43 | Alles gut?

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Micha weckte mich am nächsten Morgen.

„Ich dachte, dass vielleicht dein Akku noch nicht wieder voll ist und wollte nicht, dass du verschläfst", erklärte er fürsorglich, während er im Zelteingang kniete und mich anlächelte. Er war schon angezogen und hatte sich die Haare gemacht. Mir zuliebe standen sie ungestüm von seinem Kopf ab und waren nicht mit Gel nach hinten gekämmt, wie am Tag zuvor.

„Danke", nuschelte ich noch ein wenig verschlafen, als ich meine Hose über die Boxershorts zog und in mein T-Shirt schlüpfte. „Ich putze mir nur schnell die Zähne und komme dann auch zum Frühstück", versprach ich.

An unserem Tisch standen an dem freien Platz neben Micha bereits ein Teller mit Toast und Rühreiern und ein Kaffee bereit, die auf mich zu warten schienen. „Ist das für mich?", fragte ich Micha, als ich mich setzte. „Natürlich", antwortete er. „Oder kommt noch jemand?"

„Danke", sagte ich und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Selbst an Milch und Zucker hatte Micha gedacht.

„Geht es dir wieder besser?", erkundigte sich Vanessa, die mich besorgt musterte. „Ähm, ja", antwortete ich ein wenig perplex. „Micha hat uns erzählt, dass du dich gestern ein wenig krank gefühlt hast", erklärte Sascha, der sicherlich den wahren Grund für mein Wegbleiben kannte.

„Hauke ist auch erkältet", sagte Vanessa und blickte zu ihrem Bruder, der sich ab und zu mit einem Taschentuch die Nase schnäuzte. „Ach, halb so schlimm", sagte er tapfer. „Solange ich noch aufs Wasser kann, ist alles gut."

„Ich habe da so eine Idee für heute", sagte Micha plötzlich an mich gewandt. „Also, wenn du dazu Lust hast", setzte er nach. „Wenn du mir erzählst, worum es geht, kann ich dir sagen, ob ich dazu Lust habe", grinste ich. Ich hatte keinen Schimmer, was Micha mir vorschlagen wollte.

„Na ja, du hast gestern deine Stunde verpasst. Und Sascha will ein bisschen vorankommen und hat keine Zeit, das mit dir nachzuholen", erklärte er. „Also habe ich überlegt, ob ich es dir heute zeige. Dann können wir alles in Ruhe durchgehen und wir können auch ein bisschen üben. Wenn du das ernst meintest, was du gestern gesagt hast", setzte er nach.

„Aber dann verpasst du deine Stunde", warf ich ein. Micha grinste. „Ohne Angeben zu wollen, aber ich bin meinem Kurs weit voraus", schmunzelte er. „War ja klar", grinste ich zurück. „Also?", wollte Micha wissen.

Ich zögerte. „Ich finde es ein bisschen unfair, wenn ich eine Sonderbehandlung bekomme", sagte ich, doch das war nicht der eigentliche Grund für mein Zögern.

„Ach, wieso denn? Du nimmst den anderen ja nichts weg, oder so. Wir wiederholen nur, was du schon können solltest", argumentierte Micha.

Ich lehnte mich zu ihm hinüber, damit nur er das Folgende hören konnte. „Es ist mir ein bisschen peinlich, dass ich nicht so gut bin und offenbar Nachhilfe brauche", gab ich zu.

„Warum denn?", fragte er neugierig und sagte dann etwas, was mir sehr bekannt vorkam. „Ich bin der Letzte, der dafür kein Verständnis hat", grinste er. „Wenn ich dir was beibringen kann und du es lernen willst, ergreife doch die Chance. Wenn du aber nicht dazu bereit bist..."

„Schon gut", unterbrach ich ihn, als mir klar wurde, worauf das Ganze hinauslief. „Danke für das Angebot. Klingt echt gut", gab ich zu.

Micha lächelte mich breit an und seine Hand zuckte kurz, als wolle sie mich berühren. Doch dann hielt er in der Bewegung inne und begnügte sich mit einem Nicken. „Super", sagte er und wand sich dann wieder seinem Frühstück zu. Etwas ernüchtert wurde mir nach dieser Situation bewusst, dass unser Streit gestern wohl etwas in unserer noch jungen Beziehung zerstört hatte. Und ich hoffte, dass wir beide stark genug waren, es gemeinsam wieder herzustellen.

„Wieso bleiben wir denn in der Bucht?", fragte ich Micha, der neben mir mein Surfbrett ins Wasser schob. „Weil ich der Lehrer bin und möchte, dass du dich erst mal sicher fühlst, bevor wir in die Wellen rein gehen", sagte er und hielt dann an. Mit einem Satz hatte er sich auf den hinteren Teil des Bretts gesetzt und sah zu mir herab.

„Komm hoch", befahl er und ich kletterte vor ihm auf das Brett.  „Jetzt stellst du dich hin und findest deinen Balancepunkt", sagte er und ich rollte mit den Augen. Ganz von vorne anfangen brauchte er nun nicht, dachte ich mir; sagte aber nichts.

„Gar nicht so leicht, wenn du dich hinten so schwer machst", witzelte ich.

„Versuche oben zu bleiben, ich stehe jetzt auf", sagte er und ich hatte tatsächlich Mühe damit, als Micha sich aufrichtete und nun hinter mir auf dem Brett stand. „Hol das Segel hoch", wies er mich an und drückte mir das Seil in die Hand. Vorsichtig richtete ich das Segel auf und hielt es mit beiden Händen fest.

„Wenn du deine Arme ein bisschen weiter auseinander machst, ist es einfacher und du hast mehr Spielraum in den Ellenbogen", riet er mir und legte seine Hände auf meine. Vorsichtig schob er meine Hände ein wenig weiter auseinander. Deutlich konnte ich die Hitze seiner nackten Brust an meinem Rücken spüren, als er mich dirigierte. „Geht doch viel einfacher so, oder", hörte ich ihn Lächeln, als wir langsam Fahrt aufnahmen. „Und jetzt versuchen wir mal, um die Boje herumzufahren, die da vorne im Wasser liegt", schlug er vor und ich steuerte etwas nervös darauf zu.

„Wenn du gleich in die Kurve gehst", erklärte er weiter. „Verlagerst du nur das Gewicht und drehst das Segel erst, wenn du über den Scheitelpunkt hinaus bist, okay?", fragte er und ich nickte. Etwas langsam und mit ein bisschen Hilfe von Micha, umrundete ich die Boje.

„Siehst du, geht doch!", grinste Micha und überließ das Segel meinen Händen, als wir wieder zurückfuhren. Er hielt sich jetzt vorsichtig an meiner Hüfte fest und ich genoss die Berührung seiner Finger, die knapp über meiner Badehose lagen.

Micha war wirklich ein guter Lehrer und als wir Saschas Gruppe schließlich aus dem Wasser kommen sahen, fühlte ich mich schon viel sicherer auf dem Brett.

„Du solltest vielleicht Lehrer werden", lobte ich, als Micha vom Surfbrett rutschte, um mich zurück ans Land zu ziehen. „Da werde ich doch lieber Arzt", grinste er und brennende Fragen schlichen sich in mein Gehirn. Was wenn Micha nach diesem Sommer tatsächlich irgendwo weit weg studieren würde. In München oder der Schweiz. Oder wohlmöglich noch in Amerika?

Ich ließ mein Segel sinken und setzte mich auf das Brett, was Micha zum Anhalten zwang. „Micha?", fragte ich ernst, konnte meine Fragen aber nicht stellen. Noch nicht. „Ja", fragte er zurück und sah mich aus großen Augen an. „Steht das Angebot eigentlich noch? Dass ich dich diesen Sommer besuchen kann, meine ich?"

Micha blieb neben mir stehen und legte seine Hände auf mein Bein, das im Wasser baumelte. „Wenn du das noch möchtest?", hakte er nach.

„Ja. Schon", antwortete ich. Micha grinste zufrieden. „Natürlich steht das Angebot noch", sagte er lächelnd und ich lächelte zurück. Seine Augen funkelten unter seinen zerzausten Haaren und ich meinte zu erkennen, dass ihn die Aussicht, dass wir noch mehr Zeit miteinander verbringen konnten, ebenso freute wie mich.

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