30. Der Anruf

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„Verzieh dich!", knurrte ich sauer und vielleicht auch etwas verzweifelt, da Max mir seit einigen Minuten hinterlief und seinen Speichel verteilte. Das konnte aber auch daran liegen, weil ich Etwas zu essen in der Hand hielt. Immerhin gab es nach dem Fußball noch ein paar Snacks. Cosmo und Keno hatte ich auf der Bank zurückgelassen und das bereute ich nun.

„Ace, gib es ihm doch einfach", meckerte Paula und plusterte ihre kleinen Backen auf.

Kritisch beäugte ich sie. „Warum sollte ich?"

„Weil er Hunger hat", erklärte sie besserwisserisch.

„Das ist ein Hund. Der hat immer Hunger!", rief Keno und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er mich auslachte. Blöder Verräter! Ich beschloss die Kleine einfach zu ignorieren und rettete mich ins Haus. Dort zog ich die Tür geräuschvoll zu und atmete tief durch.

Kein Max. Keine Kinder. Nur ein klingelndes Telefon... klingelndes Telefon?

Irritiert lief ich in die Küche. Dort hing das uralte Ding mit dieser komischen Schnur. Zwar hatte ich keine Ahnung von Technik, aber selbst ich erkannte, dass es nicht das Neueste war. Mein Erzeuger hatte damals selbst ein Neueres. Nur verstaubte es in der Wohnung. Nie rief jemand an. 

Unschlüssig sah ich mich um. Niemand war hier. Sollte ich rangehen? Durfte ich das überhaupt? Schulterzuckend nahm ich ab. Aarón würde mir schon nicht den Kopf abreißen.

„Hallo?"

„Ähm, hallo. Moment Mal... Ace?!", schrie die Person am anderen Ende schrill und ich hielt mir schnell das Telefon vom Ohr.

Wer war das? Niemand wusste, dass ich hier war! Ich hatte nicht mal ein Handy. „Wer bist du?", fragte ich daher misstrauisch und sah das Telefon in meiner Hand zerknirscht an.

„Oh Gott, zum Glück! Ace, du glaubst mir nicht wie sehr-"

Ich unterbrach ihn harsch. „Wer. Bist. Du?"

„Ich bin's, Tai! Echt beleidigend, dass du meine Stimme nicht mehr erkennst", murmelte er zum Schluss. „Ich dachte wir wären Freunde, aber gut, ich kenn dich nicht anders."

„Warum rufst du an?"

„Ach ja, da war ja was." Kurz raschelte es am anderen Ende. „Du glaubst mir nicht, wer gerade da war. Ich dachte, dass mir das Herz gleich aus der Brust springt! Da stand ein verfickter Mafiosi vor meiner Tür! Und der hat nach dir gefragt. Was hast du bitte angestellt?!"

Hart musste ich schlucken. In mir zog sich alles zusammen. Wie sehr hatte ich gehofft, dass er mich vergessen oder ignorieren würde. Dabei hätte ich wissen können, dass er nicht so einfach aufgeben würde. Was sollte ich jetzt tun? „Hast du ihm was erzählt?", wollte ich daher mit erstickter Stimme wissen.

„Nein, natürlich nicht! Für wen hältst du mich?!" Seine Stimme klang ehrlich enttäuscht und ich bereute meine Worte fast schon.

Einmal atmete ich tief durch. Einerseits war es scheiße, dass er nach mir fragte und mir auf der Spur war, andererseits war es ein Zeichen dafür, dass ich noch einen gewissen Vorsprung hatte. Dennoch bekam ich es mit der Angst zu tun. Meine Handflächen waren schon ganz nass und mein verschnellerter Herzschlag war neben der tickenden Uhr laut in der Küche zu hören.

„Wie lang ist das jetzt schon her?"

Tai schien zu überlegen, den er stieß kurz einen komischen Laut aus. „Keine Ahnung, vor ein paar Stunden."

„Ein paar Stunden?!" Der Typ konnte ja schon sonst wo sein. „Wie sah er aus?"

„Naja, böse halt", lachte Tai und ich seufzte genervt. „Okay, chill mal! Es war mitten in der Nacht und ich bin immer noch auf, weil ich deine Nummer von Mors besorgen musste."

Ich stutze. „Von Mors?"

„Ja, er konnte die als Einziger schnell herausfinden und es lag auch in seinem Interesse, dass ich dich warne", erklärte er. 

Ich allerdings bekam nur noch mehr Angst. Mors konnte man nicht vertrauen! Vielleicht wollte er mich auch verraten, um von sich abzulenken? Ihm würde ich echt alles zutrauen. Am Ende hatte er vielleicht noch einen Deal mit dem Mafiosi. 

„Ace, bist du noch da?"

Abwesend nickte ich. Bis mir einfiel, dass er das nicht hören konnte. „Ich bin noch da."

„Schön, was wirst du jetzt tun?"

Verzweifelt lehnte ich mich gegen die Wand. „Ich weiß es nicht, Tai."

„Schöne Scheiße! Letztlich kannst du erstmal nur hoffen, dass er dich nicht findet. Er weiß noch nicht, dass du in Spanien bist", versuchte er mich zu beruhigen. Mich hingegen stresste sein noch. Mir blieb nicht viel Zeit, so viel war klar. „Wie gehts eigentlich Cosmo?", wechselte er das Thema.

Ich musste unwillkürlich schmunzeln. „Ihm gehts echt gut. Es ist als würde er..., keine Ahnung, als würde er aufblühen. Er ist viel entspannter und irgendwie anders, aber positiv."

„Das klingt doch gut. Und wer weiß, vielleicht veränderst du dich ja auch noch. Könnte dir ja auf jeden Fall guttun", ergänzte er noch leise.

„Wie meinst du das?"

Jetzt lachte er. „Nichts, nichts. Es könnte dir aber guttun mal ein festes Zuhause zu haben. Mal etwas zu spüren, was du noch nicht kanntest."

„Ach ja? Und was soll das sein?"

„Liebe. Zuneigung. Vertrauen. Geborgenheit. Sicherheit", zählte er ernst auf. „Ace, ich kenn dich schon ziemlich lang und glaub mir, ich hab mir immer gewünscht, dass du irgendwann einmal ankommst. Du warst immer wie ein einsamer Wolf, auf der Suche nach seinem Rudel. Vielleicht hast du die ganze Zeit über nur am falschen Ort gesucht?"

Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. „Wer bist du? Und was hast du mit Tai gemacht?"

„Ey!", schimpfte dieser.

„Ich hätte nie gedacht, dass du zu solchen Worten fähig bist", gab ich schließlich preis.

Tai lachte wieder. „Jetzt weißt du es. Aber mal im Ernst, du hast auch ein bisschen Glück verdient, Ace. Ich kenne diese Leute, diese Familie, bei denen ihr unterkommen seid nicht, aber anhand von dem was du erzählt hast und weil du noch immer bei ihnen bist... ich glaube einfach, dass du diese Chance nutzen solltest."

„Das werd ich", versicherte ich entschlossen.

„Gut, dann bis irgendwann, Ace", verabschiedete er sich.

Ich legte meinen Kopf zurück in den Nacken gegen die kalte Wand. „Bis irgendwann, danke für deinen Anruf."

„Immer wieder gern."

So endete das Gespräch und ich schloss meine Augen. Tais Stimme zu hören hatte mich ziemlich überrascht, aber sie hatte etwas Vertrautes und das beruhigte mich. Wenn auch seine Nachricht nicht sonderlich erfreulich war und mir noch immer Angst bereitete. Ich wusste nicht, wie es weitergehen würde, aber ich würde das alles hier nicht kampflos aufgeben!

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