Sonntag - 61.6 - Der Morgen danach

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Don't forget  -  it's fiction!

Als ich die Story geschrieben habe, hieß der Kanal noch "Yuiko Official". Inzwischen hat sie ihn umbenannt in "Yuiko sings".

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Obwohl ich erst kurz nach 4:00 ins Bett gegangen bin, stehe ich bereits um 6:30 wieder senkrecht im Bett. So anstrengend und aufwühlend der Samstag war – und einfach wundervoll! - der Schulkind-aus-dem-Haus-schubs-Biorhythmus hat mich fest im Griff. Also schleiche ich mich raus und gehe wieder auf den Balkon. Die Sonne ist leider nun schon so weit aufgegangen, dass man keine Sterne mehr erkennen kann. Ich muss mir also vorstellen, wie es aussieht, wenn die Kassiopeia in die Themse plumpst. Ich muss wieder schmunzeln bei dem Gedanken, dass Yuiko und ich die selbe Assoziation hatten.

Es juckt mich ja nun schon in den Fingern, und so schnappe ich mir mein BTS-Phone und traue mich, auf Youtube zu gehen. Um 7:00 habe ich gefühlte drei Millionen Bilder, Gifs, Memes, Filmchen und Kommentare über Namjoon und Yuiko gefunden, Tae und Adele kommen direkt dahinter, auch die Berliner, Jimin und Sam werden häufig erwähnt und gezeigt – aber kein einziges Irgendwas, auf dem irgendjemand von unserer Seite des Steges zu erkennen ist. Ich bin schwer erstaunt, dass sowohl die Presse als auch die Fans die Bitte der Jungs um Diskretion tatsächlich respektiert haben. Erwähnt werden wir natürlich. Aber: keine Namen, keine Gesichter, keine Anspielungen. Bei einer feststehenden Fan-Cam, die hinter uns platziert gewesen sein muss, hat sich der ... naja, wahrscheinlich die Betreiberin des Kanals sogar die Mühe gemacht, unsere Köpfe, die ihr dauernd durch den unteren Bildrand gewandert sind, durchgängig zu verpixeln. Mann, die muss eine Nachtschicht eingelegt haben!

Viele, viele Aufnahmen aus jeder Perspektive gibt es von „Umbrella". Die Kommentare derer, die tatsächlich im Konzert waren, sind durch die Bank positiv, manchmal richtig liebevoll. Bei den anderen ist schon auch der Neid durchzuhören. Entweder auf das besondere Konzert oder tatsächlich auch auf Yuiko, die sich so offen ein Idol geschnappt hat, das nun nicht mehr für Tagträume zur Verfügung steht. Ich checke auch ihren Kanal. Die Abo-Zahlen sind in die Höhe geschnellt. Tausende haben ihre Coversongs gehört, sind begeistert, liken ihre Videos. Aber leider sind auch die „Thumbs down" deutlich angestiegen, und ein paar wirklich hässliche Kommentare eingetrudelt, die ich sofort melde. Außerdem richte ich mir einen neuen Kanal ein als „Mother.of.Hearts", wünsche den beiden alles Glück der Erde und dass sie sich nicht unterkriegen lassen.
Das werde ich mal im Auge behalten ...

Die Kommentare für Tae, Yoongi und Adele sind dagegen ausschließlich positiv. BigHit und Adeles Management haben sich bereits geäußert, dass es von dem Duett eine vernünftige Aufnahme geben wird. Adele selbst hat sich noch in der Nacht überall gemeldet und von der Zusammenarbeit geschwärmt, und die Fans beider Seiten überschlagen sich vor Begeisterung. Ich persönlich finde das auch deswegen so toll, weil die Jungs damit eine Kooperation außerhalb der USA, außerhalb ihres angestammten Genres und für eine völlig neue Zielgruppe geschafft haben. Wenn die erste Euphorie verflogen ist und Adele dann trotzdem die angedachten Pläne mit den Jungs wahr macht, öffnen sich dadurch viele neue Türen.

Die Reaktion auf Jimin und sein „Promise" sind toll. Echt süß. Der sanfte Licht-am-Ende-des-Tunnels-Song ist um Mitternacht englischer Zeit bei Spotify und Co. hochgeladen worden mit einem zauberhaften Bild, das Tae wohl in Holland von Jimin gemacht hat. Und die Streaming-Zahlen sprechen für sich. Ich freue mich total, denn Jimin wird glücklich sein.

Da fällt mir ein, dass ich gleich noch meine heutigen Votes für den „Top Social Artist" abgeben kann – bevor ich das noch vergesse! Schließlich reiße ich mich los und mache mein Phone wieder aus. Die Stadt erwacht allmählich zum Leben, der Verkehr rauscht unter mir entlang, Glocken läuten. Und ich sinne darüber nach, was mir von diesem Abend am wichtigsten ist. Die Wärme und Herzlichkeit der Jungs, das starke Band zwischen Gruppe und Fans, der respektvolle Umgang. Die vielen Überraschungen - die Jungs für die Fans, der Staff für die Jungs, die Jungs für uns, die Mädels für die Jungs. Ich schüttele den Kopf darüber, dass Jimin es mit seinem Charme tatsächlich geschafft hat, mich dazu zu bringen, mit ihm „Serendipity" zu singen. Ich war nicht eingesungen, ich hatte den halben Abend lang mitgegrölt. Ich werde mir definitiv keine Aufnahmen davon ansehen. Aber:    Sag niemals nie ...     Auch geblieben ist die Gewissheit, dass BigHit und BTS wieder eine große Familie sind, die bedingungslos füreinander einstehen. Der Streit ist wirklich Vergangenheit.

Was ich gestern Abend auch gespürt habe, ist, dass sie wohl alle durch die Talsohle durch sind. Sie haben alle neue Perspektiven, sie sehen alle der Zukunft positiv entgegen. Dass Jimin sich am Ende so schwer getan hat zu gehen, war ganz traurig, ist schwer zu verdauen. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ihn das wieder aus der Bahn wirft. Ich glaube, es war eher die abgrundtiefe Erschöpfung nach diesem Abend, der – objektiv betrachtet – für Jimin der Wahnsinn und viel zu anstrengend war. Aber alle wussten, dass ihn niemand hätte abhalten können. Und ich habe ja gesehen, dass er nach Möglichkeiten gut auf sich aufgepasst hat.

Was nehme ich noch mit?
Einen ganzen Haufen zauberhafter, sorgfältig und liebevoll ausgesuchter Geschenke. Tae hat zwar damit angefangen, aber alle haben dann etwas gefunden, womit sie mir eine echte Freude machen konnten. Spontan hole ich mir die Boxen mit den Geschenken, die CD's, das raffiniert aufgebaute Buch und schaue mir die darin abgedruckten Fotos vom März an. Erinnerungen an diese Tage kommen wieder hoch.

Die meisten Fotos in dem Buch sind von der Zeit bei uns, aber ein ganz paar Bilder von danach haben es in diese enge Auswahl geschafft, und eines davon zeigt Jimin, der auf einer kleinen Bühne ausgelassen tanzt mit ...
ABBA??? Die gibt's doch gar nicht mehr!
Dann fällt mir ein, dass sie von dieser Karaoke-Bühne im ABBA-Museum erzählt hatten. Ich nehme die Brosche aus Birka in die Hand. Ich fahre mit dem Finger an dem Endlosband entlang, das mit all seinen Kehren und Schleifen ein großes Kreuz bildet.
Jimin. Hoffentlich schläfst du jetzt ganz lange und kannst die Erschöpfung und die Trauer hinter dir lassen. Du musst diesen Tag noch durchstehen. Für die Interviews morgen sollst du dich meinetwegen krank melden. Nur heute noch, Jiminie! Du schaffst das!
In meiner Sorge lege ich Jimin in die Hände Gottes. Keiner macht das besser als ER. Welch eine Angst ich hatte, als mir bewusst wurde, was für eine Verantwortung da durch meine Haustür hereingestolpert war. Ohne Gottes Führung wäre ich all dem niemals gewachsen gewesen. Meine ersten zaghaften Versuche, Jimins Lebenswillen neu zu wecken, mein Zittern, dass es zu spät dafür sein könnte. Ihn jetzt so zu sehen, erfüllt mich mit tiefem Glück. Er isst wieder normal, er schaut sich selbst freundlich an im Spiegel, er steht mutig für sich selbst ein mit großer Ehrlichkeit, in aller Öffentlichkeit, er nimmt die Krisen an und macht etwas daraus, er verschenkt sich selbst und macht die Menschen um ihn herum damit ruhig, zufrieden, glücklich. Er hat sich seinen Dämonen gestellt und sie in die Knie gezwungen, weil sein Lebenswille gesiegt hat.

Mein Blick fällt auf die fein gearbeitete Handtasche von Hobi. Diese Figuren darauf sind echt witzig und originell.
So wie er. Hoseok ist ein unglaublich liebenswertes Original.
Ich bin dankbar, dass er jetzt – zumindest innerhalb der Gruppe - nicht mehr so tun muss als ob, weil er die Freiheit gewonnen hat, nein zu sagen und Ängste zuzulassen. Die anderen, besonders Jeongguk – werden nie wieder zulassen, dass er zu irgendwas gezwungen wird. Ich finde eine Bilderseite von dem Tag im Zoo, wo auch ein Bild von Hobi mit den Varis dabei ist. Ich bin richtig stolz, dass er das so zulassen konnte. Er weiß nun, dass er nein sagen darf zu Überforderungen – und deshalb auch ja sagen darf zu Herausforderungen.

Ich lasse den Schal von Jin durch meine Finger gleiten. Die Seide fühlt sich kühl und glatt an und schmeichelt der Haut. Für Jin bin ich einfach erleichtert. Er hat mir ausdrücklich gedankt. Und ich danke Gott, dass er aus meiner höchst zweifelhaften, kritischen Haltung Jin gegenüber seine spannende Fragereise zu seinen Lieblingsmenschen hat werden lassen. Die Seite mit Bildern, auf denen Jin in meiner und diversen europäischen Hotelküchen steht, sehe ich jetzt mit völlig neuen Augen. Besonders toll ist das Bild, wo er vor einer offenen Großküche steht, wahrscheinlich in Italien, so wie es da aussieht, und wie gebannt einem der Köche auf die Finger schaut. Er ist einfach in seinem Element, nur jetzt bewusster als vorher, und von ganzem Herzen.

Ich entdecke eine Seite mit Bildern vom Segeln. Die durchgepusteten Haare, die strahlenden Gesichter, Taehyung ganz stolz am Steuer der „Hoop doet Leven", Guk, der Hobi im Arm hält, damit der sich wohl fühlt.
Habt ihr eine Ahnung, Jungs, WIE gerne ich an DEM Tag bei euch gewesen wäre ...
Oh! Und da sind der Text und die Noten von „Promise"!
Stimmt. Der Moment, wo Jimin und Sam dieses wunderschöne Lied vorgetragen haben im Konzert – der war auch ganz besonders. Das war einfach zauberhaft.
Ich lese mir nun den Text durch, den Kwon wohl noch nachträglich übersetzt hat. Es erinnert an die Rede von Rom. Und es steckt sooo viel Hoffnung zwischen den Zeilen. Witzig, dass Jimin selbst gar nicht mit gekriegt hat, wie sein Herz diese Melodie geformt hat, dass alle anderen sie vor ihm gehört haben, weil er vor sich hin gesummt hat.

Ich blättere vor und zurück und lande bei dem spontanen Dance Battle in Rom. Alle drei sehen einfach glücklich aus, während sie in diesem Kreis von Menschen stehen und das tun, was sie am allerliebsten tun. Ich nehme das kleine, herzförmige Medaillon in die Hand, lasse den Mechanismus aufschnappen, freue mich über die winzigen Bilder meiner Leihsöhne. Kein Mensch würde angesichts der Geschenke darauf tippen, dass ausgerechnet diese fast romantisch wirkende Zuneigungsbezeugung von Yoongi stammt. Von dem Stein, dem Regungslosen, dem oft scheinbar so desinteressierten Suga. Er hat einen ganz leisen Weg gefunden, mir sein Herz zu schenken, mir zu danken, und das berührt mich zutiefst.

Ihm hätte ich sehr gewünscht, dass die Tour ohne den großen Streit abgelaufen wäre. Denn seine alten, tief sitzenden Ängste belasten ihn sehr. Und ich hatte das Gefühl, er hatte das fest verrammelte Burgtor einen winzigen Spalt breit auf gemacht. Aber dann kam der große Knall, und er war wieder nur mit Überleben beschäftigt. Rums! Zu! Weiter im Schutzmodus ...
Ob ich ihn nochmal drauf ansprechen sollte?
Es ist ihm - vielleicht viel mehr als allen anderen – wichtig, sein Leben, sein Tempo, seinen Rhythmus selbst zu bestimmen. Selbst zu entscheiden, was er zulässt, was er an sich ran lässt.
Ich glaube, ich warte ab. Yoongi lässt sich nicht treiben.

Wieder mache ich Daumenkino in diesem wundervollen Buch. Wie wahnsinnig viel Arbeit Jeongguk, Yoongi, Kwon und Namjoon da reingesteckt haben. All das Recherchieren und Editieren. Sie haben die Bilder ausgesucht, die Filme zusammengesucht, die begleitenden Texte verfasst. Ich bin sicher, dass die Fotoseiten vor allem auf Jeongguks „Mist" gewachsen sind.
Wie genau er erfasst hat, was gut zusammen auf eine Seite passt!
Ich suche nun gezielt nach den Collagen im Buch, wo er solche Zusammenschnitte gemacht hat wie vom Segeln oder von Jin in den diversen Küchen. Dabei stoße ich auf eine Seite über ihn selbst. Es sind neun zum Teil unglaublich witzige Bilder von Guk, wie er einen Fotoapparat oder eine Filmkamera in der Hand hat, wie er eine Aufnahme checkt, ein Objekt ins Visier nimmt und wie er sich dabei zum Teil echt saukomisch verrenkt, um das perfekte Bild zu machen.

Wenn Jeongguk vom Teufel geritten wird und anfängt, andere nachzumachen, muss man echt den Kopf einziehen und hoffen, dass es einen diesmal nicht erwischt. Aber das Tolle an seinem Charakter ist, dass er sofort bereit und in der Lage ist, auch sich selbst so auf die Schippe zu nehmen.
Diese Seite mit Bildern von ihm selbst ist das beste Beispiel dafür. Ich kenne niemand, der in dieser Hinsicht so schmerzbefreit ist wie er. Und das entschuldigt fast alles.
Sein viel zu früher Eintritt bei BigHit hat ihn in mancherlei Hinsicht viel zu früh erwachsen werden lassen. Und an anderer Stelle ist er aus Überforderung einfach stehen geblieben. Für ihn war diese Tournee wie ein zweites Erwachsenwerden.
Und wieder habe ich einen Grund zu danken. Ich habe das Gefühl, dass Guk nun eine Balance gefunden hat zwischen dem Kindskopp, dem kleinen Teufel, dem ehrgeizigen Arbeitstier mit unbedingtem Siegeswillen, dem bedingungslos treuen Freund, dem gefühlvollen Sänger und Tänzer und der verletzlichen Seele.

Schließlich nehme ich die kleine sechseckige Schachtel in die Hand. Fast ehrfürchtig betrachte ich den wundervollen (und sauteuren!) Jugendstil-Schmuck. Ich denke zurück an den Tag, den ich mit Taehyung verbracht habe, damit die anderen Luft hatten, das Abschiedsfest vorzubereiten. Ich denke an sein Staunen im Jugendstilzentrum, an seine genussvolle Selbstdarstellung im Kaufhaus, als wir den Hut ausgesucht haben, an sein ehrliches Interesse beim Besuch meiner Heimatkirche. Taehyung ist eine schillernde Persönlichkeit, er weiß das und er kostet es aus. Er kann damit spielen wie auf einem Klavier. Genau so ist seine Stimme - so vielseitig. Mal so klar, mal rauchig und soulig, mal kraftvoll, mal ganz zart, fröhlich, traurig, wütend, verträumt. Wie viel Ich-Stärke dahinter steckt! Wie viel innere Kraft und Balance und Charisma er damit ausstrahlt! Wie viel hinreißenden Charme er mit Leichtigkeit versprüht, egal ob privat oder auf der Bühne.

Und auf der anderen Seite haben die letzten Monate mit Jimins Krankheit ihn mit brutaler Gewalt in eine Verantwortung für seinen geliebten Freund und Bruder gezwungen, die ihn in seinem Innersten erschüttert, ihn in tiefe Zweifel gestürzt und an all seine Grenzen geführt hat. Ich bin auch für Tae unglaublich froh, dass wir rechtzeitig die Reißleine gezogen haben, bevor ihn die Situation zerbrochen hat. Er war so verzweifelt und so wütend in Rom. Und dann sofort so großzügig in seiner Vergebung. Er hat für sich verstanden, was wirklich wichtig ist.
„Wenn es dir nur wieder gut geht, Jimin!"
Alles andere war ihm egal. Und das macht ihn groß.

Mein Blick wandert noch mal über meine Schätze. Da wird mir bewusst, dass Namjoon zwar zusammen mit Guk das Buch überreicht hat. Und von ihm steckt sicher genau so viel Arbeit drin wie von den anderen. Aber dann ist er sofort zurückgetreten, hat Guk und Yoongi von der Arbeit an dem Buch berichten lassen, hat sich völlig rausgehalten. Hier auf dem Tisch liegt von jedem der Jungs etwas ganz Persönliches. Nur von Namjoon nicht. Und das irritiert mich sehr. Denn ich habe deutlich gespürt heute Nacht, dass auch ihm der Abschied schwer fiel. Ich weiß, dass er sich mir unglaublich nahe fühlt, dass ich ihm unendlich wichtig bin. Und ich glaube keine Sekunde daran, dass Yuiko der Grund für diese „Lücke", für irgendeine Form von Distanz sein könnte. Sogar Yuiko und Adele haben mir doch mit der Uhr eine wundervolle, gut durchdachte Freude gemacht - auch angestoßen von Namjoon.

Wo ist also das Persönliche von Namjoon? Sollte ausgerechnet er nicht in der Lage gewesen sein, mich innerlich loszulassen? Ein persönliches Wort an mich zu richten? Einen bewussten Schritt in eine Zukunft nach dieser Zeit in Europa und bei uns zu tun? Das kann ich nicht glauben!
Habe ich hier irgendwas übersehen? Irgendwas noch nicht angesehen?
Ich schaue nochmal in jede Schachtel, hebe alles nochmal hoch, blättere nochmal durch das Fotobuch. Ich mache sogar die Folie von den drei CD-Büchern, um nachzusehen, ob da noch was drin steckt.
Achja, da ist noch die andere Seite vom Fotobuch – Highlight Reel.
Ich mache Daumenkino und schrecke schon wieder zurück vor den brutalen Bildern, die an meinen Augen vorbeijagen.
Ich bringe es ja nicht mal fertig, diese verdammte CD-Box auf dieser Seite des Buches aufzuklappen. Wie soll ich mir das denn dann ganz ansehen???

Nein, da ist keine Spur von Namjoon. Von meinem liebenswerten Sofa-Philosophen. Der sich noch nicht eingestehen will, dass er längst den ersten Schritt auf die schwankende Brücke zwischen Nichtglauben und Glauben getan hat. Der vehement seine geistige Autonomie verteidigt und doch beinahe sehnsüchtig den angebotenen Halt in sich aufgesaugt hat.
Vielleicht ist es das!?! Vielleicht will er abwarten, was da in ihm arbeitet, zu welchem Ergebnis er kommt? Bevor er sich mir noch weiter öffnen will?  -  Idiot!

Irgendwas in mir flüstert, dass ich damit gleichzeitig auf dem richtigen Dampfer – und total auf dem Holzweg bin. Ich bin verwirrt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, wie es weiter gehen wird. Bei unserem kleinen, nächtlichen Chat zu Dritt war er wie immer. Auch die humorvolle Würze, die Yuiko nun da reinbringt, hat nichts daran geändert. Er bleibt sich treu – und in diesem einen Moment zum zweiten Mal, seit wir uns kennen, für mich stumm.

Entschlossen packe ich die Geschenke zusammen und konzentriere mich auf mein Gebet. Ich bringe Namjoon zu Gott, bringe Yuiko zu Gott, bringe diese zauberhafte, aufkeimende Liebe zu Gott und lege sie in die Hände dessen, der weiß und versteht und trägt und liebt. Über alle für uns verständlichen Maße hinaus. Ich bekomme dafür die Gewissheit geschenkt, dass die beiden geschützt und getragen sind, bekomme die Geduld geschenkt, auf eine Antwort zu warten, bekomme das innere Loslassen geschenkt, das wir alle jetzt brauchen, um in unseren Alltag zurückkehren zu können.

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1.6.2019    -    17.9.2019    -    7.12.2019
1.6.2020

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