Don't forget  -  it's fiction!

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PD schläft in dieser Nacht fast überhaupt nicht. Gegen 1:00 hat er eine Stellungnahme zusammen gedengelt und sich einen Haufen weiterer Notizen gemacht. Kaum hat PD seinen Laptop runter gefahren, kommt ein zaghaftes Klopfen an seiner Tür. Er ist sogar zu müde zum Seufzen, aber er muss natürlich wissen, um was es geht. Möge es nichts mit Jimin zu tun haben ... Vor seiner Tür stehen Sung-Deuk und Hyun-Soo, die sich zufällig grade auf dem Flur getroffen haben.

„Hallo. Alles in Ordnung?"
PD zeigt in seinen Raum.
„Ach, setzt euch doch einen Moment. Wir halten es auch ganz kurz. Ich maile, ich wollte ... Oh Mann, ich bin echt zu müde. Ich habe meine Stellungnahme geschrieben, habe aber den Laptop runter gefahren, ohne sie nach Seoul zu mailen. Also - ich maile gleich meinen Entwurf einer Stellungnahme rüber, und dann gehen wir alle endlich ins Bett. Sonst können wir nämlich morgen nicht gradeaus denken."
Er fährt sein Laptop wieder hoch und lässt Hyun-Soo über seinen Entwurf drüberschauen. Der macht gleich eine zweite Fassung mit eigenen Vorschlägen, und dann geht die Mail ab.

Sung-Deuk gibt erstmal Entwarnung.
„Ich war jetzt eine Weile bei Tae und Jimin. Das Zittern hatte nicht aufgehört. Die Herzensmutter hat den Livestream geschaut und sofort gemerkt, dass die Jungs zu früh abgehauen sind. Deshalb hat sie Tae angeschrieben, der hat ihr von seinen Sorgen erzählt, und sie hatte den richtigen Riecher. Jimin war schlicht unterzuckert, weil er zusätzlich zur Müdigkeit auch den ganzen Abend nichts gegessen und zu wenig getrunken hat. Tae hat Traubenzucker besorgt, und ich bin dabei geblieben, bis es Jimin tatsächlich deutlich besser ging. Die beiden schlafen jetzt. Das wollte ich nur weitergeben."

PD und Hyun-Soo nicken erleichtert. Hyun-Soo berichtet dann gleich weiter von seinen Bemühungen hinter den Kulissen der Award-Show.
„Es war nicht ganz einfach, denjenigen zu finden, den du da am Telefon so elegant zusammen gefaltet hast. Wow, so hab ich dich noch nie erlebt. Da hätte ich gerne daneben gestanden, die Chance kriege ich wahrscheinlich nie wieder. Aber im Endeffekt war alles halb so wild. Als ich da hinkam, war die Show noch nicht rum, und es waren tatsächlich schon einige Stars nicht mehr auf ihren Plätzen sondern entweder am Feiern oder im Bett. Am Schluss hat sich der Typ sogar dafür entschuldigt, dass ER so unfreundlich war. Die haben einfach die Stühle weggeräumt, und gut wars. Ach, und ich habe gleich noch klar gemacht, dass die Presse in egal welcher Form auf keinen Fall Wind davon bekommen darf, dass Jimin zusammengeklappt ist."

PD schüttelt den Kopf.
„Und dafür so einen Aufriss mitten in der Nacht. Die spinnen, die Amis. Na gut, aber dann müssen wir uns darüber wenigstens nicht mehr den Kopf zerbrechen. Wir haben genug andere Baustellen. Falls Billboard selbst sich die Sensation mit dem kollabierten Koreaner nicht entgehen lassen will, können wir daran nichts ändern. Du hast es jedenfalls versucht."

PD informiert nun die beiden Männer über seine Überlegungen, wie sie weiter verfahren könnten, um Yuiko aus der Schussbahn zu kriegen und gleichzeitig einen Imageschaden von BigHit abzuwenden.
„Und dann bleibt nur noch, das Ganze Namjoon zu beichten, ohne, dass der aus dem Fenster springt oder uns die Köpfe abreißt."
Sung-Deuk lacht bitter.
„Ich denke, er weiß es jetzt. Er hat das Zimmer neben Tae und Jimin, und als wir vorhin abgewartet haben, ob der Traubenzucker wohl wirkt, kam von nebenan erst ziemliches Gebrüll, und dann flog was gegen die Wand."
Die anderen schauen ihn mit großen Augen an.
„Namjoon??? Hat was durch die Gegend geworfen? Oha! Sollten wir mal bei Eun-Mi nachsehen, ob die noch lebt?"

Sung-Deuk schüttelt den Kopf.
"Bloß nicht! Da hat auch eine Tür geknallt, und jemand ist gerannt. Ich denke, Yuiko wird es nicht gut gegangen sein, Eun-Mi ist zu Namjoon gegangen, hat ihn sich abreagieren lassen. Und der ist dann zu Yuiko geflitzt, um ihr beizustehen. Es ist jedenfalls, soweit ich das von außen erkennen kann, in beiden Zimmern still und dunkel."

Müde reiben sich die drei Männer die Augen und gähnen herzhaft. Sie schauen sich an und fangen alle an zu lachen.
„Wie heißt das? Gähnen ist ansteckend? Los, ab ins Bett mit euch. Ich bin unendlich dankbar, dass ich mich auf euch so verlassen kann. Diese zwei Monate wären eine einzige Katastrophe geworden ohne euch. Wir sind echt durch schwere See gesegelt, und ich habe einen nicht unerheblichen Anteil daran gehabt. Und trotzdem seid ihr noch da. Und die Jungs sind noch da. Wir stellen grade die K-Pop-Welt auf den Kopf mit Namjoon und Yuiko. Und ich bereue es keine Sekunde lang. Gute Nacht!"

Dankbar, dass dieser schier endlose Tag nun ein Ende hat, verziehen sich der Tanzlehrer und der Manager zügig in ihre Betten. PD protokolliert das Gespräch mit den beiden und denkt noch eine Weile nach. Es ist 3:00, mitten in der Nacht. In London ist es 11:00 vormittags. Und in Seoul ist es nun schon 19:00 am Montag. Die Zeitverschiebungen machen ihn noch wahnsinnig. Wie gut, dass das übermorgen ein Ende hat. Dann sind sie endlich wieder zu Hause, können sich an ihre eigene Zeit, ihr gewohntes Essen und die eigenen Matratzen gewöhnen und ohne Hindernisse und Wartezeiten arbeiten.

Wieder ruft er bei BigHit an. Der Haus-Anwalt Choi Ye-Jun geht sofort an den Apparat, und Bang Si-Hyuk stellt ihm seine Ideen vor. Jetzt ist alles eine Frage des Timings.
„Passen Sie auf, Choi Ye-Jun. Yuiko hat ja für den gesamten Monat Mai einen Kurzzeitvertrag bekommen, der sie absichern sollte, falls die beiden tatsächlich zusammen auf die Bühne gehen, der aber vage genug war, damit sie nicht auf die Bühne muss, falls die beiden nicht miteinander klarkommen. Da sich der Skandal, dem wir glaube ich jetzt nicht mehr ausweichen können, mit Sicherheit über mehrere Monate hinziehen wird, muss sie sofort einen Anschlussvertrag bekommen, der ihr Rechtsschutz verschafft, ohne sie an irgendwas zu binden, was gar nicht in ihren Lebensplan reinpasst."
Choi Ye-Jun macht sich eifrig Notizen.

"Sie ist so durch den Wind, dass sie sicher grade keine schnellen Entscheidungen fällen kann. Namjoon weiß zwar vermutlich inzwischen von seinem beziehungsweise ihrem 'Glück', aber der ist auch ... Ach, keine Ahnung, wie er das verkraften soll. Ich hab noch nicht mit ihm gesprochen. Es wird jedenfalls hart. Um den beiden Sicherheit und das Gefühl von unbedingter Rückendeckung zu geben, sollte der Folgevertrag daher von ihren Eltern und einem unabhängigen Rechtsberater geprüft werden. Wenn ihre Eltern sagen: 'mach das!', dann muss sie nicht weiter drüber nachdenken."

Choi Ye-Jun sitzt in Seoul in seinem Sessel und kratzt sich am Kopf. Er versteht genau, was PD will. Aber das jetzt unter Hochdruck hinzudengeln – puh, das wird hart!

PD ist noch nicht fertig.
„Auch wenn jetzt tausend Dinge auf einmal geschehen müssen, das Mädchen muss erstmal aus dem Fokus. Und Namjoon auch. Soweit die jungen Leute.
Was BigHit angeht, müssen wir eine offizielle Verlautbarung machen, dass unsere Künstler ab dem 21. Lebensjahr völlig freie Hand haben, ihr Privatleben zu gestalten. Dazu müssen aber die Verträge sofort geändert werden. Darüber hinaus müssen wir klare, rechtliche Schritte ankündigen. Mehr können wir für unser Image grade nicht tun – die Flucht nach vorn antreten. Aber wie wir das hinkriegen sollen, ohne dass BTS und BigHit tausende von Fans und ganz viel Rückhalt verlieren, habe ich keine Ahnung. Ich habe sogar die verrückte Idee gehabt, die CEO's der anderen Entertainments anzurufen und sie zu fragen, ob sie nicht mit uns in ein Horn tuten und auch die Zügel lockern können, damit klar wird, dass die gesamte Industrie da wie eine Wand hinter ihren Künstlern steht."Choi Ye-Jun schnappt nach Luft.

„Haben Sie inzwischen bei Youtube selbst was erreichen können?"
Jetzt ist Choi Ye-Jun wieder auf sicherem Terrain.
„Ja, hab ich. Und zwar viel mehr, als ich erhofft hatte. Meine Strategie ist aufgegangen. Ich habe tatsächlich einen einigermaßen wichtigen Menschen an die Strippe gekriegt und konnte dem klar machen, dass es auch für Youtube einen erheblichen Image-Schaden bedeuten würde, wenn sie das durchgehen lassen. Inzwischen geht der Hater-Unterstützer-Kampf nämlich weit über den K-Pop- oder auch nur Musikbereich raus. Wahllos unter jedem Genre von Youtube-Videos – je bekannter der Youtuber, desto besser – werden Schlachten ausgetragen, ob diese beiden oder irgendein Idol darf, und wenn ja, warum nicht. Die Kanalbetreiber fangen an, sich zu wehren. Patrion fängt an, sich zu wehren. Ich hab dem einige Screenshots rübergemailt, und da war er schlagartig seeeehr nervös. Er hat sich sogar so weit aus dem Fenster gelehnt, dass er von sich aus mit den anderen großen westlichen SozNet-Riesen Kontakt aufnehmen will. Da heutzutage jeder alles miteinander verlinkt, reicht es ja nicht, nur die eine Plattform zu säubern. Von Youtube haben wir bereits schriftlich, dass sie gründlich filtern werden. Auf die Reaktionen von den anderen wie Facebook, Instagram und Co. warten wir noch. Falls welche kommen. Aber ich bin vorsichtig zuversichtlich, denn da sieht es nicht anders aus."

PD atmet auf.
„Das klingt viel besser als alles gestern. Wie sieht es mit den asiatischen Plattformen aus? Und was kann ich von hier aus noch tun?"
Choi Ye-Jun muss nicht lange überlegen.
„Auf Yuikos eigenem Kanal waren die Beschimpfungen und Drohungen am heftigsten. Wir erreichen den Kanal aber nicht mehr. Sie scheint ihn auf privat gestellt zu haben. Wenn Sie mir die Zugangsdaten verschaffen könnten, wäre das sehr hilfreich. Die Verhandlungen mit den hiesigen Plattformen stehen noch aus. Da kann ich keine Prognose abgeben. Aber mit genug drastischen Beispielen können die eigentlich gar nicht mauern."

PD denkt einen Moment nach. Und das fällt allmählich echt schwer mit dem müden Kopf.
„O.K., helfen Sie mir mal, damit ich nichts vergesse. Ich muss 1. die jungen Leute beruhigen, 2. Yuikos Zugangsdaten zu ihrem Kanal rüberwachsen lassen, 3. Ihnen meinen Entwurf einer Stellungnahme rübermailen – ach, ne. Hab ich ja schon - und Ihnen 4. dann überlassen, was Sie draus machen. Und ich muss 5. hier mit der ganzen Gruppe und Kim Hyun-Soo beraten, wie wir in den nächsten Tagen mit Yuikos Sicherheit umgehen, wie wir uns und sie in der Öffentlichkeit darstellen und präsentieren. Hab ich was vergessen?"

Choi Ye-Jun muss fast schmunzeln.
„Ja, genau, alles richtig. - Chef? Ja, Sie haben was vergessen. Sie haben vergessen, ins Bett zu gehen! - Nur eine Frage noch: wir haben hier den Livestream gesehen. Wie geht es Jimin? Das sah nicht gut aus ..."
PD seufzt.
„Das war auch nicht gut. Er ist sofort hinter der Bühne zusammengebrochen und hat nicht mehr aufgehört zu zittern. Tae kümmert sich, und Son Sung-Deuk hat ihm geholfen. Jimin hat den ganzen Abend keine Gelegenheit gehabt zu essen und war wohl heftig unterzuckert. Da ich nichts mehr gehört habe, haben die das aber jetzt im Griff. Ach – richtig, das muss ich dann auch noch mit den Jungs besprechen. Jimin ist dann wahrscheinlich für morgen raus aus den Interviews. Na, wir werden sehen, wie es ihm morgen geht. Noch mehr Aufmerksamkeit brauchen wir eigentlich nicht wirklich. Aber Sie haben Recht. Ich glaube, jetzt gehe sogar ich ins Bett. Ich habe das Gefühl, dass ich mich ganz auf Sie verlassen kann. Danke!"

Ganz so zuversichtlich fühlt PD sich nicht, als er um 4:00 seinen müden Körper ins Bett hievt und das Licht ausmacht. Irgend eine Information schwimmt noch knapp an seinem Bewusstsein vorbei, er kann sie nur nicht greifen. Es könnte helfen, nur was? Aber er ist sogar zu müde für Kopfkino und Sorgen. Er ist eingeschlafen, bevor sein Kopf das Kissen berührt.

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9.6.2019    -    17.9.2019    -    8.12.2019
2.6.2020