Sonntag - Tag - 61.7 - großes Frühstück

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Don't forget  -  it's fiction!

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Durch das kleine Küchenfenster, das auf den Balkon zeigt, sehe ich einen der Berliner mit der komplizierten Kaffeemaschine kämpfen. Nach einer Weile gibt er resigniert auf. Ich muss grinsen, denn irgendwann im Laufe der Woche hatte mir Jin geschrieben, dass er und Tae einen halben Tag gebraucht haben, bis sie dieser Maschine einen genießbaren Kaffee entlocken konnten.

Ich bin nun richtig wach und innerlich ganz ruhig. Also packe ich meine schönen Geschenke zusammen und gehe wieder rein. Ich grüße die da rumlaufenden Menschen und registriere, dass es bereits halb Neun ist.
Ich sollte vielleicht mal meine Plünnen packen, damit ich rechtzeitig zum Frühstück runtergehen kann.
Also sammle ich noch die Gefäße von Brot und Kuchen in der kleinen Küche ein und gehe in das Zimmer, das ich mit Markus geteilt habe.

Der ist zwar schon wach, döst aber noch vor sich hin. Als ich reinkomme, klappt er die Augen auf und provoziert mich mit extrabreitem Grinsen.
"Muss ich mich jetzt eigentlich jedesmal verbeugen, wenn du den Raum betrittst, oder hast du noch Bodenhaftung?"
Ich schaue ihn verständnislos an.

Aber er lacht nur.
"Nein, Quatsch! Du bist nur gestern Abend dermaßen verwöhnt und gelobt und hofiert worden, dass ich immer drauf gewartet habe, dass du plötzlich reißaus nimmst. Aber eigentlich war von den Jungs auch nichts anderes zu erwarten. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß daran zu sehen, wie Du gefeiert wurdest. Und es tatsächlich genießen konntest. Ich muss nur noch Jimin nach seinem Geheimnis fragen, wie er es geschafft hat, dich vor so vielen Menschen zum Singen zu bringen. DAS hatte ich definitiv nicht erwartet."
Ich grinse nun auch.
„ICH auch nicht! Er hat mich irgendwie hypnotisiert und mir dabei das Mikro in die Hand gedrückt. Aber ich habe eben auf Youtube nach Reaktionen auf das Konzert gestöbert und dabei wohlweislich einen großen Bogen um den Song gemacht."

„Und? Was hast du so gefunden? Werden wir ein Rudel Pressefritzen vorfinden, wenn wir nach Hause kommen?"
Ich schüttele den Kopf.
„Nichts. Absolut nichts. Wir sind nicht mal von weitem im Bild. Das hat mich echt beeindruckt. Wenn nicht die konkreten Reporter vom März genau das mitkriegen und eins und eins zusammenzählen, haben wir tatsächlich unsere Ruhe. Die sind tatsächlich die einzigen, die wüssten, wo wir wohnen. Dafür gibt es – natürlich – ein unglaubliches Echo auf Namjoon und Yuiko, auf Jimin mit Sam und auf Tae mit Adele. Yuikos Kanal hat plötzlich tausende von Followern – und leider eine nicht unerhebliche Menge an echt unfairen Kommentaren. Die hab ich dann mal gleich alle gemeldet, aber in der Masse müsste das kontinuierlich überwacht werden, sonst wird es aus dem Ruder laufen. Das finde ich ziemlich furchtbar, für sie und für Joonie."

Nebenher packe ich meinen Krempel und springe dann kurz unter die Dusche. Auch Markus startet in den Tag, packt seine paar Sachen und übernimmt die leeren Lebensmitteldosen in sein Gepäck. Anschließend klopfen wir uns vorsichtig an den anderen Zimmertüren entlang.

Kwon und Chris sind schon gestiefelt und gespornt. Kwon steckt den Kopf auf den Flur, als Markus klopft, und hat dann seinen Spaß daran, wie Markus Simon aus dem Bett schmeißt, denn der ist mal wieder im Schimmel-Modus und hat überhaupt keine Lust aufzustehen.
„Das ist ganz einfach, mein Sohn. Wir müssen um 9:30 die Zimmer räumen und unten zum Frühstück erscheinen. Solltest du bis dahin nicht fertig sein, stelle ich dich problemlos auch in Socken und Unterhose auf den Flur. Suchs dir aus."
Mit einem höchst unmännlichen Aufquieken rast Simon ins Bad und verrammelt sich dort. Chris und Kwon lachen sich schief.

Ich klopfe derweil bei den Mädels und höre durch die geschlossene Tür – wie erwartet – BTS-Klänge. Maja macht mir die Tür auf und hibbelt ganz aufgeregt.
„Mami, Mami. Du hast soooo toll gesungen! Die Aufnahme ist klasse!"
Yessss! Das war jetzt genau das, was ich hören wollte ...
„Maja? Erlaubst du mir, erst noch innerlich Anlauf zu nehmen, bevor ich so mutig bin und mir das anhöre?"
Maja schaut mir irritiert ins Gesicht und errötet leicht.
„Ups. Sorry, Mami. Aber. Aber – wir haben so viele tolle Aufnahmen von dem Konzert gefunden. Und so tolle Reaktionen. Und ... Und ... Überhaupt! Es war soooooo toll!"
Wann habe ich meine Tochter das letzte Mal so enthusiastisch erlebt? Außer gestern Abend natürlich ... Süß!
„Seid ihr soweit, Mädels? Demnächst ist Frühstück, und vorher sollten wir die Zimmer räumen. Danach ist es zu spät."
Jaaaa, das war dann mal unwichtig. Packen? Keine Konkurrenz gegen Youtube und Co. Aber im Gegensatz zu Simon haben die Mädels Verstand und sind in Windeseile fertig.

In dem Moment läuft auch Nora draußen über den Flur.
„Guten Morgen. Und nochmal in Ruhe herzlichen Glückwunsch! Ich bin wirklich glücklich, dass ich dieses besondere Festkonzert mit dir feiern durfte. Und die Jungs kennenlernen durfte. Das war alles ziemlich einmalig!"
Gemeinsam gehen wir durch unser Zimmer in die Suite. Hier sind inzwischen alle Artisten aus ihren Löchern gekrochen. Wir wünschen uns gegenseitig einen guten Morgen. Kurz lasse ich noch mal meinen Blick durch die Suite schweifen. Dann greifen wir alle unser Gepäck und fahren nach unten.

Unten im Hotelrestaurant erwartet uns ein bombastisches Frühstück. Es wird ein fröhliches, gemütliches, echt deutsches Endlosfrühstück. Wir tauschen uns aus, was uns an dem tollen Abend am besten gefallen hat, lachen herzlich über die vielen Überraschungen vom Staff und die großartigen Ideen im Special. Mit hochrotem Kopf muss ich der versammelten Truppe erklären, was es mit dem knallroten Cabrio bei den „Boyz" auf sich hat. Gemeinsam schwärmen wir nochmal von Taes Auftritt mit Adele, von der lila Laolawelle, von Yoongis Geistesgegenwart bei „Mic Drop". Und die Berliner kriegen von uns noch mal gebührend Lob und Dank für ihre tolle Einlage bei „DNA".

„Das war so unglaublich beeindruckend. Die Jungs hatten uns ja davon erzählt, wie ihr euch kennengelernt habt, wie sie euch in die Halle geschleust haben und wie ihr schließlich einfach den Widerstand von Sung-Deuk weggetanzt habt. Aber ich konnte mir vorher nicht vorstellen, WIE synchron ihr das wirklich hinkriegt. Und der Jimin-Tausch ist ein genialer Schachzug, das deutlich zu machen. Aber sagt mal: was hat Hobi euch eigentlich direkt vorher noch gesagt?"
Lisa grinst.
„Er sagte uns, dass du bei den Tickern auf den Arm immer dreimal tickst statt zweimal. Und dass wir das bitte auch machen sollen. Warum machst du das eigentlich?"

Ich zucke mit den Schultern.
„Ganz einfach. Drei Silben, drei Noten – es gibt für mich keinen Grund, da nur zweimal zu tippen. Die Zeit und der Rhythmus dafür sind da! Also mache ich das auch so. Ich hab erst nach einer ganzen Weile begriffen, dass die Jungs das nur zweimal machen. Da hatte ich mir das schon falsch angewöhnt. Und bin trotzig dabei geblieben."
Lisa grinst.
„Cool! Ging mir nämlich genau so. Und alle haben mich ausgelacht dafür. Jetzt ist es offiziell. Yes!"
Und sie streckt ihrem Partner Andi die Zunge raus. Wir müssen alle sehr lachen.

Neugierig wendet sich nun Chris an die anderen Berliner.
"Seit wann seid ihr in London? Und wie fliegt ihr? Am liebsten würde ich umbuchen ..."
Er albert schon die ganze Zeit mit Benno und Lukas rum.
„Wir? Wir sind mittags angekommen und ins Hotel gebracht worden. Dann hat uns der Shuttlebus zur Portobello Road gefahren, wo wir erstmal in einer Seitenstraße rausgeworfen wurden, weil ihr zu früh am Treffpunkt ward."

Bei mir fällt der Groschen.
„Ach, DESHALB ist der Bus so plötzlich abgebogen! Der musste euch erst rausschmeißen!"
Lena nickt.
„Ihr habt es echt spannend gemacht. Der Fahrer ist zum Teil glaube ich echt ins Schwitzen geraten. Denn zufällig wollten alle Untergruppen gestern auf diesen Markt. Vor euch waren da Adele und Yuiko, nach euch wir, etwas später, gleichzeitig mit uns, wieder Adele und Yuiko, die von der Probe in der Halle kamen und dort ja verschwinden mussten, um wiederum euch Platz zu machen. Der Typ ist den ganzen Tag immer nur um und durch London geschossen und hat Leute vom und zum Hotel, Markt oder der Halle gefahren. Das war eine ziemliche logistische Meisterleistung."
Maja stupst mich an.
„Hattest du doch Recht, Mami! Das WAR Adele. Und Yuiko muss schon im Taxi gewesen sein. Deshalb hat Adele sich auch nicht gegen unser Starren gewehrt. Sie musste Yuiko da wegschleusen."

Donial mischt sich nun ein.
„Und später, als wir zur Halle gefahren wurden, waren schon Adele, Yuiko und Sam dabei. Wir sind zufällig alle im Starbucks übereinander gestolpert und dann in der Halle aufgetaucht, als ihr grade zum Fansign losgelaufen ward. Und dann hätten wir fast zu lange geprobt. Sung-Deuk ist ein 'bisschen' nervös geworden, ob die Jungs uns entdecken, weil keiner bedacht hat, dass das Cyr Wheel zu groß ist, um unter die Vorbühne zu passen. Das wurde dann einfach von außen dagegengelehnt und später hinter dem Rücken der Jungs an der Seite entlang gerollt, während sie zur Hauptbühne hochgelaufen sind. Da haben wir echt den Atem angehalten. Denn eine zu deutliche Reaktion vom Publikum auf dieses seltsame Geschehen hätte uns sofort verraten."

Nach einer Weile entstehen wieder einzelne Gespräche zwischen Tischnachbarn. Wir sind längst alle satt, die Stimmung ist gut, und es dauert noch einige Zeit, bis die Berliner zum Flughafen gefahren werden, um nach Hause zu fliegen. Wir verabschieden uns schließlich sehr herzlich von den Artisten und freuen uns auf ein Wiedersehen im September, wenn sie in unserer Stadt auftreten werden.

Chris bedauert ein bisschen, das er in einem teuren Flieger ab Heathrow sitzt. Jetzt wäre er viel lieber in dem Billigflieger zusammen mit den Artisten. Aber er hat schon eine Einladung zu ihrer Premiere der Absolventenshow im Wintergarten in der Tasche und freut sich riesig darauf, die Jungs und Mädels in wenigen Wochen dort wieder zu sehen. Und im Gegenzug hat er bereits Kwon eingeladen, ihn doch mal in Berlin zu besuchen.

Wir bleiben einfach noch in dem separaten Raum sitzen.
„Kwon?"
Ich wende mich an unseren Lieblingsdolmetscher.
„Jin hat mich gestern bei der Abschiedsrunde sehr gebeten, doch bald nach Korea zu kommen, weil all ihre Eltern mich unbedingt kennen lernen und sich bei mir bedanken wollen. Am liebsten gleich gestern. Aber ich wollte dich erst fragen, ob du dazu überhaupt Lust hast. Und wann du Semesterferien hast und tatsächlich keine Klausuren schreiben oder Hausarbeiten vorbereiten musst. Und ich habe mich noch gar nicht richtig bedankt, dass du gestern wieder den ganzen Tag so treu neben mir gestanden und alles übersetzt hast."
Kwon lächelt.
„Schon gut. Du weißt, dass es mir eine Ehre ist, ich mache das wirklich gern. Hm. Das Sommersemester geht Mitte Juli zu Ende. Danach habe ich für etwa zwei Monate ein Literaturprojekt für Englisch. Mitte Oktober geht das Wintersemester wieder los. Dazwischen wäre also ein Loch."
Das ist ein relativ kleines Zeitfenster für den immer proppevollen Kalender der Jungs! Aber es wird ja wohl noch mehr Menschen geben, die gut in beiden Sprachen bewandert sind. Mit den Eltern der Jungs geht es jedenfalls nicht, mit irgendwelchen Übersetzungsprogrammen rumzuhampeln. Aber das sehen wir dann, wenn es so weit ist.

Plötzlich steht Kwon auf und klingelt mit seinem Kaffeelöffel an seiner Tasse.
Was wird das denn jetzt???
Ich bin einigermaßen irritiert. Kwon dreht sich zu mir.
„Liebe Tina! Du hast mir grade das richtige Stichwort geliefert. Ich glaube, du hast manchmal das Gefühl, mich auszunutzen. Und eigentlich wollte ich Dir auch gar nichts schenken. Aber gestern auf dem Flohmarkt bin ich über was gestolpert, das musste einfach mit. Denn es zeigt dir ganz wunderbar, dass du nicht nur die Nehmende bist."
Ich schaue ihn verblüfft an.
Worauf er wohl raus will?
Kwon redet einfach weiter, mit einem Lächeln im Gesicht.
„Du verschenkst reichlich, von allem, was deine Persönlichkeit zu verschenken hat. Erinnerst du dich an den Spaziergang? Mit Jimin im Wald? Du hast mich mit hineingenommen in den Zauber der Natur. Es war einer der vielen Momente, wo ich eben nicht nur Dolmetscher war. Was ich gestern gefunden habe, hat glaube ich eigentlich mich gefunden, denn es will einfach zu dir."
Mit diesen Worten zieht er seine Hand aus der Hosentasche und hält sie mir einfach hin. Ich starre verblüfft auf zwei zauberhafte kleine Ohrstecker zwischen seinen Fingern, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern, weil sie in der Tat eine ganz wunderbare Erinnerung wecken.

„Kwon, du bist ein verrückter Hund. Du sollst mir doch nichts schenken. Und du hast doch auch schon so viel Arbeit in das Buch gesteckt! Aber ich ... au Mann, sind DIE schön! Tausend Dank. Das war ein ganz wundervoller Tag. Es macht mich glücklich, dass dir dieser Moment auch so viel bedeutet hat."
Kwon lächelt.
„Und wie! Ich werde diesen Moment niemals vergessen, wo Jimin auf dem Waldweg getanzt hat und plötzlich gesagt hat:'Ich will leben!'. Ich behaupte, dass das einer seiner Schlüsselerlebnisse auf dem guten Weg zur Heilung war. Lass dich von diesen kleinen Schnecken immer daran erinnern, was für ein Geschenk DU bist für die Menschen um dich drumrum."
Ich bin sprachlos und tüdele mir glückselig sofort die Schnecken ins Ohr. Derweil erzählt Kwon allen anderen, was bei diesem Spaziergang im April alles passiert ist.
„Was Tina im März angefangen hat, indem sie Jimin beigebracht hat, seinen eigenen Atem zu spüren, das hat sie an diesem Tag fortgesetzt. Sie hat uns die Erfahrung ermöglicht, dass wir uns als ein kleiner Teil vom großen Ganzen gefühlt haben, dass wir mit allen Sinnen erleben durften, wie wunderschön und vielfältig und einzigartig das Leben ist. Einfach, indem wir ein Schneckenhaus gefühlt, an ein paar Kiefernnadeln gerochen und Maikäfern beim Abflug zugesehen haben. Winzigkeiten, jede einzelne eine ganze Welt für sich."

Noch eine ganze Weile reden und erzählen wir weiter. Bis schließlich von der Rezeption die Nachricht kommt, dass nun auch wir abgeholt werden, um die Heimreise anzutreten. Draußen steht auch für uns ein Shuttlebus zur Verfügung, der uns nach Heathrow bringen soll. Und ich will jetzt auch nach Hause. Ich habe genug Eindrücke getankt und sehne mich nach meinem Keller. Und nach meinem Bett. Denn heute Nacht will ich die BBMA's kucken. Davor muss ich definitiv noch mal eine Mütze voll Schlaf kriegen.

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2.6.2019    -    14.8.2019    -    17.9.2019

7.12.2019    -    1.6.2020

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