10. Kapitel

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Als Shae und ich zwei Stunden später zum Abendessen gingen, roch es in den Gängen bereits nach Bratkartoffeln und Fisch, der hier anscheinend mit großer Vorliebe gegessen wurde.

Für das Abendessen waren an den Seiten des Speisesaals mehrere Buffets aufgebaut worden, darunter auch drei mit Salat, zu denen Shae mich sofort führte.

Ich fand es persönlich etwas verwunderlich, dass jemand, der die Kraft über Pflanzen besaß, diese selber aß.

Besonders, nachdem ich miterlebt hatte, wie Shae einer Rose einen zwar nicht sehr einfallsreichen, aber immerhin einen Namen gegeben hatte.

Meine Freundin schien die Pflanzensache jedoch nicht zu stören, denn sie steuerte kurz darauf mit einem Teller voller verschiedener Salatarten auf unseren Platz vom Mittagessen zu.

Während des Mittagessens war mir aufgefallen, dass gut die Hälfte an Tischen nicht besetzt gewesen war.

Nun tummelten sich dort zahlreiche Jungen und Mädchen, allesamt muskulös und durchtrainiert, gut aussehend und die meisten hielten von der Größe her auf die zwei Meter zu.

Ab und an sah ich auch etwas kleinere und zierlichere Gestalten, welche aber zwischen den anderen hoffnungslos unter zu gehen schienen.

"Das sind die Wächter", erklärte Shae mir, kaum dass ich auf meinem Platz saß, "Sie essen nicht immer alle Malzeiten mit. Wenn sie trainieren, dann trainieren sie und das bedeutet, dass sie auch des öfteren das Mittagessen ausfallen lassen."

Sie warf einen schnellen Blick zu einem Tisch verdammt gut aussehender Typen und seufzte: "Weißt du jetzt, was ich damit meinte, dass du hier nicht mehr Jungs-Immun sein wirst?"

Ich verdrehte die Augen, musste aber grinsen.

Ein Mädchen setzte sich neben Shae.

Sie hatte sehr lange, schwarze Haare mit dunkelvioletten Spitzen und beinahe genauso violetten Augen.

Ihre Haut war bleich, ja, sie war elfenbeinfarben und das Mädchen erinnerte mich dadurch irgendwie an einen Vampir.

"Hi Ly", Shae hob grüßend die Hand und das Vampir-Mädchen nickte ihr zu.

"Ly, das ist Carol. Carol, das ist Lysana", stellte Shae uns gegenseitig vor und fügte dann mit mysteriös klingender Stimme hinzu: "Die mit dem Todeskuss."

Todeskuss?

Das passte, wenn ich ehrlich war.

"Hey", Lysana beugte sich vor und sah mich an Shae vorbei an.

Ihre violetten Augen funkelten: "Bitte nimm das nicht so ernst, was Shae gesagt hat. Ich kann zwar einen Menschen mit einem einzigen Kuss töten, aber ich habe mich meistens unter Kontrolle."

Meistens?

Ich schluckte und nickte dann zögerlich.

"Ist aber bei Dates schon etwas schwerer, was Ly?", Shae wackelte mit den Augenbrauen und kicherte.

"Klappe Shae", Lysana zog wieder den Kopf zurück und starrte auf das blutige Steak auf ihrem Teller.

In dem folgenden Tischgespräch erfuhr ich, dass Lysana- oder Ly, wie sie genannt werden wollte- ein Jahr jünger als Shae und ich, also fünfzehn Jahre alt, war und noch nie wirklich jemanden mit ihrer Gabe getötet hatte.

Sie war auch kein Vampir, sondern eine ganz normale Domitor mit einer ganz normalen Gabe.

Mehr oder weniger.

Shae betonte zwar die ganze Zeit, dass sie es schon ein mal fast geschafft hätte, einem anderen Menschen das Leben zu rauben, aber Ly starrte sie dann immer  finster an, sodass sie verstummte.

Von wegen Todeskuss. Todesblick passte schon eher.

Ly schien eine gewisse Vorliebe für Mangas und Anime zu haben und sie erzählte, dass sie vor ihrer Zeit im Haus der Hekate fast immer mit Gothics herumgehangen hatte.

Hier hielt sie sich lieber von ihnen fern, mit der Meinung, sie wolle endlich mal versuchen, wie ein normales Mädchen zu sein, was ihr jedoch anscheinend nicht besonders leicht fiel.

Was sie unter normalen Mädchen verstand, war mir auch nicht besonders klar.

Ich beobachtete Shae beim essen, was einigermaßen witzig war, da sie entweder mir verstörende Blicke zu warf oder zu einem der Wächtertische hinüber sah und verträumt lächelte.

Um genauer zu sein, schaute sie einen hochgewachsenen Jungen mit sandfarbenen Haare an.

Ich grinste, stocherte dann in meiner sehr kleinen Salatportion herum  ich verspürte immer noch keinen besonders großen Hunger- und beschloss dann ihn doch wieder stehen zu lassen.

Mir war bewusst, dass ich morgen einen mehr als monströsen Hunger beim Aufstehen verspüren würde, aber das war mir egal.

Ich hatte das Gefühl, dass wenn ich etwas essen würde, alles innerhalb von Sekunden wieder hoch kommen würde.

Die Übelkeit über all das, was an diesem Tag passiert war, schien sich Wort wörtlich in meiner Magengegend eingenistet zu haben.

Die Trauer und der Schmerz um meinen Vater war dem dumpfen Gefühl in mir drinnen gewichen und da konnte selbst die Begegnung mit Shae und mit Ly nichts daran ändern, egal wir schön ich es empfand, schon neue Freundinnen gefunden zu haben.

~~~

Als wir gerade unsere Teller wegräumten und unsere Essensreste entfernten- in meinem Falle mein komplettes Abendessen- bemerkte ich sie.

Die Augen, blau und grün wir der Ozean, begegneten den meinen für den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie weiter glitten und mich anscheinend gar nicht wirklich bemerkt hatten.

Dieser Moment reichte jedoch, um meinen Teller fallen zu lassen, den Ly aber in Blitzgeschwindigkeit auffing und zurück in meine Hände drückte.

Von wegen kein Vampir!

"Was ist?", auch Shae schien meine Reaktion bemerkt zu haben, denn sie sah sich suchend um und versuchte meinem Blick zu folgen, aber ich senkte diesen augenblicklich.

"Nichts", murmelte ich, stellte meinen Teller schnell auf das Küchenwägelchen, vor dem wir standen und sah mich nach der Tür um.

"Andere Seite", murmelte Ly in mein Ohr und drückte mich sanft in Richtung Ausgang.

Ich folgte ihr nur allzu gerne, denn die Augen, die ich gesehen hatte, hatten zu dem Jungen mit der dunklen Haaren gehört.

Dem Jungen, der mich in Unterwäsche gesehen hatte.

Dem Junge, dem ich gegenüber nicht besonders freundlich gewesen war.

Dem Jungen, der mir das Leben gerettet hatte.

Und dem wollte ich gerade auf gar keinen Fall begegnen!

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