was birgst du so bang dein Gesicht?

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„Wollt ihr wirklich gehen, Leopold?", fragte Flordalis besorgt. „Ihr müsst durch den Erlengrund, solange die Frühjahrsschwemme andauert. Kann das nicht noch zwei Wochen warten?"

„Meine Angelegenheiten lassen keinen Aufschub zu." Leopold lächelte der Schwägerin zu. „Ich würde gerne bleiben, aber ich muss mich wieder um das Gut kümmern."

„Vielleicht kann dann wenigstens Amaury bei uns bleiben, bis die Straßen wieder passierbar sind und wir dein Gepäck nachsenden", schlug Eike vor.

Amaury schob sich noch etwas näher an die Wand und konzentrierte sich darauf, unsichtbar zu bleiben. Er wollte nicht noch länger beim Oheim bleiben, aber er fürchtete sich auch davor, durch den Erlengrund zu gehen.

„Das wäre eine Möglichkeit", Leopold dachte darüber nach. „Würdet ihr euch diese Last denn noch weitere Wochen aufladen wollen?"

„Sehr gerne", versicherte ihm Flordalis. „Ich habe Amaury gerne hier gehabt. Und mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass du mit ihm durch den Erlengrund gehst. Ihm sicher auch nicht. Die Leute erzählen, dass der Erlenkönig zu dieser Zeit besonders umtriebig ist.""

„Erlenkönig!" Leopold lachte unfroh. „Daran mögen die ungebildeten Bauern glauben, aber doch keine aufgeklärten Menschen wie wir." Er blickte Amaury an, das erste Mal seit seiner Ankunft. Bisher hatte er sich nur nach den Fortschritten seines Sohnes erkundigt und verärgert erfahren, dass Amaury noch immer Fehler unterliefen.

„Was ist mit dir? Du glaubst doch nicht an Märchen und hast sicher keine Angst vor ein wenig Nebel?"

Amaury zögerte einen Moment zu lange.

„Sag nicht, du hast Angst!"

„Ich – nein, ich habe keine Angst." Das klang für keinen der drei Erwachsenen überzeugend genug. Alle drei reagierten auf ihre Weise darauf.

„Kind, schäm dich nicht, mir ist der Erlengrund auch nicht geheuer", versicherte Flordalis.

„Ich habe dir doch schon gestern gesagt, dass es keine Elfen gibt und Märchen lediglich dumme Geschichten sind!", fuhr Eike auf. „Aber deinem Gesicht nach weigerst du dich immer noch, mir zu glauben!"

„Es gefällt mir nicht, wenn du dich vor Hirngespinsten fürchtest", rügte Leopold. „Du bist alt genug, um es besser zu wissen. Und damit du das lernst, kommt du mit mir. Wenn du den Erlengrund durchquert hast, wirst du über deine Angst lachen!"

Amaury zog unbehaglich die Schultern hoch. Vater und Oheim logen sicher nicht. Aber auch die Erwachsenen wussten nicht alles. Vielleicht gab es den gefürchteten Erlenkönig wirklich nicht. Aber vielleicht waren die Geschichten um ihn doch wahr und Vater sowie Oheim hatten einfach keine Ahnung davon.

Die Muhme hatte gesagt, im Theater würden Wirklichkeit und Märchen miteinander verschmelzen. Aber möglicherweise konnte das auch in der echten Welt geschehen.

Die drei Erwachsenen im Raum beobachteten Amaurys Mienenspiel. Die Furcht war dem Jungen deutlich anzusehen. „Aber wenn ihm doch davor graut", begann Flordalis.

„Dann muss er lernen, sich seinem eingebildeten Grauen zu stellen!", verfügte Leopold und wandte sich seinem Sohn zu. "Kein Widerspruch! Du kommst mit!"

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