Es scheinen die alten Erlen so grau

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Amaury hatte erwartet, dass der Erlengrund groß, dunkel und unheimlich sein würde und wurde dahingehend  nicht enttäuscht. Riesige Bäume ragten über dichtem Gestrüpp und hohen Gräsern auf und ließen kaum Sonnenlicht durch ihre gewaltigen Kronen schimmern. Wo der Boden nicht überwuchert war, zeigte er sich dunkel, weich und nachgiebig und immer wieder ging er in Morast oder düsteres Wasser über. An diesen Stellen kam etwas mehr Licht hindurch, obwohl die alten Erlen bis dicht ans Ufer standen und ihre Wurzeln teilweise in den schwarzen Schlamm bohrten.

Die leicht modrig riechende Luft im Erlengrund war so feucht, dass Amaury  Wasser zu atmen glaubte und legte sich schwer auf Lungen und Gemüt. Und überall waren Nebelschwaden. Sie zogen über das nasse Gras, wanden sich um die schlanken Stämme und umarmten die Sträucher.

Das alles entsprach Amaurys Vorstellung. Womit er nicht gerechnet hatte, war die Schönheit des Erlengrunds.

Das wenige Licht fiel in einzelnen Strahlen auf den unbefestigten Weg und bewegte sich sacht mit dem Wind, der die Wipfel wiegte. Und in diesen Strahlen blitzte immer wieder unerwartet etwas auf. Eine Kaskade von eidottergelben Blüten. Eine azurblaue Wasserjungfer, regungslos über einem der winzigen Weiher. Ein Teichfrosch, der vor ihnen ins Wasser floh; kurz leuchtete sein grasgrüner Rücken mit den schwarzen Flecken auf. Vereinzelte weiße Sterne blühten im Gras auf und verloschen wieder, wenn der Sonnenstrahl weiterzog.

Den Geruch empfand Amaury schon bald als angenehm; der Gestank der Straßen in der Stadt, voller Unrat und Dreck, war schlimmer. Es war angenehm still, nur das Säuseln des Windes weit über ihren Köpfen, ab und zu ein Quarren von Fröschen oder das „Ziwitt" oder „Krrrr" von Vögeln war zu hören. Und der Boden fühlte sich weder so hart an wie das Straßenpflaster noch quatschend und schlammig wie das Schwemmland zwischen dem väterlichem Gut und dem Meer. Stattdessen war er nachgiebig und doch fest; er gab den wandernden Füßen Halt und Sicherheit, ohne sie von sich zu stoßen.

Amaury fühlte sich zu seiner Überraschung wohl im Erlengrund. Er nahm die Atmosphäre um sich herum auf, versank in der Ruhe und Geborgenheit, welche ihm die alten Bäume vermittelten und war fast schon bereit, mit diesem bisher unbekannten Lebensraum zu verschmelzen, als der Vater seine Andacht unterbrach:

„Und wie war es bei deinem Oheim und deiner Muhme?"

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