ihr herunter und überprüfte ihren Atem und ihren Puls. Beides hatte sie noch! Das bedeutete, dass sie noch am Leben war! Langsam und vorsichtig zog ich meine Jacke aus und legte Nicoles Kopf auf meine Jacke, damit sie nicht erfror oder so. Wenn meine Kumpels mich so sehen würden... Tja, die würden mich wahrscheinlich auslachen.

Selbstsicher stand ich auf und nahm meine Armbrust. „Du hattest Glück, sie lebt noch"

„Glück? Das war eher Glück für das Mädchen", lachte der Schwarze. Ich zielte mit meiner Armbrust auf ihn. „Und was hast du jetzt vor? Willst du mich erschießen, obwohl du keine Ahnung hast, wie man das Ding verwendet?"

„Der Einzige, der keine Ahnung hat, bist du. Ich weiß sehr wohl, wie man das Ding hernimmt"

Zugegeben, ich hatte schon etwas Angst, auf ihn zu zielen. Ich versuchte zwar immer, möglichst cool und locker rüber zu kommen (mittlerweile eine Angewohnheit von mir), aber eigentlich war ich genauso unsicher, wie jeder normale Mensch auch. Ich zitterte etwas, als ich auf den Schwarzen zielte und sein gehässiges Gelächter verunsicherte mich total. Doch... ich schoss, traf und triumphierte. Der Graue rannte schockiert zu seinem Boss und ließ mich für ein Paar Sekunden aus den Augen. Eigentlich hätte ich jetzt super flüchten können. Doch das hätte rein gar nichts gebracht. Also blieb ich hier, wandte mich an die immer noch bewusstlose Nicole und wünschte mir, dass sie aufwachen würde und dass wir wieder vor diesem See in Fantasytia wären.

Das war hinterhältig, ich weiß, aber trotzdem zielte ich ebenfalls auf den Grauen, natürlich traf ich ihn, und so lagen die Beiden am Boden und ich konnte mich wieder Nicole widmen, die sich immer noch nicht bewegte. Ich ging in Schneidersitz neben sie und beobachtete sie. Sie war schon eine echt Hübsche und ich war nur froh, dass Max nicht hier war und sie angraben wollte. Er grub grundsätzlich jedes Mädchen an, dass irgendwie hübsch war. Ich fand das immer furchtbar nervig, vor allem Jede ging voll drauf ein- nur nicht Luisa. Sie war die Einzige, die ihn abblitzen ließ. Und das anscheinend so krass, dass Max noch zirka eine Woche später ein bisschen deprimiert war, wie ich feststellte. Er tat natürlich cool, aber ich spürte, dass er es nicht cool nahm. Welcher Typ würde das denn schon cool nehmen? Selbstzweifel hat man dabei doch immer! Warum, zum Teufel, erzählte ich euch etwas über Max? So interessant war er nun auch wieder nicht! Aber wenn ich mir vorstellte, wie eifersüchtig er sicher auf mich wäre, wenn er erfahren würde, dass ich näher mit Luisa zu tun habe, würde er mich sicher hassen oder so. Kindergarten! Ja ja, ich weiß. Danke Nicole. Sie hat mir die Augen geöffnet. Na ja, nicht direkt. Ich wusste davor schon, dass es falsch war, mit diesen Menschen befreundet zu sein, wo ich sie doch fies gegenüber Mädchen fand. Und ihre Gesprächsthemen erst! Themen stimmten nicht ganz, weil es eigentlich nur immer ein Thema war; oder mehrere, die doch wieder was miteinander zu tun hatten: Mädchen, Brüste und das, was man mit ihnen machen konnte. Ich bin nicht stolz drauf, mit ihnen befreundet zu sein. Anscheinend war ich echt ein guter Schauspieler, denn ich zog schon sein Jahren diese Nummer durch. Doch langsam wurde es mir zu dumm.

Irgendwie fühlte ich mich nicht gut. Plötzlich sackte ich zusammen und fiel genau auf Nicole- nur konnte ich es nicht ändern. Denn ich spürte meinen Körper auch nicht mehr und ich konnte fühlen, wie sich die Armbrust in meinen Armen auflöste. Und bam! War ich weg.

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