Attributionsmuster

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Attribu ... was? Attributionsmuster. Ein Meisterweg auf dem Weg nach unten. Ich erkläre es dir.

Wir Menschen möchten die Welt um uns herum verstehen. Das brachte uns früher evolutionäre Vorteile und ist daher fest in unseren Genen verankert. Denn nur der Neandertaler, der wusste, warum das Mammut wann in welche Richtung rannte, konnte das entsprechend vorhersagen und dem Mammut zielgenau eine Falle graben. Und nur die Neandertalerin, die wusste wie die Schwerkraft funktioniert und welches Holz am stabilsten ist, konnte diese Falle mit entsprechend spitzen Holzpfählen ausrüsten, an denen sich das Mammut dann aufpieksen konnte. Nur so konnte jemals ein Neandertaler ein Mammut erlegen, im direkten Kampf wären nämlich eher die Neandertaler als die Mammuts ausgestorben.

Die Biologen, Anthropologen und Geschichtswissenschaftler unter den Lesern mögen mir die schlechte und hochgradig unkorrekte Metapher verzeihen. Ich denke, der Punkt ist trotzdem rübergekommen.

Kurz: Was passiert wann warum? Das ist die Frage aller Fragen. Und der Mensch, der ach so kluge Mensch, der sich selbst Homo sapiens sapiens, heißt doppelt sapiens, also doppelt klug, verständig, weise, getauft hat, glaubt natürlich, er habe alle Antworten.

Wir alle bilden also ein Modell der Welt in unserem Kopf und hängen dazu noch kleine Zettelchen dran mit den Worten "Ursache" und "Wirkung". Mit diesem Modell erklären wir die Welt, nicht nur im Nachhinein, nein, wir erstellen sogar Voraussagen. Ein bisschen wie die Modelle, mit denen Meteorologen das Wetter vorhersagen. Und wer den Wetterbericht schon mal genauer verfolgt hat, weiß ja, wie treffsicher diese Modelle manchmal sind - oder eben auch nicht.

Wir überlegen also immer, welche Ursache ein von uns erlebtes Phänomen hat, und welche Folgen es haben könnte. Wir attribuieren also eine Ursache und eine Wirkung. Dieser Prozess ist, wie immer wenn ein Mensch denkt oder glaubt zu denken, relativ fehleranfällig und deshalb perfekt für dich geeignet, wenn es darum geht, dein Gehirn auf eine schiefe Bahn zu lenken.

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Ich würde nun gerne unterscheiden zwischen Ursachen, die wir wissen und wissenschaftlich belegen können und Ursachen, die wir vielleicht annehmen, glauben oder bestenfalls raten können.

Beispiel 1: Wenn ich einen Apfel über ein Balkongeländer halte und loslasse, fällt er nach unten. Ursache: Schwerkraft. Er fällt jedesmal nach unten. Das hat nichts mit Zufall zu tun, sondern ist ein absolut verlässliches, wiederholbares und somit vorhersehbares Phänomen. Es liegt nicht an mir, es ist egal wer den Apfel fallen lässt. Es ist sogar egal, ob ich einen Apfel oder eine Birne fallen lasse, oder von wo genau ich was-auch-immer fallen lasse.

Die Schwerkraft funktioniert immer, überall und unabhängig von der Person. Das wissen wir alle, sogar Kleinstkinder wissen das schon. Es gibt tatsächlich Studien, die das belegen. Also das mit den Kleinstkindern. Ich weiß nicht, ob sich tatsächlich jemand die Mühe gemacht hat, die Schwerkraft wissenschaftlich zu beweisen. Wahrscheinlich schon.

Schwieriger wird es nun, wenn es nicht um physikalische Gesetzmäßigkeiten als potentielle Ursache geht, sondern um Menschen. Menschen folgen leider keinen einfachen Regeln und es gibt auch keine klaren, aussagekräftigen Naturgesetze hierzu.

Zur Veranschaulichung Beispiel 2: Ich stehe unter einem Turm, als mir jemand von oben einen Apfel auf den Kopf fallen lässt. Nun weiß ich natürlich, weshalb der Apfel fällt (Schwerkraft, siehe oben). Was ich aber nicht wissen kann, weil ich eben Gedankenlesen und Allwissenheit doch noch nicht gelernt habe, ist, warum der Mensch über mir den Apfel fallen gelassen hat.

Hat er das mit Absicht getan oder was es ein Versehen? Wusste er, dass ich hier unten stehe? Dachte er, ich hätte gerne einen Apfel, und wollte mir einen Gefallen tun? Oder wollte er mir den Schädel einschlagen? Death by Apfel.

Wollte er nur irgendeinen Menschen mit dem Apfel treffen oder ging es um mich persönlich? Und war das ein einmaliges Ereignis oder passiert mir das jetzt jedesmal, wenn ich unter einem Balkon vorbeilaufe?

Du siehst, Fragen über Fragen. Und keine sicheren Antworten. Es ist wirklich zum Haare ausreißen. Soziale Situationen sind fast immer ambivalent, heißt mehrdeutig. Ich kann es eben nicht wissen was einem anderen Menschen durch den Kopf geht, ich kann es nur glauben.

Und für die Schlaumeier, die jetzt irgendetwas faseln von wegen "Kommunikation ist alles. Frag doch einfach, warum der Kerl dich mit dem Apfel beschmissen hat", denen sei gesagt: "Ja, und wenn er lügt? Der kann mich doch einfach bescheißern. Wer gibt denn schon freiwillig einen Mordanschlag per Apfel zu!"

Und selbst diese Theorie setzt voraus, dass der Mensch selbst überhaupt weiß, warum er was gemacht hat. Wie oft passiert es uns, dass wir selbst unser eigenes Verhalten gar nicht wirklich einschätzen können. Also, no way, never ever bekommen wir eine sichere Antwort. Wir werden einfach irgendetwas glauben müssen.

Wozu erzähle ich dir das jetzt? So viel theoretisches Blabla und so wenig Praxisbezug! Immer mit der Ruhe, wir kommen dahin. Denn von diesem Glauben an eine Ursache kommen wir zu einem wunderbaren Weg, uns unser eigenes Leben madig zu machen.

Wahrscheinlich wird sich der ein oder andere schon gedacht haben, dass Menschen auf einen absichtlichen, persönlich gemeinten Mordanschlag via Apfel anders reagieren als auf ein versehentliches Fallenlassen oder gar ein gut gemeintes, wenn auch schlecht gezieltes Apfelgeschenk. Während man in der einen Situation wahrscheinlich (vermeintlich zu Recht) hochgradig wütend und aggressiv wird und eventuell mit einem Gegenschlag in Form von Tod durch Bananen antwortet, wird man vielleicht im anderen Fall miteinander über das Missgeschick lachen, und den wahrscheinlich durch den Sturz bereits angematschten Apfel gemeinschaftlich zu Brei verarbeiten und gemütlich und genüsslich mit Pfannkuchen und Zimt und Zucker verspeisen. Dritter Weltkrieg versus Friede, Freude, Eierkuchen. Und alles nur wegen einem Apfel.

Du beschwerst dich, dass der Apfelfall nicht sonderlich praxisrelevant sei? Und selbst wenn, was soll dir das auf deinem Weg nutzen, dein Leben zu ruinieren?

Es gibt sogar mehrere alltagsnahe Anwendungen dieser vielleicht etwas trockenen Theorien. Am wichtigsten ist eigentlich nur eins: Immer vom schlimmsten ausgehen. Von der Option, die bei dir am meisten negative Gefühle und am besten noch ein Verhalten hervorruft, das bei deiner Umwelt auf gerümpfte Nasen oder erhobene Zeigefinger stoßen wird. Und wenn es dann noch eine Ursachenzuschreibung ist, die nach allgemeinen Maßstäben möglichst weit von der Realität entfernt und eher unwahrscheinlich ist, umso besser.

Beispiele? Du hast in der Mathe-Arbeit eine 5 geschrieben. Quark, von wegen, die Arbeit war schwer, alle anderen hatten auch Probleme, es ist nur Mathe, und ehrlicherweise hattest du auch nicht so viel gelernt und könntest es somit das nächste Mal besser machen?

Nee, die Note liegt nur an deiner absoluten Dummheit, eigentlich bekommst du ja in keinem Fach irgendetwas auf die Reihe, was red ich, das kann man auf dein ganzes Leben übertragen, es wird sowieso immer so bleiben und außerdem mag dich der Lehrer nicht und hat dir das absichtlich reingewürgt, um dir mal so richtig zu zeigen, wie abgrundtief er dich hasst und dir auch noch gleich das ganze Leben zu versauen, weil mit einer 5 in Mathe kriegt man keinen Abschluss und landet ohne Job und ohne Freunde (denn wer will schon mit einem solchen Loser befreundet sein) in der Gosse!!

Tatsächlich waren in diesem Beispiel noch ein paar weiterführende Strategien versteckt, auf die ich später noch näher eingehen werde. Da wäre zum Beispiel die Übergeneralisierung, die Katastrophisierung ... Man nehme ein Detail, schließe darauf auf die ganze Welt und stelle sich dann den dazu passenden Katastrophenfilm vor. Herrlich einfach und mit riesigem Effekt. Kann man beinahe immer anwenden.

Für jetzt aber erstmal die Richtlinie auswendig lernen:

Erfolge möglichst als nicht von dir selbst verursacht, zufällig und nur kurzanhaltend, auf alle Fälle aber unabhängig von deinen eigenen Fähigkeiten attribuieren. Auf Fachchinesisch: External und variabel.

Demgegenüber natürlich bei Misserfolgen genau andersrum: Die sind immer mit deinen eigenen (mangelnden) Fähigkeiten erklärbar, du hast keine Kontrolle darüber und es wird sich auch nie ändern. Kurz: Internal und stabil.

Beides zusammen ergibt eine perfekte Mischung, dich selbst davon zu überzeugen, dass du einfach der schlechteste, unfähigste und schrecklichste Mensch auf Erden bist, es immer bleiben wirst und auch rein gar nichts dagegen machen kannst.

Wie gesagt, kann man so machen. Könnte man natürlich auch genau andersrum machen. Wäre aber langweilig und würde langfristig zu einem guten Selbstwertgefühl und glücklichen Leben führen. Und das will ja schließlich keiner.


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