13 | Junge Hunde - Part I

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Die See war aufgefrischt und ein paar Wolken hatten sich am Himmel zu mächtigen Gebilden aufgetürmt, als Sascha sich entschied, doch noch einen Tag in der Bucht zu bleiben.

Neidisch blickte ich zu den anderen Surfern hinüber, die galant über die Wellen ritten und schon kleine Sprünge wagten. Michas blaues Segel verschwand immer wieder hinter den Wellenbergen, um danach wieder daraus aufzutauchen. Fasziniert sah ich ihm zu, bis Sascha neben mir auftauchte. „Na, du Träumer", grinste er und klopfte mir auf die Schulter. Seine Hand war kalt und kräftig. „Da kommst du schon noch früh genug hin", grinste er und ich griente zurück. „In hundert Jahren nicht", lachte ich, als wir Hauke dabei zusahen, wie er das Board aus dem Wasser bugsierte und für ein paar Sekunden schwebte.

„Hauke surft schon, seitdem er ein kleiner Junge war, genau wie ich", lächelte er aufmunternd. „Alles eine Frage der Übung. Aber von nichts, kommt auch nichts, Jamie", sagte er tadelnd und ich wand mich nun wieder meiner Gruppe zu, die inzwischen schon richtig gut im Halbwindkurs hin und her fuhren und um die Bojen wendeten.

Zum Ende der Stunde fühlte ich mich schon viel sicherer auf dem Brett und schaffte es, als Sascha die Stunde für beendet erklärte, sicher zurück zum Strand zu surfen.

Bis über beide Ohren grinsend, hievte ich das Brett aus dem Wasser und schleppte es zum Surfschuppen. Dort stellte ich mich kurz unter die Außendusche, um den Sand abzuwaschen. Als ich grade durch meine Haare fuhr, schubste mich jemand aus dem Strahl und stellte sich selbst darunter. „Hey!", meckerte ich und erkannte, dass es Micha war.

„Hi", sagte er und strich sich mit den Fingern die Haare glatt. „Andere wollen auch mal duschen", grinste er mich frech an. „Ach ja", schmunzelte ich angriffslustig und schubste ihn zurück. Er griff nach mir und wollte mich wieder aus dem Strahl schieben, doch ich hielt dagegen. Nach einer kurzen Rangelei verlor Micha das Gleichgewicht, riss mich mit ihm zu Boden und wir landeten lachend im Sand.

„Na großartig", motzte er gespielt. „Ich bin voller Sand."

„Oh", säuselte ich mitleidig und ließ noch mehr Sand aus meiner Hand Michas Nacken herunter rieseln. „Du Arsch", gluckste er und versuchte mich auf den Boden zu drücken. Mit Leichtigkeit wehrte ich ihn ab und beförderte ihn stattdessen in den Sand. Er war nun über und über damit bedeckt und rollte sich zur Seite.

„Super", lachte er. „Jetzt kann ich nochmal duschen." Ich stand auf und stieg aus meinem Neoprenanzug. „Geht wohl schneller, wenn wir in die See springen", grinste ich ihn an und er griente zurück. Er befreite sich aus seinem Anzug und ich betrachtete verstohlen seinen durchtrainierten Körper. Gerade wollte ich seinen schönen Bauch näher begutachten, als er plötzlich lossprintete. Eilig folgte ich ihm. Jauchzend sprang er kopfüber ins Wasser und verschwand für ein paar Sekunden unter den Wellen. Ich tat es ihm gleich und tauchte hinter ihm her.

Nach ein paar Zügen erkannte ich, dass er sich inzwischen aufgerichtet hatte und nun im Wasser stand, doch ich konnte die Luft länger anhalten. Erst hinter ihm tauchte ich leise wieder auf und sah ihn Richtung Strand das Wasser absuchen. „Jamie?", rief er besorgt und ich nutzte das Überraschungsmoment, um ihn bei den Schultern zu packen. „Hier", schrie ich und drückte den überraschten Micha unter Wasser. Prustend und schimpfend kam er wieder an die Oberfläche und rieb sich das Wasser aus den Augen.

Ich grinste, als er versuchte seine nassen Haare wieder in Ordnung zu bringen. „Bei dir muss man wirklich immer auf der Hut sein", stellte er fest, als er die Augen wieder öffnete. Ich lachte und ließ mich auf dem Wasser treiben. Langsam kam Micha auf mich zu und ich beobachtete ihn aufmerksam, da ich damit rechnete, dass er sich rächen würde. Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass er mich untertauchen würde. Als nichts geschah, öffnete ich die Augen wieder und sah mich um.

Micha stand im Wasser und spülte seine Badehose aus, die sicherlich voller Sand gewesen war. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, dass er untenrum jetzt völlig nackt war. Er stieg wieder in seine Hose und ich schloss schnell die Augen.

„Wollen wir wieder zurück?", fragte er. Trotzig über das kurze Vergnügen, ließ ich alle Luft aus meinen Lungen entweichen und mich langsam ins Wasser hinab sinken, bis ich auf dem sandigen Grund saß. Micha tauchte zu mir herunter und tippte sich grinsend auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. Unwillkürlich musste ich schmunzeln und bekam dabei Wasser in die Nase. Lachend und hustend tauchte ich auf. „Alles klar?", fragte Micha zwischen besorgt und amüsiert. Mit den Fingern formte ich das Taucherzeichen für O.K. und hustete das restliche Wasser aus. „Von mir aus kann's losgehen."

Über all die Jahre waren deine Fürsorge und dein Mitgefühl immer das, was mir am besten an dir gefiel. Besonders wenn meine Gefühlswelt mal wieder aus den Fugen geraten war, konnte ich auf deine Stärke und deine Liebe zählen.

Wie ich die letzten Jahre ohne sie überlebt habe, kann ich dir nicht sagen. Aber ich spüre sie, jetzt da ich diese Zeile schreibe, wieder tief in mir. Sie sind immer noch da.

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