8. Arya

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Es gab genau drei Gründe, warum ich Mathe nicht ausstehen konnte.
Erstens verstand ich es nicht. Kein bisschen. Mir könnte jemand eine Pistole an den Kopf halten, aber eine einfache Äquivalenzumformung würde ich trotzdem nicht zustande bringen.
Zweitens, selbst wenn ich wollte, könnte ich Mathe nicht verstehen, da ich unter astreiner Dyskalkulie litt. Natürlich war ich wieder einmal die einzige aus meiner Familie, die dieses Los gezogen hatte, das hieß, bis auf Rickon, aber bei ihm wussten wir nicht, ob er ebenfalls diese Schwäche geerbt hatte, oder einfach nur komplett bescheuert war.
Und drittens, der meiner Meinung nach der wichtigste Punkt, war, dass ich genau zwischen Myrcella Lannister und Shireen Baratheon saß. Mr Baelish, unser Mathelehrer, hatte die ruhige brave Arya Stark zwischen die beiden gesetzt, als eine Art schalldichte Mauer, doch ich musste zugeben, dass ich selbst als Barriere komplett versagte. Myrcella und Shireen hielt meine Anwesenheit nicht davon ab, weiterhin über alles Mögliche außer Mathe zu reden.
Natürlich war heute der Wettbewerb Gesprächsthema Nummer eins. Während die beiden ihre Meinung zu den verschiedenen Kandidaten kundtaten, stützte ich verärgert meinen Kopf auf meine Arme. Es war schon schlimm genug, dass Zuhause von nichts Anderem mehr gesprochen wurde, und jetzt wurde ich sogar schon im eigentlich klatschfreien Matheunterricht mit dieser Haarspalterei genervt.
Myrcella war natürlich der Ansicht, dass entweder sie, oder die Baratheons gewinnen würden, denn laut ihr waren sie die einzigen, die "die richtige Eleganz und die Tugend" besaßen. Dabei warf sie mir einen angewiderten Seitenblick zu. Offenbar wollte sie damit, nicht gerade sehr subtil, andeuten, dass die Starks in ihren Augen keinerlei ernsthafte Gefahr darstellten.
"Was ist mit den Targaryen?", erkundigte Shireen sich leise flüsternd. Mr Baelish hatte sich schon mehrmals zu uns umgedreht, hatte dennoch noch keine Mahnung ausgesprochen. Ich hoffte, er plädierte gleich auf Schulverweis, aber darauf konnte ich wahrscheinlich lange hoffen. Cersei Lannister würde nicht zulassen, dass ihre Tochter und ihre (zugegebenermaßen sehr verhasste) Nichte wegen einer solchen Lappalie von der Schule flogen.
"Ich weiß nicht.", gab Myrcella nachdenklich zurück. "Die Targaryen sind zwar allesamt atemberaubend schön, aber das waren auch schon all ihre Qualitäten." Sie beugte sich zu Shireen vor, sodass sie nun halb über meinem Heft hing. "Um zu gewinnen braucht man mehr als nur Schönheit, wenn du verstehst, was ich meine."
Shireen nickte wissend, und ich musste mich beherrschen, nicht laut loszuschnauben. Genau, weil die Lannisters auch so viel Köpfchen besaßen. Ironie lässt grüßen.
"Ist was, Stark?", knurrte Myrcella mich an. Offenbar war mein abfälliger Gesichtsausdruck nicht ganz so diskret gewesen.
"Nein, meine liebe Lannister.", gab ich zuckersüß zurück. "Ich versuche bloß, die Aufgaben von der Tafel abzuschreiben."
Das stimmte tatsächlich. Bloß machte es mir meine Lernschwäche sehr schwer, die Zahlen in der richtigen Reihenfolge in mein Heft zu übertragen, und ausrechnen würde ich sicher erst recht nichts können.
"Du hast sogar das Datum falsch abgeschrieben.", prustete Shireen, mit einem Blick auf mein Heft, los. "Heute ist der einundzwanzigste, nicht der zwölfte."
"Lannister, Stark, Baratheon!", schallte es von vorne. "Dürfte ich um Eure Aufmerksamkeit bitten?" Mr Baelish hatte ein gefährliches Funkeln in den Augen, wie immer, wenn er etwas plante, das weder für mich, noch für Myrcella oder Shireen besonders glimpflich ablaufen würde.
"Ich habe euch bereits dreimal gebeten, eure Privatgespräche woanders als in meinem Matheunterricht zu führen." Mr Baelish bekam es jedes Mal wieder hin, nicht zu schreien, und trotzdem wahnsinnig einschüchternd auf uns zu wirken.
"Das waren Myrcella und Shireen!", platzte ich empört heraus. "Ich habe gar nichts gesagt."
Mr Baelish taxierte mich mit seinem Blick. "Nur eine Idiotin schiebt die Schuld auf andere, Miss Stark. Nachsitzen, heute nach der Schule."
Myrcella und Shireen brachten in leises, dämliches Gejubel aus, während ich meine Wut kaum in Zaum halten konnte. Was fiel diesem Spinner eigentlich ein?
"Und nur Idiotinnen machen sich über die Schwächen anderer lustig.", fuhr Mr Baelish fort. "Miss Lannister, Miss Baratheon, ebenfalls Nachsitzen."
Er drehte sich zur Tafel zurück.
"Kommt nach dem Klingeln in mein Büro."
•••
Es war erstaunlich, wie viele andere Schüler sich Nachsitzen bei Mr Baelish eingehandelt hatten, und das nur am heutigen Tage.
Als ich nach Ende der letzten Stunde in sein Büro kam, quoll dies fast über, wegen der vielen Schüler, die dort auf ihre Strafe warteten. Entweder hatte Mr Baelish heute einen sehr schlechten Tag gehabt, oder - und was beinahe noch schlimmer war - jeden Tag wurden so viele Schüler zum Nachsitzen verdonnert.
Zu meiner größten Überraschung erkannte ich, dass Jojen ebenfalls unter den zu bestrafenden Schülern war. Andererseits, was hatte ich erwartet? Jojen war nicht umbedingt sehr folgsam zu nennen.
Als er mich sah, hob er beeindruckt die Augenbrauen, als hätte er gar nicht erwartet, dass ich zu so etwas wie Regelverstoß fähig war. Ich ignorierte ihn, und stellte mich zwischen Viserys Targaryen und Walder Frey Junior. Viserys hatte den Ruf ziemlich gestört zu sein, im Gegensatz zu seinen beiden Geschwistern Daenerys und Rhagar. Aber wie man so schön sagte, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und es war mehr als nur ein Gerücht, dass Aerys Targaryen, Daenerys, Viserys und Rhagars Vater gerne mal einen über den Durst trank und seine Kinder dann wie Abschaum behandelte. Auch im nüchternen Zustand war dem Irren König, wie ihn manche nannten, nicht über den Weg zu trauen. Die Freys hingegen waren eine riesige Großfamilie, die alle im selben Haus lebten. Walder Frey, der "Anführer" des Frey-Clans, war inzwischen schon über neunzig Jahre alt, hatte aber mehr als fünfundzwanzig Kinder (alle von verschiedenen Frauen, der Mann war acht Mal verheiratet gewesen) und diese Kinder hatten ebenfalls Kinder und Kindeskinder. Man konnte sich also vorstellen, wie viele Freys es alleine in meiner Klasse gab, geschweige denn in der ganzen Schule.
"Ruhe bitte!", schallte es durch den Raum. Mr Baelish stand vorne am Schreibtisch und hielt eine Liste in der Hand. "Der Hausmeister hat mich gebeten, euch Arbeiten in der Schule zu geben, anstatt euch sinnlos Sätze von der Tafel abschreiben zu lassen."
Ein einziges Stöhnen lief durch den Raum. Körperliche Arbeit war einfach nur schrecklich. Zu meiner großen Genugtuung sahen sich Myrcella und Shireen entsetzt an. Für die beiden würde der heutige Nachmittag kein Zuckerschlecken werden.
"Ich habe hier eine Liste mit Aufgaben, die erledigt werden müssen. Die Einteilung entscheide ich." Er grinste. Machte ihm das etwa Spaß? So ein Sadist.
"Targaryen, Martell und Frey, ihr putzt die Toiletten im dritten Stock."
"Welcher Frey?", schallte es vielmündig durch den Raum. Dem Anschein nach hatten sich mehrere Frey heute Nachsitzen eingehandelt.
"Walder Frey.", antwortete Mr Baelish genervt.
"Welcher Walder Frey?"
Ich und ein paar andere mussten kichern. Es war auch wirklich schwer, wenn jeder Frey auch noch den gleichen Vornamen hatte. Ihre Eltern hatten sie ihnen in der Hoffnung gegeben, dass sie dadurch in Walder Frey Seniors Gunst standen. Bloß waren sie nicht die einzigen unter ihren Geschwistern, die auf diese grandiose Idee gekommen waren, und so hießen jetzt die Hälfte der Freys Walder.
"Ist mir egal.", knurrte Mr Baelish. "Poole, Kettleblack und Marsh, Gänge im ersten und zweiten Stock." Er grinste diabolisch. "Seid nicht zimperlich, hinter den Spinds muss auch einmal geputzt werden."
Er wandte sich wieder seiner Liste zu. "Lannister, Baratheon, Stark und Reed, ihr putzt den Schulhof und befreit ihn von Laub. Jeden einzelnen Quadratzentimeter, haben wir uns verstanden?"
Ich nickte wütend, und stellte mir vor, wie ich Mr Baelish mit einem Besen verprügelte. Ein ganzer Nachmittag mit Myrcella, Shireen und noch jemanden, den ich nicht kannte. Na das konnte was werden.
Als Mr Baelish die Verlesung der Strafaufgaben endlich beendet hatte, entließ er uns mit einem letzten fröhlichen Grinsen.
Ich stürmte auf den Schulhof, auf dem schon Besen und Rechen für uns bereit standen. Myrcella und Shireen folgten mir und beäugten die Gartenwerkzeuge so misstrauisch, als sähen sie so etwas zum ersten Mal, was wahrscheinlich auch der Fall war.
"Hey Stark, freust du dich, mich zu sehen?", raunte mir jemand ins Ohr. Reflexartig machte ich ein paar Schritte rückwärts, bevor ich mich entsetzt umdrehte.
"Was zur Hölle, Jojen?", fauchte ich. "Geh zu deiner Aufgabe und nerv' dort die Leute."
Er grinste und schnappte sich einen Besen. "Ach, Stark. Ich heiße Jojen Reed. Rat mal, wer in deiner Gruppe ist."
Ich sah verzweifelt gen Himmel. "Warum immer ich?"
Ergeben machte ich mich an die Arbeit, so weit weg wie möglich von Jojen. Natürlich ließen sich Myrcella und Shireen nicht dazu herab, die Besen auch nur anzufassen. Stattdessen setzten sie sich auf die nahegelegene Tischtennisplatte, und begannen allen Ernstes ihre Nägel zu lackieren.
Ich war kurz davor, die beiden anzuschreien, doch Jojen kam mir zuvor.
"Hey ihr dummen Hühner, helft uns gefälligst.", blaffte er in ihre Richtung, so gehässig, dass ich an Myrcellas und Shireens Stelle sofort aufgesprungen wäre, mir einen Besen geschnappt und diesen nicht mehr losgelassen hätte.
Doch Myrcella, diese blöde Zicke, grinste ihn nur spöttisch an. "Du bist zwar kein Stark, aber verdammt nahe dran, einer zu sein." Sie sprang elegant von der Platte herunter und kam auf ihn zu. "Von dir nehme ich keine Befehle an.", hauchte sie, als sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war.
Jojen bewegte sich nicht. Er sah zu Myrcella hinunter, durch deren lange hellblonde Locken der Wind leicht wehte, sodass sie zügellos über ihr Gesicht fielen.
Sie war wunderschön, genau wie eine Lannister es sein musste.
Ich hielt die Luft an, darauf gespannt, wie Jojen reagieren würde. Er hatte sich immer noch nicht bewegt, seine Augen fixierten nach wie vor Myrcella, die inzwischen etwas flacher zu atmen schien.
Ein scharfer Schmerz schoss durch meine Finger. Einen Moment lang war ich verwirrt, bis ich bemerkte, dass ich den Besen in meinen Händen so stark umklammerte hatte, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Warum tat ich das? Er würde mir bestimmt nicht so einfach aus der Hand fallen, und selbst wenn, wäre es nicht so schlimm.
Dann traf mich die Wahrheit wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war eifersüchtig. Auf Myrcella. Wegen Jojen.
Nein, stopp. Das konnte nicht sein. Ich hasste Jungs. Sie brachten nur Probleme mit sich. Und Jojen war der schlimmste von ihnen. Ich hasste Jojen.
Dieser streckte seine Hand aus, um Myrcella eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
"Ach, Lannister.", seufzte er, beinahe liebenswürdig, während Myrcella ihre Augen aufriss, als Jojens Fingerspitzen ihre Haut berührten. "Ich mag vielleicht kein Stark sein, aber ich teile ihre Ansichten." Er drehte sich zu mir um, und blickte mich lange an, bevor er sich wieder Myrcella zuwandte, die ihn wie hypnotisiert anstarrte. "Ihr Lannisters seid das Letzte." Er klimperte mokant mit den Wimpern. "Machtversessen, dumm und selbstverliebt. Du tätest besser daran, meinen Befehl zu befolgen, denn das gesamte Haus Stark steht hinter mir, und glaub mir, kleine Lannister, die Starks willst du nicht zum Feind haben." Dann wandte er sich von ihr ab, und kam auf mich zu. Ein ehrliches Lächeln formte sich auf meinem Gesicht. Er grinste mich an, bevor er seelenruhig zu seiner Arbeit zurückkehrte, als sei nichts gewesen.
Myrcella stand immer noch dort, wo Jojen sie zurückgelassen hatte. Ihr Gesichtsausdruck war verdattert, als wüsste sie selbst nicht so recht, was gerade geschehen war.
Shireen eilte zu ihr, und die beiden steckten ihre Köpfte zusammen. Sie warfen immer wieder wütende Blicke in unsere Richtung, und ich hörte die Worte "Stark" und "Rache" aus ihrem konspirativen Gespräch heraus, jedoch kümmerte mich dies im Moment kein bisschen.
Das einzige, woran ich denken konnte, war Jojens spontane Loyalitätsbekennung. Ich hätte nie erwartet, dass er für mich und meine Familie einfach so in die Bresche springen würde.
Jojen hob den Kopf und seine beinahe schwarzen Augen sahen mich an. Ich erwiderte seinen Blick, und für eine gefühlte Ewigkeit sahen wir uns einfach nur an, dann spielte ein leichtes Lächeln um seine Lippen, und er wandte sich ab.
Ein seltsames Flattern machte sich in meiner Bauchgegend breit. Es begann sich auszubreiten, schien durch meinen ganzen Körper zu wandern, von meinen Fingerspitzen bis in die Kopfhaut. Dort blieb dieses seltsame Gefühl, erfüllte mich mit prickelnder Wärme und ungeahnter Hoffnung. Ich fühlte mich schwerelos, glücklich, frei.
Was in aller Welt geschah mit mir?

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