03 | Glück-Kekse

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Das Abendessen fand in einem großen Speisesaal des Hauphauses des Surf-Camps statt.
An der Stirnseite des Raumes gab es einen langen Tresen, an dem die fertigen Portionen ausgeteilt wurden. Heute standen Nudeln mit Gulasch und Salat auf dem Speiseplan, der neben der Essensausgabe hing.

Der Saal war gerappelt voll mit hungrigen Jugendlichen und ich sah mich um, während ich zum Tresen schlenderte. An einem Tisch mit Hauke und einem anderen Jungen sitzend, entdeckte ich Vanessa und ihre Freundin, die sich unterhielten. Auch ein paar andere Mitreisende aus dem Bus erkannte ich in der Schlange wieder. Ansonsten war die Menge bunt gemischt, mit Menschen jeglichen Alters und Nationen.

Ein älterer Mann, mit faltiger Haut und braungebrannter Glatze, saß neben einer dunkelhäutigen Schönheit und war anscheinend in ein spannendes Gespräch mit ihr vertieft. Ein paar Grundschüler saßen mit ihren Eltern am Tisch und ich wettete insgeheim, dass sie alle jetzt bereits besser Surfen konnten als ich. Im Skiurlaub vor einigen Jahren, hatte ich einmal eine ähnliche Erfahrung gemacht, als ein paar Sechsjährige neben mir durch den Schnee gesaust waren, während ich Probleme gehabt hatte, zwei Meter geradeaus zu fahren.

Hungrig nahm ich mir ein Tablett und stellte mich ans Ende der Schlange. Als ich endlich an der Reihe war, bekam ich einen Teller mit etwas darauf, das nur entfernt an Nudeln mit Gulasch erinnerte. Auch der Salat hatte seine Bezeichnung kaum verdient. Ein paar trockene Blätter rankten sich um eine matschige Tomate und zwei Scheiben Gurke. Während ich noch mein Essen anstarrte, wurde ich auch schon weitergeschoben und stand plötzlich mitten im Raum.

Suchend blickte ich mich nach einem freien Platz um. Auch wenn ich gerne allein reise, hasse ich die ersten Stunden, in denen man noch niemanden kennt und sich entweder alleine an einen freien Tisch setzen muss, was bei dieser Anzahl an Gästen fast unmöglich war, oder sich zu einer bestehenden Gruppe dazusetzen muss.

Während ich mich noch umsah, stellte sich ein junger Mann neben mich und stierte auf meinen Teller. „Hm, sieht ja köstlich aus, was du da hast", sagte er und ich drehte mich zu ihm um. Er hatte in etwa meine Größe und seine hellbraunen Haare hatte er sauber nach hinten gekämmt.
"Sieht ja aus, wie schon mal gegessen", grinste er mit einem Blick auf mein Essen.
„Naja", stimmte ich ihm zu. „Gourmetküche sieht anderes aus." Als er aufblickte, lächelte er mich freundlich und interessiert an. Seine Augen waren grün mit einem Hauch von grau an den Rändern und funkelten, als er mich kurz scannte. Auch er schien meine hellblauen Augen zu mustern.

„Ich bin Micha, von Michael", stellte er sich vor.
„Ich bin Jamie. Von Jakob", traute ich mich zu sagen. Seitdem ich vor gut einem Jahr den Spitznamen Jamie von meinem ersten Freund verpasst bekommen hatte, nannte mich eigentlich niemand mehr Jakob. Nur Carsten hatte ich es noch erlaubt. Aber das war nun auch vorbei.

„Willst du dich an unseren Tisch setzen, Jamie", fragte Micha freundlich und zeigte zu einer Gruppe, die zwei Meter von uns entfernt an einem großen Tisch Platz genommen hatte.
„Gerne", antwortete ich erleichtert, dass ich diese Hürde genommen hatte und folgte dem junden Mann an den Tisch.

Wir setzten uns einander gegenüber und er stellte mich der Gruppe vor. Er ließ ein paar Namen fallen, aber die meisten von ihnen vergaß ich gleich wieder. Lieber konzentrierte ich mich auf Micha, der sehr offen und freundlich schien und mich in die Gespräche am Tisch mit einband.

„Du bist also nicht zum ersten Mal hier?", stellte ich nach einer Weile fest.
„Micha ist unserer heimlicher Surfkönig", antwortete ein Mädchen, dass Natascha oder Nadja hieß, und legte dabei freundschaftlich den Arm um seine Schulter. „Nur Hauke und Sascha können ihm das Wasser reichen, stimmt's?", fragte sie etwas spöttisch.
„Ach, du übertreibst wieder maßlos, Nadine", gab er etwas bissig zurück und sie ließ von ihm ab.

„Aber tatsächlich weiß ich, wo man besseres Essen herbekommt", schmunzelte er mir zu und ich merkte erst jetzt, dass er kein Gulasch auf seinem Tablett hatte. Er hatte einen Apfel und eine Packung Kekse vor sich liegen und kramte aus seiner Umhängetasche zwei belegte Sandwiches. Eines davon bot er mir an, da ich nach einem Bissen in mein Essen beschlossen hatte, nachher über meine Schokoriegel herzufallen, die ich für die Fahrt eingepackt hatte.

Überrascht sah ich ihn an, als er mir das Sandwich reichte. „Na nimm schon", bestand er. „Den Fraß da kann man doch nicht essen. Und Morgen wird ein harter erster Tag." Dankbar griff ich nach dem Brot, da Micha aussah, als dulde er keine Widerrede, und befand, dass es wirklich lecker war.
„Noch ein paar Kekse dazu", grinste er, als ich das Sandwich verschlungen hatte, doch ich winkte ab. Er sah aus, als könne er ein paar mehr Kalorien vertragen als ich.

„Na nimm schon", bestand er und reichte mir die Packung. „Ich habe noch genug davon im Zelt", schmatzte er, nachdem er in den Apfel gebissen hatte und ich griff zu.

Achja, Du und deine Kekse. Mit dir an meiner Seite musste ich wirklich nie hungern.

Dass du zu diesem Zeitpunkt schon Vegetarier warst, wusste ich da noch nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass die Beichte, dass du kein Fleisch isst, bei deinen in der Landwirtschaft tätigen Eltern tatsächlich größere Empörung ausgelöst hat, als die Nachricht, dass du mit mir zusammenziehst.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro