04 | Rundgang

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„Wenn du willst, führe ich dich noch ein bisschen herum", schlug Micha nach dem Abendessen fast schon aufgeregt vor, als wir den Speisesaal zu zweit verließen. Auch er schien glücklich darüber zu sein, dass wir uns so gut verstanden. „Hört sich gut an, dann muss ich morgen nicht so lange nach allem suchen", freute ich mich.

Gespannt folgte ich Micha zu den Waschhäusern, wo er mich in die besonderen Kniffe der Dusche einweihte. „Du darfst den Hahn nie ganz aufreißen oder ganz nach links drehen", erklärte er. „Dann wird das Wasser aus irgendeinem Grund wieder kälter." Als Zeichen, dass ich zugehört hatte, nickte ich. „Und am besten bist du der erste, oder der letzte in der Dusche nach der Surfstunde. Sonst kannst du ewig warten, bis du an der Reihe bist. Ich schwimme dann meistens noch eine Runde und gehe erst kurz vor dem Essen duschen. Dann ist immer am wenigsten los. Und in der Kantine ist es dann später auch nicht mehr so voll", grinste er.

Micha war anscheinend genau wie ich kein großer Fan von zu viel Rummel und Menschenmassen. Mir war es auch immer etwas lieber erst mal zuzusehen, bevor ich mich - falls ich es überhaupt tat - in den Trubel stürzte. „Und Nadine und die anderen? Sind die auch in deinem Kurs?", fragte ich dennoch interessiert, um die Gruppe näher kennen zu lernen.
„Ja, einige von denen", erzählte er, als wir runter zum Strand und zu den Surfschuppen marschierten. „Nadine ist auch schon das zweite Jahr hier und Steffen, der große, stämmige, kommt eigentlich jedes Jahr her. Er ist schon fast ein Teil der Crew und wohnt den ganzen Sommer bei seiner Oma auf dem Campingplatz nebenan." ‚Wie gut' dachte ich, ‚dass Micha schon so gut Bescheid weiß'.

„Und die Surflehrer, das sind Hauke und dieser Sascha richtig?", fragte ich nach. Micha senkte den Kopf und legte noch einen Zahn zu, bis wir schließlich am Surfschuppen angekommen waren. „Hauke hat, als er uns abgeholte, erzählt, dass er den Fortgeschrittenenkurs macht", plauderte ich, als Micha mir nicht antwortete. „Das ist richtig", antwortete er schließlich doch. „Und Sascha wirst du wohl morgen kennen lernen. Er macht den Anfängerkurs."

Vor dem Surfschuppen standen die Bretter in Reih und Glied und auf dem Platz davor trockneten die Segel. Von hier aus konnte man das Equipment direkt an den Strand bringen und loslegen. In der Ferne sah ich die letzten Sonnenstrahlen hinter ein paar Wolken verschwinden und hoffte insgeheim, dass das Wetter morgen mindestens genauso gut werden würde wie heute.

„Echt cool hier", grinste ich mit dem Blick auf die Bretter und freute mich schon riesig auf die morgige Stunde. „Man merkt, dass du das erste Mal hier bist", grinste er mich an und ich lächelte zurück. „Wieso?", fragte ich unschuldig, obwohl ich die Antwort zu kennen glaubte. „Heute ist alles noch unbekannt und aufregend und auch ein bisschen romantisch", erklärte er. „Aber morgen, nach deinen ersten Stunden, wirst du froh sein, wenn du ins Bett fällst und am nächsten Tag deine Muskeln noch bewegen kannst." Bei der Vorstellung mussten wir beide lachen. Mir gefiel die Idee, morgen Abend völlig platt und müde zu sein, sehr. Keine schlechten Aussichten also.

Wir schlenderten über den Strand zurück zum Zeltplatz und kamen an einem kleinen Kiosk vorbei, der schon geschlossen hatte. „Der Kiosk hat bis sieben Uhr auf, samstags sogar bis acht. Ich decke mich vorsichtshalber immer mit Keksen ein, denn das Niveau, das du heute kosten konntest, ist ungefähr der Standard des Abendessens."
„Na wie gut, dass ich dich heute hatte", schmunzelte ich Micha an und meinte es völlig ernst.
„Kein Problem, Kumpel. Du sahst aus, als würdest du gleich vom Fleisch fallen", griente er zurück und rannte dann vor mir den Hügel hoch.

Neugierig sah ich mir Micha, der ein Stück vor mir auf dem Weg zum Zeltplatz seine Schuhe ausgezogen hatte und den Sand daraus auf dem Rasen entleerte, etwas genauer an.
Es war nicht so, dass Micha dürr war, aber sehr schlank war er schon. Dabei würde ich nicht sagen, dass mir das nicht gefiel. Trotz seiner schmalen Statur waren seine Arme definiert, als ob er an Sport oder leichte körperliche Arbeit gewöhnt war. Als seine Haare ihm mal wieder ins Gesicht fielen, kämmte er sie sofort mit einer Hand zurück. Eine Geste, die ich an diesem Abend schon öfter beobachtet hatte.

„Heute Abend passiert hier nichts Spannendes mehr", sagte er, als ich aufgeholt hatte und wir schließlich vor einem Zelt stehen geblieben waren. „Ich fahre mit Steffen nachher noch zu dem Campingplatz. Die haben da ein kleines Restaurant. Hast du noch Lust auf ein Bierchen?", fragte er, aber ich hatte Lust, mich auszuruhen. „Klingt nicht schlecht", antwortete ich. „Aber ich glaube, ich ruhe mich lieber aus und lese noch etwas."
„Oh, was liest du denn grade", fragte er neugierig.

Ich dachte an das Buch, das ich mir aus dem Männerschwarm mitgenommen hatte und antwortete etwas Unverfängliches. „Ist ein Liebesroman, glaube ich." Gleich als die Worte meinen Mund verlassen hatten, spürte ich, wie ich leicht errötete und hoffte inständig, dass Micha es nicht merken würde. Doch Micha grinste vielsagend. „Ach so einer bist du", lachte er.
„Was meinst du denn damit", reagierte ich etwas zu harsch, da ich es nicht leiden konnte für etwas verurteilt zu werden. Micha lenkte ein. „Ich meine nur, dass du anscheinend ein Romantiker bist, wenn du Liebesromane liest", verteidigte er seine Aussage. „Ist doch schön", lächelte er schüchtern und ich hatte ihn dafür jetzt schon gern.

„Na gut", räumte ich versöhnlich ein. „Es ist vielleicht auch ein wenig Erotik mit drin."
„Es geht mich ja auch gar nichts an", schmunzelte er. „Dann lass dich mal nicht erwischen. Zelte sind hellhörig", setzte er nach.
„Du hast recht", grinste ich zurück. „Es geht dich nichts an." Micha versuchte ein Lachen zu unterdrücken und biss sich dabei auf die Unterlippe. Dabei sah er irgendwie niedlich aus.

„Na gut, wir sehen uns dann bestimmt morgen", verabschiedete ich mich und versuchte meine Freude auf ein baldiges Wiedersehen nicht zu sehr zu zeigen. „Bis morgen", grinste er und verschwand in dem Zelt.

Du hast mich später einmal gefragt, ob ich an diesem Abend schon gewusst habe, dass das mit uns was werden könnte. Und um ehrlich zu sein, war es für mich damals nur ein Flirt. Ich mochte dich vom ersten Moment an. Aber den weiteren Verlauf hätte ich unmöglich bereits so früh absehen können.

Ansonsten hätte ich sicher vieles von dem, was in diesem Urlaub passiert ist, anders getan. Und vielleicht wäre diese Geschichte für uns dann auch ganz anders ausgegangen.

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