Schlacht von Navarino

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Im 15. Jahrhundert wurde das Byzantinische Reich vom Osmanischen Reich besiegt und die Hauptstadt Konstantinopel wurde erobert. Was Heute griechisches Territorium ist, wurde besetzt. Mehrere Jahrhunderte lang befand sich Griechenland unter osmanischer Herrschaft. Der griechischen Bevölkerung gefiel das nicht wirklich und sie versuchten mehrmals, sich freizukämpfen.

Allerdings war das Osmanische Reich militärisch sehr mächtig und ein Aufstand konnte für lange Zeit kaum auf Erfolg hoffen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts zeigte sich, dass europäische Grossmächte gegen das Osmanische Reich antreten und gewinnen konnten. Die Unerschütterlichkeit des Reiches litt darunter und liess die unterdrückten Völker glauben, dass sie bei einem Aufstand reale Chancen hätten.

1770 begann mit russischer Unterstützung ein Aufstand auf mehreren griechischen Inseln und der Halbinsel Peloponnes, der zwar Anfangs von Erfolg gekrönt war, aber in kurzer Zeit blutig Niedergeschlagen wurde und zu zahlreichen Gräueltaten der Besetzer führte.



1821, 51 Jahre später, begann die Griechische Revolution. Erneut versuchte Griechenland, sich freizukämpfen und war dieses Mal erfolgreicher, als bei der letzten Revolte, wenn auch nur im begrenzten Ausmass. Der Plan war gewesen, sich an drei Orten gleichzeitig zu erheben, um Verwirrung zu stiften und so grössere Chancen auf Erfolg zu haben. Auf der Peloponnes, im Fürstentum Moldau und in Konstantinopel. Nur bestand ein Grossteil der Bevölkerung in Moldau aus Rumänen, die sich den Griechen nicht anschliessen wollten und auch nicht gegen die Osmanen vorgehen wollten. Wegen Wunschdenken war diese Tatsache von den Planern der Revolution ignoriert worden und die Sache wurde zu einem Desaster. In Konstantinopel ging es kein bisschen besser und die Aufständischen dort wurden schnell besiegt und dann hingerichtet. Nur auf der Peloponnes war der Aufstand erfolgreich. Die osmanischen Truppen wurden rasch vertrieben und die Griechen konnten sich etablieren. Danach kam es für mehrere Jahre zu einer Pattsituation.

Der Grund dafür war die Tatsache, dass die osmanischen Truppen jedes Jahr zuerst den langen Weg zur umkämpften Halbinsel marschieren mussten, dann nur begrenzt etwas ausrichten konnten, bevor der bevorstehende Winter sie zwang, wieder umzukehren, da sie aufgrund den Unruhen nicht in der Lage waren, dort zu überwintern. Aufgrund dessen hielten sich Auseinandersetzungen in Grenzen und eine Entscheidung konnte von keiner der beiden Seiten erzwungen werden. Die Osmanen hatten dafür nicht genug Zeit und die griechischen Kämpfer bestanden Grösstenteils aus Partisanen und Bauern, die nicht in der Lage waren, ihr Gebiet offensiv zu erweitern.

Auch kam es unter den Anführern der Revolution zu Konflikten, die aus verschiedenen Klassen stammten und unterschiedliche Ansichten hatten. Es kam deshalb zu Konfrontationen unter den Griechen selbst. Eine der prominenteren Figuren der Revolution war Georgios Koundouriotis, Grossvater von Pavlos Koundouriotis, dem Kommandanten des Panzerkreuzers Georgios Averoff während den Balkankriegen von 1912/1913.



Das Osmanische Reich geriet mit der Zeit unter Druck, die Revolution endlich niederzuschlagen. Es dauerte viel länger, als erwartet und andere Länder wurden auf die Situation aufmerksam. In Grossbritannien zum Beispiel zeigten grosse Teile der Bevölkerung Sympathie mit den Freiheitskämpfern und forderten, dass man ihnen helfen sollte. Das antike Griechenland hatte eben schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen, indem sie Demokratie eingeführt hatten und eine sehr interessante Kultur hatten. Zwar kannten die meisten Menschen Griechenland eben nur aus der Antike und nicht aus der aktuellen Zeit, aber sie wollten ihnen denoch helfen.

Auch Russland wurde auf die Situation aufmerskam und das brachte sämtliche andere Grossmächte, die existierten, gewaltig ins Schwitzen. Russland hatte mehrere Konflikte mit dem Osmanischen Reich gehabt und nutzte jede Gelegenheit, sich auf dessen Kosten mehr Territorium einzuverleiben. Russland war willig, Griechenland gegebenenfalls mit Waffengewalt zu unterstützen und das Osmanische Reich anzugreifen.

Grossbritannien und andere Länder, zum Beispiel Österreich und Frankreich wollten so etwas unter allen Umständen vermeiden. Besonders Grossbritannien, das gute Beziehungen zum Osmanischen Reich pflegte, wollte verhindern, dass die Griechische Revolution zu einer Schwächung des Reiches führen würde, die Russland dann ausnutzen könnte. Die europäischen Grossmächte sahen das Osmanische Reich sozusagen als Hindernis für russische Ambitionen und waren willig, dieses Hindernis zu unterstützen, damit Russland nicht an Einfluss und Macht gewinnen konnte. Diplomatische Bemühungen von Grossbritannien und Österreich hielten die Grossmächte deshalb für mehrere Jahre davon ab, in den Konflikt einzugreifen, damit das Osmanische Reich genug Zeit erhalten würde, die Revolution niederzuschlagen. Auch hatten die europäischen Mächte kein Interesse daran, eine Revolution zu unterstützen, nachdem sie Jahrzehnte lang darum gekämpft hatten, die Französische Revolution niederzudrücken und Napoleon, der diese Revolution in ihrer Sicht verkörperte, endlich loszuwerden. Die alten Machtsysteme waren endlich wieder hergestellt worden und die Griechische Revolution stand dazu gegenüber praktisch als Kontrast.



1825 kam es zur entscheidenden Phase der Revolution. Der osmanische Sultan begann Gespräche mit dem Gouverneur von Ägypten, Mehmet Ali. Ägypten war damals eine osmanische Provinz, allerdings regierte Mehmet Ali relativ unabhängig von der Zentralregierung. Der Sultan konnte ihn überzeugen, dem Konflikt beizutreten. Seine Truppen waren von französischen Streitkräften trainiert worden und er besass die modernste Flotte des Osmanischen Reiches. Mehmet Ali wurde versprochen, dass er die eroberten Gebiete würde behalten können.

Noch im selben Jahr transportierte seine Flotte seine Armee zur Peloponnes und eroberte den Hafen von Navarino. Seine Truppen hatten nun einen optimalen Ausgangspunkt für Operationen, zu dem sie sich während dem Winter zurückziehen könnten und stiessen mit grosser Gewalt gegen die Aufständischen vor, die der ägyptischen Armee nichts entgegenzusetzen hatten. Der Grossteil der Insel wurde erobert und die meisten Festungen fielen in osmanische Hand. Praktisch nur noch der griechische Regierungssitz blieb unbesetzt. 1827 hatten die Griechen weniger als 5'000 reguläre Truppen. Die Osmanen auf dem Festland hatten 25'000 Mann stationiert und die ägyptischen Truppen auf dem Peloponnes waren 15'000 Mann stark.

Die Griechische Revolution war praktisch gescheitert. Ein Grossteil des eroberten Gebietes war verlorengegangen, die Regierung war bankrott und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der Rest der Peloponnes fallen würde.



Da es so aussah, als ob die Revolution mit einem osmanischen Sieg enden würde, hätten Grossbritannien und Frankreich vermutlich gerne erleichtert die Luft ausgestossen, wenn es nicht mehr und mehr so aussah, als ob Russland auf einen weiteren Konflikt mit dem Osmanischen Reich zusteuerte. Mit der Absicht, dies zu verhindern, kam es am 6. Juli 1827 zum Londoner Vertrag, bei dem Grossbritannien, Frankreich und Russland gemeinsam versuchen würden, den Konflikt auf eine friedliche Art und Weise zu lösen.

Ein Waffenstillstand sollte vereinbart werden. Während dieser aktiv war, würden die alliierten Grossmächte die Verhandlungen zwischen den Parteien führen. Griechenland würde mehr oder weniger als Staat existieren, aber immer noch unter osmanischer Herrschaft stehen. Würden die Osmanen den Waffenstillstand nicht innerhalb eines Monats akzeptieren, würden die drei Länder jeweils einen Diplomaten zur griechischen Regierung senden und diese somit offiziell anerkennen, was bisher noch kein Land getan hatte.

Die Marinebefehlshaber der britischen, französischen und russischen Flotten im Mittelmeer erhielten die Anweisung, die Bemühungen zum Waffenstillstand zu unterstützen. Gegebenenfalls auch mit Gewalt, falls es sich auf andere Weise nicht durchsetzen liess. Allerdings sollten die Befehlshaber unparteiisch agieren und keine Seite direkt unterstützen.

Am 20. August 1827 erhielt der Kommandant der Royal Navy im Mittelmeer, Vice-Admiral of the Blue Sir Edward Codrington, seine Befehle und machte sich auf den Weg, den Konflikt zu entschärfen. Die Befehle lauteten, den Waffenstillstand durchzusetzen und zu verhindern, dass osmanische Verstärkungen entweder vom Osmanischen Reich oder von Ägypten zum Peloponnes gebracht wurden. Codrington diente seit 44 Jahren auf See und war für seine Rolle während der berühmten Schlacht von Trafalgar sehr populär beim britischen Volk. Er war allerdings nicht unbedingt die beste Person für den Job, da er Diplomatie nicht sehr mochte. Nach einigen Quellen war er ausserdem Unterstützer der Griechen und diesen freundlich gesinnt, ein griechischer Historiker erwähnte allerdings während einer Präsentation über die Schlacht, dass Codrington die Griechen nicht wirklich mochte. Welches der beiden nun der Fall ist, kann ich leider nicht sagen.

(Admiral Codrington)

Die Osmanen lehnten die Bedingungen für den Waffenstillstand ab, weshalb die alliierten Diplomaten zur griechischen Regierung gesendet wurden. Der Grund, warum der Waffenstillstand abgelehnt worden war, war ein einfacher. Die Osmanen standen unmittelbar vor dem Sieg und für sie war der Konflikt eine interne Affäre. Sie wollten sich von aussenstehenden Ländern diesbezüglich nichts vorschreiben lassen. Die griechische Regierung, die kurz vor dem Abgrund stand, akzeptierte den Waffenstillstand und erklärte sich auch mit dem Verhandlungsziel einverstanden. Zwar würden sie so nicht komplett unabhängig werden, aber es wäre besser, als wieder komplett unterdrückt zu werden. Codrington konnte sich somit vollkommen darauf konzentrieren, die Osmanen zu überreden, die alliierten Bedingungen anzunehmen.

Eine osmanisch-ägyptische Flotte, die von Grossbritannien und Frankreich davor gewarnt worden war, verliess Alexandria und erreichte Navarino am 8. September. Am 12. September erreichte Codrington mit seinem Geschwader Navarino. Er verhandelte mit Ibrahim Pasha, Sohn von Mehmet Ali und Oberbefehlshaber der osmanischen Streitkräfte auf dem Peloponnes. Dieser gab das mündliche Versprechen, militärische Operationen auf Land und See einzustellen, während er auf Anweisungen des Sultans warten würde. Codrington zog mit den meisten Schiffen ab, um sich versorgen zu lassen, während er eine Fregatte zur Beobachtung bei Navarino zurückliess.

(Ibrahim Pasha)

Kurz darauf brachen die Osmanen ihr Versprechen. Ibrahim war aufgebracht darüber, dass die Griechen den Krieg anscheinend einfach fortsetzten, während von ihm erwartet wurde, den Waffenstillstand einzuhalten. Land- und Seestreitkräfte der Griechen waren auf der Offensive und belagerten mehrere Städte und griffen osmanische Schiffe an. Die Kommandanten dieser Truppen machten diese Dinge auf Eigeninitiative, da sie häufig widersprüchliche Befehle von der griechischen Regierung erhielten und diese deshalb ignorierten. Als Codrington dies realisierte, versuchte er, sie direkt zu kontaktieren, aber auch dies zeigte meistens keinen Erfolg.

Nachdem die Proteste gegenüber Codrington ohne Erfolg gewesen waren, befahl Ibrahim am 1. Oktober ein Geschwader zur belagerten Hafenstadt Patras, um sie zu verstärken. Codringtons Geschwader fing die Schiffe ab und zwang sie, nach Navarino zurückzukehren. In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober versuchte Ibrahim erneut und kommandierte das Geschwader diesmal selbst. Das Geschwader schlich erfolgreich am britischen Schiff vorbei, dass sie beobachten sollte, und machte sich davon. Zwar hatte Ibrahims Geschwader ziemlich Vorsprung, geriet aber in einen Sturm mit starkem Gegenwind, was ihn Zwang, im Windschatten einer Bucht zu ankern. Codrington holte ihn ein, nachdem seine Schiffe den ganzen Tag gegen den Wind angekämpft hatten und feuerte einige Breitseiten als Warnung ab. Ibrahim drehte wieder nach Navarino um.

(Codrington fängt die osmanische Flotte ab)

Währenddessen wandten die osmanischen Landtruppen die Technik der "verbrannten Erde" an, bei der sie alles in Schutt und Asche legten. Auf den alliierten Schiffen konnte der Rauch auf dem Peloponnes gut gesehen werden und eine britische Einheit, die gelandet war, berichtete, dass die Bevölkerung vor einer Hungersnot stand.

Am 13. Oktober trafen die französischen und russischen Geschwader ein, die Codrington unterstützten und sich ausserhalb von Navarino positionierten. Die französischen Schiffe wurden von Contre-amiral Henri de Rigny kommandiert, die russischen von Konteradmiral Lodewijk van Heiden.

(Admiral Rigny)

(Admiral van Heiden)

Als sie am 18. Oktober versuchten, Ibrahim zu kontaktieren, kam die Antwort, dass dieser verschwunden sei und dass seine Untergebenen nicht wissen würden, wo er sei. Sie hielten daraufhin eine Konferenz. Es wurde beschlossen, dass Codrington das Kommando übernehmen würde und dass die alliierte Flotte ein drastisches Manöver durchführen würde. Der Winter war im Anmarsch, was eine effektive Blockade von Navarino praktisch verunmöglichen würde, aber die Bevölkerung vom Peloponnes sollte unter allen Umständen beschützt werden. Also würde die osmanische Flotte durch eine Machtdemonstration dazu gebracht werden, den Waffenstillstand zu akzeptieren.

Die alliierte Flotte würde in die Bucht von Navarino hineinlaufen und inmitten der osmanischen Flotte ankern. Eine hochriskante und provokative Aktion, aber die drei Admirale hofften, dass sie die Osmanen genug beeindrucken würde, den Waffenstillstand anzunehmen. Das Manöver würde am 20. Oktober stattfinden.

Die Bucht von Navarino ist ungefähr 5 Kilometer lang und 3 Kilometer breit. Durch das schmale Inselchen Sphacteria ist die Bucht grösstenteils vom offenen Meer geschützt. Es gibt nur zwei Durchgänge. Der nördliche ist zu schmal und zu flach, um von Schiffen genutzt zu werden. Der südliche Durchgang wiederum ist 1'500 Meter weit, wovon 1'000 befahrbar sind. Die Einfahrt zur Bucht wurde durch Geschützbatterien auf dem Festland und auf Sphacteria gesichert.

(Bucht von Navarino)

Das britische Geschwader bestand, vom stärksten Schiffstyp zum schwächsten, aus den drei Linienschiffen HMS Asia, ein zweitrangiges Linienschiff mit 84 Kanonen, HMS Genoa, drittranging mit 76 Kanonen und HMS Albion, drittranging mit 74 Kanonen, den vier Fregatten Glasgow, Cambrian, Dartmouth und Talbot, vier Sloops und einem Kutter

Asia war Codringtons Flaggschiff. Linienschiffe waren damals die mächtigsten Kriegsschiffe, die es gab, sehr solide gebaut, mit schweren Kanonen, die auch in grosser Zahl vorhanden waren. Die Fregatten waren eine Klasse darunter, mit weniger Kanonen, die auch kleinere Kaliber waren. Fregatten und andere kleine Schiffe sollten sich generell nicht mit Linienschiffen anlegen, da diese sie gnadenlos überwältigen würden und die Linienschiffe würden sie im Gegenzug in Ruhe lassen. Während der Schlacht von Abukir 1798 hatte die französische Fregatte Sérieuse das Feuer auf das Linienschiff HMS Orion eröffnet, was zwei Mann verwundete und sonst kaum Schaden anrichtete. Orion antwortete mit einer einzigen Breitseite, was die Fregatte in ein treibendes Wrack verwandelte.

Das französische Geschwader hatte die drei Linienschiffe Breslau, zweitrangig mit 84 Kanonen, Scipion, drittranging mit 80 Kanonen und Trident, drittrangig mit 74 Kanonen, die beiden Fregatten Sirène, mit 60 Kanonen, und Armide, mit 44 Kanonen und zwei Schoner. Als Admiral Rigny die Linienschiffe erhielt, war er über ihren schlechten Zustand so empört gewesen, dass er seine Flagge auf der modernen Fregatte Sirène gelassen hatte.

Die Russen hatten vier Linienschiffe und vier Fregatten mitgebracht. Die zweitrangige Gangut mit 84 Kanonen und die drittrangigen Azov, Iezekiil und Aleksander Nevskii mit jeweils 80 Kanonen. Azov war van Heidens Flaggschiff. Die Fregatten waren Provornyi, Konstantin, Elena und Kastor.

Die alliierte Flotte hatte somit 27 Schiffe. Zehn Linienschiffe, zehn Fregatten, zwei Schoner, vier Sloops und ein Kutter. Allerdings betrug die effektive Stärke eher 22 Schiffe, da die Sloops und der Kutter für diese Art von Gefecht nicht wirklich geeignet waren. Insgesamt besassen die Schiffen zusammen 1'258 Kanonen. Seit den Koalitionskriegen gegen Napoleon, die erst 12 Jahre zuvor geendet hatten, hatten sich die Kriegsschiffe kaum verändert. Eine der Veränderungen war allerdings, dass die Kaliber der Geschütze bei den Linienschiffen erhöht worden war. Hatte die Bewaffnung zwei Jahrzehnte zuvor aus 32-Pfündern, 18-Pfündern und 12- oder 9-Pfündern bestanden, so waren diese nun durch 32-Pfünder, 24-Pfünder und massive 68-Pfund-Karronaden ersetzt worden. Karronaden sind Kanonen, die eine kurze Reichweite haben, aber eine verheerende Durchschlagskraft, was sie während dieser Ära sehr effektiv machte. Mehr oder weniger überdimensionale Schrotflinten. Die Besatzungen und Schiffe hatten Grossteils in den Koalitionskriegen gediehnt, waren Veteranen und Profis in ihrem Handwerk.



Die osmanisch-ägyptische Flotte besass drei Linienschiffe. Die Ghiuh Rewan, mit 84 Kanonen, Flaggschiff des osmanischen Admirals Tahir Pasha, die Fahti Bahri, mit 74 Kanonen und die Burj Zafer, mit 70 Kanonen. Dazu hatten sie, je nach Angabe, 17 oder 19 Fregatten, zehn davon Einzeldeckfregatten, die anderen Doppeldeckfregatten, mit entsprechend mehr Kanonen. Die Alliierten hatten dem nur eine Doppeldeckfregatte entgegenzusetzen, der Rest bestand aus Einzeldeckfregatten.

Dazu hatte die osmanische Flotte noch 30 Korvetten, 5 Schoner, 28 Briggs und 6 Brander. Die Osmanen hatten also über 80 Kriegsschiffe, wobei 'nur' 78 davon als effektive Kriegsschiffe bezeichnet werden konnten. Allerdings waren die meisten dieser Schiffe kleinere Typen, die nicht viel gegen die alliierten Grosskampfschiffe würden ausrichten können. Bei den Linienschiffen waren die Osmanen 10:3 unterlegen, was ein wenig durch die Fregatten ausgeglichen wurde, bei denen sie 7 oder 9 mehr hatten und ausserdem schlagkräftigere Ausführungen.

Die osmanischen Kriegsschiffe besassen 2'180 Kanonen, also um einiges mehr, als die alliierte Flotte. Allerdings waren die meisten ihrer Kanonen diejenigen, die sie von den Grossmächten gekauft hatten, als diese sie durch neue Kaliber ersetzten. Also besassen sie im Vergleich viel weniger Feuerkraft, als man vielleicht annehmen würde und die Tatsache, dass viele Kanonen von den Korvetten und Briggs stammten, die sowieso nur kleine Kaliber benutzten, half dem auch keineswegs. Also besassen die Alliierten trotz weniger Kanonen um einiges mehr an Feuerkraft.

Auch war die Qualität der osmanischen Schiffe und Besatzungen um einiges schlechter, als die der alliierten Flotte. Unter anderem benutzten sie zahlreiche Häftlinge, griechische Gefangene und andere unfreiwillige Personen als Besatzung, die teilweise an ihre Posten gekettet waren. Sie hatten nur begrenzt Kampferfahrung sammeln können und dies auch nur gegen die griechischen Revolutionäre, die komplett anders kämpften, als die europäischen Grossmächte.

Der ägyptische Teil der Flotte , also der grösste und am besten ausgerüstete Teil, wurde von französischen Offizieren trainiert, die die ägyptischen Kapitäne der Schiffe jeweils berieten. Geführt wurden diese Offiziere von Kapitän J-M Letellier. Rigny schrieb ihnen am 19. Oktober eine Nachricht, in der er sie darum bat, die ägyptischen Schiffe zu verlassen, damit es nicht passieren könnte, dass möglicherweise Franzosen gegen Franzosen kämpfen würden. Die Offiziere folgten der Anweisung und begaben sich zu einer österreichischen Brigg, die sich in der Bucht befand und offiziell neutral war, aber inoffiziell die Osmanen unterstützte. Letellier selbst war krank und fiel deshalb für die nächsten Tage ebenfalls aus. Somit waren die Ägypter nun ohne erfahrene Befehlshaber.

Eine Gefahr besass die osmanische Flotte allerdings. Und zwar die Brander. Brander, auch Brandschiff, sind Schiffe, die mit brennbaren Materialien gefüllt und angezündet werden. Das Schiff wird dann in Richtung des Feindes getrieben, in Hoffnung, dass der Feind dann in Brand gerät und ausgeschaltet wird. Die Griechen hatten solche Schiffe während der Revolution mit Erfolg eingesetzt und die Osmanen hatten gelernt, wie damit umzugehen war. Die alliierten Schiffe hatten im Gegenzug keine Erfahrung, wie sie mit einer solchen Gefahr umgehen sollten.



Die osmanische Flotte war entsprechend eines Planes von Letellier aufgestellt worden. Die osmanische Flotte stellte sich in Hufeisenformation auf, wobei die beiden Enden bei der Einfahrt in die Bucht endeten, das eine Ende bei der Spitze am Festland, das andere bei der Spitze von Sphacteria. Die Formation war in drei Reihen gestaffelt, mit den drei Linienschiffen und den meisten Fregatten in der vordersten Reihe. In der zweiten Reihe folgten die restlichen Fregatten und die nächstgrösseren Schiffe. Die übrigen und kleinsten Schiffe waren in der dritten Reihe. Die Reihen waren so voneinander versetzt, dass die Schiffe der zweiten und dritten Reihe durch die Lücken der ersten Reihe schiessen konnten, womit sämtliche Feuerkraft zur Geltung kommen würde. Die Brander befanden sich mit den Korvetten an den Enden der Formation, wo sie, gedeckt von diesen und den Küstenbatterien, mit Booten in Position gebracht werden könnten, würden sie gebraucht werden.

Codringtons Plan war es, dass er genau in dieses Hufeisen hineinsegeln würde. Die britischen Schiffe würden vor dem Zentrum der osmanischen Schiffe ankern, die französischen vor dem linken/östlichen Teil und die russischen vor dem rechten/westlichen Abschnitt. Die Idee dahinter war, dass die Franzosen damit den ägyptischen Schiffen gegenüberstehen würden und diese somit hoffentlich weniger willig wären, anzugreifen, da Frankreich Ägyptens nächster europäischer Verbündeter war.

(Die Schlachtaufstellung. Die blauen Schiffe sind die osmanischen, die rosa Schiffe sind französisch, die roten britisch und die orangen russisch.)

Dieser Plan war hochriskant, da die alliierte Flotte somit beinahe vollständig von der osmanischen Flotte umzingelt wäre. Ausserdem bliess der Wind von Südwest, was es sehr schwierig gemacht hätte, sich wieder aus der Bucht zurückzuziehen, wenn die Schlacht für die Alliierten ungünstig verlaufen würde. In normaler Marinedoktrin wäre Codringtons Plan als nicht akzeptables Risiko eingestuft worden. Die Tatsache, dass er trotzdem umgesetzt wurde, zeigte, dass die Alliierten sich der Überlegenheit ihrer Flotte sicher waren.



Was genau Codrington mit diesem Manöver beabsichtigte, wird bis heute kontrovers diskutiert. Nach eigenen Angaben und der Meinung von zahlreichen wollte er damit lediglich die Osmanen dazu bringen, den Waffenstillstand zu akzeptieren.
Andere sind der Meinung, dass er die Osmanen bewusst provozierte, in der Hoffnung, dass sie einen Kampf starten würden.
Dann gibt es noch die Theorie, dass Codrington zwar erwartete, dass es zu einem Kampf kommen würde, aber hoffte, dass es nicht passieren würde.

Was aber klar war, war, dass Codrington den Kampf nicht selbst beginnen wollte. Er gab den eindeutigen Befehl, dass man das Feuer nur dann eröffnen dürfe, wenn die Osmanen zuerst geschossen hätten.

Ein gutes Gegenargument, dass dagegen spricht, dass Codrington einen Kampf auslösen wollte, war, dass er seine Flotte inmitten der osmanischen Flotte ankern liess, weshalb sie dann von drei Seiten beschossen werden konnte. Hätte er auf einen Kampf gehofft, hätte er sich vermutlich eher auf eine Flanke der osmanischen Flotte konzentriert und sich so der Reihe nach durch die feindliche Flotte durchgearbeitet.



Am 20. Oktober um 13:30 Uhr liess Codrington die Flotte gefechtsbereit machen und die Geschütze bemannen. Die Geschützpforten, aus denen die Kanonen feuerten, wurden halb geöffnet und es wurde befohlen, nur zu feuern, wenn die Osmanen zuerst angreifen würden. Die alliierten Schiffe begaben sich in zwei Linien und segelten in die Bucht. Die Linie zu Steuerbord wurde von HMS Asia angeführt und bestand aus dem britischen Geschwader, gefolgt vom französischen. Die Linie zu Backbord bestand aus dem russischen Geschwader und folgte etwas nach hinten versetzt.

Die Schiffe passierten die Landbatterien, die nicht reagierten. Codrington erhielt eine Nachricht von Ibrahim. Dieser hätte keine Erlaubnis gegeben, dass die alliierte Flotte in die Bucht einlief und verlangte, dass sie sich zurückziehen sollten. Codrington antwortete, dass er nicht hier sei, um Befehle zu erhalten, sondern um sie zu geben. Würden die osmanischen Schiffe das Feuer eröffnen, würde die Flotte zerstört werden.

Asia ankerte direkt vor den osmanischen Schiffen des Zentrums und Codrington befahl einer Gruppe Musikern, Lieder zu spielen, um ihre friedlichen Absichten deutlich zu machen. Auf den osmanischen Schiffen wurde währenddessen Alarm gegeben und die Besatzungen begaben sich auf Gefechtsstationen, um dem unerwarteten alliierten Manöver zu begegnen. Um 14:15 Uhr hatten die drei britischen Linienschiffe geankert und die restlichen Schiffe segelten immer noch zu ihren Positionen.

Die Fregatte Dartmouth hatte mit einigen kleineren Schiffen den Auftrag erhalten, die Korvetten und Brander an der linken osmanischen Flanke im Auge zu behalten. Ihr Kapitän, Thomas Fellowes, bemerkte, dass osmanische Besatzungen einen der Brander vorbereiteten und entsandte ein Boot, dass sie anweisen sollte, dies zu unterlassen. Die Osmanen feuerten mit Handfeuerwaffen auf das Boot und zündeten den Brander an. Fellowes sandte nun einen Kutter, um den Brander zu einer sicheren Distanz zu schleppen. Die Osmanen feuerten nun auf den Kutter und töteten einen Matrosen. Fellowes liess das Feuer mit Musketen eröffnen, um dem Kutter Deckung zu geben. Das französische Flaggschiff Sirène passierte die Dartmouth und eröffnete ebenfalls das Feuer mit Musketen, um den Kutter zu unterstützen. Nun eröffnete eine osmanische Korvette das Feuer auf die Sirène mit Kanonen. Es folgte eine Kettenreaktion, die die Situation in eine gewaltige Schlacht steigern liess.



Die Schlacht brach somit aus, bevor die alliierten Schiffe ihr Manöver komplett abgeschlossen hatten. Dies erlaubte einigen Schiffen, zu manövrieren und sich günstiger zu platzieren. Aber die meisten Schiffe kämpften an Ort und Stelle, mit den Ankern zu Wasser gelassen. Die entscheidenden Faktoren der Schlacht waren deshalb Feuerkraft und das Können der Schiffsbesatzungen, was die Osmanen enorm benachteiligte, auch wenn sie sehr tapfer kämpften, was auch Codrington in seinem Bericht festhalten würde.

HMS Albion startete ihren Teil des Gefechts mit einem Knall, als sie als erstes eine osmanische Fregatte in Schutt und Asche legte. Allerdings befand sie sich direkt vor den drei osmanischen Linienschiffen, die alle gemeinsam das Feuer auf das Schiff eröffneten. Was wie ein perfektes Szenario für ein Desaster klingt, war zwar schlimm, aber nicht ansatzweise so schlimm, wie es hätte sein können, da der Beschuss der drei Schiffe ziemlich ungenau war. Trotzdem befand sich die Albion vermutlich in der kritischsten Position in der gesamten Flotte und war schwerem Beschuss ausgesetzt.

Albion war das britische Schiff, dass sich zu äusserst links befand. Die russische Azov ging zu ihrer Backbordseite zu Anker, liess allerdings eine Lücke zwischen den beiden Schiffen, die gross genug war, dass vier osmanische Fregatten durchstossen konnten und die beiden Schiffe umzingelten. Beide erlitten schwere Schäden und Admiral Heiden auf der Azov liess festhalten, dass sein Schiff zu einem Zeitpunkt 22 Minuten lang von acht Feindschiffen gleichzeitig beschossen wurde.

Bei den Franzosen fing die Schlacht auch nicht viel besser an. Das Linienschiff Scipion stiess in die Bucht vor, als sie von Fregatten, Küstenbatterien und einem Brander angegriffen wurde. Der Brander erwischte ihren Bug und blieb dort stecken, was ein Feuer auslöste, dass sich dem Pulvermagazin näherte. Um zu verhindern, dass das Schiff explodierte, warfen sich Matrosen auf die Flammen, um sie zu ersticken, was zu zahlreichen Verbrennungen führte. Gerettet wurde das Schiff durch die Trident, die ein Seil am Brander befestigte und mit Hilfe von Dartmouth und zwei britischen Booten von der Scipion wegzog. Trotz den Brandschäden kämpfte das Schiff weiter und feuerte auf die Feindschiffe im französischen Sektor und auf die Küstenbatterien.

Die Sirène duellierte sich währenddessen mit der Fregatte Ihsania, die nach einem längeren Feuergefecht explodierte. Danach feuerte die Sirène, zusammen mit Scipion und Trident auf die Küstenbatterien und brachte sie zum Schweigen.

Obwohl Azov von zahlreichen Schiffen beschossen wurde, konzentrierte sie ihren Beschuss auf eines der osmanischen Linienschiffe, um die Albion zu unterstützen. Trotzdem sah es nicht gut für beiden Schiffe aus, als sie unerwartet Verstärkung erhielten. Der Kommandant der französischen Breslau erkannte, dass die anderen französischen Schiffe seine Hilfe nicht benötigten und stiess deshalb ins Zentrum der Schlacht vor, um den Briten und Russen zu helfen. Sie füllte die Lücke zwischen dem britischen und russischen Schiff und demolierte als erstes gleich eine Fregatte, die auf die Azov feuerte, bevor sie ihren Beschuss auf die Linienschiffe wechselte, was die Albion vermutlich vor der Zerstörung rettete.

Als eine Fregatte explodierte, entstand so eine Lücke, die die Azov ausnutzte, um einige Breitseiten hindurchzufeuern, womit sie in kurzer Zeit zwei Fregatten und eine Korvette versenkte. Breslau und Albion schalteten währenddessen das osmanische Flaggschiff Ghiuh Rewan aus. Azov und Breslau kämpften für den Rest der Schlacht zusammen und schalteten gemeinsam eine grosse Anzahl Fregatten und andere Feindschiffe aus. Schlussendlich hatte Breslau einen Kill-Count von mindestens einem Linienschiff und vier Fregatten, Azov hatte drei Doppeldeckfregatten und eine Korvette ausgeschaltet, dafür aber ziemlich gelitten und 153 Treffer einstecken müssen, was sie alle drei Schiffsmasten gekostet hatte.

(Die Azov, links, während der Schlacht)

Als die Schlacht ausbrach fand sich HMS Asia zwischen dem osmanischen Linienschiff Fahti Bahri, kommandiert von Admiral Capitan Bey, und der ägyptischen Doppeldeckfregatte Guerrière, kommandiert von Moharram Bey, wieder. Fahti Bahri eröffnete das Feuer auf Asia, aber Moharram Bey liess Codrington wissen, dass er mit der Guerrière das Feuer nicht eröffnen würde. Asia konzentrierte sich also auf das feindliche Linienschiff, welches sich in einem schlechten Zustand befand und unterbemannt war und kurz darauf ausgeschaltet wurde.

Codrington sandte daraufhin den griechischen Unterhändler P. Mikelis zur Guerrière, um mit Moharram Bey zu verhandeln, aber als er an Bord der Fregatte kam, wurde er erschossen und Guerrière eröffnete nun trotzdem das Feuer. Codrington liess den Beschuss erwidern und verwandelte die Fregatte in 20 Minuten in ein brennendes Wrack.

(Asia im Gefecht mit beiden osmanischen Schiffen)

Letelliers Plan funktionierte. Die Schiffe der zweiten und dritten Reihe feuerten zwischen den Lücken der ersten Reihe hindurch und verursachten dabei beträchtliche Schäden. Asia unter anderem wurde dadurch übel mitgenommen. Codrington war ausserdem der Meinung, dass sein Flaggschiff möglicherweise versehentlich von mehreren Salven von HMS Genoa getroffen wurde. Der Kutter HMS Hynd liess sich von der Tatsache, dass sie von praktisch allen Seiten von grossen feindlichen Kriegsschiffen umgeben war, überhaupt nicht beeindrucken, liess neben der Asia ihre Anker zu Wasser und eröffnete das Feuer mit ihren vier Steuerbordgeschützen, um sich, so gut es ging, an der Schlacht zu beteiligen.

Die beiden britischen Fregatten Armide und Talbot begaben sich am Anfang der Schlacht zum rechten Flügel der osmanischen Flotte, wo sie alleine den dort positionierten Feindschiffen und Küstenbatterien gegenüberstanden. Die vier russischen Fregatten schlossen sich ihnen während der Schlacht an und retteten sie so vermutlich.

Dartmouth und die kleineren Schiffe verhinderten währenddessen, dass weitere Brander eingesetzt wurden und waren damit erfolgreich. Diese kleinen Schiffe kämpften ebenfalls sehr tapfer und erlitten auch Verluste unter den Besatzungsmitgliedern.

Um 16:00 Uhr waren alle drei Linienschiffe und die meisten Fregatten der vordersten osmanischen Linie ausgeschaltet. Die restlichen kleineren Schiffe in der zweiten und dritten Linie hatten den alliierten Grosskampfschiffen, die alle noch kampfbereit waren, nichts entgegenzusetzen und wurden nun gnadenlos niedergemacht. Codrington versuchte zweimal zu befehlen, das Feuer einzustellen, aber entweder bekam der Rest der Flotte die Befehle wegen dem dichten Rauch nicht mit oder ignorierte sie. In den folgenden zwei Stunden wurde der Rest der osmanischen Flotte massakriert, bis praktisch kein Schiff mehr übrig war. Viele osmanische Schiffsbesatzungen zerstörten ausserdem ihre eigenen Schiffe, nachdem diese schwer beschädigt worden waren. Dies führte zu hohen Verlusten, da die Besatzung in brennenden und sinkenden Schiffen gefangen war und teilweise an ihre Posten gekettet war, weshalb sie nicht entkommen konnten.

Als die alliierte Flotte das Feuer einstellte, waren von den 78 grösseren osmanischen Schiffen nur noch acht seetauglich. Eines der Linienschiffe, dass allerdings keine Masten mehr hatte und schwer beschädigt war, zwei Fregatten und fünf Korvetten.

(Überreste der osmanischen Schiffe der Schlacht)

4'000 bis 6'000 Matrosen auf osmanischer Seite waren ums Leben gekommen und ihre Flotte war komplett ausradiert worden. Die alliierte Flotte hatte kein einziges Schiff verloren, auch wenn zahlreiche schwer beschädigt worden waren. Drei der russischen Linienschiffe waren ausser Gefecht und die britischen Linienschiffe mussten für Reparaturen nach England zurückkehren. Die Personalverluste beliefen sich auf 181 Tote und 420 Verwundete, einer davon Codringtons jüngster Sohn, der unter ihm auf der Asia diente und sich wieder von den Verletzungen erholte. Die drei Flaggschiffe der drei Geschwader hatten jeweils die schwersten Verluste erlitten und die Azov hatte von der gesamten Flotte am meisten Beschuss eingesteckt. Trotz starkem Beschuss, Brandern und zahlreichen explodierenden Schiffen hatte die alliierte Streitmacht die Schlacht überstanden.



Kaum war die Schlacht beendet, verbreitete sich die Nachricht über ganz Griechenland. Kirchglocken begannen zu läuten und es wurde tagelang gefeiert. Die osmanische Flotte war vernichtet worden. Die Griechische Revolution war gerettet.

Die osmanische Flotte war zwar zerstört worden, aber die osmanischen Landstreitkräfte befanden sich immer noch in grosser Zahl in Griechenland. Einige Monate später erklärte Russland doch noch dem Osmanischen Reich den Krieg und der nächste Konflikt zwischen den beiden Ländern brach aus. Die russischen Streitkräfte konnten rasch Erfolge für sich verbuchen und rückten Richtung Konstantinopel. August 1828 erklärte sich Ali Pasha einverstanden, seine Truppen vom Peloponnes abzuziehen und auch wenn Ibrahim Pasha sich zuerst weigerte, diesen Befehlen zu gehorchen, wurde er kurz darauf dazu gezwungen, als die französische Morea-Expedition in Navarino landete, die die osmanischen Streitkräfte zusammen mit griechischen Einheiten vertrieb. In den nächsten Monaten eroberten die griechischen Truppen den Rest von Griechenland.

In September 1829 befanden sich die russischen Streitmächte soweit vorgerückt, dass der Sultan sich gezwungen sah, zu kapitulieren. Unter den Bedingungen, die Russland stellte, gehörte unter anderem, dass das Osmanische Reich den Status von Griechenland, wie er im Londoner Vertrag festgehalten wurde, zu akzeptieren hätte. Nun war aber Griechenland unwillig, dies zu akzeptieren. Mit dem osmanischen Militär sowohl auf See, als auch auf Land vertrieben, weigerte sich Griechenland, irgendetwas anders, als vollständige Unabhängigkeit zu akzeptieren. Die alliierten Grossmächte akzeptierten Griechenlands Unabhängigkeit und zwangen den Sultan, dies beim Vertrag von Konstantinopel von 1832 ebenfalls zu akzeptieren. Nach mehreren Jahrhunderten unter osmanischer Besetzung war Griechenland wieder unabhängig, wobei es allerdings noch nicht die heutigen Grenzen besass.



Codrington wurde von der britischen Bevölkerung als Held gefeiert, aber für die Regierung war die Schlacht eine Katastrophe. Man hatte eine friedliche Lösung finden wollen und Codrington hatte stattdessen die Flotte eines Reiches zerstört, mit dem man gute Beziehungen pflegte und dass man unterstützen wollte. Und Trotz der Schlacht waren die Bedingungen des Londoner Vertrags nicht sofort akzeptiert worden und es hatte eine französische Expedition und militärisches Eingreifen Russlands benötigt, um Griechenland doch endlich unabhängig werden zu lassen, wobei das russische Eingreifen unter allen Umständen hätte vermieden werden sollen, was das Ziel des Londoner Vertrags gewesen war. Die Regierung war der Meinung, dass Codrington seine Befehle und Anweisungen um ein weites Überschritten hatte, indem er eine Konfrontation provozierte, die das Osmanische Reich genug schwächte, um im folgenden Konflikt gegen Russland zu verlieren.

Die Regierung wartete eine Weile, bis die Erinnerung an den Sieg etwas verblasste, um Codrington seines Kommandos zu entheben. Sie weigerte sich ausserdem, seinen Schiffsbesatzungen die üblichen Belohnungen auszuzahlen, die sie eigentlich von den eroberten osmanischen Ausrüstungen und Reichtümern erhalten sollten. Codrington wurde zwar vom König geehrt, aber hauptsächlich wegen der öffentlichen Meinung und die Admiralität gab ihm während seiner Karriere kein Kommando mehr. Er verbrachte seine späteren Jahre damit, seine Entscheidungen bei Navarino zu verteidigen.



Die Schlacht von Navarino war die letzte grosse Seeschlacht, die nur zwischen Segelschiffen ausgetragen wurde. In späteren Seeschlachten würden Schiffe mit Dampfantrieb ebenfalls teilnehmen. Einige frühe Dampfschiffe hatten sogar schon auf griechischer Seite während der Revolution gekämpft, häufig unter britischen Kommandanten, die für die griechische Regierung arbeiteten.



20.10.21

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