Kapitel 5 Der fremde Vertraute

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„Beruhigen Sie sich doch bitte", tatsächlich zeigten die Wörter der bekannten Stimme Wirkung.

Mein Geschrei verstummte und etwas harsch wollte ich wissen: „Was machen Sie in meinem Haus?"

Ich konnte ein Schulterzucken erahnen. „Ich habe einen Schrei gehört und eins der Fenster stand offen, also habe ich gehandelt. Geht es Ihnen gut."

Nun streckte er mir seine Hand entgegen. Noch immer zittern nahm ich sie.

„Ja, nur irgendein Tier muss sich dort oben verschanzt haben und dieser Geruch macht mich ehrlich fertig, aber danke", erwiderte ich.

„Noch eine Frage, warum ist das Licht aus?", fragte er mich. Dieses Mal zuckte ich recht müde meine Schultern und meinte: „Eine Sicherung ist wohl durchgebrannt."

Der Journalist nickte und schließlich fragte ich Marko etwas was nicht unbedeutend war: „Warum waren Sie in der Nähe meines Hauses und das vor allem nachts? Sagen sie bitte nicht wegen dieser lächerlichen Legende."

„Oh, ähm, nein, das ist doch etwas anders", stotterte und man bemerkte, dass das Thema in unangenehmer wurde. „Wie anders", wollte ich wissen.

Ich bückte mich auch schon einmal nach meinem Telefon. „Es ist so, dass es in diesem Dorf nur ein Wirtshaus gibt, wo man übernachten könnte und als ich dort war hat man mir die Tür vor der Nase zu geschlagen, angeblich wären alle Zimmer besetzt", erklärte er sich.

„So dachte ich, ich kann genauso gut das Haus beobachten. Ich hätte nicht gerechnet, dass jemand drinnen ist. Nach meinen recht guten Recherchen steht es leer."

„Nach Ihrer recht guten Recherche sollten Sie wissen, dass das Haus trotz dessen jemanden gehört und ich finde es besorgniserregend, dass ein fremder Mann mein Haus beobachtet", entgegnete ich.

Kurz dachte er wohl nach, dann äußerte er sich: „Also, wenn sie es so sagen, dann kann man Ihnen nur zu stimmen. Na dann sollte ich wohl gehen." Leicht biss ich mir auf die Lippe. „Warten Sie! Ich kann Sie wohl kaum in November draußen in der Kälte schlafen lassen", meinte ich. „Morgen können Sie es sicher mit dem Wirtshaus klären."

„Haben Sie keine Angst ein fremder Mann aufzunehmen?", wollte er wissen.

„Nein", entgegnete ich und ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, „das Haus ist groß genug und morgen können Sie sich vielleicht die Sicherungen ansehen."

Er trat einen Schritt auf mich zu.

„Ich glaube", meinte er, „dass würde ich sehr gerne."

„Soll ich Ihnen eines der Gästezimmer zeigen oder würden sie lieber wo anders schlafen", fragte ich und könnte seine Antwort schon erahnen. Etwas anders als gedacht fiel sie aus: „Wo wollen Sie denn, dass ich schlafe?"

Ich glaubte ein schmales Lächeln auf seine Lippen zu erkennen.

„Vielleicht sollte ich es Ihnen zeigen", antwortete ich und nahm seine Hand. Überrascht bemerkte ich, wie warm sie war.

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Am nächsten Morgen weckten mich die Strahlen der Sonne, mein Handy Akku hatte wohl endgültig krepiert und so hatte mich heute Morgen nicht das nervtötende Piepen geweckt. Als ich mich aufrichtete, bemerkte ich als erstes, das ich mich allein im Bett befand. Nur meine eigene am Boden zerstreute Kleidung zeugte von den Ereignissen der letzten Nacht.

Ich zog aus dem Koffer eine schwarze Jeans hervor und ein x-beliebiges Oberteil. Ich war noch immer Müde und das Stromproblem war mir deutlich wichtiger, als ein Mann zu beeindrucken, den ich schon letzte Nacht hatte. Das x-beliebige Oberteil entpuppte sich, als ein beigefarbenen Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt.

Die Kette des kleinen silbernen Kreuzes um meinen Hals machte ich demnach etwas enger, damit es nicht zwischen meinen Brüsten baumelte.

Es war ein Familienerbstück von der Seite meiner Mutter. Ich war recht überrascht gewesen, als sie es vor meiner Abreise gegeben hatte.

Eigentlich hätte ich eher damit gerechnet, dass sie es wie alles andere für ihre erst geborene Tochter aufhob. Vielleicht war es eine Art Entschuldigung zu sagen, wenn war es so ziemlich die einzige.

Ich entschloss mich nach zusehen wo mein Gast war. Nicht, dass Marco noch mein Haus durchsuchte nach seinem Yeti.

Ich entdecke ihn schließlich in der Küche, wo er an einem Glas Wasser nippte. Er nickte nur kurz. Seine braunen Haare waren nass, anscheinend war er schon im Bad gewesen. „Morgen", nuschelte ich.

„Was haben Sie heute vor."

„Sehen ob jemand den Baum weggeräumt hat und mein Auto, dann gegebenenfalls bekommen. Ich brauche meine Ausrüstung", entgegnete er. Ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Ihre Ausrüstung?", fragte ich.

„Sagen sie bitte nicht, dass es zum Geisterjagen ist."

„Nun ja um genau zu sein soll es kein Geist sein und allen anderen kann ich wohl mit meinem Laptop eine rüber braten, oder denken Sie nicht?", meinte der Reporter.

Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen. Als ich die Tür des Kühlschranks öffnete, wo nach wie vor ein gemaltes Bild von Lauren hing, sahen mir verdorbene Lebensmittel entgegen.

Angeekelt ließ ich die Tür zu fallen. Daher kam wohl der Geruch. Erneut erregte das Bild meine Aufmerksamkeit.

Mit den bunten Buchstabenmagnete war es dort sicher schon lang vor meiner Geburt befestigt. Es zeigte es auch. Es zeigte die glückliche Schäfer Familie vor meiner Geburt.

Die Sonne war in der Ecke und auf einen grünen Grund standen drei Figuren. Zwei Erwachsene und ein blondes Mädchen, wie...

Wie idyllisch.

„Haben Sie das gemalt", fragte Marco. Er war nun hinter mich getreten. Sein Atem streifte meinen Nacken. Mir fehlte die Kraft zu der Antwort. Was sollte ich auch sagen?

Nichts in diesem Haus war wirklich von mir. Schließlich brachte ich ein unterkühltes 'Nein' heraus. Er trat ein Schritt zurück, als wäre seine Nähe die Ursache für mein Unbehagen. Es war meine Mutter, noch aus dem Grab heraus, könnte sie mich verletzen. Ich zwang mich zu einem Lächeln, als ich mich zu Marco umdrehte. „Wenn die Straße nun frei ist wären Sie so nett mir Lebensmittel mitzubringen?", fragte ich und fügte lachend hinzu. „Ich glaube, dass hier nichts mehr Essbares ist. Am besten fange ich hier an auszumisten." „Natürlich, wenn Sie noch eine Nacht länger einen Fremden in ihrem Haus nächtigen lassen", erwiderte er. Ein Lächeln huschte mir über die Lippe. Ich empfand keinerlei Gefühle für dem Reporter, aber dennoch kam er mir am wenigsten fremd vor in meinem Elternhaus. „Sehr gerne", verließen die Wörter schließlich meine Lippen und mit ihnen Marco den Raum. Als er gegangen ist, wandte ich mich um zum Kühlschrank. Kurz zögerte ich, dann riss ich dieses Bild der glücklichen Familie ab und ließ es in den Müll fallen. Loreen war über 20 Jahre vermisst... Nein, tot. Es war Zeit, dass auch ihre Dinge verschwanden.

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