7 - Erste Annäherungen

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Es macht unheimlich viel Spaß, Duke den ganzen Tag durch das Heaven zu scheuchen und ihm Befehle zu erteilen.

Seit er weiß, dass dieses Lokal meiner Großmutter gehört, gibt er keinen einzigen dummen Spruch mehr von sich. Auch sein freches Grinsen, das mein Blut zum Kochen bringen kann, ist wie vom Erdboden verschluckt.

Der Job im Heaven scheint ihm wirklich wichtig zu sein, denn sonst würde er sich niemals von mir auf der Nase herumtanzen lassen.

Duke hat seinen eigenen Kopf. Von anderen Menschen herumkommandiert zu werden, ist eine Sache, die er überhaupt nicht mag.

„Ihr zwei könnt eine kurze Pause machen, wenn ihr möchtet", erlöst uns meine Großmutter gegen 14 Uhr von der Arbeit. „Connor und Billy übernehmen so lange."

Dankbar darüber, dass meinen brennenden Füßen eine Auszeit gegönnt wird, schlurfe ich in den Aufenthaltsraum, wo ich mich sofort seufzend auf das Ledersofa plumpsen lasse.

Die Arbeit im Heaven ist anstrengender, als man denkt. Die ganze Zeit bin ich in Bewegung und lege einen Meter nach dem anderen zurück.

Vor allem im Sommer, wenn die Temperaturen an der Dreißig-Grad-Marke kratzen und die Klimaanlage mal wieder ausfällt, verfluche ich es, wie ein rastloser Wanderer durch das Lokal zu irren.

Meine Gedanken lösen sich in Luft auf, als sich Duke plötzlich mit einem erschöpften Laut neben mich auf das Sofa setzt. Unsere Knie berühren sich leicht, sodass die Schmetterlinge in meinem Magen zum Leben erweckt werden.

Am liebsten würde ich noch näher zu Duke rücken, um seinen ganzen Körper an meinem zu spüren, aber stattdessen zwinge ich mich dazu, mehr Abstand zwischen uns zu schaffen.

Duke ist mit Liana zusammen. Es ist falsch, Gefühle für ihn zu entwickeln!

„Hier." Duke reicht mir eine Wasserflasche. „Du siehst ganz schön fertig aus."

„Dito", erwidere ich, obwohl das gelogen ist.

Duke sieht noch genauso perfekt aus, wie heute Morgen. Kein einzelner Schweißtropfen tanzt auf seiner Stirn und im Gegensatz zu mir riecht er auch nicht nach einem Pumakäfig.

Da es mir unangenehm ist, Duke in meine Schweißwolke zu hüllen, rutsche ich noch ein bisschen mehr zur Seite - so weit, bis mir die Armlehne in die Quere kommt. Natürlich bleibt diese Geste nicht vor Duke verborgen, denn er stößt ein belustigtes Schnauben aus.

„Jetzt flüchtest du auf einmal vor mir?", neckt er mich, indem er spielerisch mit den Augenbrauen wackelt. „Dabei konntest du doch gestern im Supermarkt gar nicht genug von mir bekommen."

Im Einklang mit seinen Worten schießt mir die Hitze wie ein Blitz in die Wangen. Mein Herzschlag setzt kurz aus, nur um gleich darauf eine Achterbahnfahrt mit tausenden von Loopings zu starten.

Oh Gott ... Ich habe das Gefühl, dass mir der Scham in jeder einzelnen Faser meines Körpers anzusehen ist.

Gestern war es mir noch wichtig, mit Duke über den Kuss im Supermarkt zu sprechen, doch jetzt gerade würde ich dieses Thema am liebsten unter den Teppich kehren. Ich bin definitiv nicht bereit dazu, mich vor ihm zu rechtfertigen.

„Was ist denn los, Harlow?", lässt Duke meine Verlegenheit immer mehr an Größe gewinnen. „Warum bist du auf einmal so still? So kenne ich dich ja gar nicht."

Duke genießt es in vollen Zügen, die Kontrolle über diese Situation zu haben.

Deshalb wage ich es auch nicht, in seine grauen Sturmaugen zu schauen. Es ist sowieso schon schlimm genug, dass ich sein freches Grinsen aus seiner Stimme heraushören kann.

„Du hast mich gestern ziemlich überrascht", spricht Duke weiter, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. „Ich mag selbstbewusste Frauen, die wissen, was sie wollen und sich nehmen, was sie möchten."

Oh je, Duke hat ein total falsches Bild von mir. Es stimmt zwar, dass ich selbstbewusst bin, aber ich habe keine Ahnung, was ich in meinem Leben erreichen möchte. Außerdem bin ich die Letzte, die sich zwischen das Glück von zwei Menschen stellen würde. Es war bloß ein unglücklicher Zufall, dass Duke ausgerechnet der neue Freund von Liana ist.

Ich räuspere mich einmal, ehe ich mit kratzigem Unterton sage: „Ich hatte keine Ahnung, dass du mit Liana zusammen bist. Hätte ich das gewusst, hätte ich dich niemals geküsst!"

Dieses Gespräch ist mir sehr unangenehm. Es ist fast noch schlimmer als meine halbjährlichen Besuche beim Zahnarzt.

„Warum hast du mich überhaupt geküsst, Harlow?" Duke klingt plötzlich ernst und interessiert. Ich kann spüren, wie sich seine grauen Augen durch meine Haut fressen und Zutritt zu meinem Herzen verlangen, doch ich halte den Schlüssel sicher in meinem Verstand verwahrt. „Ist das deine Art, um den Jagdinstinkt bei Männern zu wecken?"

Sofort schüttele ich den Kopf.

Ich weiß zwar, dass ich nicht schlecht aussehe und mich auch nicht für meine Charaktereigenschaften verstecken muss, aber trotzdem würde ich mich niemals trauen, den ersten Schritt auf einen Mann zuzugehen. Dass ich Duke geküsst habe, war meiner Überforderung mit Valentin zu verschulden.

Rückblickend war es vielleicht nicht die beste Idee, Duke mit einem Kuss zu überfallen, aber leider kann ich die Vergangenheit nicht mehr ändern.

Was passiert ist, ist passiert. Wichtig ist die Gegenwart, in der Liana niemals von meinem Überfall im Supermarkt erfahren darf.

Sie würde mir nicht verzeihen - da bin ich mir sicher.

Ein paar Minuten hadere ich noch mit mir selbst, bevor ich Duke verunsichert frage: „Wenn ich dir die Wahrheit erzähle, versprichst du mir dann, Liana nichts von dem Kuss zu sagen?"

Es kostet mich meine ganze Kraft, den Kopf zur Seite zu drehen und mich dem Sturm in Dukes Augen hinzugeben. Ich habe das Gefühl, schwerelos durch das Weltall zu fliegen und dabei von den Sternen, die sich hinter Dukes Iriden verstecken, begleitet zu werden.

Ich mag es, in Dukes Blicken zu versinken, denn immer, wenn ich das tue, wird mein Herz von einem Mantel aus Wärme und Geborgenheit umhüllt.

Wie ist es nur möglich, dass er so viele Emotionen in mir auslöst, obwohl ich ihn kaum kenne?

War es vielleicht unser Kuss, der ein magisches Band zwischen unseren Seelen geknüpft hat?

Vermutlich könnte ich mich auf ewig in meinen rosaroten Zuckerwattegedanken verlieren, ohne zu einer Antwort zu gelangen. Umso mehr erleichtert es mich, als Duke „Versprochen" murmelt und mir danach seinen kleinen Finger entgegenstreckt.

Automatisch muss ich lächeln, weil ich diesen Schwur das letzte Mal mit Kaylee im Kindergarten gemacht habe. Damals haben wir uns geschworen, für immer unsere Barbiepuppen miteinander zu teilen. Nur drei Wochen später hat Kaylee unseren Schwur allerdings wieder gebrochen, weil sie mir nicht ihre neue Puppe ausleihen wollte.

Dukes Haut ist warm und weich. Obwohl ich nur seinen kleinen Finger berühre, zucken mehrere Blitze durch meinen Körper und verteilen Stromstöße des Glücks in meinen Venen.

Solche intensiven Gefühle hat Valentin nie in mir ausgelöst. Kein Wunder also, dass unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt war ...

Ob Duke wohl ein guter Freund ist? Irgendwie kann ich ihn mir nicht in einer Beziehung vorstellen.

Ich hole noch einmal tief Luft, ehe ich meinen Gegenüber in das Chaos meiner Vergangenheit einweihe. „Im letzten Jahr war ich für sieben Monate mit einem Jungen zusammen. Er war mein erster Freund und ehrlich gesagt dachte ich, dass ich ihn später einmal heiraten würde."

„Lass mich raten", unterbricht mich Duke. „Du wirst diesen Jungen nicht heiraten, richtig?"

„Richtig", bestätige ich seine Vermutung. „Er hat mich mit einem anderen Mädchen betrogen. Marley und Rocco haben ihn dabei erwischt und mir dann von seinem Fehltritt erzählt. Er selbst war zu feige, um mir den Kuss zu beichten."

Damals hat es sich so angefühlt, als wäre meine ganze Welt zusammengebrochen. Tagelang habe ich nichts gegessen und mich nur unter der Decke in meinem Bett verkrochen.

Letztendlich waren es meine besten Freundinnen und vor allem meine Großmutter, die mich mit ihrem Licht wieder aus der Dunkelheit zerren konnten. Nur ihretwegen habe ich die Hoffnung auf die wahre Liebe noch nicht aufgegeben.

„Ich habe natürlich sofort Schluss gemacht und ihm gesagt, dass er keine zweite Chance von mir bekommt", erzähle ich weiter. „Er wollte das nicht akzeptieren und läuft mir nun schon seit mehreren Monaten hinterher. Die ganze Zeit versucht er, mich zurückzuerobern, dabei habe ich ihm schon so oft gesagt, dass er nichts mehr in meinem Leben verloren hat. Ich habe mit ihm abgeschlossen! Und zwar endgültig!"

Ich seufze, denn Valentin hat meine Nerven mehr als nur einmal überstrapaziert.

Natürlich habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, meine Väter auf ihn anzusetzen, allerdings habe ich mich im Endeffekt dagegen entschieden, weil ich meine Probleme eigenständig lösen möchte.

Ich muss lernen, für mich selbst einzustehen und meinen individuellen Weg zu finden.

„Gestern hat er mich im Supermarkt überrumpelt und wollte mich wieder um eine zweite Chance bitten. Ich war so wütend, dass ich behauptet habe, in festen Händen zu sein. Damit er mir glaubt, habe ich dich geküsst." Peinlich berührt senke ich meinen Kopf. „Es war bloß ein Zufall, dass du in der Nähe standest. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich da eigentlich tue."

Wenn ich mich an den Kuss mit Duke zurückerinnere, dann tanzen die Schmetterlinge in meinem Magen Samba. Das Gefühl von seinen Lippen war so unbeschreiblich schön, dass ich es eigentlich nie wieder missen möchte.

„Tut mir leid, dass ich dich gestern in eine blöde Situation gebracht habe", schiebe ich hinterher, bevor mich meine Gedanken zurück auf Wolke Sieben katapultieren können. „Ich würde mich niemals zwischen dich und Liana stellen wollen! Ihr seid ein süßes Paar."

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Duke nickt. Vermutlich versucht er noch, die ganzen Informationen zu verdauen.

„Du hast mich nicht geküsst, weil du mich rattenscharf findest?", hakt er nach ein paar Sekunden des Schweigens nach. „Schade ..."

Ich muss lachen. So selbstverliebt wie er, ist nicht einmal Liana und das soll schon was heißen! Bestimmt kratzt es gerade gehörig an Dukes Ego, dass er nur Mittel zum Zweck war.

Die Tatsachen, dass mir der Kuss gefallen hat und ich ihn sehr wohl rattenscharf finde, behalte ich vorerst für mich.

Sicher ist sicher.

„Also ist der Kuss aus dem Supermarkt vergessen?", frage ich Duke, um dieses Thema ein für alle Male zu begraben.

Statt einfach zu nicken oder mit einem „Ja" zu antworten, schenkt mir Duke ein freches Zwinkern. Ein paar Sekunden lässt er mich noch auf heißen Kohlen zappeln, ehe er grinst: „Nicht vergessen, aber sicher in meinem Hinterstübchen verwahrt."

„Okay. Damit kann ich leben."

🌧🌧🌧

Ich bin erleichtert, als ich den Arbeitstag im Heaven erfolgreich hinter mich gebracht habe und mit mehreren Tüten Grillfleisch beladen den Garten meines Zuhauses betrete.

Meine Väter und Cyrus sitzen gemeinsam im Pool und genießen die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Alle drei sehen glücklich und entspannt aus. Vor allem Paul, der in den letzten Wochen viel Stress auf der Arbeit hatte, scheint sein Urlaub gut zu tun.

Da mich weder meine Väter noch mein Bruder bemerken, schleiche ich mich leise ins Haus und lagere das Grillfleisch vorerst im Kühlschrank. Danach flitze ich in mein Zimmer, um meine schweißgetränkte Kleidung gegen einen Bikini einzutauschen.

Als Cyrus und ich noch jünger waren, haben wir oft stundenlang mit unseren Vätern im Pool Wasserball gespielt oder um Luftmatratzen gekämpft. Seit vergangenem Sommer haben wir diese Tradition wieder aufleben lassen.

Einmal haben sich Cyrus und ich auch auf den Schultern unserer Väter duelliert, allerdings habe ich meinem Bruder dabei aus Versehen eine Art Kinnhaken verpasst, sodass er seinen letzten Milchzahn verloren hat.

Hoffentlich passiert heute nichts dergleichen, denn Duke hat meine Nerven schon komplett aufgebraucht.

Begleitet von meinem rasenden Herzen gehe ich zurück in den Garten, wo meine Väter und Cyrus unverändert im Pool hocken.

Ein letzter Atemzug verlässt meine Lippen, dann nehme ich Anlauf und sprinte mit Höchstgeschwindigkeiten auf den Pool zu. „Achtung! Arschbombe!", mache ich schreiend auf mich aufmerksam, ehe ich mich vom Boden abdrücke und unelegant in das Becken springe.

Sobald mein Körper von dem kalten Wasser umschlossen wird, fühle ich mich frei. Die Anstrengung des Tages fällt mir wie eine Last von den Schultern und verpufft danach zu Staub. Ich habe das Gefühl, schwerelos zu sein und für einen kurzen Moment vor der Realität flüchten zu können.

Erst als ich wieder auftauche und meine Lider öffne, gelange ich zurück in die Wirklichkeit.

Während mich meine Väter mit einem Grinsen begrüßen, verschränkt Cyrus sichtlich genervt die Arme vor der Brust. „Musste das sein, Harlow?", fragt er mich augenverdrehend. „Eigentlich wollten wir eine Männerrunde machen. Musst du nicht noch deine Nägel lackieren oder so? Du störst!"

Empört von seinen Worten wuschele ich Cyrus durch die Haare - wohlwissend, dass er das überhaupt nicht mag.

„Harlow!", quiekt er auch sogleich. „Du ruinierst meine Frisur!"

„Und warum ist das so schlimm?", möchte ich neugierig von ihm wissen. „Du möchtest doch sowieso nur einen Männerabend machen."

Triumphierend schaue ich zu Cyrus hinunter, der eine Grimasse schneidet. Ich liebe es, wenn ich ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen kann.

„Wie war es denn im Heaven, Schätzchen?", mischt sich Paul in unser Gespräch ein, damit es nicht in einer Katastrophe endet. „Hattet ihr viel zu tun?"

„Heute war es vergleichsweise relativ ruhig", antworte ich direkt. „Trotzdem war es superanstrengend. Oma sollte echt mal überlegen, Geld für eine neue Klimaanlage zu investieren."

Noch immer ist es mir ein Rätsel, wie Duke es geschafft hat, nicht zu schwitzen. Den ganzen Tag über sah er perfekt und makellos aus - so, als hätte er keinen einzigen Handschlag getan.

„Na ja, auf jeden Fall-" Cyrus lässt mich nicht ausreden. Er spritzt mir so viel Wasser ins Gesicht, dass ich mich verschlucke und kläglich nach Luft ringen muss. „Euer Erwachsenen-Gerede ist langweilig!", erklärt er sein Attentat auf mich. „Können wir nicht wenigstens Wasserball spielen, wenn Harly schon unsere Männerrunde zerstört?"

Angriffslustig funkele ich meinen kleinen Bruder an. Dann schnappe ich mir den Wasserball, der zufällig neben mir treibt, und spiele ihn zu Paul.

„Sehr gerne, Bruderschatz", ärgere ich Cyrus mit einem Kosenamen, den er bis aufs Blut nicht ausstehen kann. „Aber wehe du heulst, wenn ihr verliert!"

Mit diesen Worten beginnt ein wildes Wasserball-Duell im Pool, das meinen anstrengenden Arbeitstag perfekt abrundet und Dukes stahlgraue Augen zumindest für ein paar Minuten aus meinem Gedächtnis vertreibt.

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