10. Daenerys

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Doreah und Irri stießen die großen Flügeltüren der Cafeteria auf, und ich stolzierte hindurch. Sofort bezogen sie wieder hinter mir Stellung, und zu dritt durchquerten wir den Raum, wobei uns die bewundernden Blicke aller sicher waren.
Ich sah heute aber auch wirklich umwerfend aus. Meine silberhellen Haare hatte ich aufgesteckt, die Haarnadeln zierten rote Drachen, um die Loyalität zu meiner Familie unter Beweis zu stellen. Dazu trug ich einen kurzen, schwarzen Rock und eine weiße Bluse. Mein Burberrymantel, den ich aufgrund der frostigen Temperaturen angezogen hatte, betonte meinen schmalen Taillenumfang. An den Füßen trug ich edle Riemchenballerinas, keine Stilettos, denn die waren von der Schulleitung verboten worden. Angeblich zerstörten sie die Lamierung des Fußbodens.
Wie gewohnt hielten wir auf den großen Tisch in der Mitte der Cafeteria zu, den sich sowohl Cheerleader als auch Footballer teilten.
Mein Glück meinte es heute gut mit mir, denn neben Jon war noch ein Stuhl frei.
Ich beschleunigte meine Schritte bevor mir irgendein unsäglicher Idiot meinen Platz streitig machen konnte. Dabei stolperte ich über eine kleine Bodenwelle und fiel dabei halb auf den Stuhl. Jon drehte sich verwirrt zu mir um.
"Hi.", hauchte ich.
"Oh, hey Daenerys.", erwiderte er, nicht allzu begeistert.
Irri und Doreah fanden Platz zwischen zwei von Jons Kumpeln, deren Name ich unglücklicherweise nicht kannte.
Erleichterung durchströmte mich, als ich Rhaegar nirgendwo am Tisch erkennen konnte. Falls das heute wieder in eine Blamage ausartete, sollte er sich nicht wieder über mich lustig machen.
"Wie geht's?", fragte ich strahlend. Jon atmete hörbar aus.
"Gut."
Hmm, er war heute sehr einsilbig. Also musste ich zu anderen Mitteln greifen.
"Jon?" Ich klimperte mit den Wimpern. "Ich habe gehört, du bist sehr gut in Differenzialrechnungen."
Er zuckte mit den Schultern. "Bin ganz brauchbar."
"Lügen!", rief uns Loras Tyrell über den Tisch hinweg zu. "Er hatte die Bestnote, und hat sogar Baelish an die Wand gerechnet!"
Jon sah aus, als wolle er Loras ermorden. Ich jedoch warf ihm ein strahlendes Lächeln zu.
Dann wandte ich mich wieder an Jon. "Ich verstehe nämlich gerade gar nichts, und es wäre total lieb von dir, wenn du es mir erklären könntest."
"Jetzt?" Er sah nicht allzu begeistert aus.
"Ich könnte auch zu dir nach Hause kommen!" Das wäre natürlich der ultimative Plan.
"Okay, gib mir dein Mathebuch.", versetzte Jon hastig und ich schmollte innerlich.
Warum weigerte er sich so standhaft, sich auf mich einzulassen?
Jon war tatsächlich ein Genie auf dem Gebiet Differenzialgleichungen, und obwohl ich eigentlich nur vorgehabt hatte mit ihm in Kontakt zu treten, hatte die heutige Pause auch bewirkt, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben etwas in Mathe auf Anhieb verstanden hatte.
"Danke, du bist echt ein guter Lehrer!", seufzte ich erleichtert, während ich am Ende der Pause mein Buch zuklappte.
Jon schenkte mir ein ehrliches Lächeln. "Keine Ursache." Dann stand er auf, Loras und seine Kumpels taten es ihm gleich.
"Wir sehen uns.", murmelte er noch, bevor er irgendwo in der Menge verschwand.
Ich war eigentlich relativ zufrieden mit mir. Jon und ich hatten eine ganze Pause zusammen verbracht, und vielleicht hatte er jetzt seine Meinung über mich revidiert.
Immer noch in Hochstimmung hielt ich auf den Ausgang der Cafeteria zu, als ich plötzlich etwas sah, das meine gute Laune wie einen Luftballon zerplatzen ließ.
Jon stand an einem äußeren Tisch, und unterhielt sich mit einem rothaarigen, etwas ungepflegt wirkenden Mädchen, welche dort saß.
Sie war nicht sonderlich hübsch zu nennen, ihre Augen waren zu weit auseinander und ihre Zähne schienen zu groß für ihren Mund.
Trotzdem flirtete Jon mit ihr, als gäbe es kein Morgen.
"Doreah, Irri", befahl ich die beiden an meine Seite. "Wer ist diese Schlampe?"
Irri, meine Quelle an Informationen und Klatsch, antwortete gewissenhaft: "Ihr Vorname ist Ygritte, ihr Nachnahme ist zu schwer auszusprechen, irgendetwas Nordisches. Sie ist mit ihrem Vormund vor zwei Wochen nach New Westeros gezogen, und gehört keiner namhaften Familie an." Sie überlegte kurz, dann fügte sie hinzu: "In Sport ist sie ein Ass, vor allem in dem Kampfsportarten. Bogenschießen und Schwertkampf liegen ihr am besten."
"Hm.", machte ich nachdenklich. "Freunde?"
"Sie ist im gleichen Jahrgang wie Sansa Stark, die beiden haben sich ein wenig angefreundet."
"Okay. Ihr könnt gehen.", entließ ich die beiden. Doreah warf mir einen besorgten Blick zu, wahrscheinlich machte sie sich Sorgen um meinen Gemütszustand, doch ich lächelte sie beruhigend an.
"Ich werde nur kurz mit dieser Ygritte sprechen, und sie daran erinnern, wo ihr Platz ist." Ich gab mir Mühe, meiner Stimme einen lockeren Klang zu geben. Doreah schien überzeugt, und zusammen mit Irri verschwand sie in der Menge, die langsam aus der Cafeteria herausströmte.
Jon und Ygritte hatten sich inzwischen voneinander verabschiedet, während Jon zu seinen Freunden zurückkehrte, reihte Ygritte sich geduldig in die Warteschlange ein.
Den Architekten, die die Pläne unserer Schule entworfen hatten, waren wohl ein paar gründliche Denkfehler unterlaufen, als sie den Bereich der Cafeteria und des Ganges davor konstruiert hatten.
Wenn jede Mittagspause gut fünfhundert Schüler die Cafeteria verließen, war es nicht sonderlich intelligent, bloß einen Ausgang einzubauen, geschweige denn, den Gang nur neun Fuß breit zu machen.
Das führte zu ebendiesen stauartigen Verhältnissen, in denen wir uns nun befanden.
Ich nahm dies jedoch zur Gelegenheit, mich Ygritte zu nähern, die etwas weiter vorne in der Schlange stand.
Unter dem Einsatz meiner Ellbogen kämpfte ich mich Zentimeter um Zentimeter voran, bis ich schließlich direkt hinter ihr stand.
Dann tippte ich ihr leicht auf die Schulter, und sie drehte sich um. Ein verwirrter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Sie wollte wohl gerade den Mund aufmachen, als ich zuckersüß versetzte: "Willkommen an unserer Schule, Ygritte Irgendwas. Ich bin Daenerys Targaryen und ich bin hier die Königin."
Dann stemmte ich meine Hände in die Hüften. "Regel Nummer eins, bleib in deiner Liga. Und Jon Stark gehört definitiv nicht dazu."
Ygritte sah mich eine ganze Weile sehr konsterniert an, dann zuckten ihre Mundwinkel.
"Oh, ich verstehe." Sie lachte rau. "Wir befinden uns also in einem dämlichem Highschool-Film. Jon ist der Märchenprinz, du bist die Schul-Bitch und ich bin die schüchterne, aber tiefsinnige Hauptperson."
Sie strich sich eine Strähne ihres feuerroten Haares zurück. "Tut mir leid, Daenerys Irgendwas, aber weißt du wer in einem Highschool-Film den Prinzen bekommt?"
Sie wirkte beinahe schön, wie sie vor mir stand, und mich feindselig musterte. "Die Schul-Bitch ist es auf jeden Fall nicht."
Irgendwie bekam sie es hin, mir gleichzeitig einen triumphierenden Blick zuzuwerfen, arrogant die Augenbrauen hochzuziehen und in der Menge vor uns zu verschwinden.
Verdammt, ich hasste es, wenn andere einen dramatischen Abgang hinlegten.
•••
Dad sprang im Dreieck, als Rhaegar und ich nach Hause kamen.
Wir hörten ihn schon von Weitem brüllen, was kein gutes Zeichen war.
Unsere Wohnung befand sich im dritten Stock eines noblen Altbaus, in dem jedes Stockwerk eine eigene edle Stadtmaisonette bildete. Dad war wahrscheinlich im Umkreis von fünfzig Meilen hörbar, denn als je näher wir dem dritten Stock kamen, desto stärker schienen die Wände zu vibrieren.
"Ich will da nicht rein.", seufzte Rhaegar, und ich konnte ihm da nur zustimmen.
Dad war... speziell. Jähzornig, impulsiv, neurotisch waren nur ein Bruchteil seiner negativen Eigenschaften. Manchmal war ich mir nicht ganz sicher, ob er nicht völlig verrückt war.
"Sollte heute nicht das neue Personal kommen?", fragte ich meinen Bruder, während wir in den Fahrstuhl stiegen.
"Stimmt.", pflichtete Rhaegar mir bei. "Es wäre aber nicht sehr förderlich, wenn sie Dad gleich am ersten Tag so erleben."
"Vielleicht schafft Mum es, ihn zu beruhigen."
Rhagar sah mich zweifelnd an. "Das glaubst du ja wohl selber nicht."
Widerstrebend musste ich ihm Recht geben. Leider hatte Mum nicht so viel Einfluss über Dad, wie es für uns gut wäre.
Oh Gott, ich hasste unsere Familienverhältnisse. Ich hasste es, dass mein Dad verrückt war, meine Mum sich gegenüber ihm nicht durchsetzten konnte. Ich hasste es, dass mein Bruder Viserys nach Dad zu gehen schien.
Und Rhaegar und ich hatten darunter zu leiden.
Es wurde schnell klar, dass es die Baratheons waren, die Dad so in Rage versetzt hatten. In letzter Zeit waren es dauernd die Baratheons, die Dad den letzten Nerv raubten.
"... eingebildete Robert Baratheon denkt er kann mich herausfordern?", schallte es durch die Wohnungstür, als Rhaegar und ich direkt davorstanden. "... sind Targaryen, vom Blut des Drachen..."
Rhaegar und ich sahen uns lange an, bevor er die Klingel betätigte.
Ab in die Höhle des Löwen- pardon, Drachen.
Die Situation war tatsächlich ähnlich, wie ich sie mir in meinen Gedanken ausgemalt hatte. Dad marschierte wütend in der Küche auf und ab, und machte dabei seinen Gefühlen Luft. Mum saß eingeschüchtert auf einem Küchenstuhl und hielt eine Tasse Tee in der Hand. Viserys war nirgendwo zu sehen, entweder er war in seinem Zimmer, oder er hatte sich schon wieder Nachsitzen eingehandelt.
"Guten Abend, Mum. Guten Abend, Dad.", rief ich fröhlich in den Raum. Mum drehte sich zu mir um, und lächelte mir ängstlich zu. Dad nahm keine Notiz von mir, so wie immer.
Ohne irgendeinen von uns zu beachten, fuhr er mit seiner Lamentierung fort.
"Robert Baratheon wird sich schon noch wundern. Er wird sich wünschen, er hätte sich nie mit uns Targaryen angelegt!" Dad raufte sich seine silberblonden Haare, die Haare, die jeder Targaryen besaß, genau wie die veilchenblauen Augen.
"Was ist passiert, Dad?", fragte Rhaegar. Er drückte Mum einen Kuss auf die Wange und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Dads irre Augen funkelten noch verrückter als sonst. "Er hat mich beleidigt, mich und die gesamte Familie Targaryen! Öffentlich!"
Er kam nicht dazu, uns genauer in seine Leidensgeschichte einzuweihen, denn in diesem Moment klingelte es an der Haustür.
"Ah, das neue Personal." Für einen Augenblick schien Dad sich wieder beruhigt zu haben. "Wurde aber auch Zeit. Diese unzuverlässigen Zeitgenossen, die mit ihren Schandtaten ihren ehrlichen Mitbürgern das Leben zunichte machen, sollten ein für alle Mal eingekerkert werden."
Da war er wieder.
Mum stand hastig auf. "Ich werde sie in Empfang nehmen." Schneller als ich schauen konnte, war sie aus dem Wohnzimmer verschwunden. Rhaegar folgte ihr.
Ich sah mich um. War auch wirklich alles repräsentabel? Die teuren Perserteppiche waren in tadellosen Zustand, der Parket darunter ebenfalls. Mums geschmackvolle Vintage-Designermöbel glänzten frischpoliert, was wahrscheinlich auch der Fall war. Immerhin hatte Mum den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als zu putzen und Dads Launen über sich ergehen zu lassen.
Nur kurze Zeit später kehrten Mum und Rhaegar in Begleitung dreier Personen zurück, die ich noch zuvor in meinem Leben gewesen hatte.
Der eine war hellblond, um die fünfzig und hatte ein freundliches Gesicht, welches durch seine wilden Bartstoppeln nur verstärkt wurde. Die zweite im Bunde war eine junge Frau, Anfang zwanzig, sie war hübsch, aber schüchtern, wie ich an ihrem gesenkten Blick erkennen konnte.
Das konnte man beim besten Willen nicht über den letzten der drei sagen. Dieser Typ strotzte nur so vor Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit, Charaktereigenschaften, die man sonst nur bei Lannisters antraf. Er hatte halblange schwarze Haare, die er zu einem Zopf zurückgebunden hatte, und war um die zwanzig. Auf mich wirkte er etwas indianisch.
Nachdem ich erst einmal alle ausgiebigst gemustert hatte, meldete sich der älteste der drei zu Wort. Er war mir gleich sympathisch, seine Art erschien mir so ungezwungen und unbezwingbar freundlich.
"Mein Name ist Jorah Mormont." Er lächelte in die Runde. "Ich werde die nächsten Monate für die Organisation dieses Haushaltes verantwortlich sein, wie ihr vielleicht schon erahnen könnt."
Er deutete auf die Frau, die uns einen verlegenen Blick zuwarf.
"Das ist Missandei. Sie ist das Mädchen für alles, egal ob Kochen, Waschen oder Putzen, Missandei erledigt es."
Dann wies er auf das letzte Mitglied des goldenen Trios, auf den Typen, der meiner Meinung nach mindestens ein halber Indianer sein musste.
"Das ist Khal Drogo, er wird für Chauffeurdienste zuständig sein."
Dad schien sich ausnahmsweise am Riemen zu reißen, denn er begrüßte Jorah, Missandei und Khal Drogo mit einem (beinahe) freundlichen Nicken.
Während er, Mum und Jorah über die Formalitäten sprachen, bemerkte ich, dass Khal Drogo mich mehr als interessiert musterte.
Ich hob eine Augenbraue, woraufhin er bloß die Arme vor seinem Oberkörper verschränkte, seinen Blick aber immer noch nicht von mir nahm. Egal, was ich versuchte, Khal Drogo ließ sich nicht einschüchtern. Sein Blick haftete weiterhin an mir, und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
Eins war jetzt schon klar; die nächsten Wochen würden äußerst interessant werden.

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