19. Schlaf und Ruhe

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Mit weit aufgerissenen Augen sah ich Aarón an. Scheiße, hätte Cosmo nicht aufpassen können?!

„Ich hab das Handtuch schon gestern gefunden, nur wollte ich noch abwarten. Vielleicht hatte ich gehofft, du würdest von selbst alles erzählen, keine Ahnung." Aarón schien niedergeschlagen. 

Ich hingegen wurde in meinem Sitz immer kleiner und rutschte vor Schmerz und Nervosität unruhig hin und her.

„Woher kommt das Blut und die Verletzung? Hier auf dem Hof kannst du dich unmöglich verletzt haben." Seine Stimme klang nachdenklich und auch irgendwie schuldbewusst. Hatte er allen Ernstes Schuldgefühle?! Das war meine Sache!

„Ich..." Kurz atmete ich durch. Leugnen hatte keinen Sinn mehr. „Die Verletzung ist schon älter, es war ein Unfall."

„Ist das der Grund, weshalb ihr nach Spanien gekommen seid?", wollte er unerwartet wissen.

Geschockt sah ich ihn einfach nur an. Er hingegen konzentrierte sich auf die Straße. „Wie meinst du das?" Ich kam mir einfach absolut lächerlich vor. Nie hatte ich Schwäche gezeigt und wenn, dann nur vor Cosmo! So eine unsichere Haltung war nicht meine Art! Es war mir fremd.

Wie damals bei Mors fühlte ich mich von einem Moment auf den anderen bedrängt. Ich fühlte mich eingeengt und Aaróns Anwesenheit beunruhigte mich. Meine Atmung beschleunigte sich und meine Augen suchten schon nach einem Fluchtweg. Doch den gab es nicht! Ich saß ja schließlich in einem Auto! Außerdem war ich verletzt und würde allein eh nicht weit kommen.

„Was solltet ihr sonst in so einer verlassenen Gegend? Du warst ja anscheinend schon bei eurer Ankunft verletzt und ihr hattet keinen Plan, was ihr hier tun solltet. Zudem kanntet ihr hier niemanden." Seine Argumente waren gut, nur half mir das nicht. 

Als Aarón einen Seitenblick zu mir wagte, schien er auf einmal entsetzt. Offenbar war er mit meiner Reaktion überfordert. War ich ja selber.

„Hey, alles in Ordnung?", fragte er besorgt nach. Wie ich diesen Blick hasste! Aarón löste eine Hand vom Lenkrad und wollte mich am Oberarm anfassen, wohl um mich zu beruhigen.

Jedoch zuckte ich nur zurück. „Fass mich nicht an!"

„Okay, aber bitte beruhig dich! Ich will dir nichts Böses", versicherte er mir. 

Ein Blick in den Rückspiegel des Jeeps verriet mir, dass ich total blass war und irgendwie fühlte ich mich auch ganz und gar nicht gut. Vielleicht hatte ich ja ein psychisches Problem? Oder es war einfach der Stress und die Verletzung.

„Ace?", versuchte es Aarón erneut.

Langsam drehte ich mich wieder zu ihm und sah ihn zögerlich an. In dem Moment hätte ich mich gerne selber geschlagen! Wie dämlich verhielt ich mich bitte?

„Hast du Schmerzen?" Aaróns Stimme klang gefasst, aber sein Blick verriet das Gegenteil. Er machte sich Sorgen. Nur warum? Ich war streng genommen ein Fremder. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Nein, Schmerzen hatte ich erstaunlicherweise nicht. Doch Aarón glaubte mir nicht. „Wenn wir zuhause sind, legst du dich hin. Ich möchte nicht, dass du demnächst arbeitest, und deine Verletzung will ich auch sehen", legte er fest.

Geschlagen seufzte ich. Widerworte brachten nichts. Und um ehrlich zu sein, ich wollte wirklich einfach nur schlafen.

„Gut." Aarón nickte und das Gespräch war damit beendet.

Als er schließlich in den Hof einfuhr und den Motor ausmachte, sagte er nur noch „Wir reden heute Abend, okay?"

Auf mein leichtes Nicken hin verließ er das Auto und auch ich stieg aus.

„Was hat er gesagt?", plapperte Keno auch gleich drauf los, der von der Ladefläche gesprungen war. Ich hingegen hatte nur Augen für Max, der viel zu dicht bei mir stand. Keno bemerkte meine Anspannung und packte den Hund am Halsband. Sehr sinnvoll, wie wir heute gesehen hatten...

Ich zuckte resigniert mit den Schultern. „Er hat es bereits geahnt und er meinte, dass ich mich ausruhen solle."

„Wie? Sonst nichts?!"

„Er will heute Abend reden." Irgendwie kraute es mir jetzt schon vor dem Gespräch. Ich war mir einfach unschlüssig, wie viel ich ihm erzählen sollte. Immerhin waren wir auf ihn angewiesen und deswegen sollte ich besser nicht lügen.

Keno zog die Luft ein. „Oh man, dann viel Glück."

„Danke."

Zusammen gingen wir zum Haus. Max war mittlerweile wieder frei und rannte voraus. Cosmo und Julia waren ebenfalls vom Einkaufen zurück. Auf meine Frage hin, ob er etwas geklaut hatte, schüttelte er den Kopf. Aha.

Keno und Cosmo erledigten noch weitere Aufgaben, während ich die ganze Zeit verschlief. Zufrieden hatte ich mich in die Decke eingekuschelt, Schmerztabletten genommen und einfach mal die Ruhe genossen. Meiner Verletzung würden mehrere Stunden Schlaf guttun. Die Angst, dass durch den Schuss Organe zu Schaden gekommen waren, verfolgte mich schon die ganze Zeit und dementsprechend erleichtert war ich über Danielas Urteil.

Gegen Abend war etwas Leben in die untere Etage gekommen. Cosmo war wieder da und auch Helena und die beiden Zwillinge waren unten. Keno konnte ich nicht hören. Vielleicht war er wieder zuhause. 

Dann vernahm ich plötzlich Schritte vor unserer Tür und mein Halbbruder steckte den Kopf ins Zimmer. „Ace?"

„Ja, komm rein", entgegnete ich und Cosmo kam der Aufforderung sofort nach.

Beinahe zögerlich setzte er sich ans Bett. Seine Hände faltete er ineinander und knetete mit seinen Fingern unsicher die Decke durch. „Was hat Kenos Mum gesagt?"

„Hat er dir das nicht erzählt?"

Cosmo sah mich eindringlich an. „Doch, aber ich will es von dir hören."

„Gut." Ich seufzte. „Die Kurzfassung ist, dass ich mich ausruhen soll und eigentlich ins Krankenhaus müsste."

Mein Bruder schien überrascht. „Und was hat sie zur Verletzung gesagt?"

„Sie hat uns abgekauft, dass es eine Jagdverletzung ist und hat nicht weiter nachgefragt", antwortete ich. Schon komisch, sie hatte es einfach dabei belassen. Obwohl man sowas eigentlich melden müsste.

„Wurde sie genäht?"

Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein, sie hatte die Sachen nicht da und ich bin auch froh darüber. Ohne Betäubung wäre das ganz schön hässlich geworden. Außerdem hat sie mir eine Salbe wegen der Entzündung mitgegeben." Dabei zeigte ich auf den Nachttisch.

Interessiert nahm Cosmo die Tube in die Hände. „Hast du Schmerzen?"

„Nein, nur der Verband ist ziemlich eng."

Irgendwie schien Cosmo abwesend. Er nickte nur nachdenklich und lächelte mich schlussendlich an. „Die Ruhe wird dir jedenfalls guttun und ich hoffe, dass sie heilt. Wir beide wissen, dass so etwas durchaus tödlich sein kann."

„Ich glaub, Das musst du mir nicht sagen", meinte ich und musste sogar selbst über den Witz lachen. Dabei stach meine Flanke unangenehm.

Cosmo lachte ebenfalls. „Assassin." Kurz hielt er inne. „Aarón will gleich mit dir reden, aber vorher sollte ich dir noch Etwas zu essen bringen." Wie? Ich durfte nicht mit runter? „Also, ich hol dir mal was", sagte mein Bruder noch, ehe er den Raum wieder verließ und mich verdutzt zurückließ.

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