Verzicht - Wird das Leben doof?

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In diesem Kapitel will ich mich dem Thema annehmen, welches der Grund für viele Menschen ist, nicht vegan zu werden. Es geht um das böse V Wort, das ewige Fasten oder auch die sogenannte „Selbstgeißelung“, wie es meine Mutter so schön beschrieben hat: Verzicht.

Deutschland ist dafür bekannt, dass bei uns viel Tierisches verzehrt wird. Die bekanntesten Gerichte der deutschen Küche wie Döner, Currywurst, Bratwurst, Rostbraten usw. enthalten fast alle Fleisch; selbst an sich vegane Produkte wie Spargel werden in Speck eingehüllt und mit einer Butter-Eigelb-Soße übergossen. Der absolute Super-GAU wäre wahrscheinlich ein Cordon Bleu, welches zweimal Schwein (Schnitzel & Schinken), einmal Kuh(-milch) und noch Huhn (Eier in der Panade), miteinander kombiniert.

Da man häufig mit diesen Geschmäckern aufwächst, zu so gut wie jedem Restaurantbesuch ein Hauptgericht gehört und einzig die Beilagen (wenn überhaupt irgendetwas) vegan sind, es bei Familienessen oft noch Tradition ist ein totes Tier zu verspeisen und jeder Supermarkt bis unter die Decke voll mit nicht veganen Produkten ist, wirken vegane Speisen sehr unterrepräsentiert. Man kann sich also nicht vorstellen nur noch diese Produkte zu essen. Daher kommen auch Witze wie „ihr esst den Tieren das Futter weg“ oder „soll ich nur noch Gras essen oder was?“.

Wie sehr tierische Produkte eine Rolle in unserer Gesellschaft spielen, wird uns bewusst, wenn wir uns Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ansehen. An der Bevölkerung gemessen gibt es zwar mehr Vegetarier:innen und Veganer:innen als z. B in Österreich oder den USA, dennoch ist viel Luft nach oben.​ Deutschland liegt mit etwa 3% vegan lebenden Menschen hinter China mit 10% und weit hinter Indien mit 19%. [1]

Hier handelt es sich mitunter um einen Unterschied der Kultur. Gerade in Indien liegt der weit verbreitete Vegetarismus und Veganismus vor allem am Hinduismus, dem etwa 80% aller Bewohner des Landes angehören. [2]

(Ein anderer Grund ist, dass gerade Fleisch in Entwicklungs- und Schwellenländern ein Luxusgut ist. [3])

Wir sehen also, dass der „Verzicht“ auf gewisse Speisen für manche Kulturen ein größeres Problem darstellt als für andere.

Besser bewusst wird einem das, wenn man sich anschaut, welche Tiere verzehrt werden und welche nicht. Z.B. seht ihr es sicher nicht als Verzicht an, keine Hunde zu verzehren, so wie dies in einigen fernöstlichen Ländern passiert. [4]

Verzicht ist außerdem nicht nur eine Länder- und Kulturfrage, sondern auch eine der Generationen.

So sind 6% der Gen Z in Deutschland Vegan, während es bei den Baby Boomern nur etwa 2% sind. [5] Das liegt vor allem daran, wie wir aufwachsen, sozialisiert werden und was für uns das Leben lebenswert macht, aber auch wie aufgeklärt wir sind und wie sehr festgefahren wir in gewissen Meinungen und Weltanschauungen verweilen. In einem Land wie Deutschland, wo die Politik hauptsächlich für den älteren Teil der Bevölkerung arbeitet – die größte Menge an Wahlbeteiligten – ist es daher logisch, dass deren Interessen eher durchgesetzt werden.

Auch hier erkennt man – Verzicht ist Gewöhnungssache. Wer älter ist braucht länger, um sich an etwas Neues zu gewöhnen und der vegane Lebensstil ist genau das für viele Menschen, neu und unverständlich und dabei wurde die Vegan Society bereits 1944 gegründet, womit der Veganismus wie wir ihn heute kennen, entstand. [6]

Von Mensch zu Mensch wird der Verzicht auf gewisse Produkte also anders wahrgenommen. Die einen denken an ihre Zukunft, die anderen an ihre Vergangenheit, manche werden durch externe Faktoren angespornt und viele müssen sich selbst motivieren. Verzicht ist also ein hochkomplexes Thema, welches sich für jeden Menschen ganz individuell gestaltet. Und dennoch… es ist einfacher als man denkt.

Wir alle kennen wahrscheinlich den Stress und all die Gedanken, die einem vor einer Klassenarbeit durch den Kopf gehen. Das Themengebiet ist gewaltig, man hat bestimmt nicht genug gelernt und außerdem ist man mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das kann ja heiter werden. Diese enorme Anspannung löst sich erst nach der Arbeit und man hat ein Gefühl der Erleichterung. In den meisten Fällen war es doch nicht so schlimm, wie man gedacht hatte. Das ist eine perfekte Metapher für den Veganismus.

Man kann Bücher über dieses Thema schreiben, Studien dazu veröffentlichen, sich sein komplettes Leben als Vegan-Speaker engagieren und stundenlang mit anderen Menschen über Detailfragen diskutieren aber am Ende ist es doch ganz einfach: Man lässt einfach die Tiere in Ruhe.

Das ist es. Das wars schon.


Man muss sich nur überwinden. Ich selbst habe, nachdem ich Vegetarisch geworden bin mir immer schön einen ausgewählten Käse an der Theke hinten im Rewe geholt, meine Pasta darin ertränkt und liebend gerne Rührei oder Spiegelei zubereitet und mich dabei gefühlt, als leiste ich einen guten Beitrag zur Welt. Das entgegenleuchtende „Vegetarisch“-Label will einem diesen Eindruck machen, doch tauscht man meistens nur ein totes Tier gegen ein anderes ein. Das zu verstehen hat mich schlussendlich vegan gemacht.

Bei jedem Menschen ist das eine ganz eigene Reise, vergleichbar mit dem Neujahresvorsatz jetzt „mehr Sport zu treiben“. Doch im Gegensatz zu diesem Vorsatz, gibt es viel mehr Pluspunkte. Es ist nicht nur gut für deinen Körper (denn zu viel Fleischkonsum kann zum Beispiel zu Herzproblemen führen [7]), sondern gleichzeitig für die Umwelt, die Tiere und vor allem deine Psyche. Wer vegan lebt, fühlt sich niemandem überlegen, sondern vielmehr treu sich selbst gegenüber. Die wenigsten Menschen hassen Tiere und jene die sie absichtlich quälen, sperren wir aus gutem Grund weg. Man lebt also mit seiner eigenen Moral im Einklang, wenn man vegan ist.

Was könnte daran schlecht sein?

Ihr kennt euch selbst am besten und wisst daher, was euch davon abhält vegan zu sein. Macht euch einfach Mal darüber Gedanken. In den wenigsten Fällen wird es so sein, dass ihr euch der Faktenlage nicht bewusst seid. Vielleicht kennt ihr einige Details der Grausamkeiten nicht, die Tieren angetan werden, doch jeder aufgeklärte Mensch mit einem funktionierenden Stammhirn weiß, dass es ein Problem gibt.

Ihr müsst euch nicht philosophisch mit Tier-Ethik beschäftigen, um zu verstehen, dass Töten falsch ist und noch viel mehr unnötiges Töten. Genauso wisst ihr, dass es unnötig ist, schließlich sind wir Omnivoren und vegane Menschen sind der lebende Beweis, dass es durchaus funktioniert. Das heißt ihr steht vor der Herausforderung eure eigene kognitive Dissonanz zu überwinden.

Die meisten Menschen verlieren sich in Wiedersprüchen, wenn man die Frage stellt, warum sie nicht vegan sind. Hier einmal zwei Beispiele:

1. Viele empfinden Hunde mit veganem Futter zu füttern als Tierquälerei, obwohl vegane Hundeernährung möglich ist und die Tiere im Futter selbst ja auch gequält wurden.

(Kapitel: Veganes Haustierfutter - Sind das keine Fleischfresser?)

2. Einige argumentieren, dass gewisse Tiere für die Tötung und Verarbeitung in Produkten gezüchtet werden und es daher okay ist sie auszunutzen, aber sind gleichzeitig gegen Qualzuchten bei Haustieren.

Ernährung und Tierliebe in Einklang zu bringen, geht einzig mit Veganismus und dafür brauch man Verzicht.

Nur ist dieser nicht ansatzweise so anstrengend oder eine derart große Überwindung, wie man es denken könnte. Fragt gern Menschen aus eurem Umfeld die schon länger vegan leben, wie es für sie ist und sie werden euch häufig antworten, dass sie gewisses vermissen aber niemals wieder in die alten Gewohnheiten verfallen wollen.

Es braucht etwas Mühe, um sich umzugewöhnen, genau wie es anstrengend ist morgens aus dem Bett zu kommen, doch diese ist es allemal wert. Ein guter Anfang ist es sich die App „Vegan Start“ herunterzuladen oder einfach Mal beim nächsten Einkauf auf die Rückseite von Produkten zu gucken oder nach einem „Vegan“ Label zu suchen. Das heißt größtenteils benötigt ein veganer Lebensstil, dass man mit offenen Augen durch den Supermarkt geht. Das ist so ein kleiner Teil des eigenen Lebens, mit dem man dazu beträgt, dass ein komplettes Tierleben nicht für immer ausgelöscht wird.

Und wenn man sehr an Produkten hängt, lohnt es sich Alternativen auszuprobieren, sogenannte „Ersatzprodukte“. Hier mein Ratschlag dazu: Viele dieser Produkte sind bereits sensationell, doch werden sie besser, wenn ihr euch erst einmal von dem tierischen Äquivalent entwöhnt. Vor allem beim Käse hilft das enorm und bald schon wird man sich an Käse so erinnern, wie auch das Ersatzprodukt schmeckt. Ihr wärt erstaunt, wie wandelbar wir Menschen sind.

(Wobei veganer Schmelzkäse auch ohne Umgewöhnung schon sehr geil ist)

Wenn ihr euch jetzt denkt „Aber das ist alles so TEUER!“, dann lest das Kapitel „Kosten - Ist Veganismus teuer?“. Da räume ich mit dem Mythos auf, dass Veganismus etwas für die „obere Mittelschicht“ ist.

… und um endlich die Frage vom Anfang zu beantworten, nein. Es ist nicht doof. Ich bereue nichts. Es ist vermutlich die beste Entscheidung, welche ich je in meinem Leben getroffen habe.

Im nächsten Kapitel gehe ich noch mehr auf die Umstellung an sich ein.

Bis dahin.

GO VEGAN <3

Quellen:

[1] https://de.statista.com/infografik/23079/umfrage-zu-vegetarischer-veganer-ernaehrung/

(Zahlen aus 2020)

[2] https://vegavita.at/kulturen/

[3] https://www.boell.de/de/2021/01/06/fleischkonsum-weltweit-alltagsessen-und-luxusgut

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Hundefleisch

[5] https://de.statista.com/infografik/28329/anteil-der-deutschen-die-sich-vegetarisch-oder-vegan-ernaehren/

[6] https://ich-lebe-vegan.de/was-ist-veganismus/geschichte-vegetarismus-veganismus/#:~:text=Offiziell%20nimmt%20die%20Geschichte%20des,aus%20der%20Vegetarian%20Society%20hervorging.

[7] https://www.mdr.de/wissen/mensch-alltag/schlaganfall-herzinfarkt-studie-bestaetigt-erneut-hohes-risiko-rotes-fleisch-100.html




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