7. Sansa

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Kaum hatten wir nach der Schule das Haus betreten, scheuchte uns Mum sofort in unsere Zimmer. Wir sollten unsere schönsten Kleider anziehen, uns die Haare kämmen, und Arya und ich sollten uns schminken. Und das alles in nur zehn Minuten.
"Mum", rief Arya, auf halben Weg zu ihrem Zimmer. "Warum müssen wir das machen?" Sie schien gar nicht begeistert, wahrscheinlich, weil sie es hasste, sich schön anzuziehen.
Robb, der hinter mir die Treppe hinaufstieg, antwortete an Mums Stelle. "Ist doch klar, Ry." Er seufzte. "Wir müssen zum Schönheitswettbewerb."
Diese Neuigkeit schien Arya gar nicht zu gefallen, denn sie stürmte in ihr Zimmer und knallte - mal wieder - die Tür hinter sich zu.
Robb zuckte nur mit den Schultern und ging ins Badezimmer, während ich mich vor Aryas Zimmer aufstellte.
"Arya, darf ich hineinkommen?" Manchmal musste man es selbst bei ihr mit schwesterlicher Liebe versuchen. Wenn doch bloß Jon hier wäre. Warum musste er ausgerechnet heute Footballtraining haben?
Sie antwortete nicht, also ließ ich meinen Worten Taten folgen, und öffnete die Tür.
Arya saß auf ihrer Fensterbank und starrte aus dem Fenster, eine Hand an der Scheibe, die andere in Nymerias Nackenfell.
"Was willst du?", fragte sie, mit unterdrückter Wut in der Stimme.
"Ich wollte bloß mit dir reden." Jetzt war Diplomatie angesagt.
"Dann rede." Sie starrte weiterhin aus dem Fenster.
"Ich verstehe nicht ganz, warum du so gegen diesen Wettbewerb bist.", setzte ich an. "Du magst doch Wettbewerbe!"
"Ja, aber Sportwettbewerbe, nicht etwas wo Schönheit gefragt ist." Obwohl sie mich nicht ansah, merkte ich, dass sie Tränen in den Augen hatte.
"Arya, du bist schön!" Mein Herz zog sich vor Mitleid zusammen. Arya war unsicher, weil sie dachte, dass sie nicht schön genug war? Wenn ich das gewusst hätte...
"Nein, bin ich nicht." Irre Stimme klang tränenerstickt. "Ich werde immer das schwarze Schaf in der Familie sein, weil ich nicht grazil, elegant und wunderschön bin!" Nun rannen ihre Tränen wirklich. "Ich bin klein, unhöflich und hässlich!"
Ohne nachzudenken, ging ich zu ihr hin und nahm sie in den Arm. Sie erwiderte meine Umarmung, und unwillkürlich fragte ich mich, ob wir uns jemals zuvor so nah gewesen waren.
"Arya, du bist nicht hässlich. Du siehst aus wie Dad und Jon." Vorsichtig strich ich ihr über ihre kurzen Haare. "Glaubst du, warum ist Jon so beliebt? Nur weil er Quaterback ist? Nein, sondern weil er gut aussieht und zwar auf seine eigene Art. In vielerlei Hinsicht ist er viel heißer als Rhaegar Targaryen, Loras Tyrell oder Joffrey Lannister." Arya löste sich von mir und ich fuhr fort. "Und du bist in vielerlei Hinsicht schöner als Margaery Tyrell, Daenerys Targaryen oder diese blöde Sansa Stark."
Ein kleines Lächeln wanderte über Aryas Gesicht. "Sansa ist eigentlich gar nicht so schlimm, wenn man sie besser kennt."
Ich musste grinsen. "Wahrscheinlich nicht." Daraufhin stand ich enthusiastisch von der Fensterbank auf. "Und jetzt suchen wir dir das allerschönste Kleid, das wir finden können!"
Arya verdrehte zwar die Augen, folgte mir aber widerspruchslos in mein Zimmer, um sich von mir ankleiden zu lassen.
Mir bereitete das alles diebisches Vergnügen. Mein ganzes Leben lang hatte ich mir eine Schwester gewünscht, mit der ich über Mode und Jungs reden konnte, aber mit Arya war mir dieser Wunsch verwehrt geblieben. Arya sprach höchstens über Jungs, wenn sie Mordgelüste gegen sie hegte, und Mode fand sie auch mehr als überflüssig.
Freudig machte ich mich an die Arbeit.
Mum hatte schon mindestens vier Mal von unten gebrüllt, dass wir endlich kommen sollten, als ich endlich fertig war mit Arya. Es hatte mich weit mehr als zehn Minuten gekostet, meine Schwester so grundlegend zu verändern, aber ich war ziemlich zufrieden mit dem Endergebnis.
Arya trug ein enganliegendes, schwarzes Etuikleid, das mir schon seit einer Weile zu klein war. Ihr stand es ausgezeichnet, besser als es mir jemals gepasst hatte, denn es setzte einen wunderschönen Kontrast zu ihren kurzen Haaren. Diese hatte ich übrigens durchgekämmt, und man erwartete es gar nicht, aber dadurch sahen sie tatsächlich aus wie gewöhnliche Haare, nicht wie das Vogelnest, welches sie sonst auf dem Kopf zu tragen pflegte.
Arya hatte Zeter und Mordio geschrien, als ich ihr erbarmungslos durch ihr Haar geackert war, und beinahe noch schlimmer hatte sie sich beim Lidstrich und der Mascara gebärdet. Mindestens dreimal hatte ich noch einmal von vorne anfangen müssen, da Arya schreiend zu Boden gesunken war, theatralisch schluchzend, dass sie nun für immer erblindet sei.
Mir selbst blieb nicht mehr viel Zeit zum Ankleiden, denn ich wollte Mums Geduld nicht noch länger auf die Probe stellen. Also warf ich mir ein türkises, mehrlagiges Seidenkleid über, und kämmte meine Haare schnell durch, bevor ich Arya die Treppe hinunterfolgte.
Mum war hin und weg.
Aryas Aufzug schien sie in ungeahnte Verzückung zu versetzen. Wenn mich nicht alles täuschte, konnte ich sogar Tränen der Rührung in ihren Augen erkennen.
"Arya, du siehst so schön aus.", hauchte sie atemlos, nachdem sie erst einmal zwei Minuten in Ganzkörperstarre verbracht hatte. Ich verkniff mir ein Lächeln, angesichts Aryas knallroten Wangen, und schlug dem mindestens so sprachlosen Robb brüderlich auf die Schulter. "Wunder geschehen immer wieder, nicht wahr, Bruderherz?"
Dann drängte ich mich an ihm vorbei durch die Haustür in Richtung Garage, wo Mum ihr Auto geparkt hatte. Wenn man es genau nahm, dann war der Begriff Auto wohl etwas untertrieben, angesichts des Kleinbusses, den Mum fuhr. Bran saß bereits auf seinem Platz hinten in der Mitte, Rickon rechts von ihm, und Jojen besetzte Jons Platz.
Ich mochte Jojen irgendwie. Obwohl er mehr als drei Jahre älter war als Bran, verstand er sich prächtig mit ihm, wie man aus dem Gelächter schließen konnte, das seit Neuestem immer aus Brans Zimmer schallte. Arya hatte etwas gegen ihn, aber keiner konnte nachvollziehen, was ihr Problem war.
Ich grinste den drei zu, bevor ich auf die mittlere Sitzbank kletterte. "Die anderen kommen gleich. Kleines Arya-Problem."
Jojen biss sich bei ihrer Erwähnung auf die Lippe, und ich fragte mich unwillkürlich, ob nicht doch etwas dran war, an Aryas Behauptungen. Er hatte zu ihr definitiv ein anderes Verhältnis als zu uns.
Kurze Zeit später kamen auch Robb, Arya und Mum endlich in die Garage. Letztere jammerte die ganze Zeit darüber, dass wir nun zu spät kommen würden, und somit einen schlechten Eindruck machten.
Trotzdem Mum schien rundherum glücklich zu sein, mit ihrer aufgehübschten Tochter und auch damit, dass wir nun alle bereit waren, zum Casting zu fahren.
Arya warf Jojen einen düsteren Blick zu, als sie ihn auf der Rückbank erkannte, so etwas wie: Wehe, du sagst etwas über mein Aussehen, aber ihr Benehmen war nicht das, was mich verblüffte. Es war eher seines. Natürlich zog er verächtlich die Augenbrauen hoch, als Arya ihn ansah, aber ich war mir ganz sicher, dass er sie davor noch mit einem ganz anderen Ausdruck auf dem Gesicht angeblickt hatte. Und es war definitiv nicht negativ gewesen.
Das Studio, in dem die High Sparrow sich ihren vorübergehenden Sitz aufgebaut hatte, lag etwas außerhalb der Stadt. Wir mussten mindestens eine Viertelstunde fahren, nicht zuletzt, weil Mum unablässig auf die Bremse drückte, da vor uns ein camouflagefarbener Jeep gemütlich vor sich hin bretterte. Hinten, direkt unter der schmutzigen Scheibe, war in großen weißen Lettern 'Baratheon for life' aufgedruckt.
Wir entschieden alle einhellig, das dies sehr geschmacklos und peinlich war.
Am Parkplatz herrschte ein großes Chaos, so wie immer, wenn zu viele Autos auf zu wenig Platz einen Ort zum Parken suchten. Unter großem Jubel unsererseits ergatterte Mum den letzten Parkplatz weit und breit, während ein dunkelroter Ferrari fluchend weichen musste. Ich erkannte auf dem Kennzeichen das Kürzel LAN, und fragte mich, welcher Lannister gerade schäumend vor Wut mit seinem protzigen Ferrari davonbrausen musste. Die Lannisters waren bekannt dafür, ihren Rang und Namen überall zu bekennen, sogar auf ihrem Nummernschild.
Bran und Jojen schlugen lachend ein, und es freute mich zu sehen, dass Jojen sich immer mehr wie ein Stark fühlte. Da gehörte es nunmal dazu, die Lannisters wie die Pest zu hassen.
In der Eingangshalle herrschte reges Treiben. Mehrere mir bekannte Familien wurden von Instruktoren befragt, andere füllten Formulare aus. Ich sah Margaery und Loras mit ihren Eltern an einer Sofaecke stehen. Eine adrett gekleidete Frau schien ihnen gerade die Rechtslage des Wettbewerbs zu erklären, denn keiner von ihnen sah besonders interessiert aus.
Mum hastete zum Schalter, Robb und Rickon im Schlepptau. Arya, Bran, Jojen und ich standen etwas verlegen in der imposanten Halle herum, und begutachteten die anderen Familien. Bran verwendete die Zeit damit, Jojen die verschiedenen Familiendynastien zu erklären, denn dieser hatte keine Ahnung, wem zu vertrauen war, und wem nicht.
"Siehst du dort hinten?", fragte Bran leise, und deutete auf eine siebenköpfige Familie, in der Nähe der Kaffeeautomaten. "Das sind die Greyjoys. Das Mädchen heißt Asha, sie ist sehr ehrgeizig, und der Liebling ihres Vaters Balon, der gruslige mit der Halbglatze." Tatsächlich sah Balon Greyjoy nicht so aus, als wäre mit ihm gut Kirschen essen. "Theon, ihr Bruder, ist eigentlich ein armes Würstchen. Sein Vater mag ihn gar nicht, denn er ist relativ gut mit Robb befreundet. Die Greyjoys sind also keine Verbündeten der Starks, bis auf Theon eben, aber sie hassen die Lannisters abgrundtief."
"Graue Zone.", stimmte Arya zu. Es war witzig anzusehen, wie Arya und Jojen versuchten, ihre Abneigung für den jeweilig anderen so stark wie möglich auszudrücken.
"Die Tyrells da hinten", fuhr Bran fort. "Die kannst du vergessen. Lannister-Freunde." Er warf mir einen bösen Blick zu. "Obwohl Sansa gerne mit Margaery abhängt, dem braunhaarigen Mädchen."
Ich steckte ihm die Zunge heraus.
"Und das sind die Familien Arryn und Tully", Bran deutete auf zwei kleinere Gruppen, die sich zu einer größeren zusammengeschlossen hatte. "Allesamt mit Mum verwandt, also Stark-Freunde."
Jojen machte ein gequältes Gesicht, diese Fülle an Namen und Informationen schien ihn etwas zu überfordern.
"Mum ist Lysa Arryns Schwester", erklärte ich ihm freundlich. "Beide sind aber eigentlich als Tullys geboren, also ist dieser ältere Herr", ich deutete auf einen freundlich aussehenden, großen Mann, "Mums und Tante Lysas Vater, und somit unser Großvater."
Jojen warf mir einen dankbaren Blick zu. Ich grinste zurück.
"Und wo sind jetzt diese berühmt-berüchtigten Lannisters?"
"Nicht hier.", entgegnete Arya knapp. "Sie sind wohl schon in einem von diesen Studios." Sie deutete auf die Vielzahl an schweren Metalltüren, die in die Wand eingelassen waren.
In diesem Moment kam Mum vom Schalter zurück. In ihrer Hand hielt sie einen riesigen Stapel Formulare, und sie sah gar nicht glücklich aus. "So viel Papierkram.", seufzte sie. "Und Ned und Jon sollten auch schon hier sein."
Wir hielten auf einen Glastisch zu, um den mehrere Sitzsäcke drapiert waren. Mum drückte jedem von uns mehrere Formulare in die Hand, und bat uns, sie so schnell wie möglich auszufüllen.
Wir waren fast fertig, als Dad und Jon endlich durch die Fronttür stürmten. "Sind wir zu spät?", keuchte Dad, bevor er sich erschöpft auf einen der Sitzsäcke fallen ließ.
"Geht.", murmelte Mum abwesend. "Was hat euch aufgehalten?"
"Irgendjemand hat Dads Autoreifen durchstochen.", knurrte Jon. "Und wir wissen wohl alle ganz genau, wer das gewesen sein muss."
Keiner sagte etwas, die Antwort hing über uns wie eine dunkle Wolke. Jojen und Bran wechselten einen Blick, mein Bruder nickte leicht. Offenbar wollte sich Jojen vergewissern, dass wir über die Lannisters sprachen.
"Das ist jetzt auch egal.", warf Arya erstaunlich diplomatisch ein. "Wir können ihnen nichts nachweisen, und das wissen sie genauso gut wie wir."
Erst jetzt schienen Dad und Jon Aryas verändertes Aussehen zu bemerken. Natürlich brachen auch sie in Lobgesang aus. Ich lehnte mich genüsslich in meinem Sitzsack zurück. Es war schön, wenn seine Arbeit so begeistert aufgenommen wurde.
Kaum waren wir fertig mit dem Ausfüllen der Formulare, kam auch schon eine kompetent wirkende Dame, ungefähr in Mums Alter auf uns zu.
"Familie Stark?", fragte sie höflich. Mum nickte und erhob sich.
"Ja?"
"Ich bin Mrs Merryweather, und ich betreue euch bei diesem Wettbewerb." Sie war mir gleich sympathisch, was vermutlich auch daran lag, dass sie ziemlich stilsicher zu sein schien. "Folgt mir bitte ins Studio, wir sollten mit dem Photoshooting beginnen."
Diese Nachricht wurde von uns ziemlich unterschiedlich aufgenommen. Arya warf ihr einen entsetzten Blick zu, und auch Jon und Dad sahen nicht allzu begeistert aus, während ich eine gewisse Vorfreude verspürte. Photoshooting klang aufregend.
Mrs Merryweather führte uns durch mehrere kleine Hallen und Gänge, wobei sie immer wieder Blicke nach hinten warf, um sich zu vergewissern, dass Bran und Jojen nicht zu weit zurückfielen, schließlich hatten sie mit einem Rollstuhl zu kämpfen.
"Ich bin ja ganz froh, dass ich euch zugeteilt bekommen hab.", strahlte unsere Betreuerin. Sie bildete die Vorhut, zusammen mit Mum und Dad. "Meine Kollegin hat mir ganz entnervt von ihren Schutzbefohlenen erzählt. Angeblich sollen die arrogant und unmöglich bis zum geht nicht mehr sein."
"Hießen diese Kotzbrocken vielleicht Lannister?", rief Jon von weiter hinten. Mrs Merryweather verkniff sich ein Grinsen. "Das könnte eventuell der Name gewesen sein." Sie blieb vor einen breiten Metalltür stehen. "Hier wären wir."
Ich war eine der ersten, die die Halle, die hinter der Metalltür lag, betrat. Staunend sah ich mich um. Genauso hatte ich mir den Arbeitsplatz eines Fotomodells immer vorgestellt. Die Halle war weitläufig und eher rustikal eingerichtet, so, als wäre hier vor kurzem noch eine Holzwerkstatt gewesen. Ich bildete mir fast ein, den herben Geruch von Sägespänen zu vernehmen. Nach oben hin war die Halle eher offen, asymmetrisch angeordnete Metallstangen verhinderten einen freien Durchblick zur Decke, während der Boden aus leicht abgenutzten, aber charmanten Parkett bestand. Mehrere Klappstühle standen im Halbkreis auf einer weißen Plane, die wohl zusammen mit einem ebenso weißen Leinentuch die Fotoecke bildete. Mehrere Lampen in verschiedenen Variationen standen wahllos um die Fotoecke herum, von der Decke hingen ebenfalls noch ein paar Scheinwerfer.
Während ich entzückt auf die Utensilien starrte, bat Mrs Merryweather uns, auf den im Halbkreis angeordneten Stühlen Platz zu nehmen.
Sie zückte ein Klemmbrett und sah strahlend in die Runde.
"Ihr seid also die Familie Stark." Ihr Lächeln hätte nicht glücklicher sein können.
Jojen hob die Hand. "Alle bis auf mich, ich bin bloß der Betreuer."
"Das macht nichts, mein Lieber." Sie lächelte ihn an. "Du gehörst trotzdem sozusagen zur Familie."
Dann wandte sie sich wieder uns zu. "Ich möchte euch alle bitten, mir euren Namen zu nennen, euer Alter, vielleicht Hobbys, und eure Motivation."
Bei diesen Worten sah Mum uns alle streng an, offenbar befürchtete sie, Arya oder Jon würden Mrs Merryweather ihre Meinung zu diesem Wettbewerb geigen.
"Du beginnst!", entschied unsere Betreuerin mit einem Blick auf Robb.
"Ähm okay.", begann dieser zögerlich. "Mein Name ist Robb, ich bin achtzehn Jahr alt, und ich spiele gerne Icehockey mit meinen Freunden. Meine Motivation bei diesem Wettbewerb mitzumachen und ihn zu gewinnen, ist Qualitäten und Stärken an mir zu erkennen, von denen ich vorher noch nichts wusste, und vielleicht neue Bekanntschaften zu knüpfen."
Innerlich verdrehte ich die Augen. Als ob dies Robbs wahre Motivation wäre...
"Klingt gut." Mrs Merryweather machte sich eine Notiz auf ihrem Klemmbrett. "Der Nächste bitte."
Nachdem endlich jeder von uns, inklusive Jojen, eine kurze Motivationsvorstellung hinter sich gebracht hatte, entschied Mrs Merryweather, die wir inzwischen Taena nennen durften, dass es nun Zeit für das Photoshooting sei.
Zuerst waren einige Gruppenaufnahmen dran, bei denen Jojen entschied, dass er darauf nichts zu suchen hatte. Jeder Versuch meinerseits, seine Meinung zu ändern, scheiterte, und er hielt sich fortan in der Nähe der Kamera auf, und begnügte sich damit, Bran durch dumme Grimassen zum Lachen zu bringen.
Bei den Gruppenaufnahmen standen Robb, Jon, Arya und ich meist um Mum, Dad, Bran und Rickon herum, die in der Mitte auf einem Ledersofa saßen.
Taena war völlig begeistert von Aryas und meinem Outfit, sie betonte des Öfteren, dass sie selten ein so harmonierendes Schwesternpaar gesehen hatte. Arya und ich hatten einen gequälten Blick gewechselt. Wenn sie wüsste...
Bei den Einzelaufnahmen kam zuerst Rickon dran, und gleich darauf ich. Da mein kleiner Bruder wieder einmal nur Schwachsinn im Kopf hatte, und nach seinem Shooting schreiend durch die Stuhlreihen gerannt war, befahl Mum mir, mit ihm in die Eingangshalle zu gehen, damit er dort etwas Dampf ablassen konnte.
Widerstrebend gehorchte ich, da ich gerne noch gesehen hätte, wie sich meine Geschwister bei den Einzelfotos schlugen. Andererseits war Rickons Verhalten wirklich photoshoot-untauglich.
In der Eingangshalle war es nun viel leerer. Draußen war es schon dunkel geworden, und die große Uhr über der Rezeption zeigte eine Uhrzeit weit nach neun an.
Rickon fläzte sich sofort auf eines der edlen cremeweißen Sofas und krähte, dass er sehr durstig sei. Ich sollte ihm ein Glas Wasser von Buffet bringen.
Seufzend stand ich auf. Hoffentlich war er danach endlich ruhig.
Am Buffet stand niemand, also konnte ich problemlos einen Plastikbecher mit Gurkenwasser füllen. Ich wollte mich gerade umdrehen, um zu Rickon zurückzukehren, als eine tiefe Stimme hinter mir "Hey Sansa" sagte.
Vollkommen erschrocken fuhr ich herum, um direkt hinter mir Loras Tyrell zu erblicken, der mich angrinste.
"Oh Gott, du hast mich zu Tode erschrocken.", keuchte ich, immer noch ziemlich durch den Wind.
Loras fuhr sich verlegen durch seine wilde Lockenmähne. "Tut mir leid, ich wollte dich eigentlich nur begrüßen."
Genau, weil wir auch zuvor schon so oft mit einander gesprochen hatten.
"Na dann." Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme ein wenig kühl klang. Immerhin war Loras einer von Joffreys besten Freunden, und auf einen Vasallen dieses Vollidioten hatte ich gerade so gar keine Lust.
"Ich muss zu meinem Bruder zurück." Ohne ihn noch einmal anzusehen, floh ich reflexartig Richtung Sofaecke, doch so leicht ließ Margaerys Bruder sich nicht abschütteln.
"Seid ihr schon fertig mit dem Photoshooting?", fragte er mich. Er war mir selbstverständlich gefolgt, als seien wir schon jetzt beste Freude. "Margaery und Willas sind noch drinnen."
"Meine Geschwister auch.", entgegnete ich. Mum hatte mir einmal eingebläut, ich sollte niemals unhöflich zu jemanden sein, egal wie sehr ich ihn verabscheute. Hass und Zwietracht würden einem nur wenig bringen.
Benimm dich wie eine Lady, dann können sie dir nichts anhaben.
Bei der Sofaecke angekommen, überreichte ich Rickon sein Wasser, welches dieser in gierigen Schlucken trank. Nach fünf Sekunden war der Becher leer, und Rickon hielt mir das Glas erneut hin.
"Geh selbst.", stöhnte ich. "Ich bin nicht dein Sklave." Erschöpft ließ ich mich aufs Sofa fallen. Tatsächlich stob Rickon sofort Richtung Buffet davon. Wahrscheinlich sollten wir ihm öfter etwas Freiheit geben. Vielleicht wurde er dann erträglicher.
Loras setzte sich neben mich aufs Sofa.
"Dein Bruder ist voll süß."
"Und anstrengend."
Stille.
Was wollte er eigentlich von mir?
Ein, zwei Minuten vergingen, dann setzte Loras wieder an. "Ich weiß, du hasst mich-"
Perplex starrte ich ihn an. "Ich hasse dich nicht!" Doch Loras schüttelte den Kopf.
"Warte, lass mich ausreden." Er schien nach dem richtigen Worten zu suchen, dann fuhr er fort. "Du hasst mich, und das ist komplett okay. Ich war ein Vollidiot, immerhin war ich mit Joffrey Lannister befreundet, und ich war gemein zu dir."
Ich biss mir auf die Lippe. Auf gar keinen Fall wollte ich jetzt an Joffreys Tat erinnert werden.
"Ich habe einfach zugesehen, aber ich habe nichts getan. Margaery hat mich nachher endgültig erkennen lassen, was für ein pietätloser Schwachkopf ich war, und dafür will ich mich aufrichtig bei dir entschuldigen." Er sah mich an, seine rechte Hand berührte die meine wie zufällig, und komischerweise war mir das gar nicht unangenehm.
"Sind alle Tyrells so edelmütig?", war das einzige, was ich herausbrachte. Loras' Augen waren erstaunlich tief, wenn man sie aus der Nähe betrachtete. Irgendwie verlangsamte das meinen Verstand gehörig.
"Sind alle Starks so wunderschön?" Loras' Antwort ließ mich erschrocken die Augen aufreißen, doch da hatte sich dieser schon erhoben. "Wenn du mich entschuldigst, ich muss zu meiner Familie zurück.", murmelte er verlegen.
Er hastete in Richtung der Metalltüren, während ich ihm verdattert hinterher blickte. Kurz bevor er durch die Tür verschwand, drehte er sich noch einmal zu mir um, und unsere Blicke trafen sich. Dann schloss sich die Tür und der Lärm eines umkippenden Buffettisches donnerte durch die Eingangshalle.
Rickon. Ernsthaft?

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