06 - Gleichzeitig

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"Bin mitten drin, aber nicht bereit,

wenn ich nicht die Entscheidung fäll, dann fällt sie vorbei."

(Klan - Gleichzeitig)

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Der nächste Morgen kam früher als es mir lieb war, denn schon um sechs Uhr stand unser Wecker. Wir hatten am gestrigen Abend bis elf weiter Flaschendrehen gespielt, bis wir uns dann nach und nach verabschiedet haben und jeder in seine Kabine gegangen war. Eigentlich hätte ich gerne noch mit Finja über den Abend geredet. Der Abend hatte einen komischen Verlauf genommen, zumindest in der Hinsicht, die mich und Robin betraf. Ich brauchte ein Gespräch, in dem ich meine innere Verwirrung loswerden konnte, aber ich hatte Bedenken, dass Robin uns nebenan hören würde. Die Wände zwischen den Kabinen kamen mir nicht sonderlich dick vor.

Wir trafen uns um halb sieben zum Frühstück. Keine Zeit, zu der ich eigentlich gerne frühstückte, aber dem Rest schien es sehr ähnlich zu gehen. Nur Ennie wirkte schon topfit. „Um acht beginnt der Ausflug oder?" Bis auf ein Nicken, kam keine Antwort. Es schienen alle zu verschlafen, um ihr vollständig zu antworten. Ennie ging vor und der Rest trottete ihr langsam hinterher. Chris schloss kurz zu Aaron auf, der nah hinter Ennie lief. „Wie hältst du das aus, ist sie jeden Morgen so früh so gut drauf?" Aaron lachte kurz und antworte dann. „Irgendwann habe ich mich daran gewöhnt."

Wir frühstückten kurz und gingen dann wieder zurück auf unser Zimmer. Finja und ich mussten uns noch umziehen, denn wir waren in Leggins zum Frühstück gegangen. Eigentlich wollten wir uns gerade umziehen, aber ein Blick nach draußen lenkte uns ab. „Schau mal, Häuser und Land!" Finja ging zur Balkontür, öffnete sie und winkte mich zu ihr. Ich folgte ihr raus auf den Balkon und sah, wie sich das Schiff auf den Hafen der norwegischen Stadt hinbewegte. Die Häuser der Stadt sahen genauso aus, wie ich mir schon immer skandinavische Häuser vorgestellt hatte. Sie waren bunt gefärbt, klein und hatten alle ein Dach aus roten Ziegelsteinen. „Wir sollten uns umziehen, ich denke wir legen gleich an." Ich ging wieder rein und Finja folgte mir.

Da es draußen doch recht windig war und die Sonne sich noch hinter den Wolken versteckte, entschied ich mich für eine lange Jeans, ein schlichtes Shirt und einen Pulli, den ich drüberzog. Wenn mir doch noch zu warm sein sollte, konnte ich den Pullover wieder ausziehen. Als Finja auch fertig war, nahm ich mir meinen Rucksack, den ich schon gestern gepackt hatte und verließ dann die Kabine, die Finja hinter uns abschloss. Nach und nach kamen auch die anderen aus ihren Kabinen und als wir vollständig waren, machten wir uns auf dem Weg um das Schiff zu verlassen, da es in der Zwischenzeit schon in den Hafen eingelaufen war.

Wir hatten nicht allzu viel Zeit, die wir in der Stadt verbringen konnten, da nur etwa eine halbe Stunde später der Treffpunkt für unseren Ausflug lag. Also schlenderten wir eine viertel Stunde lang in Richtung des Stadtzentrums, machten uns dann aber schon wieder auf den Rückweg, um pünktlich zu sein. Am Treffpunkt wartete ein großer Reisebus auf uns und einige Menschen standen schon davor und warteten. Wieder mal, fiel mir auf, dass wir so ziemlich die Jüngsten waren, ausgenommen von den Kindern, die mit ihren Eltern oder Großeltern reichten. Aber eigentlich verständlich, denn wer konnte sich so etwas in unserem Alter leisten, wenn die Eltern nicht gerade Millionäre sind? Wir setzten uns auch im Bus nach ganz hinten, um die Senioren und jungen Familien nicht zu stören.

Während der etwa einstündigen Fahrt spielten wir ein paar Runden „Wer bin ich". Das Spiel erinnerte mich immer wieder an meine Geburtstage mit zwölf und dreizehn. Eigentlich bestand die ganze Übernachtungsparty nur daraus, zusammen dieses Spiel zu spielen. Erst als der Bus anhielt, merkte ich, wie viel schneller die Zeit, durch das Spiel, vergangen war.

Im Elchpark konnten wir uns dann entscheiden, ob wir die Führung mitmachen oder lieber für uns selber durch den Park spazieren wollten. Wir entschieden uns einheitlich dafür, alleine durch den Park zu gehen und wanderten dann los durch den Wald, der entlang der Gehege standen. Eigentlich lebten die Elche hier wie in der freien Wildbahn. Ich konnte das andere Ende des Geheges vom Weg aus nicht sehen und wir mussten uns schon anstrengen einen Elch zwischen all den Bäumen zu erkennen. Aber wir entdeckten immer mal wieder einen, oder vielleicht auch denselben. Wir waren uns dabei nicht so sicher. Ennie lief ganz vorne, aber nach etwa einer halben Stunde verlangsamte sie ihren Schritt und ließ sich ein wenig zurückfallen.

Als sie neben mir stand, hackte sie sich mit dem Ellenbogen bei mir ein und ich verstand ihre Andeutung. Ich verlangsamte mein Tempo ebenfalls, bis wir ein wenig Abstand zum Rest nach vorne aufgebaut hatten. „Also?" Ich schaute Ennie fragend an. „Was ist mit dir und Robin?" Eigentlich war mir klar, dass sie mich irgendwann auf das Thema ansprechen würde, aber nun kam es doch etwas kontextlos. „Was soll mit uns sein?" Ennie zog die Augenbraue hoch. „Svenja, ich weiß, dass man dir alles aus der Nase ziehen muss und die Situation, dass wir nicht zusammen auf einem Zimmer sind, macht die Situation nicht einfacher. Aber meinst du ich bin blind?" Ich wusste nicht ganz, was ich Ennie antworten sollte und schwieg darum.

„Habt ihr mal geredet? Also über das, was zwischen euch im letzten halben Jahr vorgefallen ist?" Ich schüttelte mit dem Kopf. Theoretisch war dieses Gespräch überfällig, aber ich scheute mich noch vor der Situation mit Robin alleine zu sein und das letzte halbe Jahr Revue passieren zu lassen. „Habt ihr allgemein mal nur zu zweit Zeit verbracht, außer den kurzen Moment bei der Abfahrt?" Ich schüttelte erneut den Kopf. „Verscherzt du mich? Wenn ich euch beobachte, ob es beim Essen ist oder wenn wir etwas mit der Gruppe machen, dann glaube ich euch nicht, dass ihr nichts für einander empfindet. Hast du mal seine Blicke gesehen?" Ich schluckte. Vermutlich hatte sie Recht, aber ich wollte es mir nicht eingestehen. Ich hatte immer versucht Blickkontakt zu ihm zu vermeiden und konnte Ennie desbezüglich nichts sagen. „Ja, kann schon sein, aber da ist nichts mehr." Ennie lächelte. „Jetzt sei mal ehrlich, was empfindest du, was möchtest du?"

Ich schaute nach vorne. Mittlerweile war der Abstand nach vorne groß genug, sodass keiner von unserem Gespräch etwas mitbekommen würde. „Ich weiß es nicht. Es ist so kompliziert und eigentlich will ich irgendwie alles gleichzeitig." Ich pausierte kurz bevor ich fortfuhr. „Einerseits weiß ich, dass zwischen uns nichts mehr ist und es vermutlich auch nie wieder sein wird, aber andererseits vermisse ich seine Nähe. Manchmal wünsche ich mir, er würde mich einfach mal in den Arm nehmen, obwohl ich weiß, dass es nicht passieren wird und dass das vermutlich auch gut so ist." „Ich wusste es!" Ennie lächelte selbstsicher. „Warum bist du dir so sicher, dass da nichts mehr sein wird?" Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich weiß aber auch nicht, ob das so gut für uns wäre. Ich weiß nicht mal ob er so fühlt, wie ich für ihn. Vielleicht ist er sauer auf mich, weil ich den Kontakt abgebrochen habe, oder enttäuscht. Und was ist, wenn er schon längst eine neue Freundin hat?"

Nun schaute Ennie nachdenklich. Ihr Blick schwenkte für einen kurzen Moment nach vorne zur Gruppe und dann wieder zurück zu mir. „So wie er dich anschaut und wie er sich verhält, ist er vermutlich noch unsicherer als du. Ich glaube nicht, dass er nichts mehr für dich empfindet. Aber wahrscheinlich denkt er, dass du keinen Kontakt mehr willst. Immerhin hast du den Kontakt abgebrochen." Ennies Worte stimmten mich nachdenklich. Konnte es stimmen, was sie sagte. Ich versuchte mich in seine Position hineinzuversetzen und es stimmte, wenn er den Kontakt abgebrochen hätte, würde ich denken, dass er keinen Kontakt mehr haben wollen würde. „Hast du das gestern Abend gesehen, als ich von meinem ersten Kuss erzählen musste?"

„Entschuldigung nochmal, wenn ich gewusst hätte, dass du das erzählen musst, hätte ich das nicht erwähnt." Ich lächelte ihr zu. „Kein Problem, das konntest du ja nicht wissen. Aber irgendwie hat mich seine Reaktion überfordert. Ich konnte es irgendwie nicht deuten." Wieder nickte Ennie. „Ja, ich habe ihn dabei auch beobachtet. Für mich sah es nach einer Mischung aus Traurigkeit und Glücklichkeit aus. Aber immerhin hat er irgendwie darauf reagiert. Mich hätte es verwundert, wenn er dabei einfach kalt geblieben wäre."

„Kann es sein, dass du Robin und mich die letzten Tage durchgehend beobachtete hast?" Ich lachte und Ennie fing auch an zu lachen. „Möglich." Dann kehrte kurz Stille zwischen uns ein. Leise vernahm ich die Stimme der anderen, die einige Meter vor uns gingen. Über uns zwitscherten ein paar Vögel und die Blätter der Bäume raschelten leise im Wind. Auch die Sonne war mittlerweile herausgekommen und ein paar Strahlen schafften es durch die dichten Baumkronen hindurch und schienen auf den Waldweg.

„Ihr müsst definitiv mal in Ruhe miteinander sprechen. Wir sind zwar die nächsten drei Tage immer irgendwo an Land, aber ihr habt sicherlich mal Zeit euch zu zweit zu unterhalten. Und wenn es abends auf dem Schiff ist. Wir haben doch genug Kabinen wo ihr ungestört reden könnt." Ich nickte Ennie zustimmend zu. „Ja vielleicht hast du Recht, irgendwann wird es sicherlich einen geeigneten Moment geben." Ennie zog auf meine Antwort hin erneut eine Augenbraue hoch. „Svenja ich kenne dich, den perfekten Moment gibt es nicht und wenn du da so dran gehst, bleibt das ungeklärt. Oder soll ich euch einen Termin ausmachen?" Ich lachte. „Ja ich weiß, aber ich denke wir schaffen das schon alleine." „Dann ist ja gut. Wenn irgendwas ist, ruf mich einfach rüber, oder komm zu mir. Dann schicke ich Aaron zu Chris und Tobias rüber und wir können ganz unter uns reden." Am Ende ihres Satzes lächelte sie und ich nickte dankend. „Dann komm, wir sollten zum Rest wieder aufschließen, sonst fragen die sich irgendwann noch was wir hier tun."

Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, beschleunigte Ennie ihr Tempo wieder und ich tat es ihr gleich, sodass wir nur wenige Momente später schon wieder zur Gruppe aufgeschlossen hatten, die gerade dabei war ein Jungtier zwischen den Bäumen ausfindig zu machen. „Svenja schau mal, da hinten steht ein Elchkalb!" Finja lächelte und zeigte in das Gehege zwischen die Bäume. Und als ich genau hinschaute konnte ich es auch sehen. Hinter ihm stand seine Mutter, die gerade etwas fraß. „Am Eingang im Park gibt es ein Kälbergehege, mit Kälbern die gerade erst ein paar Wochen alt sind. Wir können ja dort kurz vorbeischauen und dann sollten wir auch wieder zurück zum Reisebus. Die zwei Stunden sind in einer halben Stunde rum." Ennie hatte glücklicherweise de Zeit im Blick gehabt, denn ich hätte es deutlich früher eingeschätzt. Hatten Ennie und ich wirklich so lange geredet?

Wir machten uns also auf dem Weg zum Eingang und hielten vorher beim Gehege mit den Kälbern, die tatsächlich erst einen Monat und eine Woche alt waren. Wir verbrachten dort ein wenig Zeit, die ich zusätzlich nutzte, um auch noch ein paar Fotos zu machen. ZehnMinuten vor dem Treffpunkt erreichten wir den Bus. Ein paar Leute waren schondort, aber wir waren trotzdem früher da als die meisten. Also setzten wir unsauf den Boden und aßen noch die eine oder andere Süßigkeit, die wir alsProviant mitgenommen hatten.

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