Kapitel 7: Kälte, Romantik und Paranoia

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(erzählt von Luisa)


Der Wind fegte uns um die Ohren und mir wurde ganz schwindelig davon.

Das war Mist. Das war einfach nur Mist. Wie sollten wir hier rauskommen? Gab es überhaupt einen Ausgang? Wenn nicht, würden wir ja hier sterben. Oh man, dabei wollte ich doch erst in 70 Jahren sterben.

Nein, ich will nicht sterben. Ich will leben. Ich will lieben, lachen, weinen, glücklich sein. Scheiße, scheiße. Ach, verdammt.

Ich fasste mir an den Kopf.

„Lui, was ist denn?", fragte Jasmin sofort.

Toll! Das hatte mir gerade noch gefehlt. Manchmal war es echt anstrengend eine so sensible beste Freundin zu haben, die es immer genau merkte, wie sehr ich litt und all solche Sachen eben.

„Ne, nichts", log ich.

Sie sah mich skeptisch an. Klar. Ich war eine Niete im Lügen und Jasmin kannte mich einfach zu gut, aber ich konnte ihr doch schlecht die Wahrheit sagen. „Hey du. Ich hab mir vorgenommen, erst in 70 Jahren zu sterben und nicht noch einen Tag länger leben. Und hier werden wir sterben. Also, lass mich bitte in Ruhe sterben. Wir sehen uns im Himmel. Tschüssi!" Ne, das war Mist. Hach, verdammt.

„Aber warum hast du zwei Decken hergebracht und nicht nur eine? Oh ja, richtig. Du willst ja Luisa in die Augen sehen, wenn du sie tötest" Neben mir seufzte Moritz und sah bedrückt auf die Decken.

„Ehrlich, was ist nur mit dir?", fragte ich ihn.

„Nichts"

„Oh man", meinte Nina in sarkastischem Ton, obwohl sie eigentlich recht hatte. „Du bist genauso ein miserabler Lügner wie Lui. Allein deswegen würdet ihr schon echt gut zusammen passen"

Jasmin sah mich und dann Nina an. Ich räusperte mich und sah auf den Boden. Echt mal, musste das jetzt sein, Nina? Und Moritz sah mich an. Doch zum Glück sagte er nichts dazu. Na, wenigstens Einer, der hier die Klappe halten kann! Okay. Ein bisschen ZU sehr, wie ich finde. Aber na ja. Man kann nicht alles haben.

„Uh, läuft da was, oder wie?", hakte Nina weiter nach.

Gott, halt endlich die Klappe, du jungsbesessenes Weib!

„Ach Nina, du kannst ja soo sensibel sein", sagte Jasmin ebenfalls in Sarkasmus getränkt und führte Nina weiter weg.

„Also, hab ich Recht?"

„Nein!", schrie ich. Ja, das war nicht besonders schlau, denn Nina sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und die Anderen (vor allen Moritz) sahen mich mindestens genauso seltsam an. Ich räusperte mich. „Was ich sagen will: Wir haben Wichtigeres zu tun, als über irgendwas Angebliches zwischen Moritz und mir zu reden. Wir müssen nämlich überlegen, wie wir hier rauskommen"

Schöne Ablenkung! Da war ich echt stolz auf mich.

„Sie wird uns hier rausholen", sagte Moritz und hielt sich dann zirka eine Sekunde später die Hand vor den Mund.

„Was war das gerade?", fragte Lorenz scharf. „Wenn du irgendwas Wichtiges zu sagen hast, dann sagst JETZT. Du hast schon viel zu viel verschwiegen, wie mir scheint" Er funkelte Moritz böse an und Cola machte sich schon bereit, wieder eingreifen zu müssen, doch das war dieses Mal nicht notwendig. Denn Moritz seufzte nur und senkte den Kopf.

„Ja, du hast vollkommen Recht"

„Danke", sagte Lorenz selbstgefällig und Nicole schlug ihn.

„Lasst uns erstmal eine Höhle oder so finden und dann kann ich's euch sagen"

„Ach, jetzt packst du aus"

Moritz sah Lorenz tief in die Augen. „Ja, weil ich es nicht mehr aushalte. Ihr seid alle so aufrichtig und mehr oder weniger nett zu mir und da will ich auch aufrichtig zu euch sein"

„Also, weißt du wer Sie ist?", fragte Felix.

Moritz nickte stumm.

„Wow, das ist ja interessant", meinte Nicole mit ganz leichter Ironie in der Stimme. Aber nur gaaanz leicht.

Sie. Es war also eine Frau. Hmm, irgendwie sagte mir mein Gefühl, dass es...

„Ah", machte da plötzlich Alexandra und blieb stehen. „Das könnte doch eine Höhle sein" Sie ging rein und Michael wollte ihr noch was nach schreien, doch nach ungefähr zehn Sekunden, kam sie wieder. „Ja, das ist eine"

„Alles klar", sagte ich fröhlich. Ich freute mich schon darauf, was Moritz so alles vor uns verschwiegen hielt. Aber irgendwie hatte ich auch Angst davor. Falls ich wirklich Recht hatte mit meiner Vermutung, wer Sie war, hatten wir echt ein Problem.

Wir setzten uns um eine Feuerstelle. Doch was machte hier eine Feuerstelle? Felix begutachtete sie ebenfalls. „Scheint so, als wär hier auch schon jemand gewesen" Er sah Moritz an. „Oder war das auch Sie?"

„Ja, das war sie"

„Jetzt würde mich echt total interessieren, von wem wir eigentlich die ganze Zeit reden", sagte Nina aufgeregt. Oh ja, das würde ich auch gerne wissen.

„Tja, anscheinend haben wir einen netten und hilfsbereiten Gegner", murmelte Jasmin optimistisch. Ich sah sie an. Nicht, wenn es die Person ist, die ich denke, dass es ist. „Oder ist diese Person, die das alles veranstaltet hat, überhaupt unser Gegner?"

„Ja" Ich spürte noch ein unterdrücktes „Leider" in Moritz' Stimme.

„Okay. Das hört sich doch gut an" Sie sah uns alle fröhlich an, aber irgendwie waren sie und Alexandra die einzigen, die unsere derzeitige Situation ein bisschen gut fanden. Na ja, dann waren sie halt optimistischer, als wir anderen. Schadete ja nicht, oder?

Moritz setzte sich ebenfalls. „Okay. Ich weiß gerade nicht, wo ich anfangen soll..."

„Fang einfach beim Anfang an", half ich ihm mit kaltem Unterton.

Er sah mich leicht traurig an. Ja, ich weiß. Ich konnte so eiskalt sein.

„Gut. Das wird aber eine Weile dauern", warnte er uns vor.

„Egal. Hauptsache ich kann dir endlich trauen und muss dich nicht immer Anbrüllen", sagte Lorenz ziemlich locker.

„Bitte-dankeschön", kommentierte Nicole.

„Okay", begann Moritz. Man merkte sofort, dass es ihm nicht leicht fiel. „also, das Problem ist... dass ich mit eurem Feind verwandt bin" Ich hustete hysterisch. War es vielleicht wirklich...? „Nun, es handelt sich dabei um..."

„Okay, okay", unterbrach ich. „Wenn es dir so schwer fällt, solltest dus lassen"

„Ach Quatsch", widersprach Nicole und Alexandra fügte hinzu: „Genau. Jetzt hat er uns schon neugierig gemacht"

„Außerdem sollten wir doch wissen, bei was wir bei ihm sind, meinst du nicht?", fragte mich Michael.

Ich sah ihn an. Stimmt. „Okay. Klar"

„Das ist echt nett von dir, aber ich halt es nicht mehr aus" Sein Ton wurde leiser. „aber glaub mir, es ist viel schlimmer euch, und vor allen dich, Luisa, anzulügen, als euch nun endlich die Wahrheit zu verraten, die ihr alle verdient. Ich muss das tun. Ich hab einen zu großen Fehler gemacht und wenn ich erst mal fertig bin, wirst du schnell feststellen, welcher Fehler das war. Und besser, wird es mir danach auch gehen"

Ich nickte nur und verdrückte mir die Tränen. Hallo? Warum sollte ich jetzt weinen? Ach Gott, war das schlimm mit mir! Also, echt!

„Nun, ich spreche von" Er hielt inne.

„Von?", fragte Lorenz.

Moritz sah den Menschen, der ihm am wenigsten vertraute, traurig an. „Illona"

Mir stockte der Atem. Ich habs gewusst! Ich habs gewusst! Ich hielt mir die Hand, wie in einem Horrorfilm, vor den Mund. „Scheiße" Alle sahen mich an. „Sorry. Das war nicht gerade ladylike"

„Du hast Recht, Moritz, diese Person ist weder nett, noch hilfsbereit", meinte Jasmin und seufzte aus.

„Sagte ich doch"

„Und dabei hätten wir schon gehofft...", ergänzte Al und seufzte ebenfalls.

„Tut mir echt leid, Götter und Prinzen", sagte Moritz weiterhin traurig.

„Ist doch nicht deine Schuld", meinte Jasmin nett. „Du bist sogar ziemlich gestraft damit, ihr Sohn zu sein, oder?"

„Na ja..."

„Also, dass was du mir immer erzählst, ist es schlimm", wandte ich ein.

Er brauchte Jasmin nicht an zu lügen. Zu mir hatte er gesagt, dass es nicht unbedingt angenehm war, Illonas Sohn zu sein und das konnte man sich auch gut vorstellen.

„Soll ich fortfahren?", fragte Moritz.

„Wenn du willst", zuckte Alexandra mit ihren Schultern.

Er nickte nur, seufzte und fuhr fort: „Ihr wisst nun, dass Illona euer Feind ist. Jetzt sollte ich damit weitermachen, warum ich eigentlich bei euch bin. Die Königin weiß gar nichts davon. Es war Illonas Idee, mich bei euch unterzumischen und euch ein bisschen... na ja... auszuspionieren. Tja, und was soll ich sagen? Darin hab ich ja schon Erfahrung" Er lachte kurz auf. Es war aber eher ein sadistisches Lachen. So eins, das die Bösewichte in den Filmen immer aufgesetzt hatten (dabei hatte er doch so ein schönes Lachen).

„Wie meinst du das?", fragte Michael.

Moritz sah mich an. Hää? „Na ja, als Illona beschlossen hat, die Königin vom Thron zu stürzen" Wir sahen ihn schockiert an. „hat sie mich beauftragt, Luisa auszuspionieren. Sie hat sich über dich erkundigt und festgestellt, dass du die Thronfolgerin sein musst. Dass du auch noch die doppelte Göttin sein musst, ist ihr wenig später durch meine Erzählungen aufgefallen"

Ich war immer noch nicht in der Lage, irgendwas zu sagen. In meinem Kopf drehte sich alles. Das konnte doch nicht sein! Illona soll vor der Königin gewusst haben, wer die doppelte Göttin war und wo sie sich überhaupt befand! Gruselig... Und wer weiß? Vielleicht wusste sie ja auch schon längst, wer die anderen Götter und Prinzen waren! Das hätte sie der Königin sagen müssen! Wenn sie eine gute Bürgerin wäre, aber das war sie ja nicht. Aber das war sie ja eindeutig nicht, denn eine gute Bürgerin wollte nicht die bescheidene (ich meine, sie wollte nicht die Anführerin der Zauber- und Heilerfeen sein!) Königin vom Thron stürzen. Oh je, wenn sie auch noch raus bekam, dass Luisa, die wahrscheinliche Thronfolgerin, in ihren Sohn verliebt war, würde ich vielleicht auch noch gestürzt werden. Und zwar in den Tod!

Oh-oh...

Plötzlich spürte ich eine Berührung auf meiner Schulter und meine Gedankengänge erreichten wieder die Wirklichkeit. Ich bemerkte, dass Jasmin und alle Anderen, mich intensiv ansahen. Hatte ich vielleicht irgendwas gesagt?

„Ist alles in Ordnung, Lui?", fragte sie mich.

„Ja, du hast noch nichts gesagt", fügte Alexandra im selben Ton hinzu.

„Dabei tut Moritz jetzt genau das, was du schon lange wolltest", ergänzte Nicole. „Du solltest besser zuhören"

Ich höre zu. Und WIE ich zuhöre!

„Ja, okay", murmelte ich.

Moritz fasste sich an den Kopf. „Okay. Das ist die Grundinformation" Er stoppte kurz. „Der Grund warum meine Mutter die Königin vom Thron stürzen will ist" Jetzt hatte er wieder meine gesamte Aufmerksamkeit. „dass sie eifersüchtig auf die Königin ist" Er seufzte. „Nun, die Königin wurde ja ziemlich jung Mutter und Königin. Allerdings war sie verheiratet" Er sah mich eindringlich an. „Doch mein Vater, den ich auch nicht mehr kennen lernen durfte, verliebte sich in die mächtige, junge und hübsche Königin. Es war ihm egal, dass sie verheiratet und schwanger war und auch, dass seine Frau schwanger war. Nämlich mit mir. Wir sind ja gleich alt" Ich zog eine Schnute. „Wie auch immer, er begann Selbstmord"

Ich erschrak. „Oh mein Gott!"

„Schon wieder Selbstmord", fiel Lorenz auf. „Davon kommen wir irgendwie nicht los"

„Lorenz", schimpfte Nicole sofort. „Das ist ernst!"

„Ja, ich weiß"

„Gut"

„Soll das heißen", begann Jasmin fragend. „er hat aus Liebeskummer Selbstmord gegangen?"

Moritz nickte.

„Das ist doch der häufigste Grund, oder nicht?", maulte Nina und begutachtete desinteressiert ihre Nägel. „Also bitte! Wie hat sich dein Vater nur benommen, Moritz? Echt, da hat sich Illona aber keinen richtigen Mann ausgesucht"

„Nina!" Ich schrie sie förmlich an. „Sie still! Moritz ist gerade dabei, uns alles zu sagen, was wir wissen müssen und es ist jetzt echt nicht die Zeit dafür, über seinen Vater in seiner Gegenwart abzulästern! Meinst du nicht, dass das Moritz verletzen könnte?"

Sie murmelte nur etwas vor sich hin, was ich leider (oder zum Glück) nicht verstehen konnte. Jasmin seufzte nur und sagte mir damit eindeutig, dass ich Nina ignorieren sollte. Gute Idee, Jas-Jas, das Mädel muss einfach immer einen blöden Kommentar ablassen.

„Also, wo waren wir?", sagte ich stur.

„Äh", brachten alle nur heraus.

Moritz sah geknickt aus. „Sie hat ja Recht, Luisa. Er war... schwach"

Auch wenn meine Mum immer sagte, dass es keineswegs Schwäche war, wenn man seine Gefühle offen zeigte, aber das war zu viel. Das würde sogar sie einsehen müssen. Ich wollte nämlich einwenden, dass das keine Schwäche war, aber na ja. Ich fand es wirklich schwach. Stärke war das nicht.

„Das heißt, meine leibliche Mutter muss jetzt die ganze Zeit damit leben, dass sich ein Mann wegen ihr umgebracht hat", fasste ich zusammen.

„Genau", meinte Moritz.

„Wow, wie soll man den damit leben können?", fragte Alexandra.

„Manche Menschen können das...", antwortete Jasmin.

„... und Andere frisst es innerlich auf", ergänzte Felix. Irgendwie hatten die beiden etwas von einem Ehepaar. Oh je, das würde Jasmin nicht gerne hören.

„Dass das mein Vater wegen der Königin Selbstmord begann, ärgerte sie schrecklich", erzählte Moritz weiter. „Immerhin war sie jetzt eine allein erziehende Mutter. Das war zwar in Fantasytia kein Problem, aber trotzdem. Sie hatte ihn geliebt" Als er unsere verwunderten Zwischenkommentare hörte, fügte er schnell hinzu: „Ich glaube, sie war mal eine gute Fee. Eine richtig weise und mächtige Poetenfee und genau diese Macht wird noch ein großes Problem werden"

„Inwiefern?", fragte Michael sachlich.

„Sie hat sich sehr viele Zaubersprüche der Zauber- und Heilerfeen angeeignet. Die wollte sie gegen die Königin und die Götter und Prinzen anwenden"

Michael und ich schluckten gleichzeitig. Toll. Meine leibliche Mutter würde also von ihren eigenen Kräften fertig gemacht werden.

„Und warum hat sie 15 Jahre gewartet? Ich meine, 15 Jahre?", betonte Jasmin extrem.

„Die Prophezeiung, die euch die Königin sicher schon vorgelesen hat, gab es vor 15 Jahren schon und meine Mutter wusste natürlich, dass sie der Feind sein muss. Ihr gefiel es zwar nur teils, dass jetzt jeder wusste, dass bald etwas passieren wird, aber ganz so schlecht fand sie es dann auch wieder nicht. Sie verhielt sich weiterhin normal. Nur in den letzten Jahren, veränderte sie sich zu der Illona, die ihr kennt. Sie war davor anders. Wirklich"

„Schwer vorstellbar, aber nicht komplett unvorstellbar", meinte Lorenz dazu.

Illona soll mal nett gewesen sein?

„Warum ist sie in Fantasytia so unbeliebt?", fragte ich mit kaltem Unterton.

Er sah mich an. „Die Bewohner ahnen, dass die Bedrohung von ihr kommt, eben da sie sich so negativ verändert hat"

Ich unterdrückte das „Interessant", das ich am liebsten loswerden wollte. Aber das tat ich nicht. Das wäre blöd. So was war doch nicht interessant. Na ja, doch schon irgendwie.

„Sag mal, woher weißt du das alles?", fragte Felix ein bisschen skeptisch.

Nun sah Moritz Felix an. „Nun, sie hat mir ziemlich oft von ihren Plänen erzählt und wenn ich sie preisgeben würde, dann..." Er sah auf den Boden und seufzte.

„... wird sie dich nicht mehr als deinen Sohn bezeichnen, oder?", beendete ich.

Er sah mich verdutzt an, genau wie die Anderen. „Ja, genau. Woher...?"

„Na ja", unterbrach ich. „Ich verwende Empathie. Ein Wort, das man in Sozialwesen lernt. Es heißt, dass man sich in andere hineinversetzen kann. Und das habe ich getan. Ich hab mir vorgestellt, Illona zu sein. Wenn ich so böse wäre, wie sie, würde ich genau das tun"

Wow, ich hatte es wirklich geschafft, mich in Illona zu versetzen! Applaus für mich! Aber ob mir das noch ein zweites Mal gelingen würde? Wohl kaum.

„Und du riskierst das? Für uns?", wandte Michael ein.

„Ja, ich will das alles gar nicht. Ich will nicht mit ihr dafür bestraft werden, falls sich die Prophezeiung erfühlt, was höchstwahrscheinlich ist. Ich will ihr auch nicht in den Rücken fallen, aber ich musste mich zwischen meinem Gewissen und ihr entscheiden und mal ehrlich: Auch wenn sie meine Mutter ist, ich kann mein schlechtes Gewissen nicht einfach unterdrücken"

Uns brauchst du das nicht erklären", meinte Michael fröhlich.

„Ja, wir würden doch alle so handeln, oder Leute?" Michaels Freundin sah in die Runde und wir entgegneten ihr mit Nicken. Sogar Nina nickte.

„Das freut mich" Er sagte es ziemlich leise.

„Sollten wir sonst noch was wissen?", fragte ich.

Er sah mich schon wieder an. „Ja. Den grausamen Teil"

Allein bei dem Wort grausam, bekam ich schon Tränen in den Augen. Mist.

„Oh-Oh", machte Nina.

„Das hört sich schlecht an" Alexandra.

„Oh ja, und wie!" Lorenz.

„Eieiei" Jasmin machte mich nach.

Ich seufzte nur ernst. Okay, ich war bereit.

„Gut" Er räusperte sich. „Ich muss euch sagen, euer Feind oder unser Feind, wenn es euch nichts ausmacht, dass ich mich euch anschließe, ist wirklich tödlich"

„Noch mal Oh-Oh" Nina.

„Klar, wollen wir, dass du dabei bist", stellte Michael klar.

„Wir müssen ja jetzt auf dich aufpassen, wo Illona dich doch jetzt verstoßen wird, Kumpel", sagte Lorenz und Nicole und ich sogen die Luft beeindruckt ein.

„Kumpel?"

„Ja, Moritz. Kumpel"

Nicole grinste ihren Prinzen so stolz an. Das war ja schon unbeschreiblich.



(erzählt von Moritz)

Jetzt kam der schlechte Teil. Der Grausame. Der Teil, auf den ich gerne verzichten würde; vor allen weil ich nicht wusste, wie sie reagieren würden. Doch ich musste es ihnen sagen. Jetzt hatte ich es schon angekündigt. Egal, wie schrecklich es war. Es musste sein! Ich wollte mein Gewissen nicht weiter belasten- nur, weil meine Mutter den Tod meines Vaters (oder eher den Selbstmord) nicht auf sich beruhen lassen konnte. Für mich, ihren Sohn, tat sie das nicht. Das tat sie für sich selbst. Sie tat eigentlich alles für sich, seit sie böse wurde. Es gab eigentlich nichts mehr, was sie noch für mich tat. Manchmal glaubte ich, hätte sie sogar ein bisschen gehofft, dass ich auch böse wurde. Nur, irgendwie, hatte das bei mir nicht geklappt. Was auch gut so war. Ich wollte nicht so enden wie sie. Wahrscheinlich im Knast in Fantasytia. Nein, ich wollte ein normaler Feenmann sein. Ich wollte in die Schule gehen. Ich wollte meine erste Freundin haben. Ich wollte Leben- in Freiheit.

Ich räusperte mich. „Nun gut. Ihr wisst, sie will die Königin und dich, Luisa, töten. Und wenn es der Zufall will, auch noch euch Anderen" Angespanntes Stöhnen bei vielen. „Ja, ich weiß. Das ist schlimm. Aber es gibt noch etwas Schlimmeres. Sie hat bereits schon getötet" Ich sah Luisa traurig an. Das würde nicht leicht werden. „Ich... weiß nicht, wie ich dir das sagen soll, Luisa"

Sie hatte bereits Tränen in den Augen. „Sags einfach schnell"

Ihre Freundinnen waren schon bereit, um sie zu trösten. Ich kam mir vor wie das größte Arschloch der Welt.

„Ähm, das erste Opfer, ist schon seit 15 Jahren tot. Es ist... dein Vater"

Sie riss ihre Augen weit auf und sie sammelten sich mit Tränen. Dann sah sie auf den Boden. „Warum?" Sie sah wieder hoch und war wütend. „Warum hat sie ihn umgebracht?"

„Weil sie... deiner Mutter keinen Mann mehr gegönnt hat" Die letzten Worte sagte ich nur noch zögerlich.

Sie begann zu schluchzen. Ich war echt ein Arschloch. Ich war das Arschlochkind einer pubertären Schlampe.

„Sie hat also der Königin nicht ihr Glück gegönnt", fasste Lorenz zusammen. Ich nickte ihm zu. „Wow, was für ne... äh"

„Schlampe. Sags ruhig, Lorenz"

Er sah mich bedeppert an. „Ja. Schlampe. Sie hat einem anderen Kind den Vater weggenommen"

„Das hast du jetzt schön gesagt, Lorenz", hörte ich Nicole schüchtern sagen. Doch dann tröstete sie ihre Freundin weiter, die nur noch weinte.

„Soll ich aufhören?" So ängstlich war ich ja noch nie gewesen! Luisa löste etwas in mir aus. Bei ihr hatte ich keine Angst, meine Angst und meine Gefühle zu zeigen. Ihr war es anscheinend auch egal.

Sie sah mich endlich wieder an. „Ne, klar. Hat sie vielleicht noch ne Tante oder so von mir umgebracht?"

„Ne, die Schwester deiner Mutter, Atanasia, lebt noch"

„Das war ironisch gemeint", sagte sie bitter ernst.

„Also, sie hat noch jemanden zweites umgebracht" Allein bei diesen Worten begann Luisa wieder an, zu weinen. „Äh, er hat allerdings nichts mit deiner Familie zu tun. Sie hat den damaligen Anführer der Poetenfeen umgebracht, in der Hoffnung, dass sie die Anführerin der Poetenfeen wird"

„Naiv ist sie also auch noch!", kommentierte Lorenz.

„Das ist allerdings noch nicht so lange her", erklärte ich. „Erst vor ein paar Jahren, als die Königin noch auf der Suche nach euch war. Dieser Anführer stand irgendwie in Verbindung mit Xenia, so weit ich weiß. Aber da bin ich mir nicht sicher"

„Ich bin ein Kind der Hölle", hörte ich Luisa düster vor sich hin murmeln.

Jasmin strich ihr durchs Haar. „Nein, das bist du nicht. Du bist wundervoll und wirst mal eine gute Fee und Königin sein. Na ja, es wäre schon blöd, wenn du zufällig eine Poetenfee werden solltest, aber irgendwie glaube ich das nicht. Nur, weil du ziemlich kreativ bist und Lieder schreibst und so" Sie machte eine bedrückte Pause. „Wie auch immer. Es hat rein gar nichts mit deiner Geburt zu tun, dass Illona so..." Sie suchte nach dem richtigen Wort. „ mörderisch ist"

„Die Königin hat mir nie den Grund erzählt, warum der König nicht mehr da ist. Sie hat immer nur gesagt, er ist tot"

„Wahrscheinlich hat sie gemeint, du bist seelisch noch nicht bereit dazu", überlegte ich. Ich wusste es nicht. Das war ein Mutter-Tochter-Ding.

„Wars das? War das alles, was wir wissen sollten?" Luisa schluckte schwer, aber sie versuchte tapfer zu bleiben.

„Das waren die Grundinfos. Falls ich etwas vergessen haben sollte, und es mir wieder einfällt, werd ich es euch natürlich erzählen"

„Okay"

„Das reicht für heute auch", meinte Jasmin bestimmend.

Mir reicht es auch und bei mir wurde nicht der Vater umgebracht", sagte Alexandra mitfühlend.

„Zuerst diese Eiswüste und jetzt noch das. Illona lässt auch nichts aus, um uns zu quälen, oder Moritz?", fragte mich Felix.

„Na ja, die zwei Decken sind auch von ihr" Ich zeigte auf sie. „Die hat sie aber nur dazugelegt, damit sie Luisa in die Augen sehen kann, wenn sie sie tötet"

Luisa begann wieder zu Weinen.

Mist. Das hätte ich jetzt nicht sagen sollen.

Ich ging zu ihr hin, berührte sie an der Schulter und sie sah mich an. Dann sprach ich: „Luisa, ich stehe auf eurer Seite, wenn ihr wollt. Ich werde versuchen, dich zu beschützen. Du bist wichtig für die Zukunft von Fantasytia. Du darfst jetzt nur nicht durchdrehen, okay?"

Sie schniefte. „Ja, okay"



(erzählt von Luisa)

Dreck. Ich fühlte mich wie der letzte Dreck. Anders war das nicht zu beschreiben.

Der Tag war echt bescheiden. Ich wollte nach hause. Aber das ging nicht. Das wusste ich natürlich.

Okay. JETZT will ich doch sterben.

Ich würde niemals meinen Vater kennen lernen. Nur, weil Illona glaubte, der Richter über das Schicksal sein zu können. Ob ich mich bei einem nächsten Treffen noch unter Kontrolle halten konnte, wollte ich lieber nicht versprechen. Ich garantierte für nichts! Ich hasste sie! Und wie ich sie hasste! Doch ich wusste, dass sie damit nicht durchkam. Eine Prophezeiung war sehr schwierig zu brechen. Und das war vielleicht auch gut so.



(erzählt von Lorenz)

Okay. Moritz war jetzt auch ehrlich. Also konnte ich es auch ruhig sein. Ich hatte nun das, was ich von Moritz wollte. Jetzt konnte ich ihn mögen. Was konnte er denn dafür, wenn seine Mutter irgendwie zum Bösen wechselte? Nichts und deswegen konnte Moritz einem sogar nur leid tun. Na, zum Glück, waren meine Eltern normale Menschen. Puh.

Also, ich wollte ehrlich sein. Krass, ich nahm mir Moritz als Vorbild! Aber das würde jetzt sicher schwer werden. Noch nie hatte ich meine Gefühle so preisgegeben. Aber ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste es ihr sagen. Jetzt. Nicht morgen, wo wir vielleicht nicht mehr lebten (oder doch? Wenn Illona Luisa in die Augen sehen wollte, wenn sie sie tötete?) und erst recht nicht in ner Woche. Bis dahin haben würden mich meine Gefühle bestimmt umbringen. Sozusagen, Liebeskummer noch bevors schlimm wird. Haha.

Ich atmete tief durch und berührte Nicole an der Schulter, woraufhin sie sich zu mir umdrehte und mich anlächelte. Hör auf, mich anzulächeln. Sonst mach ich noch nen Rückzieher! Aber nein, das würde ich jetzt sicher nicht tun.

„Lorenz, was gibt's?" Sie schien auch froh darüber zu sein, dass Moritz nun keine Geheimnisse mehr vor ihrer Freundin Luisa hatte.

„Können wir kurz reden? Allein?"

„Klar, warum nicht?"

Sie ging mit mir mit. Dann drehte ich mich wieder zu ihr und seufzte aus.

„Du kannst mir alles sagen. Ist kein Problem", meinte sie.

„Danke, aber das will ich jetzt tun", gestand ich ihr.

„Hab ich irgendwas getan, oder so?"

„Ja, irgendwie schon"

„Oh Gott, bist du sauer auf mich?"

Ich sah sie irritiert an. „Nein!" So ein Mist! Ich meinte es doch vollkommen anders! Ich musste jetzt irgendwie anfangen. Aber der Anfang war so schwer- genau wie vorhin bei Moritz. „Okay. Also, ich hab mir gedacht, Moritz war auch so ehrlich, da könnte ich es auch sein und das will ich jetzt auch sein"

„Aha. Okay"

„Ja, also" Ich kam einfach nicht vom Fleck! Ich richtete nervös meine Haare hin und lachte. „Also, wenn mich Max so sehen würde. Uiuiui" Dann hörte ich Trottel auf zu lachen, weil mich Nicole mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Tja. Wie auch immer. Es ist mir jetzt total egal, wenn du nicht so denkst, aber ich muss es dir jetzt sagen, weil sonst dreh ich noch durch und du weißt ja, wie ich bin, wenn ich durchdrehe" Erst jetzt holte ich wieder Luft.

„Lorenz, egal was es ist, du brauchst dich nicht dafür schämen"

„Ja ja, klar", murmelte ich nervös und fasste mir schon wieder in die Haare. „Okay. Eigentlich hat es ja was Unmännliches, jemanden seine Liebe zu gestehen, finde ich, aber na ja. Wie gesagt, ich halts nicht mehr aus. Ich weiß auch nicht, aber irgendwas hat mich an dir beeindruckt. Als du da in der Prüfung bewusstlos am Boden gelegen bist, dachte ich echt, du stirbst mir weg"

Nicole lachte kurz. „Ehrlich? Ja, das dachte ich auch" Sie räusperte sich und ihr Lachen verstummte. „Okay. Du bist beeindruckt von mir?"

„Ja"

„Und was hab ich angestellt?"

„Du hast meinen schlechten Charakter berührt und umgepolt. Erst durch dich hab ich gesehen, wie seltsam mein Leben davor war"

„Du meinst, in Bezug auf Max und deine Clique, oder?" Ich nickte verlegen. „Das war eigentlich auch meine Absicht, aber... ich weiß jetzt, echt nicht, was ich sagen soll"

„Worauf ich die ganze Zeit hinauswollte..." Komm schon, komm schon. Du hast dich schon seit langer Zeit auf diesen Satz vorbereitet, also sag ihn auch, verdammt!



(erzählt von Nicole)

Gottohgott, was kam denn jetzt? Es musste ihn ja echt schwer fallen. Ich wollte ihm schon sagen, dass er es lassen soll, wenn er es nicht kann, aber, dazu hatte ich nicht mehr die Gelegenheit, denn er redete bereits weiter: „ich... hab mich total in dich verliebt. Ich weiß nicht mehr genau, seit wann, aber ich glaube, irgendwann in der Prüfung muss es passiert sein"

Schock!

Das hätte ich jetzt nicht erwartet!

„Äh, ja..." Ich war völlig verwirrt. „Ich finde nicht, dass das unmännlich ist, Lorenz. Ich finde es sogar ziemlich mutig. Max hätte sich das sicher nicht getraut"

„Durch dich bin ich auch mutiger geworden", redete er weiter. „Du findest es nicht unmännlich? Echt nicht? Kein bisschen?"

„Nein, überhaupt nicht"

Er sah schüchtern zum Boden.

Ja, jetzt war ich dran mit Reden. Das war mir klar. Aber wie sollte ich anfangen?

„Lorenz..." Er sah vom Boden auf. „Wow, du glaubst ja gar nicht, wie erleichtert ich da drüber bin, dass du wirklich nicht in Lui verliebt bist. Das hätte mir nämlich total das Herz gebrochen. Und na ja... Ich fühl da genau wie du, Lorenz"

Erst einige Sekunden später, schien Lorenz zu kapieren, was das Objekt seines Schutzes da grad zu ihm gesagt hatte. Zuerst grinste er nur, dann versteinerte sein Gesicht und er starrte mich an.

„Was? Ehrlich?"

Ich lachte. „Ja, ganz ehrlich"

„Wow"

„Ja, wow" Irgendwas musste jetzt passieren. Ich wurde wieder ernster. „Lorenz, wie sollen wir jetzt weiter machen? So viel wissen wir jetzt auch noch nicht voneinander"

Sein Grinsen verschwand. „Ja, stimmt"

„Wir können uns einfach langsam näher kommen, wenn wir wollen. Wir müssen ja jetzt nicht sofort ein Paar werden"

„Du könntest dir ne Beziehung mit mir vorstellen?"

Mein Prinz hatte einen so süßen und unsicheren Dackelblick drauf, dass ich einfach anfangen musste zu lachen. „Ja, doch! Sicher. Ich hätte zwar nie daran gedacht, dass mein erster Freund so einer wie du ist, aber so richtig hab ich ihn mir auch noch nicht vorgestellt"

„Du hast doch eben noch gesagt, wir müssen ja nicht sofort ein Paar sein und jetzt redest du so, als wären wir schon eins"

Mist. Stimmt! „Richtig" Ich dachte kurz nach. „Tja, ich sag ja nur, dass ich's mir vorstellen könnte"

„Aber das ist eine gute Idee von dir"

„Danke", sagte ich selbstgefällig und belustigt.

„Okay. Also, wir lernen uns besser kennen und lassen einfach alles auf uns zu kommen", fasste Lorenz zusammen. Ich nickte. „Würde es dich dann stören, wenn ich dich küsse?"

Ich schluckte. „Nein" Ich kicherte in mich hinein.

Er kam zu mir hin, sah mir tief in die Augen und küsste mich dann. Sanft, leidenschaftlich und wundervoll.



(erzählt von Zarina)

Ich saß in meinem vollkommen normalen Zimmer im See der Träume, wie der See, in dem meine Freundinnen, meine Eltern, ich und noch viele andere, lebten. Klar, nicht alle Meerjungfrauenfeen lebten dort, aber die meisten, würde ich jetzt mal sagen.

Meine Gedanken schiffen die ganze Zeit zu den Götter und Prinzen. Irgendwie waren sie schon ein bisschen zu lange weg. Und das machte mir Sorgen. Seit vier Stunden waren sie schon weg und ihre Eltern mussten sich auch schon Sorgen machen. Irgendetwas lief hier wieder aus dem Ruder, doch dieses Mal war es nicht meine Schuld. Dann erinnerte ich mich wieder an Nicoles und Lorenz' Prüfung. Mich würde ja wirklich interessieren, wer mir da in meinen Job gepfuscht hat. Bestimmt jemand, der nicht wollte, dass die Götter und Prinzen die Prüfung bestehen und vielleicht auch überleben. Doch wer konnte das sein? Natürlich! Der Feind aus der Prophezeiung! Hm, aber was sollte das den für eine Fee sein? Na ja, es gab schon ein paar Einzelne, die sich verdächtig verhielten, aber so richtig glaubte ich nicht daran.

War es vielleicht Moritz? Ach, ne, der steht doch ziemlich unter Illonas Fuchtel.

Illona? Ja, das wäre schon besser möglich. Um Gottes Willen! Das wäre ja schrecklich. Seit dem Tod (oder eher Selbstmord) ihres Mannes, so erzählten mir meine Eltern, veränderte sie sich ständig- und zwar zum negativen. Man hatte das Gefühl, sie wurde immer bösartiger, von Tag zu Tag.

Irgendwas stimmte das wirklich nicht! Oh Mist!

Doch plötzlich klopfte es an meiner Tür und drei Köpfe sahen herein. Ich drehte mich um.

„Hallo Zarina", begrüßte mich Larissa und betrat mein Zimmer.

„Wir hoffen, wir stören nicht", ergänzte Diana und schwamm ihrer Zwillingsschwester.

Emiliara bildete natürlich wieder das Schlusslicht. „Weißt du, wies den Göttern und Prinzen geht?"

„Oh, du meinst, wegen Felix, oder?", fragte Larissa sofort und kicherte.

„Äh..."

Doch Diana schlug ihrer Zwillingsschwester mit dem Ellbogen eine rein. „Sei doch nicht immer so unsensibel! Ich mach das dann auch bei dir, wenn du verliebt bist"

„Ich verliebe mich nicht", protestierte Larissa.

„Jeder verliebt sich irgendwann mal"

„Genau", pflichtete ich Diana bei. „und meistens dann, wenn man es am meisten erwartet. Oder glaubst du echt, Emiliara hätte gedacht, dass sie sich in einen der Prinzen verliebt?" Larissa verschränkte die Arme vor der Brust. Als sie mir keine Antwort gab, wandte ich mich an Emiliara: „Ich hab leider keine Ahnung, was mit ihnen ist. Mir ist gerade aufgefallen, dass sie schon ziemlich lange brauchen. Klar, in Musica haben sie auch etwas lange gebraucht..."

„...aber das war auch ihre allererste Mission", unterbrach mich Diana.

Ich nickte ihr zu. „Genau. Aber da waren sie nach zwei oder drei Stunden wieder da und in Japanitia sind sie schon seit ungefähr vier Stunden" Emiliara sah mich schockiert an. „Sorry. Ich weiß, das ist nicht das, was du hören wolltest"

„Ich wollte die Wahrheit wissen", sagte sie nur und senkte den Blick.

Ich schwamm zu ihr hin und nahm sie in den Arm. „Das wird schon gut gehen. Ganz bestimmt. Ich mach mir doch genauso viele Sorgen um sie wie du. Aber Felix wird schon auf sich aufpassen. Auf sich und Jasmin. Eher würde er sterben, bevor er einen schlechten Job erledigt, glaube ich" Ich lächelte ihr zu.

„Was? Meinst du echt, er würde eher..." Sie bekam Tränen in die Augen.

„Na? Wer ist da jetzt unsensibel?", fragte Larissa Diana schnippisch, doch ihre Zwillingsschwester, die ein violettes, glitzerndes, japanisches Z auf ihrer Handinnenfläche hatte, warf ihr nur einen bösen Blick zu.

„Sorry, sorry, sorry", entschuldigte ich mich hastig.

„Du hast ja Recht", seufzte Emiliara und setzte sich resigniert auf mein Bett und wischte sie die Tränen weg. „Er will alles so gut wie möglich machen. Ja, so schätze ich ihn auch ein"

„Aber ihr habt euch doch erst einmal gesehen", wandte Larissa ein.

„Du warst echt noch nie verliebt!", stöhnte Diana.

Larissa schnalzte mit der Zunge.

„Ja, das stimmt schon, aber... irgendwie habe ich das Gefühl, als würde ich ihn schon lange kennen", antwortete Emiliara verträumt. Ein „Doch in meinen Träumen hab ich ihn schon oft gesehen" schien fast über ihr zu schweben.

„Wie auch immer", meinte ich voller Optimismus und stand auf. „sie werden zurückkommen! Da bin ich mir sicher! Japanitia ist nicht so gefährlich wie Historytia oder Futuresitia. Das passt schon"

Doch so sicher, wie ich tat, war ich mir da gar nicht.



(erzählt von Luisa)

Wir saßen in der Höhle auf den zwei Decken und wärmten uns am Feuer, das Felix und Moritz angebracht hatten. Alexandra begab sich auf die Suche nach Nicole und Lorenz und schien sie nicht zu finden. Na ja, die hatten halt was zu besprechen. Oder sie wollten alleine sein.

Ach, war doch auch egal. Sie waren freie Menschen, die tun und lassen konnten, was sie wollten. Solange sie nichts Kriminelles machten (aber mal ehrlich: was sollte man hier schon Kriminelles machen?). Tja, und so musste Al sich wohl gedulden und warten. Doch die Beiden, die ziemlich verliebt aussahen, kamen ziemlich eng nebeneinander gehend zu uns zurück und plötzlich schien Al wieder alles zu wissen, was sie wissen musste. Wahrscheinlich hatten sie mal über Jungs geredet und waren dann irgendwie auf Lorenz gekommen. Keine Ahnung.

Doch dann wurde Alexandra wieder ruhiger und bedrückter. Sie hatte die Arme um ihre abgewinkelten Beine und sah auf den Boden. Michael hatte sich an sie gekuschelt, doch das schien ihr nicht wirklich auf zufallen. Sie starrte einfach nur vor sich hin.

Tja, meine Hilfsbereitschaft meldete sich: „Al, stimmt was nicht?"

Sie schreckte hoch. „Ehrlich, Lui", sagte sie traurig, so dass Michael die Kuschelei beendete und sie verdutzt ansah. „glaubst du wirklich im Ernst, dass wir hier alle noch lebend rauskommen?"

Hätte ich nur nicht gefragt! „Na ja, vielleicht"

Sie erhob ihre Stimme wieder. „Siehst du? Du glaubst auch nicht dran, obwohl Illona dir schließlich in die Augen sehen will, wenn sie dich tötet. Du wirst hier sicher rauskommen und Moritz auch. Nur wir anderen nicht"

„Al..." Mir kamen erneut die Tränen. Ich rutschte zu ihr hin und knuddelte sie. „Dann sterben wir halt gemeinsam"

Sie sah mich unter Tränen an. „Aber ich will noch nicht sterben. Von mir aus kann ich dann sterben, wenn ich endlich Michaels Vater kennen gelernt habe!"

Michael stockte der Atem und wenn das stimmte, was meine Eltern über Michaels Vater sagten, war es vielleicht auch berechtigt.

„Langsam frage ich mich, warum wir hier das überhaupt tun", schluchzte Alexandra.

„Wir tun es für Fantasytia", sagte Michael.

„Ja, klar. Aber warum genau? Dieser Ort kann uns doch theoretisch am Arsch vorbei gehen"

„Ja, theoretisch wie du sagst", heulte ich mit ihr. „aber praktisch nicht. Denn dazu sind wir viel hilfsbereit und besonders. Außerdem ist es unsere Aufgabe, die Königin und diesen wundervollen Ort zu beschützen. Was ist denn nur los mit dir?"

Nun begann sie richtig, richtig doll zu weinen. Michael nahm sie in den Arm und sah mich an. Ich strich meiner Freundin über die weizenblonden Haare.

Dann sah sie mich wieder an. „Ich bin nur total unglücklich. Ich hab mir so viel vorgenommen, für mein Leben. Ich wollte den Abschluss schaffen, mit Michael zusammen ziehen" Ihr Freund sah sie verdutzt an. „heiraten, Kinder kriegen, meine Kinder durch ihr Leben begleiten, meinen Traumjob gut machen und mit 80 glücklich im Schlaf sterben"

„Das ist echt ein guter Plan", hörte ich Moritz von der anderen Seite des Feuers murmeln.

„Ich weiß" Al schniefte. „die Göttin der Hoffnung darf niemals die Hoffnung verlieren, aber... nur... es ist so schwer. Eigentlich ist mir das noch nie passiert. Auch die Hoffnung, dass mein Bruder mal klüger wird, hab ich immer noch nicht aufgegeben" Ich lächelte. Ja, stimmt. Sie und Fabian mit ihren ewigen Morddrohungen, die sie bestimmt nicht ernst meinten. Ich sags euch, wenn Fabian erst mal erfährt, dass seine Schwester eine Göttin ist und eine Welt retten muss, wird er lachen. Aber ich bin mir sicher, dass er an sie und ihre Fähigkeiten glaubt (auch wenn er sich manchmal eine normalere Schwester wünschte. Das hatte er mir mal selbst erzählt).

„Aber die Göttin der Hoffnung ist auch nur ein Mensch und jeder Mensch hat mal Zweifel", sagte Michael ruhig und strich ihr übers Haar und Alexandra sah ihn mit großen Augen an. „Wir sind nun mal erdische Götter und keine heiligen Götter. So heißen die doch, oder, Luisa?"

„Äh" Warum fragt er ausgerechnet mich das? „Ja, ich denke schon. Oder sie nennen ihn auch den obersten Gott"

„Genau", sagte er nun wieder zu Alexandra, die schluckte und wieder etwas fröhlicher aussah. „Wir kommen hier sicher wieder raus. Und wenn nicht, sterben wir anderen halt als Helden" Er lächelte sie wunderbar an und ich wünschte mir, ich hätte auch so einen süßen Freund.

Sie stand so ganz typisch sie auf, ballte die Hände zu Fäusten, strahlte uns an und verkündete: „Oh ja, ihr habt ja so recht. Selbst wenn wir Anderen sterben, werden wir im Herzen der Bewohner weiter leben und sie werden stolz auf ihre erdischen Götter sein"

Ich verzog das Gesicht. Na ja, eigentlich hatte Michael es ein bisschen anders gesagt, aber so hat er's auf alle Fälle gemeint.

„Schön, du bist wieder du selbst", stellte Moritz fest, der uns anscheinend belauscht hatte.

Alexandra sah ihn an. „Ja! Aber hier muss es doch einen Ausgang geben, oder, Moritz? Es gibt doch einen" Aufgeregt lief sie zu ihm hin.

Er stand auf, um ihr in die Augen sehen zu können. „Na ja, ich glaub nicht. Ich würde mal sagen, der Ausgang ist sie"

„Oh", machte Alexandra für kurze Zeit resigniert, doch dann fügte sie fröhlicher hinzu: „Ach, dann... dann... sterben wir wenigstens nicht allein" Sie lachte und hüpfte in der Gegend herum.

Doch genau dieses Rumgehüpfe sorgte dafür, dass sie dummerweise stolperte und total umknickte (autsch!). Michael, Nicole und ich liefen sofort zu ihr hin (wir drei wieder, hihi) und halfen ihr auf, doch irgendwie schien sie sich mehr getan zu haben.

„Ich kann irgendwie nicht aufstehen", teilte uns Alexandra mit. „Es tut zu sehr weh"

„Okay. Dann tragen wir dich zurück zur Decke", bestimmte Michael und Nicole und ich hatten keine Einwände, also wurde es so gemacht.

Als Al wieder auf der Decke neben der immer noch schlafenden Nina und dem wachen Lorenz saß, meinte sie belustigt: „Oh man. Typisch ich. Meint ihr, ich hab mir was gebrochen?"

„Vielleicht tuts einfach nur so kurz weh", hoffte ich.

„Sport ist Mord", kicherte Alexandra und Nicole und ich lachten mit. Klar, wir wussten ja, dass Al NICHT diese Einstellung teilte.

Moritz kam zu uns und beäugte Alexandras Fuß. „Hm. Tuts immer noch weh?"

„Ja, schon"

„Und nach gelassen hat es auch nicht?", fragte ich.

„Nein, immer noch nicht"

„Dann muss er verstaucht sein oder so was", überlegte Moritz.

„Oh jemine", machte da Alexandra und lachte.

Michael seufzte. „Was hab ich mir da nur für eine Freundin und Objekt des Schutzes gesucht?"

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