Umstellung - Ist es nicht viel zu schwer?

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2020. Es ist ein gemütlicher Tag und ich komme etwas gestresst von der Arbeit. Ich gehe durch den Rewe, schnurstracks in eine – mir sehr bekannte – Richtung. Es ist nun eine Weile her, seit ich mich aus Spaß entschieden habe vegetarisch zu werden, weil, warum auch nicht. Das Mittagessen fällt mir leicht, wenn mir nicht gerade Fleisch vorgesetzt wird und ich selbst kochen kann. Meiner Mutter muss ich noch immer erklären, dass Fisch nicht vegetarisch ist und ich easy ohne auskomme.

Ich sehe sie schon vor mir, die Erlösung meines Abends. Es gibt nichts Besseres als ein deutsches Abendbrot nach einem stressigen Tag und es gibt keinen besseren Belag für mein Brot als Käse. Meine Augen schweifen über die Auslage. Ich kenne viele der Sorten bereits, weiß was mir schmeckt. Eine nette Dame erklärt mir, welcher Käse besonders nussig schmeckt. Das orangegoldene Prachtexemplar landet in einer Papiertüte und mir läuft schon innerlich das Wasser im Mund zusammen.

Dann Abends, vor dem Fernseher, habe ich mir Tomaten, Gurken, Käse und Aufstrich zurechtgelegt und genieße eine Serie, während ich von meinem reichlich gedeckten Teller nasche. Es schmeckt so wie immer, vorzüglich. Ich mache ein Bild und schicke es einer guten Freundin, um sie neidisch zu machen.

Zu dieser Zeit ahne ich nicht, dass ich, obwohl ich mich so gut dabei fühle, eine der schlimmsten Industrien der Welt unterstütze, was das Tierwohl angeht. Von der Folie eines Scheibenkäses lächelt mir eine Kuh auf einer grünen Wiese entgegen. Das Tier verantwortlich für den Inhalt, hat die Außenwelt zum ersten Mal auf dem Weg zum Schlachthof erblickt.

Ich bin satt und zufrieden, während ich über den nächsten Käse nachdenke, den ich mir an der Käsetheke holen will. Zu diesem Zeitpunkt gibt es kein Produkt, auf das ich mich noch mehr freue. Meine Arbeit plagt mich, ich habe allerlei Probleme im privaten Bereich und diese paar Minuten Genuss, der Abschluss eines Tages, geben mir die Kraft weiterzumachen.

Diese wenigen Sekunden zwischen Kauen und Herunterschlucken, bis der Geschmack aus dem Mund verschwindet, sind mir unwissentlich das gesamte Leben eines leidfähigen Wesens wert. Ich partizipiere an einem durch und durch kaputten System, dessen Ausmaße ich mir nicht im Ansatz vorstellen kann. Das Kuhfürze das Klima erwärmen ist für mich ein Witz. Bestimmt ist da was dran, aber, wenn ich mir eine Kuh auf einem grünen Feld mit einem weiten blauen Himmel darüber vorstelle, geht es nicht in meinem Kopf wie dieses kleine Tier so eine große Auswirkung auf die Umwelt haben soll.

Nie hätte ich gedacht, dass ich meinen kompletten Lebensstil umstellen würde und vor allem nicht, dass es mir jemals gelingen würde auf (nicht veganen) Käse zu verzichten.

Es war ein langer Prozess bei mir, vom Erkennen der Probleme bis zum Verstehen meines Einflusses durch mein Handeln. Nachdem ich mir das Ziel gesetzt hatte, habe ich für die Umsetzung eines veganen Lebensstils nicht einmal einen Monat gebraucht. Einige schaffen es noch schneller. Manche werden sogar direkt Vegan ohne den Zwischenschritt des Vegetarismus. Andere benötigen deutlich länger.

Es ist eine Umstellung und sie braucht ihre Zeit. Man kann nicht von heute auf Morgen wissen, was alles nicht vegan ist. Das zu lernen ist ein Prozess und danach muss man nur noch beim Einkaufen das Gelernte anwenden. Nach ein paar Malen im Supermarkt hat man eigentlich schon raus, wo es die veganen Produkte gibt. Aber die größte Schwierigkeit ist für die meisten sich auf die Ernährung umzustellen.

Keinen Pelz, Daunen oder Leder zu kaufen, bereitet den wenigsten Schwierigkeiten. Eher geht es um sozialen Druck mit der Familie, den Freunden und eigene Gewohnheiten, die einen dazu verleiten etwas tierisches zu sich zu nehmen. Und es wird einem nicht gerade einfach gemacht, schließlich tut eine der einflussreichsten Industrien Deutschlands und der Welt ALLES, um dich dazu zu verleiten, ihre Produkte zu kaufen.

Überall ist Werbung, überall glückliche Tiere, alles ist „mit Bodenhaltung", „ohne Kükenschreddern", „Regional", „Bio", „fürs Tierwohl", usw. In Filmen, Serien, im Fernsehen, bei Polittalkshows, im Radio, in Podcasts, in der Zeitung, auf sämtlichen Social Media Plattformen – von überall wird man bombardiert mit tierischen Produkten und Anti-Veganen Ansichten.

Kuhmilch heißt Weidemilch, Heumilch, Bio-Milch; Käse trägt ein „Vegetarisch" Logo und das Fleisch ist sowieso alles Bio. Selbst wenn man weiß, dass 98% unseres Fleischs aus der Massentierhaltung kommt, das was ich kaufe bestimmt nicht! [1]

Nur eeeeinmal zum Metzer gehen oder auf dem Wochenmarkt Käse kaufen. Ich kenne die Leute da. Das sind keine schlechten Menschen und die lieben ihre Tiere!

Die Argumente nicht vegan zu werden, bekommt man förmlich zugeworfen. Überall bekommen wir Ausreden vorgebacken, sehen wie bekannte Aktivist:innen aus der veganen Szene „absolut zerstört" werden und „argumentativ auseinandergenommen", während wir selbst von Menschen umgeben sind, welche unsere Meinungen teilen.

Die Umstellung ist schwer, weil es nicht-vegane-Menschen gibt.

(Zumindest für manche*)

Sie wollen einem nichts Böses, sondern wissen nicht genug über das Thema, um zu verstehen, warum es so wichtig ist vegan zu werden. Ca. 34% aller Frauen und 20% aller Männer geben an, selbst nur selten Fleisch zu konsumieren (Flexitarier:innen), 3% essen kein Fleisch, aber Fisch, 5% (Frauen) und 3% (Männer) sind Vegetarier:innen. [2] Und es werden von Jahr zu Jahr mehr. All diese Menschen werden aus unterschiedlichen Gründen dazu motiviert, doch der Grundgedanke ist da: Reduzieren.

Klima und Tierwohl sind die hauptsächlichen Begründungen, warum man genau das tun sollte. Wenn man hier stringent ist, sollte man vegan werden. Das ist ein Ziel, auf das man hinarbeiten kann. Und jeder kann es erreichen. Wenn man es dann endlich geschafft hat, ist das ein Erfolgserlebnis. Und allein dieser Gedanke, kann einem bei der Umstellung helfen.

Fazit:

Die Umstellung ist für jeden Menschen anders. Manche schaffen es schneller, andere brauchen länger. Zwischendurch zu scheitern und es erneut zu versuchen, ist keine Seltenheit. Wenn man verstanden hat, warum es wichtig ist, vegan zu werden, hat man es schon fast geschafft. Ich finde hier ist eine der besten Motivationen nicht mehr die Industrie zu unterstützen, welche Tiere für Geld ausbeutet und auch selbst keine Tiere auszunutzen.

Leben ist wertvoll und sollte geschützt werden und wer das verinnerlicht hat, muss sich keinerlei Gedanken über die Umstellung machen.

Macht euch selbst nicht zu viel Stress, habt Verständnis mit tierliebenden Menschen, welche sich wünschen, dass ihr früher vegan werdet und versteht vor allem, dass es nicht um euch geht oder mich, oder eben diese Menschen, sondern um die Tiere. Für die machen wir es und das ist es allemal wert.

Wenn ihr für euch irgendeinen anderen Grund nehmt um vegan zu werden, ist das natürlich auch vollkommen okay.. Solange ihr es nur tut, ist der Ausgang derselbe. 

Bye und bis zum nächsten Mal.

GO VEGAN <3

Du schaffst das!

Quellen: (zuletzt abgerufen am 09.03.2023)

[1] https://www.stern.de/wirtschaft/news/fleisch--massentierhaltung-in-echtzeit---zu-viel-von-allem-6522504.html

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/305795/umfrage/umfrage-in-deutschland-zu-den-verbreitesten-ernaehrungsweisen/

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