14| Has someone taken your Faith?

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Als wir an den Strand zurückkamen, hatte sich der Himmel bereits immer mehr zugezogen und es sah bedrohlich nach Regen aus.

„Na toll", sagte ich, als wir unsere Neoprenanzüge vom Boden auflasen. „Wenn es heute noch anfängt zu schütten, können wir das Lagerfeuer wohl vergessen", bedauerte ich. „Na wenigstens lohnt sich dann die heiße Dusche", lachte Micha.

Als wir bei den Waschräumen ankamen, hatte es bereits angefangen zu nieseln. Wir suchten uns Kabinen nebeneinander und ich zog meine nasse Badehose aus. Das heiße Wasser wärmte angenehm meinen Körper. Als ich mich grade einschäumen wollte, stellte ich fest, dass ich mein Duschgel vergessen hatte. „Micha", fragte ich laut über das Brausen des Wassers hinweg. „Kannst du mir Duschgel leihen?"

„Klar, hier unten", kam es zurück und ich sah, wie er mir die Flasche unter der Seitenwand durchschob. „Danke. Ich habe meins wohl im Zelt vergessen", erklärte ich, während ich den Deckel der Flasche öffnete und an ihr roch. Ein herber Duft stieg in meine Nase und ich überlegte kurz, wie der Duft wohl auf Michas Haut riechen würde.

Neulich habe ich eine gefühlte Ewigkeit damit verbracht, dein Shampoo zu finden. Sämtliche Super- und Drogeriemärkte habe ich danach abgesucht. Im Internet fand ich schließlich heraus, dass die Produktion wegen neuer Saisondüfte eingestellt worden war.

Ich hatte schon eine bitterböse Mail an den Kundenservice verfasst, als ich schließlich realisierte, dass es nun vielleicht an Zeit war, endlich abzuschließen.

Die letzte Flasche, in der noch ein kleiner Rest deines Duftes am Boden klebt, hüte ich wie einen Schatz und manchmal, wenn es ganz schlimm ist und ich dich zu sehr vermisse, rieche ich daran. Das hilft. Ein bisschen.

„Kein Problem, Kumpel", trällerte Micha und stimmte ein Liedchen an. Grinsend versuchte ich mich zu erinnern, woher ich das Lied kannte, bis Micha schließlich zum Refrain kam. „Is someone getting the best, the best, the best, the best of you?", sang er inbrünstig und ich erkannte den Titel der Foo Fighters wieder, der seit Wochen im Radio lief. „Has someone taken your faith? It's real, the pain you feel", stieg ich mit ein und Micha verstummte augenblicklich. Als es eine Weile still geblieben war, machte ich mir Sorgen und stellte das Wasser ab.

"Was ist?", fragte ich vorsichtig. Als Micha nicht antwortete, trocknete ich mich kurz ab, zog meine Hose über und klopfte an seine Kabine. „Micha, alles in Ordnung mit dir?", fragte ich fürsorglich. Ich hörte, wie Micha das Wasser abstellte und sich anzog. Langsam öffnete er die Tür und ich sah in die Kabine.

„Micha?", fragte ich besorgt und schob die Tür weiter auf. Er saß halb angezogen auf der Bank und grinste seltsam vor sich hin. „Hey, alles okay?" Ich setzte mich neben ihn auf die Bank und legte vorsichtig meinen Arm um seine Schultern. Langsam sank sein Kopf auf meine Schulter und ich hörte, wie er wohl versuchte, seine Atmung zu kontrollieren. Ich kannte dieses kontrollierte Atmen von mir selbst, da es immer dann ausbrach, wenn ich versuchte nicht zu heulen.

Ohne weiter zu fragen, streichelte ich ihm liebevoll über seine nassen Haare und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn. Was freundschaftlich gemeint war, ließ Micha unwillkürlich zusammenzucken. „Was... was wird das?", fragte er mich verwirrt und schob mich etwas von sich weg. „Entschuldigung, ich dachte...", begann ich und wusste dann nicht weiter. „Was dachtest du?", fragte er zögernd und ich sah in seine glasigen Augen. „Nichts", sagte ich schnell und stand auf. „Ich wollte dich nur trösten", nuschelte ich und stand nun in der Tür. ‚Du bist mal wieder zu weit gegangen, Jamie', hörte ich mein inneres Ich schimpfen.

„Soll ich draußen warten, oder soll ich dich allein lassen?", fragte ich etwas verlegen. So hatte ich mir unsere kurze Zweisamkeit nicht vorgestellt. Micha rieb sich kurz die Augen und sah mich dann wieder freundlicher an. „Es geht schon wieder", lächelte er und ich erkannte, dass er das Spiel mit dem aufgesetzten Lächeln genauso gut, wenn nicht sogar besser, beherrschte als ich selbst.

„Klar", schmunzelte ich. „Tut mir leid, wegen eben."

„Muss es nicht", sagte Micha und packte seine Sachen zusammen. „Ich musste eben nur an etwas trauriges denken. Hatte nichts mit dir zu tun. Ist meine Baustelle. Ich gehe jetzt besser ins Bett", sagte er und ich ließ ihn vorbei, als er die Kabine verließ.

Damals wusste ich nicht, dass unsere Trauer, die uns manchmal beide überkam, einen Namen hat. Wir hatten beide einen Weg gefunden, damit so umzugehen, dass es keiner bemerkte, wie es uns ging.

Dass es aber halt manchmal nicht mehr ging, war in diesen Momenten nahezu unerträglich.

Seit du weg bist, habe ich wieder angefangen, mit der Frau Doktor über uns und mich zu sprechen. Das hilft mir sehr. Du musst dir also keine Sorgen mehr um mich machen.

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