35 - Besuch der roten Tante

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Es gibt wahrscheinlich keine Frau auf dieser Welt, die mir widersprechen wird, wenn ich sage, dass die weibliche Menstruation die dümmste Erfindung der Natur ist.

Keine Ahnung, wer dachte, dass es eine kluge Idee sei, dem stärkeren Geschlecht sowas antun zu wollen. Wer blutet schon gerne aus seiner eigenen Körpermitte? Genau. Niemand!

Jeder weibliche Körper reagiert in dieser sehr sensiblen Zeit unterschiedlich. Mein Prachtexemplar von einem Leib verwandelt sich in eine mit Blut- und Gebärmutterschleimhaut um sich werfende Furie. Tina und Nina wachsen um eine halbe Cup-Grösse an und sind plötzlich so berührungsempfindlich wie ein Kind mit Schmetterlingshaut, während mein Unterleib entscheidet, den blutigsten Weltkrieg der Menschheitsgeschichte in meiner Gebärmutter auszutragen. Die Krämpfe sind des Todes und manchmal so schlimm, dass sie mich wortwörtlich in die Knie zwingen.

Genau so ein Krampf überkommt mich in dem Moment, als ich den Knopf drücke, um Chris die Haustüre im Treppenhaus zu meiner Wohnung zu öffnen. Das Timing könnte nicht schlechter sein!

Ich höre, wie er die Treppen hochkommt und versuche, möglichst aufrecht an der Tür zu stehen, während ich innerlich zerfetzt werde. Meine Finger krallen sich ins Holz der Eingangstür, trotz explodierender Atombombe in meinem Unterleib.

Auf die Zähne beissen!

Er springt die letzten Treppenstufen hoch und für eine Millisekunde vergesse ich, dass ich aufgrund meiner Menstruationsschmerzen im Sterben stehe, denn Chris trägt dieses herrliche Lächeln auf den Lippen. Da hören sogar die Fronten in meinem Unterleib auf sich zu bekriegen.

Ich habe ihn zu mir nach Hause eingeladen, da wir es nicht riskieren wollten, nochmal von seiner Exfrau und Kind überrascht zu werden.

Seit unserem Gespräch unter Erwachsenen vor einer Woche haben wir das Thema "Julia" nicht mehr angesprochen und ich denke, es ist zum Wohle unserer Beziehung auch besser so. Auf der Arbeit konnte ich dieser Tyrannin dank meinem Einsatz im Vertrieb ganz gut aus dem Weg gehen. Das Problem scheint für den Moment gelöst zu sein.

Mein Gedanke für heute war natürlich, dass ich die sturmfreie Bude bei mir zuhause für gewisse Dinge mit Chris ausnützen könnte. Ich will mit dem Kerl auf Tuchfühlung gehen, allerdings kündigt genau jetzt die rote Tante ihren Besuch an.

Seit ich die Pille vor einem Jahr abgesetzt habe, werde ich regelmässig von der Lady in Red überrascht. Nicht gerade praktisch.

„Hallo", begrüsst mich Chris, als er mich an der Türschwelle sieht.

„Hi", stosse ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Der Krampf dauert noch an, aber ich hoffe, er merkt nichts davon.

Er kommt geradewegs auf mich zu, legt seine Hände auf meiner Hüfte ab und küsst mich innig. Ein Blitz geht durch mich durch, wie jedes Mal, wenn sein Mund meinen findet. Seine Lippen sind stürmisch, als wäre er ein verhungertes Tier, das endlich seine Beute gefangen hat. Meine Finger krallen sich in seinen Nacken und ich ziehe ihn zu mir runter.

„Ich habe dich vermisst", flüstert er und schiebt mich rückwärts in meine Wohnung, ohne aber von mir abzulassen.

Ehe ich antworten kann, dass es mir genauso ging, kosten seine Lippen die meinen wieder und ich verstumme. Mir wird heiss, als seine Hände sich an meiner Taille hocharbeiten. Mühsam ziehe ich ihm die Jacke ab, während wir unsere Münder nicht voneinander lösen können. Die schwarze Lederjacke landet auf dem Boden.

Er löst sich von mir, nur um mir für wenige Sekunden ins Gesicht zu blicken, meine Augen zu finden und mir zu sagen, wie sehr er mich begehrt. Dann senkt er seinen Kopf wieder zu mir herab und küsst mich. Diesmal sanfter und zärtlicher, aber dennoch gierig.

Offenbar brodelt die Lust in ihm, dass er sich dermassen auf mich stürzen muss. Ich will meine Hemmungen genauso loslassen, aber da sticht mir einer der kleinen Gebärmuttersoldaten mit seinem Bajonett in den Uterus, sodass ich mein Gesicht verziehe und mich von unserem Kuss löse.

„AH", jaule ich, versuche aber so zu tun, als sei das nichts gewesen. Chris blickt mich ernst an und runzelt die Stirn.

„Alles in Ordnung?" Seine Augen fahren fragend meinem Körper entlang.

Ich presse eine Hand auf meine Gebärmutter, um den Schmerz zu unterdrücken.

„Bitte. Mach es dir gemütlich", krächze ich und schliesse die Tür hinter mir. „Wohnzimmer ist da vorne links. Ich muss nur kurz auf die Toilette."

Er nickt etwas verwirrt und schreitet in meine Stube, während ich zum Klo humple. Jetzt denkt der sicher, ich habe Dünnpfiff bei meiner gekrümmten Haltung, aber ich kann nicht anders. Mein Uterus will Geburt simulieren und so überfällt mich ein weiterer Krampf, als ich die Türe zur Toilette schliesse.

Gott, das ist ein Desaster!

Mit zitternden Finger durchsuche ich meinen Badezimmerschrank nach Schmerzmitteln. Normalerweise habe ich die immer griffbereit, nur genau heute scheinen die alle ausgegangen zu sein. Ich finde weder Paracetamol, Ibuprofen noch Morphium, obwohl ich letzteres zugegebenermassen nicht besitze.

„Das gibt's doch nicht!", fluche ich, während ich zur Box greife, in der ich meine Tampons verstaut habe. Ein ganzes Waffenarsenal an Tampons in allen Farben, Grössen und Formen. Normalerweise.

Nur heute ist die Box leer.

„SCHEISSE!", fluche ich lauter.

„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", ruft Chris aus dem Wohnzimmer. Er muss mich gehört haben.

Nein, nichts ist in Ordnung.

Ich befördere die leere Box in die Ecke und werfe einen prüfenden Blick auf meine Unterhose. Noch habe ich kein Leck und meinen Schlüpfer ruiniert.

Warum ist mein Leben bloss so ein Chaos?

Ich habe weder Schmerzmittel noch den nötigen Torpedo, um den Blut-Tsunami, der bald aus mir fliessen wird, zu stoppen. Dabei sitzt der Typ, mit dem ich gerne etwas mehr Zweisamkeit gehabt hätte, in meinem Wohnzimmer. Der attraktivste Mann, der mir in meinem Leben jemals begegnet ist, den ich schon ablecken durfte, mit dem ich schon beinahe geschlafen habe und es jetzt eigentlich gerne getan hätte, aber nicht kann.

Die Welt ist so verdammt ungerecht!

Ich antworte Chris nicht auf seine Frage und betätige die Toilettenspülung, um meinen fake Toilettengang zu simulieren. Als ich die Türe öffne, steht Chris davor und ich erschrecke mich fast zu Tode.

„Woah", stöhne ich und knalle meine Hand an die Brust.

„Sicher?", fragt er nochmals.

Erst überlege ich mir, ihm was vorzumachen. Das hat ihn ja eigentlich nicht zu interessieren, dass ich hier von meinem eigenen Körper gefoltert werde. Aber dann besinne ich mich eines Besseren. Das ist schliesslich Chris und aus einem mir unerklärlichen Grund schäme ich mich vor ihm sowieso für gar nichts.

„Ich hab meine Tage bekommen", murmle ich und blicke zu Boden.

Jetzt ist es raus. Schon wieder werden wir an unseren Bettsportambitionen gehindert. Hoffentlich sucht er nicht gleich das Weite, weil damit klar geworden ist, dass wir sicher nicht zusammen nackig werden.

„Oh ...", sagt er und legt den Kopf schief, „du hast Schmerzen." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung.

„Sieht man mir das so deutlich an?"

„Ja."

Er schmunzelt aufmunternd. Ich deute mit dem Finger ins Badezimmer.

„Mir sind die Schmerzmittel ausgegangen. Und die Tampons. Du hast nicht per Zufall welche in deiner Handtasche dabei, oder?", frage ich scherzend.

Er lacht und schüttelt seinen Kopf, sodass sein braunes Haar herumgewirbelt wird.

„Nein, die Reserven im Auto habe ich vor langer Zeit aufgebraucht. Aber sag mir welche Marke und ich besorg sie dir", meint er.

Ich starre ihn ungläubig an. Selbst als ich ihn nochmals frage, ob er das vollen Ernstes meint, zuckt er nur mit den Schultern. Er habe oft Hygieneartikel für Frauen einkaufen müssen. Einmal, als er ein kleines Kind war, habe seine Mutter ihn sogar als menschlichen Schutzschild benutzt, denn sie hatte ihre Tage bekommen und durch die weisse Sommerhose geblutet. Da habe der Sohn – Mini-Chris – als Blickschutz hinhalten müssen. Ihm sei sowas schon lange nicht mehr peinlich, behauptet er.

Mir klappt ungewollt die Kinnlade bei der Geschichte runter. Jene Männer, denen ich in meinem Leben begegnet bin und welche von meiner Periode erfuhren, waren entweder angeekelt oder nicht interessiert, mir in irgendeiner Weise Unterstützung zu bieten. Sie verzogen sich lieber, als die Launen der Natur auszuhalten. Chris' Angebot macht mich völlig sprachlos.

„Also. Welche Marke?", wiederholt er seine Frage und wirft sich die Jacke schon wieder über.

Etwas verdutzt blinzle ich ihn an und erst, als er fordernd seine Augenbrauen hebt, damit ich ihm endlich antworte, schaffe ich meinen Mund zu öffnen.

„O.B."

Er nickt, nimmt sich den Hausschlüssel vom Haken, als wohne er hier und springt die Treppenstufen runter.

„Bin gleich wieder da", sagt er noch, ehe er aus meinem Sichtfeld verschwindet.

Ich blicke ihm recht fassungslos hinterher.

Gerade als ich die Kekse aus ihrem Karton packe und Kaffee für unseren gemütlichen Tag mache, kehrt Chris in meine Wohnung zurück. Ich schmunzle, als er in die Küche tritt und mir die Sachen reicht. Er hat mir tatsächlich die Tampons in drei verschiedenen Saugstärken gebracht, weil er nicht wusste, welche ich brauche. Selbst Schmerzmittel hat er bei der Apotheke geholt.

„Du hast mir das Leben gerettet", bedanke ich mich und verziehe mich auf die Toilette, um die sich anbahnende Blutung mit Watte zu stoppen.

Als ich ins Wohnzimmer komme, ist der Platz auf dem Sofa leer, auf welchem sich Chris noch vor kurzem niedergelassen hatte. Genauso sind unsere Kaffeetassen und die Kekse vom Couchtisch verschwunden. Ich stutze.

„Was zum Teufel", sage ich und suche ihn in der Küche. „Chris?"

Aber auch da ist er nicht. Ist er etwa wirklich gegangen?

„Hier!", ertönt es aus einer ganz anderen Richtung.

Mit Erschrecken stelle ich fest, dass er sich selbstständig gemacht hat und einfach in mein Zimmer gegangen ist. Meine heiligen vier Wände, in die ich eigentlich keinen Mann lassen wollte. Und jetzt sitzt das beste Exemplar davon im Schneidersitz auf meinem Bett, hat die Kekse auf einem Teller bereitgelegt, die Kaffeetassen in der Hand und grinst mich schief an.

„Ich dachte, wir können auch hier Netflix gucken. Ist gemütlicher als die abgesessene Couch da draussen", sagt er. „Ich hoffe, du hast nichts gegen Naschen im Bett?"

Ich presse meine Lippen zusammen, sodass sie sich zu einer schmalen Linie formen. Der Kerl hat sich einfach so eingenistet. In meinem Reich. Bei jedem anderen hätte es mich gestört und den hätte ich im hohen Bogen aus meinem Zimmer befördert. Aber Chris passt irgendwie gut zu meinem Mobiliar. Den behalte ich.

„Wenn du deine Kekse gerne neben benutzten Sextoys isst, kein Thema", antworte ich.

Mein Blick fällt auf den violetten Womanizer, der durch Chris Gewicht unter meinem Kissen hervorgerollt ist und nun an seinem Oberschenkel liegt. Chris folgt meinem Blick und starrt auf mein Spielzeug, als sei es ein Gegenstand aus einer fremden Welt. Dann lehnt er sich plötzlich nach vorne, reicht mir beide Kaffeetassen und schnappt sich das Ding.

„Hey!", meckere ich.

Er inspiziert den leicht krummen und länglichen Gegenstand ganz genau. Ich kann nicht anders, als zu schmunzeln, während ich ihn dabei beobachte, wie er mit gerunzelter Stirn meinen Vibrator untersucht.

Was er echt jetzt gerade denkt?

Er drückt auf den Knopf und lässt das Ding in seinen Händen bis auf Stärke 3 vibrieren. Der Level, der mich immer über die Spitze meines Berges treibt. Der Knopf klickt abermals, als er die Vibrationen wieder abstellt und die Länge und Breite des Womanizers begutachtet.

„Neidisch?", frage ich, denn er hat noch nichts gesagt.

„Nein", sagt er lachend und legt mein Befriedigungswerkzeug auf den Fenstersims. „Ich habe diesem Objekt nur gerade die Ehre erwiesen, die es verdient."

„Was?"

Ich glaube, ich muss mich verhört haben. Das hat er jetzt nicht soeben gesagt. Mein fragender Blick quittiert er mit einem Augenzwinkern.

„Na, ich habe ihm gedankt, dass er sich um dich gekümmert hat. In den dunklen Zeiten."

„Welche dunklen Zeiten denn?"

„Bevor du mich kanntest." Er grinst breit. Ich kann nur theatralisch die Augen verdrehen.

Chris ist manchmal also doch ein typischer Mann! Die denken, wir Frauen seien auf sie angewiesen, weil sie die Orgasmusspender für uns darstellen. Dabei können wir das ganz gut alleine. Meistens klappt es sogar viel besser und schneller alleine. Sowas kann man aber keinem Mann offenbaren, das würde ihn in seinen Grundfesten erschüttern. Lieber lasse ich ihn in seinem Irrglauben.

„Ich glaube, die dunklen Zeiten sind über dich hereingebrochen, junger Mann. Die sechstägige Durststrecke hat soeben angefangen", erinnere ich ihn an meinen blutenden Unterleib.

Er lacht und klopft dann mit der Hand an den Platz neben ihm auf dem Bett.

„Komm, setzt dich. Du hast mich schliesslich auf einen Filmnachmittag eingeladen", sagt er.

Ich gehorche und reiche ihm die Kaffeetasse. Stimmt. Wir wollten zusammen einen Film schauen. Mein ursprünglicher Plan war klassisches Netflix and Fuck, denn Filme eignen sich so gut dafür, sich eng aneinander zu kuscheln und in eine wilde Knutscherei überzugehen, kaum dass der Film angefangen hat. Danach wälzt man sich nackt und schwitzend in den Laken, während niemand mehr den actionreichen Szenen des Blockbusters folgt.

Da mein Körper offensichtlich für jegliche Geschäftsaktivitäten geschlossen werden musste, werden wir also tatsächlich das tun: Einfach nur einen Film schauen. Erdbeersex steht nämlich definitiv nicht auf meiner To-do-Liste mit Chris.

„Tut mir leid", murmle ich, als ich aufs Bett krieche.

Er runzelt abermals fragend die Stirn. „Wofür entschuldigst du dich jetzt?"

„Dafür, dass wir nicht Sex haben können", sage ich und merke selbst, wie ich wie eine schüchterne Jungfer klinge.

Chris lacht auf, sodass der Kaffee in seiner Tasse bedrohlich an den Rand schwappt, aber verstummt bei meinem schmollenden Gesichtsausdruck sofort wieder.

„Wir werden sicher noch die Gelegenheit dazu haben. Wenn nicht diese Woche, dann die nächste", meint er augenzwinkernd, was mich allerdings nur laut seufzen lässt.

Ehrlich gesagt wollte ich so schnell wie möglich mit ihm in die Kiste steigen. Unsere letzte heisse Begegnung hat mich zwar befriedigt, allerdings mag ich dieses Gefühl nicht, dass noch so viel mehr hätte zwischen uns geschehen können. Dinge, die ich gerne erleben möchte! Am besten jetzt gleich!

Ich will diese Intimität mit ihm so dringend, dass ich mich selbst nicht wiedererkenne. Eigentlich bin ich wirklich keine Nymphomanin, aber Chris bringt regelmässig meinen Hormonhaushalt durcheinander. Und das allein mit seinem Lächeln. Oder mit seinem Geruch, der mir jetzt auch schon wieder in die Nase steigt.

„Ausserdem bin ich nicht bloss wegen deinem Körper hier", fügt er an.

Ein Grinsen formt sich auf meinen Lippen. Er ist ein kluges Kerlchen, aber mir was vormachen kann er auch wieder nicht.

„Sondern?", möchte ich wissen.

„Wegen deiner reizenden Persönlichkeit", argumentiert er. Meine Augenbrauen jagen skeptisch in die Höhe, denn ich glaube ihm kein Wort.

„Mhm ... Der lüsterne Kuss von vorhin hat aber was ganz anderes gesagt", kontere ich, was Chris allerdings ein Schulterzucken entlockt.

„Ich kann dir halt wirklich nicht widerstehen. Wenn es nach mir ginge, hätte ich dich jetzt schon ausgezogen und würde ganz andere Dinge mit dir anstellen, als brav neben dir auf deinem Bett zu sitzen und Kaffee zu schlürfen. Schliesslich bin ich auch bloss ein Mann. Jedoch kann ich mich recht gut zurückhalten, wenn es sein muss."

Das ist wohl das erste Mal, dass ich von Chris eine solch protzige Antwort erhalte. Gut, ich habe es provoziert und am schelmischen Glänzen in seinen Augen sehe ich, dass er es nicht so proletenhaft meint, wie es klingt. Dennoch ruft es etwas in mir hervor, was es nicht sollte: Mein idiotisches schlechtes Gewissen.

„Du weisst schon", beginne ich und kaue auf meiner Unterlippe, „dass ich dir dabei helfen könnte ... nun ja ... mit ..."

Mehr kann ich nicht sagen, denn ich bin verunsichert. Ich weiss nicht, wie er auf mein schwammiges Hand- oder Blowjob Angebot reagieren wird.

„Hör auf, sicher nicht, Emma! Das Letzte, was ich tun werde, ist, dich während deinen Tagen zu bitten, mich zu befriedigen! Du hast Schmerzen. Wie bitte soll das für mich in irgendeiner Weise antörnend sein, dir dabei zuzusehen, wie du dich mit quälendem Gesichtsausdruck an mir zu schaffen machst?"

Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet. Eher ein erleichtertes "Ja, oh Gott, schön, dass du endlich fragst!" oder "Wird auch Zeit!" mit einer sich gleichzeitig öffnender Hose. Aber Chris gibt mir nichts davon.

„Keine Ahnung", antworte ich schulterzuckend.

„Eben. Und jetzt komm her und leg dich neben mich hin. Ich will nämlich diesen Film mit dir schauen, der mir so gefällt."

Seinem Wunsch gehe ich gerne nach, also schiebe ich meinen leidenden Körper näher und kuschle mich an seine Flanke. Wir machen es uns auf meinem Bett gemütlich. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich erleichtert darüber bin, dass ein einfacher Filmabend für Chris auch in Ordnung zu sein scheint.

Je länger, je mehr merke ich, wie sehr mich mein Exfreund kaputt gemacht hat. Wegen dieses Trottels schätze ich Chris regelmässig falsch ein. Chris ist kein selbstverliebter, ignoranter und egozentrischer Spast. Das sollte ich so allmählich gelernt haben!

Ich reiche ihm mein grosses Kissen, damit er sich zurücklehnen kann. Wir wählen den italienischen Liebesfilm Brot und Tulpen, denn Chris meint, er habe den schon mal gesehen und für gut empfunden. Ich vertraue seinem Urteil.

Chris legt meinen Laptop auf den Fenstersims, der breit genug ist und auf der perfekten Höhe steht, sodass wir bequem im Bett liegen und Film schauen können. Erst sitzen wir und schlürfen unseren Kaffee, sobald die Tassen aber weggestellt sind, legen wir uns hin, was mir die Gelegenheit gibt, mich eng an seinen tollen Körper zu schmiegen.

Die Schmerzmittel kicken nicht gleich rein, weshalb ich eine ganze Weile noch mit Unterleibsschmerzen zu kämpfen habe. Chris merkt das an meiner wiederkehrenden Anspannung und der Gänsehaut, die sich auf meinen Unterarmen bildet, jedes Mal, wenn das Ziehen einsetzt.

Plötzlich spüre ich, wie er seinen Arm um mich legt und seine Finger unter meinen Hosenbund zwängt. Recht perplex blinzle ich zu ihm hoch. Der Schlingel meint wohl, ich merke das nicht.

„Wer hat gesagt, dass du deine Hand einfach da reinstecken kannst? Hast du irgendwas in meiner Hose verloren?", protestiere ich gegen seinen frechen Versuch, mir an die Wäsche zu gehen.

„Lass mich", grummelt er und schiebt die Hand noch tiefer, sodass ich mich kurz verkrampfe. „Da du in deinem Haushalt ja offensichtlich keine Bettflasche hast, übernehme ich den Job."

In dem Moment, als er das sagt, spüre ich die angenehme Wärme, die sich von seiner Handfläche in meinen tauziehenden Unterleib ausbreitet. Das ist tatsächlich fast wie eine Wärmflasche, nur viel besser, weil es an Chris befestigt ist!

„Oh", sage ich positiv überrascht. „Danke."

Er sagt nichts, sondern drückt mich fester an sich. Den Teller mit den Keksen legt er sich auf den Bauch, genau in mein Gesichtsfeld, sodass ich mich mit wenig Anstrengung an den Schokokeksen bedienen kann.

Wir sind über die Hälfte des Films angelangt. Ich folge angestrengt den Dialogen, denn ich muss ständig die Untertitel lesen. Weder spreche noch verstehe ich Italienisch.

„Emma, darf ich dich was fragen? Was Persönliches?", bricht Chris die Stille, die über uns gefallen ist, da wir beide vom Film so eingenommen sind.

„Deine Hand liegt auf meiner Gebärmutter. Also natürlich darfst du mich was Persönliches fragen", erwidere ich, ohne meinen Blick von den weissen Buchstaben auf dem Bildschirm abzulassen.

Sein Daumen streicht zärtlich über meine Haut am Unterleib. Die Wärme strahlt immer noch angenehm in meine Gebärmutter. Meine Krämpfe sind tatsächlich schwächer als zuvor, aber das will ich ihm nicht sagen, denn ich will nicht, dass er seine Hand dort wegzieht. Es fühlt sich viel zu schön an. Seine Methode scheint besser zu wirken als meine Schmerztabletten.

Ich drehe meinen Kopf zu Chris. Dabei sehe ich, wie sein Blick auf die Stelle meines Körpers gerichtet ist, auf welcher seine Hand ruht und mir Wohlbehagen bereitet.

„Also? Was ist deine Frage?", hake ich nach.

„Ich überlege, wie ich die am besten stellen kann, ohne wie ein Idiot zu klingen."

Das zaubert mir ein Schmunzeln auf die Lippen. Was in aller Welt könnte ihn den bitte als Idioten dastehen lassen? Da gibt es für mich nichts.

„Frag einfach", meine ich schulterzuckend.

„Verhütest du eigentlich?"

Leicht überrascht blinzle ich. Das kam doch unerwartet. Nun hat er seinen Blick auf mein Gesicht gerichtet. Seine Schokodrops gucken mich unsicher an.

„Natürlich. Warum meinst du?"

„Es interessiert mich einfach. Als du bei mir geschlafen hast, hast du keine Pille genommen. Naja, und weil ...", er hört mitten im Satz auf, was mich dazu veranlasst, mich ihm ganz zuzudrehen. Seine Hand fällt mir aus dem Hosenbund, aber jetzt hat er mein Interesse geweckt.

„Weil?", hake ich nach.

„Weil es mir noch immer leid tut, dass ich letztens keine Kondome dabei hatte. Ich will nicht, dass du denkst, ich schere mich nicht darum."

„Tue ich nicht!", beharre ich.

„Nach der Trennung war mein Single-Leben nicht so abenteuerlustig, wie es andere vielleicht erwarten würden. Das mit uns ist ehrlich gesagt alles wieder Neuland für mich. Es soll nicht wie eine lahme Entschuldigung klingen, aber–"

Ich schüttle den Kopf und führe meine Hand an seine Wange, um ihn zu unterbrechen. Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn Männer die Verhütung in den Verantwortungsbereich der Frauen schieben, nur weil wir diejenigen sind, die schwanger werden. Aber Chris schätze ich nicht als einen solchen Kerl ein. Niemals.

„Ich trage die Kupferspirale, keine Sorge. Und so habe ich das wirklich nicht verstanden. Das habe ich dir bereits klar und deutlich gesagt, Schatz", antworte ich, bevor er sich noch weiter für etwas entschuldigt, wofür es keine Entschuldigung braucht.

Ein verschmitztes Lächeln formt sich auf seinen Lippen und eine seiner dunklen Augenbrauen jagt verdächtig schnell in die Höhe.

„Schatz?", fragt er.

Der Schock sitzt tief, als ich realisiere, was ich da gerade gesagt habe. WIE ZUM TEUFEL KANN MIR SOWAS RAUSRUTSCHEN?

„Oh, äh ... sorry ... freudscher Versprecher ...", murmle ich, aber es ist zu spät.

Ich habe es verbockt! Ich habe Chris so quasi meine Liebe gestanden. Viel zu früh. Viel zu schnell! Der wird wahrscheinlich sofort die Flucht ergreifen. Er, der doch alles eher langsam angehen möchte.

Chris bewegt sich und zieht seinen Arm unter meinem Kopf weg. Wahrscheinlich will er jetzt gehen, denke ich mir, aber da rollt er sich über mich und zwängt sich zwischen meine Beine. Ich werde tiefer in die Matratze gedrückt.

„Wie war das nochmal mit kein Sex während der Periode?", meckere ich und ringe nach Luft. Chris kann echt sauschwer sein.

Er grinst nur und streicht mir die Strähnen aus dem Gesicht.

„Naja, mich würde es nicht stören, aber–"

„DAS MACHEN WIR NIEMALS!", rufe ich aus. „Dann sähe das Bett aus wie der Tatort eines Ritualmörders und du wie die Tatwaffe. Tut mir leid, aber deine Lenden müssen warten, bis die rote Tante gegangen ist. Periodensex kommt mir hier nicht ins Haus!"

Chris muss lachen und es schüttelt mich auch durch. Wenn er sich nicht gleich von mir abstützt, dann sterbe ich hier am Erstickungstod. Vom Mann meiner Träume in meinem eigenen Bett zerquetscht. Eigentlich ein schönes Ende, wenn ich so darüber nachdenke.

„Was ich sagen wollte", meint er dann und blickt mir tief in die Augen. „Es freut mich, dass ich bei dir auf der Beziehungsleiter hochgeklettert bin."

Meine Wangen müssen rot geworden sein, denn ich spüre die Hitze darin. Für einen Moment verschlägt es mir die Sprache. Die Kaffeebohnen glänzen so glücklich, dass es in meiner Brust ganz warm wird. Bevor ich unter ihm wie warme Butter dahinschmelze, reisse ich mich zusammen, um ihm mit einer Antwort zu kontern:

„Aufpassen. Emmas Leiter ist morsch und gefährlich. Ein Fehltritt und du stürzt in den Abgrund!"

„Das kann ich vermeiden. Ein Feuerwehrmann weiss schliesslich, wie man Leitern hochklettert. Und das bis zur Spitze. In Windeseile", entgegnet er und senkt sein Gesicht zu mir runter, um mich mit seinen sanften Lippen zu küssen.

Den Film haben wir vergessen. Lieber knutschen wir eine Runde, denn das geht ja – trotz roter Tante.

✵✵✵

Hellouh world!

Seht ihr? Noch ist zwischen Emma und Chris alles harmonisch und rosarot. Schön, oder? Geniesst es. ;)

Meinerseits gibt's sonst nicht viel hinzuzufügen.
Habt einen wunderbaren Wochenstart!

Hab euch lieb.

Eure Fleur

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