Kapitel 6: In der Hölle

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(erzählt von Luisa)


Lorenz brummte etwas vor sich hin und ich kicherte in mich hinein. Ja, mir war es auch lange so ergangen, bis ich selbst angefangen hatte, mich literarisch kreativ auszuleben. So was konnte man nur dann wissen, wenn man es selbst empfand.

„Okay", unterbrach Alexandra. „Was machen wir jetzt?"

Du machst jetzt gar nichts mehr, außer dich auszuruhen", befahl Michael.

„Ach, du bist so süß, wenn du dich Sorgen um mich machst"

Lorenz stöhnte genervt. „Oh man, Michael, du behandelst sie wie ein kleines Kind und dabei dachte ich immer, ihr Frauen mögt das nicht, wenn man euch so behandelt"

„Ich weiß, dass er das nur macht, weil er mich liebt, Lorenz. Er würde mich nie unterdrücken" Alexandra liebkoste mit ihrer Hand Michaels Wange.

„Du würdest das sicher auch machen, wenn du deine Freundin beschützen müsstest", wandte Nicole an Lorenz gerichtet ein.

Al räusperte sich und Cola verstand genau, dass sie sich jetzt irgendwie verplappert haben musste. Ich verstand gar nichts. Was lief hier eigentlich?

Lorenz sah sie an. „Aha. Willst du mir irgendwas damit sagen?"

„Nein, nein" Sie lief rot an und schlug ihn. „Sei nicht immer so arrogant!"

„Und du sei nicht immer so..."

Felix ging dazwischen. „Leute, müsst ihr euch wirklich immer streiten?"

„Ich glaub, Felix, wir zwei sind die friedlichsten hier", seufzte Jasmin.

„Ja, dabei müsste doch Nicole die Friedlichste sein"

„Hey! Ich hab nie behauptet, ein friedlicher Mensch zu sein!", verteidigte sich Nicole sofort.

„Nina, bist du nicht müde?", fragte ich aus Gründen, die ich am liebsten in den Müll werfen würde.

Plötzlich hörten alle Diskussionen auf (Felix und Jasmin diskutierten über unsere Streitereien, Lorenz und Nicole kabbelten sich einfach so wie immer und Michael und Alexandra stritten sich darüber, ob Al sich ausruhen sollte oder nicht). Und Nina und ich standen als Oase der Ruhe mitten drin. Ja, wir hatten alle keine anderen Probleme. Oh man. Wenn die Königin uns so sehen würde. Ich glaube, sie würde freiwillig Atanasia die Krone geben (obwohl Atanasia sicher auch eine gute Königin wäre).

Sie und Jasmin sahen mich verwundert an. Nina antwortete: „Ja, schon. Aber es geht noch, danke"

„Das ist gut. Aber Al hat Recht. Wir wissen, dass es geklappt hat. Was tun wir jetzt?", sagte ich, ohne recht viel Luft dazwischen zu atmen.

„Na, nach Fantasytia zurück reisen", schlug Lorenz vor und Moritz stimmte ihn seltsamerweise zu.

Davon war ich so perplex, dass ich gar nicht mehr wusste, was er überhaupt gesagt hatte. So viel zum Thema: Frauen können zwei Dinge gleichzeitig. „Äh, ja. Klar"

„Wir sollten hier so schnell wie möglich verschwinden", sagte Moritz mystisch.

„Warum?", fragte Jasmin das, was ich auch gerade fragen wollte.

Lorenz ging einen Schritt auf Moritz zu, war allerdings immer noch weit von ihm entfernt. Er hatte sich während dem ganzen Überlegen-wie-man-Japanitia-retten-soll und dem Trösten von mir, weil ich mich Japanitia verbunden fühle, schön von Moritz ferngehalten und ich glaube, Cola war auch sehr dankbar darum.

„Du solltest lieber weiterhin die Klappe halten, Moritz", warnte Lorenz.

„Hey, es reicht!", ging Nicole sofort wieder dazwischen.

Statt Lorenz zu antworten, antwortete Moritz lieber Jasmin: „Nun, ich habe das Gefühl, hier wird noch was Schlimmes passieren"

Ja, ich hatte auch ein Gefühl und zwar eines, das mir sagte, dass Moritz mir etwas verschwieg. Schon wieder, wie mir schien. Und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich war ja schließlich in ihn verliebt.

„Ach, dein toller Moritz, Luisa, tut, als wäre er Superman!", sagte Lorenz mit Ironie getränkt.

„Lorenz!", schimpfte Cola weiter. Die Arme, echt.

„Gehen wir einfach", sagte ich ruhig.

„Ja, weil du ihm vertraust, verdammt noch mal!"

„Lorenz!"

„Lass mich! Ach, leckt mich doch!", fluchte Lorenz.

Wow, das war ja echt krass. Lorenz' Laune machte grad einen Totalabgang.

„Nein, ich werd ganz sicher nicht deinen Allerwertesten lecken!", sagte Nicole mega sauer. Das war echt gut gekontert!

Tu irgendwas, Lui. Sonst fließt hier noch Blut!

„Leute, Leute. Beruhigt euch doch. Moritz wollte doch nichts Schlechtes"

„Du bist echt naiv, Luisa", sagte Lorenz bösartig und unendlich wütend. „Du merkst einfach nicht, dass er dir was verschweigt. Und dabei dachte ich, du wärst nicht so wie die anderen, naiven Weiber!"

Plötzlich mischte sich Felix ein, der zu Lorenz ging und ihn schüttelte. „Red nicht so mit Luisa. Sie ist etwas Besonderes. Du siehst das nur nicht, weil du Moritz nicht ausstehen kannst"

„Was willst du denn jetzt von mir? Du stehst doch auf sie! Ja, das ist es!"

„Lorenz!" Nicole riss der Geduldsfaden und so zog sie Lorenz mit sich- weit weg von uns, beziehungsweise von Moritz.



(erzählt von Lorenz)

„Was ist dein Problem?" Cola sprach es langsam aus. Wahrscheinlich damit ich sie besser verstehen konnte.

„Ich..." Mehr brachte ich nicht heraus, weil sie so scharf aussah, wenn sie wütend war, dass ich einfach nur beeindruckt war. Ich liebe dich, Cola. Das ist mein Problem. Aber das konnte ich ihr nicht sagen.

Sie beruhigte sich etwas und redete etwas ruhiger weiter: „Warum macht er dich so wütend?" Und kleinlaut, viel zu kleinlaut für meine Cola (meine Cola? Oh man, war ich ihn sie verschossen!), fügte sie hinzu: „Bist du vielleicht in sie... verliebt?"

„Was? Nein"

„Warum regt es dich dann so auf, dass sie deiner Meinung nach so naiv ist?" Jetzt hatte sie wieder ihren normalen Ton drauf- scharf und einfach nur sexy.

„Ich... weil ich mittlerweile begriffen hab, warum sie ihn verteidigt. Sag bloß, dir ist das noch nicht aufgefallen?"

„Was meinst du?"

„Na, dass sie in ihn verknallt ist!"

Nicole stockte und sah plötzlich verwirrt aus. „Doch, schon und Al und Jasmin auch, aber ich hoff mal sehr für sie, dass du Unrecht hast"

„Siehst du? Genau das nervt mich"

„Du bist aber nicht ihr Prinz"

„Ich weiß. Aber ich find sie cool und ich will nicht, dass ihr das Arschloch weh tut, weil ich sie eben cool finde. Dass, das sie Max n Korb gegeben hat, finde ich so beeindruckend, dass sie es einfach nicht verdient hat, so verarscht zu werden"

Schon wieder wurde ihre Stimme kleinlaut. „Also, für mich sieht das ja so aus, als ob du..."

Ich unterbrach sie ganz schnell: „Ne, vergiss mal. Ich find sie nur cool. So wie dich"

„Du findest mich cool?" Ich nickte. Zuerst sah sie mich verwirrt an, doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck wieder in Richtung ernst. „Lenk nicht vom Thema ab!"

Ich find dich auf ne andere Art und Weise cool. Auf sexy,die-wäre-was-für-mich-Weise.

Aber das konnte ich ihr ja noch weniger sagen. Mist.



(erzählt von Luisa)

Ich ging vorsichtig zu Felix hin und berührte ihn ganz unverdächtig (dass er sich nicht irgendwelche Hoffnungen machte, meine ich) an der Schulter. „Danke Felix, fürs Verteidigen"

„Äh, bitte" Ich glaube, er ließ rot an.

„Also, irgendwie sind wir ganz schön unprofessionell", fiel Nina auf und setzte sich wieder auf denselben Baumstamm, auf dem ich bereits vorhin schon hin gesessen hatte.

Ich setzte mich stöhnend neben sie. „Oh ja, du hast ja soo recht"

„Danke", sagte sie sofort und ich lächelte sie an. Was ja ziemlich selten war.



(erzählt von Lorenz)

Mist, mist, mist. Ich glaube, ich himmelte sie an. Ich wollte aber nicht so aussehen, als würde ich sie anhimmeln.

„Ich dachte, du wärst tolerant. Zumindest sagst du das immer. Also, sei so tolerant genug und toleriere, dass Luisa höchstwahrscheinlich einen Fehler macht und Moritz vertraut. Nehm es hin, dass er aus irgendwelchen seltsamen Gründen, hier ist. Und schau mich nicht so an!"

Erst in diesem Moment hatte ich es bemerkt. Shit! „Oh, sorry. Ja, ich werds versuchen. Ich weiß, ich bin viel zu hart zu ihm. Aber irgendwas stört mich an ihm. Er riecht so nach Lüge"

„Er riecht nach Lüge? Nur, weil er Illonas Sohn ist?"

„Nicht nur deswegen. Ich hab da so ein Gefühl..."

Sie verdrehte die Augen und verschränkte die Arme ineinander. „Alles klar, Trottel. Lass uns zu den Anderen gehen. Aber nur unter der Bedingung, dass du dich besser benimmst, okay?"

„Ja ja, okay. Aber du solltest auch toleranter sein"

„Nein, ich versuche dich nur ein bisschen stubenreiner zu machen"

„Was?"

Sie lachte. Ich liebe dieses Lachen.



(erzählt von Luisa)

Jetzt wo ich so näher drüber nachdachte, hatte Moritz Recht. Ich hatte auch so ein Gefühl, dass etwas passieren würde. Oder Moritz hatte mich total verunsichert. Oder mein Körper spinnte ein bisschen.

Ich sah zu Moritz, der mit ernster Miene neben mir stand, an und er starrte weiterhin abwechselnd ins Leere und dann wieder auf den Boden.

Irgendwas stimmt nicht mit dir, Moritz. Warum sagst dus mir nicht einfach? Bin ich wirklich so unvertrauenswürdig? Das macht mich so traurig... Was verbirgst du vor mir? Sag mir, was.

Schade, dass er mein stilles Gespräch mit ihm nicht hören konnte.

Doch plötzlich ging meine gesamte Aufmerksamkeit, was ja eine echte Seltenheit war, von Moritz weg und ich konzentrierte mich auf den Boden, der total seltsam bebte. Die Leute um uns herum, flüchteten schreiend in ihre Häuser (als obs das bringen würde). Und irgendwie veränderte sich die Umgebung und Moritz hatte wieder einen Teil meiner Aufmerksamkeit, das aber auch nur, weil er irgendwas vor sich hin murmelte.

Oh ja, du verschweigst mir was, sagte ich im Stillen zu ihm.

„Hey Leute, seht ihr das auch?", fragte ich in die Runde.

Plötzlich kamen Nicole und der nicht mehr total wütende Lorenz, und beide sahen uns schockiert an. „Was ist hier los?", fragte Cola.

„Also, siehst du es auch, Cola?", fragte ich.

„Wir sehen es alle", antwortete Michael.

„Aber was soll das sein?", fragte Jasmin. Wenn ich das nur wüsste!

„Sie tut es wirklich. Und ich bin noch da. Wie kann sie das nur tun? Argh", murmelte Moritz erneut vor sich hin.

„Moritz?" Er sah mich nicht an; es schien sogar, als würde er mich ignorieren. „Was redest du denn da?"

Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit. „Wie bitte? Was hast du gesagt?"

Ich sah ihn wehmütig an. „Moritz, du weißt doch ganz genau, was hier los ist, oder? Du murmelst, seit sich die Umgebung verändert, ständig etwas vor dich hin und ich habe dich gefragt, was du da redest. Bitte sag mir jetzt endlich, was du weißt. Es ist wirklich wichtig" Ein bisschen zu wichtig, wie mir scheint.

„Nein, nein. Ich weiß gar nichts" Ich sah ihn noch wehmütiger an. „Bitte, seh mich nicht so an"

Ich wurde wütend. „Oh, das macht dich nervös? Jetzt frage ich mich ja, warum!"

„Beruhige dich doch"

Er wollte mich berühren, so wie man es eben tut, wenn man jemanden beruhigen will, doch ich wich im Voraus schon aus. „Oh nein, ich werde mich erst beruhigen, wenn du aufhörst, mir wichtige Dinge zu verschweigen. Ich bin nämlich nicht so naiv, wie Lorenz behauptet!"

„Das weiß ich doch", meinte Moritz.

Ich war kurz davor, auszuflippen.

„Tut mir übrigens leid, wegen vorhin, Luisa", sagte Lorenz vollkommen ruhig und jetzt würde mich ja echt mal interessieren, was Nicole mit ihm angestellt hatte, dass er so schnell wieder er selbst wurde.

Ich warf Moritz einen bitterbösen Blick zu, redete allerdings mit Lorenz: „Na ja. Vielleicht hast du ja Recht und Moritz ist nicht hier um uns zu helfen"

„Äh, du gibst mir Recht?"

„Hm. Irgendwie schon" Ich schnaubte und wandte meinen Blick von meinem Schwarm. Lorenz sog schon wieder die Luft beeindruckt ein. „Vielleicht hast du aber auch Recht damit, dass ich langsam doch naiv werde"

Am liebsten hätte ich noch „Und das alles wegen diesen Trottel neben mir" hinzugefügt, aber das ging ja schlecht. Mittlerweile war ich nämlich nicht mehr ganz so überzeugt von Moritz, wie am Anfang- wahrscheinlich weil ich ihn nun mit anderen Augen sehen musste. Ich war ein Mensch, der viel Verstand hat und auch sonst sehr vernünftig ist, dennoch höre ich auch auf mein Gefühl. Mein Gefühl sagte mir eindeutig, dass ich ihm wirklich nicht trauen sollte und wenn er noch so süß ist. Und mein Verstand sagte mir: „Lass deine Finger von diesem komischen Typen! Ich weiß, es ist schwer, aber nicht unmöglich!" Dabei war es doch immer ziemlich selten, dass Gefühl und Verstand einer Meinung sind.

Der Boden bebte weiter und wir alle kamen schließlich immer mehr ins Wanken. Na ja, da war es vielleicht auch nicht recht hilfreich, wenn man leichte Absätze anhatte (und damit meine ich nicht Nina. Die trug in Fantasytia nie welche, seit der Prüfung). Nein, ich meinte damit Jasmin, die ja eigentlich immer recht gut auf Absätze gehen konnte, nur eben nicht, wenn der Boden und die Umgebung irgendwie die Form wechselten (tolle Definition für Erdbeben!).

„Uah!", machte Jasmin und rutschte immer näher an den Abgrund, der sich langsam bildete. „Felix!"

Eigentlich süß, dass sie ihren Prinz rief. Ich glaube, das würde ich auch tun, wenn ich Einen hätte- wer auch immer der Prinz der Loyalität war. Aber das Wort Loyalität war auch schon mal durchaus beruhigend.

Felix rutschte zu ihr hin und seltsamerweise hatte ich ein bisschen Angst um ihn (und natürlich um Jasmin). Er hielt ihr den Arm hin, doch sie rutschte immer weiter.

„Uah, Felix!"

Felix überlegte. Er sah richtig verzweifelt aus. Er zog Jasmin zu sich ran, doch so stark war er dann doch wieder nicht, auch wenn meine ABF nicht übergewichtig war. Aber er war es halt nicht gewöhnt und so kam er ebenfalls ins Rutschen und stürzte so mit meiner besten Freundin Jasmin Ösko in die Tiefe.

Beide schrieen sie.

Ich rutschte zu dem Abgrund und die Umgebung erinnerte mittlerweile eher an eine Art Eiswüste. Mein Hirn war verwirrt und die Welt schien sich zu drehen.

„Jas-Jas! Felix!" Ich fiel vor Verwirrung auf die Knie.

Moritz kam mir zur Hilfe und zog mich hoch. Ich wollte mich nicht mal wehren. Ich sah ihn nur eindringlich und flehend an. „Ich muss da hinterher. Auch wenn ich drauf geh. Ich will nicht ohne Jas-Jas leben"

Er sah mich traurig an. „Ja, ich weiß, aber es geht trotzdem nicht" Er zog mich weg. „Ich werd dich ganz sicher nicht sterben lassen. Das hab ich in Musica nicht getan und ich werds in Japanitia auch nicht tun"

Ich sah ihn beeindruckt an. JETZT wusste ich wieder, warum ich mich in ihn verliebt hatte: Er war ein Beschützer. Auch wenn ich nicht mit ihm zusammen war und es wahrscheinlich auch nie sein würde und ich eigentlich auch keinen Beschützer brauchte. Aber es war so. Das war der Grund.

Lorenz und Cola räusperten sich.

Mir kamen die Tränen. „Aber... sie ist meine beste Freundin. Wir müssen hinterher"

„Du glaubst ja gar nicht, wie Recht du damit hast"

„Was? Wie meinst du denn das schon wieder?"

„Egal", flüsterte er immer noch.

„Wir kommen mit. Oder, Michael?", sagte Alexandra.

„Klar" Michael nickte.

„Wir auch", sagte Nicole sofort und Lorenz widersprach ausnahmsweise nicht.

Jetzt rannten die Tränen an meiner Wange herunter. „Danke, Leute"

„Jasmin ist zu cool und zu nett, um jetzt schon zu sterben", fügte Nicole hinzu.

„Und ich komm natürlich auch mit. Immerhin bin ich ja mit ihr befreundet", sagte Nina und ihr glaubt gar nicht, wie stolz ich in dem Moment auf sie war, weil sie Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zeigte, ohne davor zu meckern. Sie kam näher an mich heran. „Und jetzt hör auf zu Flehen. Das ist ja furchtbar. Nur, wer springt zuerst?"

„Ich", meldeten sich Moritz und ich gleichzeitig.

Erst jetzt fiel mir auf, dass mich Moritz immer noch festhielt. „Du kannst mich loslassen"

„Oh ja, Entschuldigung"

Er ließ mich los und ich ging zum Abgrund und musste erst mal schlucken. „Okay. Dann springen wir gemeinsam"

Moritz nickte nur und so sprangen wir. Auch wenn ich schreckliche Angst davor hatte, zu sterben. Ich wollte erst in 60 Jahren diese Welt verlassen. Mit 75. Älter musste ich nicht werden, denn das Rentnerleben stellte ich mir total langweilig vor. Da wollte ich lieber sterben. Obwohl. Da würde ich wahrscheinlich noch Königin sein. Okay. Ich wollte doch erst in 70 Jahren sterben. Aber nicht ein Jahr länger! Wow, 70 Jahre.

Ich glaube, nach uns sprang Nina (ja, wirklich! Jetzt war ich noch stolzer auf sie) und Michael und Alexandra sprangen Arm in Arm. Bei Cola und Lorenz wusste ich es nicht.



(erzählt von Jasmin)

Ich stöhnte. Wo war ich? Ich setzte mich auf. Oh je, ich lag im Schnee. Aber warum? Wie kam ich da hin? Klar, Felix und ich waren in den Abgrund gefallen. Und da sah ich Felix, bewusstlos und das schlechte Gewissen kam und brachte mich zum Heulen. Ich rannte zu ihm hin und schüttelte ihn.

Okay. Gut. Er atmet noch.

Die Tränen kullerten über meine Wange und ein paar bekam Felix auch noch ab.

„Felix. Bitte. Du darfst nicht sterben. Das könnte ich mir nie verzeihen" Ich schluchzte. „Nein, nein, nein. Felix" Ich setzte mich neben ihn, das Gesicht in die Hände gestützt und weinte.

Gott, fühlte ich mich in dem Moment scheiße! Ich saß einfach da und heulte. So ging es bestimmt noch einige Minuten weiter. Bis...

„Jasmin?"

Ich sah auf. „Felix?"

Er kam näher. „Warum weinst du denn?"

„Ich dachte, du wärst... tot und das nur, weil ich Absätze trage" Ich schluchzte.

„Mir geht's total gut" Er begutachtete meinen Kopf. „Und bei dir?"

Ich schluckte die Tränen hinunter. „Mir geht's auch gut" Dann umarmte ich ihn und musste lachen. „Wie oft hast du mich jetzt schon Heulen gesehen? Du musst mich ja für ne echte Heulsuse halten"

„Nein. Du bist ein emotionaler Mensch und die weinen eben. Jeder Mensch weint. Und du gehörst eben zu denen, die es auch in der Öffentlichkeit tun"

Ich löste mich von der Umarmung und sah ihn an. „Es tut mir so leid, Felix. Du hättest wegen mir sterben können"

„Ich bin dein Prinz. Ich muss dich beschützen. Aber es nervt mich, das ich versagt hab"

„Das hast du nicht. Ich glaub, du hast meinen Aufprall gedämpft" Ich umarmte ihn erneut.

„Hättest du mich vermisst?"

„Klar" Ich sah ihn an. „und ein schlechtes Gewissen hätte ich auch gehabt. Wie du ja siehst" Ich lachte. Ich lachte über mich selbst. „Ich hätte mir echt keinen besseren Prinzen wünschen können" Ich wuschelte ihm durch die braunen kleinen Locken.

Er grinste mich an. So ein Spinner. Aber echt!



(erzählt von Luisa)

Rums! Und schon lagen Moritz und ich auf irgendwas Kalten. Kurz darauf folgte auch schon Nina, die nicht ganz so elegant in den Schnee fiel. Wartet, Schnee?

Sofort stand ich auf und starrte Nina an.

„Was ist?", fragte sie mich und fühlte sich sofort unsicher in die Haare. „Sehen meine Haare echt so schlimm aus?"

Mein Geist kehrte wieder zurück in die Wirklichkeit. „Äh. Nein. Sie sehen so aus wie immer"

Und das stimmte auch. Klar. Ich log ja nur, wenn es wirklich, wirklich notwendig war.

Dann kamen auch noch schreiend Michael, Al, Cola und Lorenz auf den Boden der Tatsachen (haha, kleines Wortspiel).

„Leute?"

Noch bevor die bekannte Stimme in mein Hirn dringen und ich eine Reaktion zeigen konnte, kam jemand auf mich gestürzt und umarmte mich von hinten.

„Jas-Jas!" Nun erwiderte ich ihre Umarmung. „Du lebst. Aber..." Ich sah sie genauer an. „... du hast geweint"

Sie wirbelte nervös umher. Aha. „Ja, schon, aber auch nur, weil ich dachte..."

„Sie dachte, ich sterbe", erklärte Felix.

„Oh mein Gott, Jas-Jas, das ist ja total süß!"

Sie lief rot an. „Jaaaa"

„Hey! Seht mal", rettete Michael meine Freundin aus der Peinlichkeit. Er zeigte auf zwei Decken, die aufeinander im Schnee lagen.

Felix ging hin und nahm sie hoch. „Tatsache. Da liegen zwei Decken" Er sah uns an. „Entweder die liegen da einfach so oder irgendjemand hat gewusst, dass das passiert"

Ich sah Moritz an und stemmte die Hände in die Hüften. „Das warst nicht zufällig du, oder?"

„Autsch, erwischt", kommentierte Al.

„Nein, ich war das nicht" Er wehrte mit einer Gestikulation dazu, ab.

Ich brummte vor mich hin.

Wenn du meinst, du süßer Depp.

„Immerhin hast du dran gedacht, du egoistisches Miststück", murmelte Moritz wieder vor sich hin.

„Wie bitte?" Ich hatte einen schrillen Ton drauf. „Wie redest du denn mit mir?"

Er sagte zuerst nichts. „Ich hab nicht dich gemeint"

„Das will jetzt mal schwer hoffen- für dich!"

„Okay. Moritz war es nicht. Wem meinst du dann mit egoistisches Miststück?", fragte Michael ruhig.

Moritz seufzte schwer. „Das... ist unwichtig. Ich weiß nicht, was hier passiert ist"

Am liebsten hätte ich ihn angeschrieen, dass er es doch wisse etc. Aber das tat ich nicht. Ich wollte nicht schon wieder ausflippen. Ich war es schlicht und einfach leid.

„Diese Gegend hier macht mir echt Angst", sagte Alexandra und fröstelte. Michael nahm sie in den Arm.

„Oh ja, total", meinte Nina und zog eine Schnute.

„Ja, glatt wie die Hölle in Weiß", sagte ich.

Ja, das war nicht der richtige Moment, um meine schriftstellerische und intellektuelle Seite preis zu geben, ich weiß.

Felix nahm die zwei Decken in die Hände, stand auf und sah erwartungsvoll in die Runde. „Was machen wir jetzt mit denen?" Er hob sie kurz hoch.

„Das ist die Frage...", flüsterte Lorenz.

„Hmm", murmelte Nicole.

„Tja...", sagte Nina.

Felix sah hoch. Dorthin, wo vor kurzem noch ein Abgrund gewesen war. „Tja, nach oben können wir jedenfalls nicht mehr" Er sah mich an. „Scheint fast so, als würde hier jemand ein Spielchen mit uns spielen"

„Felix, du redest manchmal so seltsam", fiel Jasmin ein.

„Fast wie ein Schriftsteller", ergänzte ich lächelnd.

Ich glaube, er lief rot an. Oh je.

„Aber es stimmt doch!", beharrte er aufgebracht. „Japanitia verändert doch nicht einfach seine Umgebung so krass, dass Jasmin und ich in einen Abgrund fallen. Und diese Gegend hier" Er zeigte mit seinem Kopf herum. „gehört sicher auch nicht dazu. Wie gesagt, hier spielt jemand ein Spielchen mit uns"

„Und wir sind die Schachfiguren", ergänzte ich erneut.

Felix sah mich ernst an und Nina und Jasmin sahen mich bedeppert an.

„Genau so würde ich das auch sehen", sagte Felix.

Wow, das war ja wirklich, wirklich wundervoll! Also, Japanitia retten, hatte ich mir irgendwie weniger gruselig und kalt vorgestellt. Eieiei. Das würde ja noch was werden...

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