50. Kalte Augen

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Missmutig drückte ich meine Nase an der Fensterscheibe des Autos platt. Mein Atem hinterließ bereits seine Spuren auf der Scheibe und meine Finger krallten sich in die Autotür. Ich wollte da nicht raus. Aber nicht, weil ich die Gemeinde nicht besuchen wollte, sondern weil ich mich nicht bei diesem Olivier entschuldigen wollte. Wie sollte ich ihm denn Das erklären?

„Ace, kommst du?", wollte Julia wissen. Die anderen waren bereits draußen.

Murrend öffnete ich die Tür. „Hm."

„Es wird alles gut, glaub es mir. Olivier hat das bestimmt schon halb vergessen", versuchte sie mich aufzumuntern.

Mit einem unguten Bauchgefühl betrat ich den Parkplatz. Wenn Julia wirklich dachte, dass man einen solchen Angriff einfach vergaß, dann war sie echt leichtgläubig. Oder aber sie spielte es nur runter, um sich selbst zu beruhigen.

„Wir sind hier im Hause Gottes, Ace", flüsterte Cosmo mir schelmisch zu und legte seine Hand auf meine Schulter. „Also kein Grund zur Sorge, hier wird er sich nicht bei dir rächen." Dramatisch sah er mich von der Seite aus an, riss dann die Augen auf und schnellte nach vorn, als wolle er mich erschrecken. „Aber vielleicht ja woanders."

„Klappe, du Spinner", fauchte ich und drückte ihn weg.

Doch mein Bruder ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Ließ er noch nie. „Ja ja, schieb mich ab, aber die Liste der Leute, die sich gerne an dir rächen würden, wird immer länger, Assassin."

„Nenn mich nicht so!"

Erst belustigt, dann aber irritiert verzog er das Gesicht. „Was ist los? Das hat dich doch noch nie gestört." Nachdenklich musterte er mich. „Sag bloß, du hast Schuldgefühle."

„Nein..." Seufzend sah ich den Gemeindemitgliedern beim Begrüßen zu. Ich wusste doch selbst nicht, was mich an dem Spitznamen störte. Schon seit Ewigkeiten nannte Cosmo mich so und auch, wenn ich mir besseres vorstellen konnte, so widerte es mich gerade an. Konnte mich damit nicht identifizieren und wollte so nicht genannt werden. „Lass es einfach."

Entschieden drängelte mich an allen anderen vorbei und betrat das Gemeindehaus.

Zwar hatte ich schon einmal etwas in der Richtung angedeutet, aber Cosmo wusste noch immer nicht, dass ich mein Leben mittlerweile Jesus übergeben hatte. Für immer. Und das wirklich ernsthaft. Es war für mich selbst so neu, dass ich es noch nicht herumerzählen wollte. Abgesehen davon, Cosmo hielt von dieser ganzen Glaubenssache weniger als ich. Ich hatte Angst, dass er meine Entscheidung nicht ernst nahm oder respektierte.

„Ganz schön eilig unterwegs hier!", meckerte mich plötzlich eine bekannte Frauenstimme an und überrascht sah ich vom Boden hoch. Daniela. Kenos Mutter.

„Oh", gab ich geistreich von mir. „Entschuldigung."

Beinahe grinsend verzog sie die Mundwinkel. „Dir scheint es wieder besser zu gehen."

„Schon lang, ja, danke für ihre Hilfe", bedankte ich mich.

Abwertend hob sie die Hand. „Das war selbstverständlich." Wissend sah sie mich eindringlich an und mein Herz machte einen Satz. Schon damals wirkte es so, als wüsste sie etwas. „Ich glaube allerdings, dass der Herr da ganz schön nachgeholfen hat, das hätte sonst übel ausgehen können."

„Allerdings", murmelte ich. Die Schussverletzung hätte mich damals töten können.

„Mum? Ach hier bist- Hallo, Ace", begrüßte mich Keno, der gerade um die Ecke kam und uns freundlich anlächelte. Ich sah nur unmotiviert zurück. „Willst du mit reinkommen? Manuel fragt schon nach dir."

Unwohl trat ich von einem Fuß auf den anderen, folgte dem Braunhaarigen dann allerdings in den großen Saal. Hielt dabei Ausschau nach Olivier. Der Jäger dürfte auf mich nicht gut zu sprechen sein, aber ich wollte mein Wort halten. Nur konnte ich ihn nirgends entdecken.

Dafür aber Manuel... und neben ihm ein fremder Mann.

Recht groß. Eindeutig nicht von hier. Kulturfremde Kleidung. Dunkle Haare, helle Haut, kalte Augen und eine Aura, die mich frösteln ließ. Wie zu Eis erstarrt, blieb ich stehen. Der emotionslose und distanzierte Blick erinnerte mich an die Kreise, aus denen Cosmo und ich ursprünglich kamen. Eine kriminelle, kalte und erbarmungslose Szene. Ich wollte daran nicht erinnert werden. Nicht jetzt, wo ich mein Zuhause gefunden hatte!

Hinter mir hörte ich die restlichen Leute eintreten. Auch Keno sagte irgendetwas zu mir. Doch ich nahm alles verschwommen war. Sah nur den Mann, der hier nicht hergehörte.

Mir wurde alles mit einem Mal zu viel. Damals hatte ich Platzangst. Angst vor fremden Berührungen und so ziemlich allem, was mich an Mors und dessen Aufgaben erinnerte. Hatte Albträume. Und all das prasselte wie ein Wasserfall auf mich ein. Der Amerikaner mit den blauen Augen hatte mich noch nicht einmal gesehen, stand nur neben Manuel in der Menschenmasse und dennoch war er die Ursache für meinen Ausbruch. Seine blauen Augen hatten denselben Ton wie die meinigen. Er war wie ich.

Erschrocken über den Gedanken und im Griff der Angst gefangen, schnappte ich nach Luft. Hatte nicht einmal bemerkt, dass ich sie überhaupt angehalten hatte.

Einen Moment später drehte ich um und rannte aus dem Saal. Rempelte dabei sicherlich einige Leute an. Stolperte auch einmal über einen fremden Fuß. Hörte Keno, der mir hinter rief. Mir war aber alles egal. Als wäre ich ferngesteuert. Wollte nur noch raus. Weg von hier. Weg von den Erinnerungen. Weg von allem.

Draußen spürte ich die kühle Luft, dir mir entgegenschlug.

Meine Hände stützte ich kurz auf meinen Knien ab. Mein Brustkorb zog sich zusammen und mein Herz schlug viel zu schnell. Das Einatmen fiel mir schwer. Nicht, weil ich körperlich nicht fit war. Es war die beißende Angst. Sorge, dass ich etwas verlieren könnte, was ich eben erst gefunden hatte.

Erst als ich mich beruhigt hatte, richtete ich mich wieder auf. Niemand war mir gefolgt. Ein Glück.

Verzweifelt stieß ich die Luft aus und ließ mich an der Wand in meinem Rücken nieder. Winkelte die Beine an und sah in den Himmel. Ich war ja so ein Feigling! Erbärmlich. Schaffte es nicht einmal, mich meiner Vergangenheit zu stellen. Einem fremden Mann zu begegnen. Es war doch noch nicht einmal klar, dass er der Mafiosi war! Ich kannte ihn nicht. Und er war weder bewaffnet, noch hatte er mich komisch gemustert. Im Gegenteil. Er hatte mich nicht einmal gesehen.

Aber diese Augen. Kalt. Und irgendwie dunkel. Als läge etwas in ihnen, was einen tieferen Ursprung hatte. Vielleicht Rache? Oder war das alles nur Einbildung?

Cosmo hatte es selbst gesagt, der Mafiosi konnte unmöglich wissen, wo wir waren. Woher denn auch?!

Mir entwich ein freudloses Lachen. Vermutlich hatte ich mich wieder in etwas hineingesteigert. Etwas eingebildet. Ich sah Gespenster. Gefahren an Orten, wo keine waren. Ich sollte mich beruhigen und einfach abwarten. Auf Cosmo und vor allem Gott vertrauen. Aber eine Versicherung, dass von dem Mann keine Gefahr ausging, brauchte ich trotzdem. Und die würde ich mir auch holen.

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