Donnerstag - 58.1 - Innerer Abschied

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Don't forget  -  it's fiction!        O.K. here she is - the one and only Yuiko. 
Check her chanel and don't forget the subtitles. She's gorgeous!!!!!

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Seit drei Wochen, seit die Jungs in Am*dam gelandet sind, trudeln nun fast täglich Mails und Textnachrichten, Bilder und Filmchen, gute Laune und tiefe Gedanken bei mir ein. Und machen mich unglaublich glücklich. Vorher hatten wir ja auch Kontakt, aber das war meist mehr so zufällig, beiläufig - oder nötig. Jetzt ist es anders. Erst gestern Abend kam eine lange Mail von Hoseok, die von seiner inneren Entwicklung in der Zeit hier in Europa erzählt hat und voller Wärme und Dankbarkeit war. Ich war so sehr berührt – und hab natürlich erstmal Rotz und Wasser geheult. So wie ich ihnen allen einen Brief geschrieben habe, als sie hier abgereist sind, so schreiben sie mir nun, aus dem Moment heraus, aus dem Herzen heraus. Nun ist es Donnerstag Morgen, und ich lese diese Mail gefühlt zum hundertsten Mal durch. Einfach, weil sie so gut tut.

Ja Hobi, du hast Recht. Der vorläufig-endgültige Abschied rückt näher. Freitag Abend sehen wir euch gar nicht. Wir werden am Samstag miteinander frühstücken und euch dann am Nachmittag noch ein bisschen bei den letzten Proben, dem Fansign und eurer sonstigen Routine zusehen. Mitten in der Nacht gibt's dann wahrscheinlich Blumen, eine BTS-typische Megatorte und sicherlich irgendein Ständchen. Und wie ich mich kenne, werde ich die letzten zwei Stunden durchheulen, weil ich euch nun endgültig gehen lassen muss. Um so mehr danke ich dir für deinen Dank, der mir zeigt, dass ich euch beruhigt gehen lassen kann. Ihr seid einen weiten Weg gegangen in den letzten zwei Monaten, und es hat sich gelohnt.

Naja – zwischendurch war auch die Beinahekatastrophe in Warschau dabei, wo ein Haufen Scheinwerfer von der maroden Decke gekracht ist und beinahe Sung-Deuk erschlagen hätte. Darauf hätten sicher alle gerne verzichtet. Wieder hatte es Schrecken und Ängste gegeben. Wieder war der Terminplan durcheinander geraten. Wieder musste der Ablauf der Show angepasst werden, weil nun doch Jimin tanzen musste, statt von Sung-Deuk entlastet zu werden. Aber: wieder hatten die Jungs mit Solidarität, Intuition und Mut die Situation gemeistert.

Und du, mein lieber Jimin, hast dir ein Herz gefasst und die Angst und Panik davongesungen. Du hast deiner Intuition gehorcht und für alle den Druck rausgenommen. Könntest du nur selbst fühlen und glauben, wie wertvoll und liebenswert du für uns alle bist!

Da waren die Schrecken der Nazizeit und die Greueltaten an den Juden, die Namjoon so sehr beschäftigt und einfach nicht los gelassen haben. Erst in Am*dam, und wegen der Stolpersteine in Berlin hat es ihn ja dann nochmal wieder eingeholt. Aber ich war unendlich froh und dankbar, dass er das nicht in sich reingefressen sondern sich an mich gewendet hat. Wenn man das wirklich an sich ranlässt, ist es nur ganz schwer auszuhalten. Und das geht dann einfach besser zu zweit als allein.

Ach, Namjoon. Du treue Seele. Du glaubst – und alle anderen glauben auch – dass du nur aus Kopf bestehst, dass du der schusselige Denker bist. Aber das stimmt gar nicht. Ja, du bist intelligent. Aber deine Gabe, die anderen wahrzunehmen, über sie zu wachen, Streit zu erkennen und zu schlichten, deine Geduld, dein Gespür, immer wieder die richtigen Worte zu finden – das alles zeigt, dass du so viel mehr bist als der kluge Kopf. Du bist eine große, einfühlsame Seele und ein ganz wunderbarer Mensch.

Morgen fliegen wir nach London, und ich bin schon ganz kribbelig deswegen. Markus lacht sich ja schief über mich. Normalerweise bin ich diejenige, die chaotisch packt und auf den letzten Drücker noch lauter Kleinigkeiten findet, die doch noch mit müssen. Auto beladen für einen Urlaub wird bei uns immer zum K(r)ampf. Aber diesmal ist mein kleines Köfferchen schon seit gestern gepackt. Ich brauche nicht viel für zwei Tage London, die ich zudem überwiegend in einem Hotel bzw. in einer Konzerthalle verbringen werde.

Bereits morgen Mittag werden wir in den Flieger steigen. Chris in Berlin und wir anderen sieben in Frankfurt. Wir werden in Heathrow von einem Briten abgeholt und ins Hotel gefahren. Er wird am Terminal ein blankes rotes Schild hochhalten. Die Zimmer sind auf unsere Namen gebucht, auch wenn die Rechnung an BigHit geht. Es ist alles bedacht worden, um unsere Anonymität zu wahren. Aber ich mache mir keine Illusionen. Ein gewiefter Reporter mit einem Supertele in der Hand auf der anderen Seite der Halle, und man wird die Pickel auf meiner Nase zählen können. Die Technik hat das Bedürfnis der Menschen nach Würde und Privatsphäre schon längst überholt. Trotzdem: ich sehe es nicht ein, dass ich mich den ganzen Abend zurückhalten oder gar vermummen soll, damit die Mistkäfer mich nicht aufs Foto kriegen. Dieser Abend gehört mir, und ich will ihn genießen. Ich darf einfach nicht an den nächsten Tag denken ...

Ich bin mir sehr sicher, dass spätestens in dem Zusatz-Konzertteil das Augenmerk der Jungs immer mehr zu uns wandern wird, dass sie ein Feuerwerk an Phantasie und Liebe entzünden werden, um uns den Abend unvergesslich zu machen und mir einen tollen Geburtstag zu bereiten. Sie können ja gar nicht anders.

Da fällt mir auf, dass ich mal nachdenken sollte, ob ich ihnen jetzt nochmal was Gutes tun kann oder will. Eigentlich haben sie schon alles – jeder einen Brief mit guten Worten, jeder ein Geschenk mit Erklärung, jeder eine Standleitung zu meinem Herzen. Ad hoc fällt mir natürlich nichts ein. Meine kreatives Hirn arbeitet leider so, dass die besten Ideen last minute um die Ecke kommen. Wahrscheinlich fällt heute um Mitternacht der Groschen, und ich bastele dann bis fünf Minuten vor der Abfahrt wie eine Wilde vor mich hin. Ich werde es sehen ...
Hach, ich bin einfach nervös! Kann das mal aufhören? Das macht doch nichts besser! ... Na guuuut, ich geh ja schon aufräumen ...

Nach und nach verschwinden immer meine Arbeitsflächen im Keller unter den Resten irgend welcher Bastelprojekte, die ich zu faul bin wegzuräumen. Das Steinöl steht seit Rom da rum, Papierreste von drei Babykarten, die ich grade gefertigt habe, dazwischen eine Rechnung, die ich vielleicht auch mal bezahlen sollte – alles Mögliche türmt sich auf den Tischen. ADS'ler und Messi – no more comment ... Seufzend mache ich mich also daran, meine Tische wieder auszugraben, tätige ein paar Überweisungen, sortiere Papiere, archiviere Bach-Noten und beweise heute ungewöhnlich viel Ausdauer. Dabei stoße ich auch auf die „weiß grad nicht, wo das hin gehört"-Gruschelkiste vom letzten – oder vorletzten? - Aufräumen. Da fällt mir in dieser Kiste ein kleiner Gegenstand auf – und sofort macht es KLICK in meinem Hirn.

Es ist eine Scheibe, gemacht aus einer Kugel Ton. Jemand hat ein lachendes Gesicht hinein geritzt, bevor das Ding gebrannt wurde. Ich denke einen Moment nach und erinnere mich daran, dass ich das Ding – einen Schmunzelstein – mal auf einem Kunstmarkt gekauft habe. Zusammen mit einem Gedicht. Wo hab ich das bloß hin getan? Hektisch fange ich an, in allen möglichen Zettelsammlungen zu suchen. Keine Chance ...
Halt!

Ich hatte das mal abgetippt. Und in meinem Computer gibt es nur ein paar sinnvolle Stellen, wo das gespeichert sein könnte – allen voran: im Ordner „Texte für Projekte". Und da ist er - „der Schmunzelstein". Bleibt nur ein Problem: ich kann nicht bis morgen Mittag ganz viele davon kaufen und auch nicht aus Ton machen, trocknen lassen und brennen.
Denk nach, denk nach! Wo kriegst du bis morgen Mittag vierzehn schmunzelnde Steine her???
Internet! Ich springe zu Google und gebe einfach mal „Schmunzelstein" ein. Und patsche mir vor die Stirn.
Da hätte ich auch selbst drauf kommen können!
Es sind SchmunzelSTEINE ...

Schnell wie der Blitz schieße ich die Treppe hoch.
„Markus? Ich mache einen Spaziergang!"
Ich rufe einfach durchs Treppenhaus nach oben, wo mein Mann Heimarbeit macht, und ziehe mir die Schuhe an. Schon bin ich zur Tür raus, ab in den Wald. Auf den Schotterwegen finde ich vielleicht kleine Steine, die sich zum Bemalen eignen. Ich laufe los und halte meine Augen offen. Auf den meisten Wegen sind leider nur ziemlich spitzige Steinchen, die sich nicht zum Bemalen und mit sich Rumschleppen eignen. Aber ich gebe nicht auf.

Als ich an der Stelle vorbei komme, wo Kwon, Jimin und ich die Achtsamkeitsübung gemacht haben, wo Jimin sein Schneckenhaus bekommen hat, da setze ich mich für einen Moment auf die Bank, schließe die Augen und lasse die Erinnerung aufsteigen, wie er da gestanden hat und gesagt hat:„Ich will leben!". Wie sehr er mit mir geschimpft, mir nicht vertraut hat wegen der Käfer. Wie begierig er aber bald schon nach immer neuen Dingen verlangt hat, weil er fühlen, riechen, hören wollte. Und am Ende hat er einen Käfer auf der Hand gehabt und hätte ihn wahrscheinlich am liebsten gestreichelt, so fasziniert war er. Ich schaue mich um. Die Saison ist fast vorbei. Nur noch wenige der kleinen Brummer schwirren durch die Luft. Nun wird es wieder vier Jahre dauern, bis die Maikäfer fliegen.
Und hoffentlich nicht ganz so lange, bis wir uns wieder sehen.

Ich laufe weiter auf unserem üblichen Spazierweg. Als ich an einen Abzweig komme, sehe ich, dass die Forstmeisterei inzwischen die Winterschäden an den Wegen ausgebessert hat. Und hier – wo vor ein paar Wochen noch eine riesige Pfütze war, haben sie einen ganzen Haufen neuer Steine verteilt, um das Loch einzuebnen. Kieselsteine. Schöne, kleine, runde, flache Kieselsteine. Ich muss mich nur bücken und kann mir die Schönsten raussuchen. Während ich mit meiner Beute nach Hause laufe, überlege ich mir, womit ich sie bemalen will. Edding? Lackstift? Acrylfarbe? Ich entscheide mich für Edding, in der Hoffnung, dass das am längsten hält.

Zu Hause angekommen, flitze ich sofort in die Küche und schrubbe die Steinchen mit der Nagelbürste ab. Dann gehe ich wieder in den Keller, stelle mir bei Youtube meine neue Lieblingsmusik an, suche die Stifte raus und fange an, die vielen kleinen Steine mit einem lachenden Gesicht zu verzieren. Mal grinst ein Stein ganz breit, mal zwinkert einer mir zu, der nächste streckt mir frech die Zunge raus. Dann tippe ich das Gedicht in DeepL.com und lasse es übersetzen. Dabei geht zwar der niedliche Reim flöten, aber Hauptsache, die Jungs verstehen es. Wie viele brauche ich eigentlich? 7x Bangtan Boys, wir sind vier, haben vier Gäste, aber ich zähle nicht – also nochmal sieben. Sung-Deuk? PD? Keine Ahnung, eher nicht.
Ach, ich hab hier 26 Steine, ich warte es einfach ab.

Grade verzaubert mich wieder Yuikos Stimme. Ich habe nämlich entdeckt, dass sie seit einer Weile einen eigenen Youtube-Kanal hat, wo sie Coversongs singt. Ich finde, ihre Stimme ist gereift, seit sie mit Namjoon aufgetreten ist. Und die Lieder, die sie ausgesucht hat, sind wunderschön. Also habe ich mir eine kleine, aber feine Yuiko-Playlist erstellt, zu der mit schöner Regelmäßigkeit alle vierzehn Tage ein neuer Song dazu kommt.

Während ich ihrer Stimme lausche, drucke ich das Schmunzelstein-Gedicht 26x in Deutsch und Englisch aus und verbastele es zu kleinen Kärtchen im Scheckkartenformat, damit man sie mit sich rumtragen kann.
Ich wüsste ja zu gerne, ob die beiden noch irgendwelchen Kontakt haben. Oder ob das ein einmaliges Ding war, und sie haben sich nie wieder gesehen?
Da Namjoon, was Yuiko oder den Song oder wasauchimmer anging, total zugeknöpft war, werde ich es wohl nie erfahren. Genauso, wie ich bis heute nicht weiß, warum Namjoon, als die Jungs hier waren, um Jimin abzuholen und gemeinsam nach Stockholm zu fliegen, abends bei unserem letzten Sofa-Gespräch plötzlich angefangen hat zu weinen. Er hat mir immer alles anvertraut, tut es ja auch jetzt wieder. Aber diese zwei Dinge hat er fest vor mir verschlossen. Jimin hat gesagt, es sei ein schöner Grund, sowohl die Tränen als auch die Verschwiegenheit. Aber bis jetzt wollte mir ums Verrecken noch kein schöner Grund für Tränen einfallen, den ich ihm abgekauft hätte. Vielleicht hat sich das Problem bis zum Wochenende ja gelöst, und er wird es mir noch erzählen. Wenn sich überhaupt die Gelegenheit dazu ergibt ...

https://www.youtube.com/watch?v=AfeJQGgOSRY

Zu Yuikos sanfter Version von „Fake Love" stecke ich schließlich die Schmunzelsteine zusammen mit den Kärtchen in kleine Zelophantüten und binde sie hübsch zu. Und fertig sind meine kleinen Mitbringsel und letzten greifbaren Seelenschmeichler für meine großen „Söhne". Schnell packe ich die noch in eine größere Tüte und stecke alles in meinen Koffer.
Und wie lenke ich mich jetzt ab???
Ahhhh, ich bin so nervöööööös!!!!!
Na guuuuut – weiter aufräumen ...

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1.5.2019    -    20.5.2020

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