~Kapitel 35~

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Erleichtert atmete ich aus, als ich die Haustür schloss.

Eric war nicht mehr hier.

Ich stellte meine Schuhe ins Regal und warf meine Jacke über die Garderobe.

Anschließend drehte ich mich um und schlich auf Zehenspitzen in die Küche, da ich Jonah nicht wecken wollte.

"Lilith Young."

Ich fuhr keuchend herum.

Mein Vater stand mit strengem Blick vor mir.

Na toll, das hatte mir ja gerade noch gefehlt.

Ich hatte seit dem Missverständnis mit Luke und Liam nicht mehr mit ihm geredet.

Missverständnis – darauf konnte ich mich bei dem was heute Abend passiert war wohl nicht mehr ausruhen.

"Was?", verlangte ich kalt zu wissen.

Natürlich wusste ich, was er meinte, dennoch hatte er kein Recht, sich drüber auch nur Gedanken zu machen.

"Das weißt du genau."

Schweigen.

"Vater."

Verwirrt runzelt er die Stirn.

"Was?", echote er mich schließlich.

"Fragt der Mann, der sich das gesamte letzte Jahr auch einen Scheißdreck drum geschert hat", sagte ich ihm ins Gesicht und bahnte mir meinen Weg an ihm vorbei in Richtung meines Zimmers.

Oben verschloss ich die Tür hinter mir und ging ohne weitere Umstände ins Bett, während ich auf Jonahs Stimme von unten aufmerksam wurde.

"Sagst du es mir?", flehte mein Dad leise.

"Luke", antwortete mein Bruder nach einer kurzer Stille.

"Blondie?", vergewisserte er sich.

"Mhm."

Verärgert über Jonahs Nachgiebigkeit presste ich meine Augen so lange zusammen, bis sie irgendwann von ganz alleine zu blieben.

Ich träumte von Luke und Damon, wie sie sich wieder einmal einander zu Boden starrten und mit Beleidigungen um sich warfen. Toll. Ganz toll.

~~~

Am nächsten Morgen weckte mich der Ton meines nervigen Handys, das scheinbar schon lange klingelte, denn sobald ich abnahm, rief mir eine aufgeregte Lilly ins Ohr.

"Na endlich. Ich habe dich 10 000 mal angerufen!"

"Ich seh's", sagte ich verschlafen, mit verstörtem Blick auf die 27 Meldungen, verpasster Anrufe und die 58 ungelesene Nachrichten, welche mir mein Display anzeigte.

Und immer mehr Meldungen ploppten auf.

"Gut!", meint Lilly, "das war das Ziel."

"Also? Was ist los, dass du so früh so einen Aufstand machst?", fragte ich halb angenervt, halb kichernd.

Sowas konnte echt nur Lilly durchziehen.

Grinsend schüttelte ich den Kopf.

"Wenn du nichts besseres vorhast –", die Art, wie sie besseres betonte, ließ mich schließen, dass es um etwas besseres als um Luke ging, " – dann würde ich heute gerne einen Mädelstag haben. Und heut Nachmittag hab ich 'ne Überraschung für dich!"

"Och nee, du weißt ich hasse Überraschungen!"

Das tat ich wirklich.

Ich hasste es, nicht vorbereitet sein zu können, nicht zu wissen, was gleich passierte.

"Jaja, aber die wird dir gefallen. Die muss dir gefallen! Hach, du wirst es lieben!", schwärmte sie in den Hörer und ich musste mich echt beherrschen, um nicht laut und genervt aufzustöhnen, also verdrehte ich zumindest die Augen.

"Also, wir treffen uns um viertel vor zehn im Café, klar?"

"So früh?", seufzte ich.

"Ja, Lil, so früh. Wir haben einiges zu besprechen und du hast mir einiges zu erzählen. Und dann kommt noch die Überraschung! Außerdem wird heute Schule geschwänzt!"

Auch wenn ich jetzt eigentlich gerne schlafen würde, musste ich zugeben, dass ich mich auf unseren Tag freute.

Und sie hatte recht, ich musste ihr einiges erzählen. Ich meinte, sie war meine beste Freundin! Sie verdiente es zu wissen! Und irgendwie hatte ich nichts dagegen, heute blau zu machen.

Trotzdem war mir irgendwie unwohl dabei.

~~~

"Lil!", hörte ich Lilly durch das halbe Café plärren.

So früh schon so laut!

Ich ging an den Tisch, wo sie breit grinsend saß und mit ihren Fingern auf den Tisch klopfte.

Nicht durch Ungeduld, einfach nur um sich zu bewegen.

Warum war sie schon wieder so aufgedreht? Ihre Füße tappten unter dem Tisch einen Rhythmus auf den Boden.

Ich setze mich. "Hey!"

Ah. Hab rausgefunden wieso! Zwei leere Kaffeebecher standen vor ihr.

"Hiiii!", begrüßte sie mich.

"Ein Schokocroissant, einen Kaffee und 'nen Bagel bitte!", bestellte sie, als die Bedienung an den Tisch kam.

Das dunkelhaarige Mädchen war etwa in unserem Alter und nickte uns freundlich zu, dann machte sich zum nächsten Tisch auf.

"Sicher, dass noch ein Kaffee gut für dich ist?", tadelte ich Lilly.

"Ts, ich schaffe es nicht mal mehr, einen in der Hand zu halten, ohne alles zu verschütten! Wir haben einen großen Tag vor uns, der ist für dich! Oh, und der Bagel nebenbei auch. Nur das Croissant, das gehört mir. Mir allein!", schwafelt sie los.

Okay. Alles klar. Zu viel Kaffee. Redeschwall verarbeiten.

"Eh, okay? Dankeschön, aber ich hab fast kein Geld dabei. Und okay chill, ich wollte dir dein Croissant doch gar nicht streitig machen!"

"Alles Gut ich bezahl für dich mit. Und das hoffe ich doch. Denn es ist meins!"

Ich musste kichern. "Ich hab's verstanden! Und danke, nächstes Mal geht auf mich!"

Das Mädchen brachte unser Frühstück und Lilly zog ihr Croissant augenblicklich besitzergreifend zu sich.

Ich glaub das war schon mehr als zu viel Kaffee ...

Sie aß ihren ersten Bissen und ich nahm genüsslich einen Schluck heißen Kaffee.

"Aaaaalfo. Waf ift jetscht mit Lufe?", schmatze sie.

"Tolle Einleitung in dieses Thema, danke dafür."

Wir mussten lachen und ich hatte ernsthafte Sorgen, ein zerkautes Stück Croissant könnte fälschlicherweise seinen Weg zu mir finden, was glücklicherweise nicht geschah.

"So!", sagte sie, nachdem sie geschluckt hatte, "was ist jetzt mit unserem Traumpärchen?"

Auch wenn ich eigentlich keine große Lust auf ihre unaufhörliche Quietscherei und schwärmenden Kommentare hatte, fühlte es sich gut an, endlich mal mit jemandem darüber zu reden.

"Stopp, stopp, stopp!", unterbrach sie mich mitten in meiner Erzählung, was ihr einen dein-Ernst-jetzt?-Blick und ein Augenrollen einbrachte.

"Damon hat dich im ein Date gebeten?"

"Äh, ja. Ich denke schon."

Ich erwartete Begeisterung und aufgeregtes Gekicher, doch stattdessen folgte ungläubige Stille.

"Du hast ein Date mit 'nem Typen, der einfach mega süß und nett ist, und dann kreuzt du nicht auf, weil du es vergessen hast, wegen den unglaublich schönen Lippen des heißesten Typen der Schule überall auf dir?"

Ich könnte leugnen.

Nein, eigentlich nicht.

"Jaa", presste ich schuldbewusst heraus.

"Ich weiß nicht ob ich mich jetzt freuen soll für Luke und dich, oder dir eine klatschen soll, weil du Damon quasi noch vor, oder schlimmer, WÄHREND eures ersten Dates betrügst!"

"Ich ... äh..."

Abwartend blickte sie mich an.

"... habe absolut keine Ausrede und keine Art, um das irgendwie verharmlost zu sagen. Shit. Ich bin ein grauenvoller Mensch," gab ich zu.

"Bist du nicht. Aber die Aktion war es. Ehrlich, also das geht ja wohl mal gar nicht!"

Stimmt.

"Ich weiß."

Ich erzählte ihr den Rest und am Ende bezahlte sie, damit wir uns auf den Weg zur Innenstadt machen konnten.

~~~

"Also. Du hast von einer Überraschung geredet?", erinnerte ich sie auf dem Weg zum Laden, auf den wir zusteuerten.

"Ha! Ich wusste es! Du magst Überraschungen doch!", grinste sie.

"Nein! Ich will's nur möglichst schnell hinter mich bringen!", konterte ich.

"Mhm."

Okay, vielleicht war ich ein gaanz kleines bisschen neugierig. Mehr aber auch nicht.

Wir guckten uns an und mussten beide kichern.

"Also", begann Lilly, als wir uns endlich wieder eingekriegt hatten.

"Die Überraschung wirst in einer halben Stunde beim Rock kennenlernen."

Das Rock war ein richtig leckeres und trotzdem billiges Restaurant hier in der Nähe, in dem wir gerne zu Mittag aßen.

Warte ... hatte sie kennenlernen gesagt??

Die Überraschung ist eine Person?

"Vielleicht auch ein Hund oder Haustier oder so?", kicherte Lilly, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

"Wieso kaufe ich dir das nicht ab?"

Sie grinste und zuckte unschuldig mit den Schultern.

"Nebenbei!", fiel mir plötzlich wieder etwas ein, "was ist eigentlich mit Rob?", fragte ich sie, während sie sich einen schwarzen Lederrock vom Bügel zupfte.

Sie wurde rot und ein schelmisches Funkeln ließ ihre Augen aufleuchten.

"Eh. Wir haben Morgen unser erstes Date ..." Ihre Stimme war aufgeregt und schuldbewusst zur selben Zeit.

"WAS?? Und davon erzählst du mir nichts? Ich freue mich ja so für dich!" Das machte mich echt glücklich. Die beiden waren einfach so süß zusammen!

"Jaa, tut mir leid, aber du hattest mit deinen Jungs ja scheinbar schon mehr als genug zu tun! Außerdem hab ich dich ja hier her mitgenommen, um mir ein Outfit dafür auszusuchen! Du hattest nicht geplant, mir irgendwas von deinem Date mit Damon zu erzählen!", verteidigte sie sich.

Naja, wo sie recht hatte ...

Wir suchten ihr Outfit aus und nachdem wir es bezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Rock.

Jetzt war ich doch ein ganz kleines bisschen aufgeregt.

Wer es wohl war?

"Okay. Du wirst gleich einen neuen Freund kennenlernen. Ich kenn ihn schon ewig, aber du hattest so weit ich informiert bin, noch keinen Kontakt zu irgendeinem echten Bayer!", klärte sie mich auf als wir durch die Tür traten.

Was? Ein echter Bayer? Was soll das denn heißen, so einer mit Lederhosen und Filzhut? Na das konnte ja heiter werden!

Ich blickte mich um und sah einen Typen der vielleicht ein oder zwei Jährchen älter war als wir und uns zu sich winkte.

Gott sei Dank, trug er einen normalen weißen Hoodie und ne schwarze Jeans dazu.

Ich blickte zu Lilly, die aufquietschte, zu dem Kerl rannte und ihm um den Hals fiel.

"Beniiii!", kreischte sie, so dass das gesamte Restaurant sie anstarrrte.

Er musste daraufhin lachen, weil Lilly ihn gar nicht mehr los lassen wollte und einen Schmollmund zog, als er sie nach 30 Sekunden von sich schob.

"Servus Lilly! Wen hosd denn mitgbracht?", fragte Beniii, und ich hatte große Mühe ihn zu verstehen.

"Das ist Lil, von der ich dir am Telefon erzählt hab! Lil, das ist Benedikt! Beni, das ist Lil!"

"Grias di! Sog oafach Bene! Wia gäds?"

"Äh gut, danke. Dir?", antwortete ich nach einer kurzen Pause, da ich so meine Probleme hatte ihn zu verstehen.

Aber er schien auf jeden Fall offen und sympathisch und sah auch so aus mit den liebenswürdigen braunen Augen und dem ehrlichen Grinsen.

"Ma aa. Oiso, bevoa mia weida smoitalk machn, könna mia bitte bschdein? I hob nn Bärenhunga!"

"Ja klar!" Lilly blickte zu mir und wir bekamen wieder einen Lachflash.

"Wos is denn los?", fragte der arme Bene ,der die Welt nicht mehr zu verstehen schien.

Nach dem extremsten lustigen Mittagessen, tauschten wir Nummern aus und ich hoffte, dass Bene zumindest in normalem Deutsch schreiben konnte.

Konnte er nicht. Oder er machte es mir einfach extra schwer.

Wir verabschiedeten uns und fuhren nach Hause, zwei Bushaltestellen vor meiner musste Lilly raus, und ich fuhr die letzten paar Meter noch allein. Ich lies den Nachmittag in Revue passieren und musste grinsen.

Während ich aus dem Bus stieg, versprach ich mir, ein paar bayerische Wörter zu lernen, damit ich Bene beim nächsten Mal ein wenig beeindrucken konnte.

Ich kicherte, als ich Tür aufschloss und mir seinen Dialekt vorstellte.

Das klang sooo witzig!

Als ich eintrat, stand ich Jonah gegenüber.

"Komm Lil! Wo warst du, wir haben Besuch!", rief er freudig aus und zerrte mich in die Küche.

Wen ich dort sitzen sah, ließ mich wie angewurzelt stehen bleiben, obwohl ich nichts lieber als wegrennen würde.

Dann trafen mich die Erinnerungen wie ein Faustschlag in den Magen.

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