Kapitel 13: Acht

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Es dauert ein paar Minuten, bis meine Lunge sich wieder einigermaßen gleichmäßig mit Luft füllen kann und mein Herzschlag sich langsam beruhigt.

Ich bin im falschen Flur.

Auch hier brennen ein paar Lampen, aber der Wandteppich hat definitiv das falsche Muster.

Dank des schwachen Lichtscheins erkenne ich die Schäden, die die Treppe mir zugefügt hat. Meine Fersen sehen einigermaßen in Ordnung aus, die Haut ist nur ein bisschen rot. Meine Hände dagegen ... nun ja. Ich sehe jetzt den eindeutigen Grund dafür, dass sie dermaßen wehtun.

Fassen wir also zusammen: Meine Lage ist nicht besonders gut.
Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, wie ich zurückkommen kann, und ich bin .. wow, ich bin gerade fast gestorben.

Ein Lachen dringt aus meinem Hals nach draußen.

Ich bin heute zweimal fast gestorben! Wirklich, ich bin heute ... Oh Gott.

Autounfall und fliegendes Messer. Das Lachen verschwindet und macht Platz für die pure Verzweiflung.

Ich habe nicht viele Möglichkeiten. Entweder ich stehe endlich auf und versuche, das große Treppenhaus zu finden, oder ich klopfe an eine der Türen.

Das eine involviert eine soziale Aktion, also entscheide ich mich für die erste Version. Wie schlimm kann man sich hier wohl verirren?

Oh Gott. Zuerst muss ich aber auf jeden Fall aufstehen.

Meine Knie zittern, aber ich schaffe es, ganz ohne Mithilfe der Wand aufzustehen.

"Alles okay?"

Ich unterdrücke einen Schrei und springe erschrocken in die Richtung, aus der die Stimme nicht kam.

"Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken ... hey, bist du nicht die Neue?"

"William.", stelle ich fest.

Er mustert mich verwirrt: "Was machst du hier?"

"Das ist eine sehr lange Geschichte.", fange ich langsam an. "Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob du sie mir glaubst."

Williams fängt an zu lächeln, die Grübchen erscheinen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob man das wirklich schon als Grübchen bezeichnen kann, sind Grübchen nicht -

"Genieve.", sagt er dann. "Das ist dein Name, oder?"

"Okay, siehst du: Das ist wirklich unfair! Ich kannte eure Namen, und ihr fandet es seltsam, aber für euch ist es selbstverständlich, meinen Namen zu kenne, weil ich die "Neue" bin!"

"Nochmal: Was genau machst du hier?", wiederholt William und verschränkt die Arme vor seiner roten Sweatjacke.

Ich seufze: "Ich habe einen Geheimgang gefunden, bin fast eine Treppe heruntergefallen und wurde anschließend mit einem Messer beworfen, das mich glücklicherweise aber nicht getroffen hat. Weil ich aber nicht auf diese Weise sterben wollte, bin ich die nächstbeste Wendeltreppe hochgerannt und jetzt bin ich hier."

Es folgt eine halbe Minute Stille.

"Okay.", sagt William dann langsam. "Du hast die komplett falsche Wendeltreppe genommen."

"Ach, wirklich?", frage ich mit stark sarkastischem Unterton. "Und ich dachte schon, du wärst Mary!"

William lacht kurz auf. Der Augenkontakt wird ehrlich gesagt langsam ein wenig unangenehm, weshalb ich meine Augen stattdessen auf die flackernde Lampe hinter ihm richte.

Sie blendet ein bisschen.

"Weißt du denn ungefähr, wo du bist?", fragt William schließlich.

"Ähm ...", fange ich langsam an. "Sagen wir es so: Ich habe bisher eher wenig von dieser Schule gesehen, und ... also, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich aktuell im Jungstrakt bin."

Ich presse die Lippen aufeinander. Ich hätte mir wirklich zuerst den Gebäudeplan genauer ansehen müssen!

"Wo musst du denn hin?"

"In einen Flur. Mädchentrakt. Auf der Tür steht G seo Oc l s."

"Griseo Oculos?"

Ich sehe William überrascht an: "Wie bitte?"

"Mein Bruder lernt Latein.", sagt er. "Graue Augen - Griseo Oculos."

"Okay. Dann ... dann wohne ich in dem Flur, mit den grauen Augen. Dankeschön."

Ich gehe langsam an ihm vorbei, auf den Ausgang des Flures zu. Die Tür hier sieht so ähnlich aus, wie unsere. 

Ich muss einfach nur das große Treppenhaus finden, dann wird das schon.

Irgendwie.

"Soll ich dir vielleicht helfen?"

Ich fahre überrascht herum: "Was?"

"Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass du den Flur so schnell finden wirst.", meint William und verschränkt die Arme.

"Weißt du überaupt, von welchem Flur genau ich rede?!"

"Nein ... aber weißt du denn, wie du das Treppenhaus von hier aus erreichst?"

Verdammt.

"Nicht ganz.", antworte ich zögernd.

William sieht erst kurz lächelnd zu Boden und geht dann langsam auf mich zu: "Ich kann dir den Weg zeigen."

Ich nehme nicht gerne Hilfe an, und das aus verschiedenen Gründen.

Zum Beispiel, wurde mir sowieso nie Hilfe angeboten. Alle gingen immer davon aus, ich würde schon irgendwie klar kommen, was ja auch stimmt.
Meistens.

Außerdem weiß man nie, wie hilfreich diese Hilfe überhaupt sein wird. Was ist, wenn William zum Beispiel eigentlich die Person von unten ist? Was ist, wenn William jetzt gerade meinen Tod plant?

Hm.
Das könnte eigentlich ganz lustig werden.

"Okay.", sage ich, und in dem Moment wird mir schmerzlich bewusst, dass ich mein Messer gar nicht dabei habe.

William geht an mir vorbei auf die Tür zu und drückt sie auf: "Na dann. Der Weg ist nicht besonders lang, eigentlich. Er ist nur ein wenig kompliziert."

Ich nicke und folge ihm, mustere die Tür, als sie hinter uns wieder zufällt. Die Schrift ist genau so abgeblättert, wie an dem Eingang zu unserem Flur. Ru m o u s ist alles, was ich aus zusammengekniffenen Augen erkennen kann.

William geht zuerst vor mir durch die Flure, doch als die Gänge langsam breiter werden, kommen wir immer weiter an den Punkt, an dem wir möglicherweise nebeneinander laufen werden.

Ich werde auf gar keinen Fall vor ihm laufen - dann ist es nur zu einfach, mich von hinten zu erlegen. Ob es so schlau ist, neben ihm zu laufen weiß ich noch nicht, aber -

"Acht."

Ich sehe ihn überrascht an: "Was?"

William lächelt, kneift kurz die Augen zusammen und sieht mich dann erst an. Seine Augen sind objektiv gesehen dunkel, aber ich würde seine Augen nicht unbedingt als dunkel beschreiben.

Wir erreichen den überdachten Gang, der um den Innenhof herum führt. Die Nachtluft ist absolut eisig. Der Himmel ist vermutlich so schwarz wie immer, allerdings ist dieses Schwarz überdeckt mit grauen Wolken. Irgendwo dazwischen sieht man das Licht des Mondes.

Wir verlassen den überdachten Teil und laufen einmal quer über den Innenhof.

"Acht.", wiederholt William schließlich, als wir ungefähr die Mitte des Hofes erreichen. "Es sind acht Planeten im Sonnensystem. Du hast heute beim Abendessen -"

"Ich weiß.", unterbreche ich ihn. "Ich wusste nur nicht, dass du ... zugehört hast."

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie ich mich gerade fühle. Ich weiß nicht, was von meinem Verstand beinflusst wird, und was das überwältigendere ist.

Erstens ist da Freude, dass mir jemand zugehört hat.

Zweitens ist da pures Misstrauen. Wieso hat er mir zugehört?!
Ich vertraue William nicht. 

Denn ganz ehrlich: Es ist nicht besonders schlau, den Leuten zu vertrauen, die Nachts auf den Fluren herumschleichen.

[-1161 Wörter-]

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